Project Root – Test / Review

    In den frühen 90er Jahren waren Shoot ‚Em Up auf ihrem Höhepunkt angekommen und keiner (wirklich keiner!) damals konnte sich der Magnetwirkung der horizontalen oder vertikalen Ballerspiele entziehen. Auf der Konsole startete R-Type seinen Siegeszug, während Zocker am PC fließig die Demo zu Raptor an ihre Freunde verteilten. In den letzten Jahren wurden auch immer wieder Versuche unternommen, dem Genre neues Leben einzuhauchen, ein gutes Beispiel hierfür wäre der phantastische Sidescroller Sine Moramit einer Metacritic von 83%.

    Totgeglaubte leben ja bekanntlich am längsten und so gibt es mal wieder frisches Futter für alle Freunde gepflegter Shoot ‚Em Up Action. Project Root heißt das neue Werk der Indie-Schmiede OPQAM und soll Konsoleros für Playstation 4, Playstation Vita und Xbox One schnelle Feuergefechte liefern. Dabei schlägt Project Root in eine ähnliche Kerbe, wie es die Desert oder Junge Strike Reihe vormachte: Statt scrollendem Bildschirm steht die freie Erkundung auf dem Programm.

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    Gameplay

    Viele Worte rund um die Rahmenstory können wir uns sparen. Kurz: Wir sind die Guten und alle anderen auf dem Bildschirm sind die Bösen in Form der Prometheus Corporation. Für jede Mission bekommen wir auf dem Radar unser Endziel angezeigt. Bis wir dahin gelangen, müssen wir uns allerdings auf den teils sehr großen Maps zunächst aller Gegner unterwegs entledigen. Die Bewegung unseres Kampfschiffs läuft primär über die beiden Analgostick. Der linke Stick gibt die Schubkontrolle, während wir uns mit dem rechten Stick zu den Seiten drehen können. Mit den Triggern feuern wir dann entsprechende Waffen auf unsere Feinde ab, wobei grundsätzlich in verschiedene Systeme (Kanonen, Raketen, etc.) unterschieden wird. Mit dem Auftrag, alles auf der Mattscheibe auszuradieren und dem Wissen um den exorbitanten Munitionsvorrat hält man aber ohnehin meist beide Finger permanent auf den unteren Triggern. Alle Waffen bekommen natürlich durch das Einsammeln entsprechender Upgrades mit der Zeit einen deutlichen Boost verpasst. Auch gibt es hier und da Sonderwaffen, die mitunter ganze Landstriche in Schutt und Asche legen können. In jedem Falle bieten die Specials einige taktische Finesse und sind bevorzugt in den Bosskämpfen einzusetzen.

    Das Missionsdesign ist recht generisch. Irgendwie geht es natürlich darum, alle Feinde vom Spielfeld zu putzen. Damit es nicht zu stupide wird, kommen während des Einsatzes immer wieder neue optionale Ziele hinzu oder man muss ein Zwischenziel erledigen. So kann man z.B. erst die große Feindbasis unter Beschuss nehmen, wenn man vorab alle Außenposten zerstört hat, um das Energiefeld zu schwächen.

    Die Sache mit dem Radar erweist sich im Spiel als ziemlich tricky. Der einzige Hinweis, wo wir hin müssen, ist ein kleiner, blinkender Punkt. Ob wir uns dabei auf der richtigen Fährte bewegen oder bei dem eingeschlagenen Weg in einer Sackgasse enden, das kann man nur im Eigenversuch herausfinden. Immerhin warten an jeder Ecke und Kante natürlich Gegnerhorden, so dass keine Langeweile oder Baller-Armut entsteht, doch die mangelhafte Zielführung kann mitunter den Spaß schon extrem in die Länge ziehen und birgt ein hohes Frustpotential.

    Grafik & Sound

    Die Kamera ist fix in der isometrischen Schräg-Hinten-Sicht verankert. Die Grafik ist für einen solch kleinen Titel erstaunlich gut gelungen. Die Texturen sind scharf, farblich knackig und schick inszeniert. Die Hundertschaften an Gegnern und feindlichen Projektilen sind immer klar und deutlich erkennbar und heben sich hervorragend vom Untergrund ab. Besonders Lichteffekte und die großen Explosionen sind ein kleines Schmankerl, vor allem im Hinblick darauf, dass auch die Framerate zu keinem Zeitpunkt einknickt. Für schnelle Shooter natürlich ein Muss dafür, dass das Tempo stets hoch bleibt. Über die Schattenwürfe verlieren wir aber mal lieber kein Wort…

    Der Soundtrack dudelt etwas penetrant und passt nicht immer zur rasanten Action. Unser Tip daher: Ausschalten. Deutlich besser gelungen sind die Soundeffekte, die durch einen satten Bass die Nonstop-Action auf der Mattscheibe prima unterstreichen.

    Knackpunkte

    In den Himmel der Shoot ‚Em Ups kann man Project Root nicht loben. Sicherlich macht das rasante Gameplay Spaß, Ruhephasen sind quasi Mangelware. Es sind die Feinheiten, die nicht so 100%ig passen. Wie oben bereits erwähnt, ist der Radar nicht wirklich eine große Hilfe, da er nur die grobe Richtung vorgibt. Dadurch ziehen sich Missionen teils enorm und gelegentlich ist man für einen Einsatz satte 45  Minuten unterwegs. Kein Spiel also für eine schnelle Partie. Ferner hätte es uns gefreut, wenn Project Root über einen (lokalen) Multiplayermodus verfügt hätte, denn die Struktur des Spiels hätte das sicherlich hergegeben – schade.

    Schwierig wird es, wenn man an den Rand der Karte gelangt, diesen aber nicht als solchen erkennt, weil sich die Landschaft einfach fortsetzt. Richtig mies wird es dann, wenn hinter der unsichtbaren Barriere auch noch Gegner lauern. Diese schießen mit glühenden Rohren auf uns, während unsere Geschosse an der Grenze abprallen.

    Fazit

    Die Idee hinter Project Root ist simpel, spaßig, aber nicht ganz ausgereift. Der Spielstart ist ziemlich unfair, da das eigene Schiff noch keinerlei Upgrades besitzt, wogegen die Feinde ohne Umschweife direkt auf den Punkt kommen wollen. Erst später, wenn die ersten Systeme einen Boost bekommen, pendelt die Waage zu unser Gunsten und macht das Spektakel ausgeglichener. Für einen schnellen Zock sind die Missionen zu ausladend und der wirre Radar hilft nicht wirklich, schnellstmöglich zum Ziel zu gelangen. Auf der Pro-Seite muss man sagen, dass ein Shoot ‚Em Up von der Action im Dauerakkord lebt und das schafft Project Root richtig gut. Die Gegnerdichte passt und die unterschiedlichen Feindtypen bieten ausreichend Abwechslung. Freunde des Genres können trotz der Abzüge in der B-Note ziemlich bedenkenlos zugreifen, alle anderen können einfach mal abwarten, ob das Spiel nicht früher oder später für Xbox Gold oder PS Plus kostenlos verfügbar sein wird.

    Wo wir gerade bei den kostenpflichtigen Zusatzdiensten sind: Derzeit ist Project Root mit einem Rabatt von 30% in den Store gestartet. Obendrein gibt es für Playstation Besitzer das Spiel als Cross-Buy Version.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur