Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney – Test / Review

    Capcom wagt sich an ein spannendes Crossover. In Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney ziehen erstmals die beiden namensgebenden Spielcharaktere gemeinsam durch die Spielwelt und begeben sich auf die Suche nach der Wahrheit. Wir haben uns durch das Spiel gerätselt und hier in unserem Test könnt ihr lesen, wie die beiden Querdenker gemeinsam abschneiden.

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    Ein kurzer Hinweis vorweg: Wir verzichten absichtlich darauf, im folgenden Text zu viel von der Geschichte und den enthaltenen Rätseln zu erzählen, da wir einerseits nicht spoilern möchten, darüber hinaus aber auch keinem Spieler den Spaß am Spiel vorab rauben möchten.

    Wer weder ein Spiel mit Professor Layton oder Phoenix Wright kennt, dem geben wir einen kurzen Einblick in die Spielprinzipien. Professor Layton steht in jedem Abenteuer vor einer neuen Herausforderung, in dem er ein meist mysteriöses Ereignis aufdecken möchte. Dazu bewegt er sich durch die Spielwelt und stößt an jeder Ecke an Rätsel, die es dann zu lösen gilt. Mit jedem beendeter Kopfnuss kommen wir so der Lösung um die Rahmengeschichte immer ein kleines bisschen näher. Phoenix Wright hingegen ist ein knallharter Anwalt, sein Revier ist der Gerichtssaal. Wir nehmen Beweise und Indizien auf, wägen sie gegeneinander ab, suchen Ungereimtheiten und versuchen letztlich, den zu unrecht beschuldigten Angeklagten aus seiner Situation zu retten. Was Professor Layton und Phoenix Wright miteinander verbindet ist der unaufhörliche Drang, die Wahrheit aufzudecken. Und so liegt dieses Crossover beider Spiele auch irgendwie auf der Hand, es bot sich förmlich an und schrie nach Vollendung. Während Professor Layton in westlichen Ländern schon seit Jahren einen unaufhörlichen Siegeszug am laufen hat, gehört Phoenix Wright hier in Europa zu den eher unbekannteren Gesichtern erfolgreicher Serien von Nintendo. Dafür genießt er in Fernost umso mehr Aufmerksamkeit, dort erschien Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney auch schon bereits Ende letzten Jahres.

     

    Die Story des Spiels führt uns zunächst nach London, wo ein tragischer Zwischenfall geschieht. Davon weitergetragen begeben wir uns in die geheimnisvolle Gegend rund um Labyrinth City, die einen romantisch-mittelalterlichen, aber irgendwie auch gefährlichen Charme versprüht. Dort angekommen werden wir Zeuge, wie eine junge Frau bezichtigt wird, eine Hexe zu sein. Es scheint, als seien wir die Einzigen, die an ihre Unschuld glauben und ab sofort nehmen wir den Kampf um Gerechtigkeit für sie auf. Dabei zeigt sich Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney von der starken Seite, die beide vereinten Spielserien ausmachen. Mit Layton und seinem Gehilfen Luke wandeln wir durch die Gassen, während Phoenix und Maya ihren Platz im Gerichtssaal inne haben.

     

    Das Erkunden der Spielwelt mit Professor Layton und Luke funktioniert identisch mit dem, wie man es aus jedem anderen Layton-Abenteuer kennt. Mittels Stylus durchforsten wir das Szenario, decken dabei Hinweismünzen auf und sammeln wichtige Informationen. Dabei verwandelt sich das Symbol immer in eine Lupe und fängt an zu blinken, wenn es etwas Spannendes zu entdecken gibt. Wir treten mit Personen in Kontakt, die uns entweder essentielle Hinweise geben oder uns ein Rätsel stellen. Derer gibt es insgesamt 70 an der Zahl und sind von wenig anspruchsvoll bis Mein-Kopf-raucht-schon im Schweregrad, bleiben aber immer ordentlich fair. Wer seinen Hirnschmalz anstrengt, der kommt auch zur Lösung und für alle Fälle haben wir ja die Hilfemünzen, um ggf. einen kleinen Hinweis zu liefern.

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    In der Summe ist jedes Spiel rund um Professor Layton ein virtuelles Rätselbuch, deren kleine Kopfnüsse in eine Rahmengeschichte verpackt wurden. Der merkliche Negativpunkt ist bzw. war immer, dass die Rätsel viel zu oft in keinerlei Kontext mit dem Spielgeschehen stehen. Nicht so in Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney, endlich einmal erleben wir knackige Rätsel, die sehr wohl den Bogen zur Rahmengeschichte spannen und direkt ins Spielgeschehen integriert wurden. Auch die Art der Rätsel bietet teilweise einen starken Kontrast zu jenen, die wir bereits aus der Layton-Serie kennen. Das hebt den Spielspaß auch für alte Layton-Veteranen deutlich und trägt nicht minder zur dichten Spielatmosphäre bei.

    Zeitgleich macht sich Phoenix Wright im Gericht ans Werk und sucht nach Hinweisen, die die Unschuld der jungen Frau stützen sollen. Unser direkter Rivale ist der Staatsanwalt, der stets große Töne spuckt und nicht mit Vorwürfen geizt. Im Spielverlauf treten nach und nach unterschiedliche Zeugen auf den Plan, teilweise auch kleinere Grüppchen. Diese nehmen wir ins (Kreuz-) Verhör und horchen aufmerksam ihren Beschreibungen. Im Inventar befinden sich diverse Objekte in Form einer Fallakte, die zur Untersuchung beitragen. Treffen wir auf Ungereimtheiten in den Aussagen, dann können diese Objekte zur Stützung unserer These herangezogen werden. Hilfreich ist es auch, beim Verhör auf die restlichen Zeugen zu achten. Nur all zu gerne regt sich jemand auf der Bank bei einer Aussage, für uns ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmen könnte. Ähnlich wie bei den Layton-Rätseln gibt es aber auch für Phoenix Wright Hilfestellungen, sollte der Spieler mal nicht weiterwissen. Gesammelte Hinweismünzen bieten nützliche Hints und führen uns auf die richtige Fährte.

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    Bei aller Lobhuddellei für das Spiel fällt jedoch ein Punkt negativ auf. Die Passagen im Gericht dehnen sich teilweise wie Kaugummi. Beide Spieleserien sind mitunter recht textlastig, aber bisher hielt man immer eine gute Waage zwischen Spielanteil und Lesetexten. In Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney sind jedoch ein paar Befragungen im Gericht zu ausufernd und ziehen sich unnötig in die Länge. Es ist ja ohnehin nicht so, als dass eine der Serien mit hohem Tempo aufwartet, hier wird allerdings Entschleunigung gelegentlich zu groß geschrieben. Im Bezug darauf, dass man als Spieler stets aufmerksam horchen bzw. lesen sollte, was die Zeugen von sich geben, sind die langen Textanteile kontraproduktiv für die Wachsamkeit.

    Grafisch können wir dem Spiel nahezu die Bestnote vergeben. Beide Zeichen- und Animationsstile der verwendeten Spieleserien sind hervorragend umgesetzt und bieten einen netten Kontrast. Jede einzelne Spielfigur ist sauber und schön gezeichnet, die flüssigen Animationen tragen zur Echtheit bei. Die im Spiel verwendeten Zwischensequenzen sind toll animiert und haben mit einer Länge von knapp 45 Minuten fast schon Filmcharakter. Der zuschaltbare 3D-Effekt funktioniert lupenrein und katapultiert den Spieler förmlich ins Spielgeschehen rein. Für den Sound sammelt das Spiel die nächsten Pluspunkte. Schon im Intro weckt die schaurige Musik ein stimmiges Ambiente, das bis zum Schluss mit inhaltsvollen Melodien gefüllt wird. Die komplette Sprachausgabe ist wie gewohnt erste Sahne und dank bekannter Synchronstimmen fühlt man sich mit Layton und Co. sofort heimisch.

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    Fazit

    Crossover zweier Spielserien sind immer ein heißes Eisen, im Falle von Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney gelingt der Spagat aber nahezu in Perfektion. Nahezu nur deshalb, weil die teils langen Textpassagen im Gericht zu ausufernd und fast schon ausladend sind. Wäre dies nicht der Fall, hätten wir hier vielleicht sogar das spannendste Abenteuer beider Hauptakteure in der Hand. Ansonsten gibt es kaum Grund zum Meckern. Im Gegenteil, gerade was den Layton-Anteil betrifft, toppt das Spiel sogar noch die vergangenen Abenteuer des Professors. Endlich bekommen wir ganz neue Rätselmuster präsentiert, die obendrein auch noch Sinn für den Fortgang der Spielgeschichte machen. Tolle Animationen, schicke Zwischensequenzen und ein mehr als stimmiger Soundtrack runden den tollen Gesamteindruck von Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney ab. Wer auch nur eine der beiden Spieleserien gerne spielt, der bekommt hier in jedem Fall altbekanntes Futter mit einigen frischen Neuerungen serviert und schlussendlich voll auf seine Kosten. Für Besitzer des Nintendo 3DS: Kaufen!

    Layton-Phoenix

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur