P.T. – Es lebe der König des Horrors

    „Gamescom 2014“. Sony zeigt auf ihrer Pressekonferenz einen Trailer für ein Spiel namens P.T., entwickelt von 7780s Studio. Es handelt sich offensichtlich um eines dieser üblichen Indie-Horror Games, zumindest wenn man den ersten Bildern aus dem Trailer glaubt . Es vergehen ein paar Stunden, bis die Bombe platzt: P.T. ist ein Teaser für das neue Silent Hills, entwickelt von Hideo Kojima und Guillermo Del Toro. Das Internet steht Kopf und das nicht nur für einen kurzen Moment. Diskussionen über die Lösung der letzten Rätsel und Artikel darüber, wie unheimlich P.T. ist,  poppen überall auf. Doch dann, irgendwo im Bugwasser der Konami/Kojima-Affäre, gibt Konami bekannt, dass Silent Hills nicht länger entwickelt wird. Dass es sich dabei nicht um einen Publicity Stunt handelt wird immer deutlicher, als Konami P.T. aus dem Playstation Store entfernt und auch die E3 keine Neuigkeiten zu Silent Hills bringt. Doch Silent Hills Vermächtnis bleibt bestehen, nicht nur in Petitionen, E-Mails und offenen Briefen, sondern auch in Form von P.T. auf den PS4 Festplatten derer, die es nicht gelöscht haben. In meinen Augen ist P.T. ein Meilenstein des Horror-Genres. Wieso erfahrt im weiteren Text.

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    Silent Hills playable Teaser als spielbaren Albtraum zu beschreiben trifft den Kern der Faszination erschreckend genau. Das erste Mal, wenn der Spieler den kleinen Flur betritt, der von Anfang bis Ende den Schauplatz des grässlichen Erlebnisses bilden wird, umfängt den Spieler dieses unangenehme Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Ein Gefühl des Unwohlseins, dessen Auslöser für den Spieler und den Zuschauer gleichermaßen unbegreiflich ist. Ohne zu wissen was genau es ist, wissen wir, dass hier etwas falsch ist. Irgendetwas stimmt nicht, die Normalität des einfachen Hausflurs wird augenblicklich zu einem surrealen Gefängnis. Keine Leichenberge, keine blutverschmierten Wände, einfach nur ein Flur mit ein paar abstrakten Bildern, Kommoden, Elektrogeräten und vier Türen.

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    Wenn wir das erste Mal den Flur durchquert haben, nur um am Ende festzustellen, dass die einzige Tür durch die wir gehen können uns wieder zurück zum Anfang des Ganges führt, macht sich unbewusst eine unheimliche Akzeptanz breit. So absurd die Situation auch sein mag, wir akzeptieren die Regeln fasst augenblicklich ohne uns bewusst dafür zu entscheiden oder gar zu verstehen, welchen Gesetzen diese Welt überhaupt folgt. Während wir schlafen hinterfragen wir die Realität unserer Träume für gewöhnlich nicht; das Gleiche geschieht in P.T. Wir haben uns auf eine Welt eingelassen, deren Logik und Regeln wir nicht verstehen und gestehen uns somit auch ein, dass wir vollkommen machtlos sind gegenüber dem, was uns erwartet. Wir können nichts anderes tun, als auf das zu reagieren, was das Spiel beim nächsten durchschreiten der Tür für uns bereithält. Wir rechnen mit dem Unerwarteten und bekommen genau das: Eine Situation, die wir nicht unter Kontrolle haben, die wir nicht verstehen und nicht vorausahnen können. Wir werden zu Mäusen in einem Labyrinth des Grauens; wollen raus und hoffen unterbewusst, dass jedes durchschreiten dieser verfluchten Tür am Ende des Flurs unser letztes Mal war, nur um bloß ein weiteres abnormales Kapitel unserer planlosen Reise aufzuschlagen. Die Regeln der normalen Welt gelten hier nicht und doch fühlen wir uns ständig an sie erinnert, was die Situation nur noch beängstigender macht.

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    Echter Horror braucht keine vor Blut triefenden Wände und auch keine Leichenteile, die zu hunderten den Boden pflastern. Natürlich kann uns so etwas verängstigen, es weckt aber dennoch keine echte Angst. Wenn wir alle fünf Meter von einem lauten Knall, einem herausspringenden Gegner oder einer plötzlich auftauchenden Katze überrascht werden, dann zucken wir alle unweigerlich zusammen und vielleicht setzt für den ein oder anderen das Herz auch mal für einen Schlag aus, aber mit purer Panik hat das Ganze nichts zu tun. Angst ist, wenn wir die Kontrolle verlieren und jeder Versuch diese Kontrolle wieder zu gewinnen uns nur hilfloser macht. Panik macht sich breit, wenn wir die Welt um uns nicht verstehen, keine Regeln erkennen und nicht wissen, was wir tun können, um dieser Situation zu entkommen. Entsetzen spüren wir dann, wenn wir etwas entdecken, dass sich mit unserem Weltbild nicht vereinbaren lässt und uns trotzdem an diesem Bild festhalten lässt. P.T. versteht all dies, sperrt uns in einen Albtraum, hält uns immer wieder den Schlüssel vor, um ihm zu entfliehen und lockt uns so nur tiefer in seine Abgründe.

    Das Ganze ist eine punktgenaue Komposition aus Bildern, Soundeffekten, unkontrollierbaren Ereignissen und einer ordentlichen Portion Wahnsinn. P.T. ist ein einziger langer, atemberaubender Herzinfakt, der uns immer wieder daran erinnert, dass das vielleicht beste Horrorgame aller Zeiten wahrscheinlich niemals erscheinen wird.