Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs – Test / Review

    Vor knapp fünf Jahren erschien Ni No Kuni – Der Fluch der Weißen Königin. Nun erschien mit Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs der zweite Teil des japanischen Anime-RPGs. Während im Vorgänger eine starke Zusammenarbeit zwischen den Entwicklern – Level 5 – und dem japanischen Anime-Studio – Studio Ghibli – vorausging, stand für den zweiten Teil Studio Ghibli nicht (ganz) zur Verfügung. Wie sich dies alles auf Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs ausgewirkt hat, überprüfen wir in unserem Test.

    Ni No Kuni – Eine neue Welt

    Das Spiel beginnt bereits in den ersten Minuten dramatisch. Eine Wagenkolonne in New York fährt über eine Brücke, mit an Bord ist der US-Präsident Roland. Plötzlich fliegt eine Rakete vorbei und explodiert mitten über der Stadt und tötet Millionen von Menschen in wenigen Sekunden. Die Welle der Explosion erfasst auch den Wagen von Roland. Dieser verliert augenblicklich das Bewusstsein.

    Keine Sekunde später erwacht Roland wieder. Doch nun befindet er sich in einem fremden Schloss wieder. Neben ihm ist der junge König Evan, welcher erst vor kurzem seinen Vater verloren hatte. Doch Antworten auf die Fragen wo er sich befindet, wie er hierherkam und wer dieser Evan ist, erhält Roland nicht. Da genau in diesem Moment ein Putsch auf den jungen König Evan und sein Königreich Katzbuckel erfolgt.

    Zusammen fliehen beide vor dem erfolgreichen Putsch. Anschließend verspricht Evan ein neues Königreich aufzubauen, indem jeder einzelne Bürger glücklich werden kann. Da Roland nicht weiß wie er in seine Welt zurückkommt – und dies vielleicht auch gar nicht möchte – schließt er sich dem jungen (Ex-)König und dessen Aufgabe an. Doch gleichzeitig müssen sie einer Fremden Macht gegenüberstehen, welche das ganze Land bedroht.

    Somit befasst sich Ni No Kuni 2 mit ernsteren Themen als noch sein Vorgänger. Doch die zwei Hauptcharaktere passen perfekt zu einander. Während Evan der verträumte, naive und neugierige Bub der Truppe ist, ist Roland der bodenständige, welcher als Mentor für Evan gilt.

    Während des Verlaufes der Geschichte treten weitere Personen unserer Heldentruppe bei. Bei dem ein oder anderen Charakter hätten wir uns mehr Entwicklung gewünscht. Doch die Liebenswertigkeit und deren Dynamik untereinander sorgt für viele schöne Momente.

    Neues Kampfsystem

    Der zweite Teil der Reihe ist nicht nur ein typisches JRPG, sondern bietet auch Echtzeitstrategie- sowie Aufbausimulations-Elemente. Während wir im ersten Teil noch passiv am Kampfgeschehen teilgenommen haben, führen wir nun die Schlachten selber aus. Eine Oberwelt verbindet die unterschiedlichen Handlungsorte miteinander. Während wir anfangs noch zu Fuß unterwegs sind, erhalten wir im späteren Verlauf Fortbewegungsmittel wie z.B. ein Schiff oder Zeppelin. In der Oberwelt besitzen die Charaktere einen überdimensionalen Kopf und Gegner werden angezeigt. Somit fallen keine nervigen Zufallskämpfe an. Wird ein Kampf in der Oberwelt begonnen, finden sich die Charaktere in einer 3D-Arena wieder. Hier werden die Kämpfe in Echtzeit ausgetragen. Zwischen den Charakteren kann jeder Zeit hin und her gewechselt werden. Sind wir an einem bestimmten Handlungsort wie z.B. Höhlen, Wäldern, Städten oder anderen Orten haben die Charaktere wieder korrekte Körper-Proportionen und Feinde lassen sich direkt ohne separate Arena angreifen. Die Kämpfe wirken zu Beginn relativ einfach, aber ziehen mit Dauer ziemlich an.

    Im Gefecht können mehrere Waffen mitgebracht werden. Jede Hiebwaffe besitzt eine Wuchtanzeige für Sonderattacken. Diese Anzeige lassen sich mit erfolgreichen Treffern aufladen. Für Ablenkung mit geringem Schaden können Schusswaffen wie Pistolen oder Bögen sorgen. Während den Kämpfen in Arenen können die süßen Gnuffies eingesetzt werden. Diese kleinen Geister sind je einem Naturelement zugeordnet und können – wenn sie aktiviert werden – mit verschiedensten Mitteln zur Seite stehen. Sei es ein Schutzschild, eine Heilung, eine kleine Kanone oder andere Hilfsmittel.

    Eine weitere Möglichkeit die Gefechte zu unserem Vorteil zu beeinflussen, ist der Kampfequalizer. Dieser bietet verschiedene Schieberegler für die Gruppe. Zum Beispiel können wir Resistenzen oder körperliche Fähigkeiten bestimmen. Das Einstellen auf Maximum aller Regler wird dadurch verhindert, dass nicht alle Regler zeitgleich wirken. Hinzu kommt, dass das Einstellen Kampfpunkte benötigt, welche durch Levelaufstieg gewonnen werden.

    Die Kampfwaffen können nicht nur gefunden werden, sondern lassen sich auch herstellen und sogar verbessern. Werden keine Kämpfe ausgetragen, wird die eine oder andere Quest erfüllt. Diese bringen die Handlung voran und sind dank gut verteilten Schnellreiseportalen sehr angenehm.

    (abwechlungsreiche) Gameplay-Mechaniken

    Das RTS-Element im Spiel nennt sich Skirmish-Modus. Dieser ist über militärische Flaggen auf der Oberweltkarte aufrufbar. Der junge König Evan kann hier Soldaten in typischer RTS-Manier befehligen. Kämpfe werden durch das richtige Positionieren der Einheiten sowie über das Stein-Schere-Papier-Prinzip entschieden.

    Die Aufbausimulation steht etwa nach 10 Stunden Spielzeit zur Verfügung. Hier kann Evan neue Gebäude bauen, Forschung für Magie, Rüstungen, Gnuffie-Pflege und Waffen voranbringen. Neue Bewohner findet Evan an den unterschiedlichsten Orten. Durch Gefallen oder Gesprächen können Personen zu neuen Bewohnern werden. Zusätzlich ist es möglich Landwirtschaft zu betreiben, um Material um Ausrüstung herzustellen oder zu verbessern. Die Wirtschaft wird durch die separate Währung aus der Königskasse – die sogenannten Kronen – geregelt. Die Kronen können durch die Bürger erwirtschaftet werden. Arbeiten die Bewohner mehr, erhöht sich der Gewinn der Kronen. Das Arbeiten und Forschen geschieht hierbei in Echtzeit, aber kann durch Kronen beschleunigt werden. Die Aufbausimulation ist nicht nur eine zu vernachlässigte Option, sondern wird sich um Evans Königreich gekümmert, erleichtert dies die eigentliche Reise der Gruppe.

    Technik

    Auch wenn in Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs die Hilfe von Studio Ghibli fehlt, merkt man den Einfluss des Studios. Dies liegt hauptsächlich daran, dass zwei Mitarbeiter des Studios separat angestellt wurden, welche Hauptverantwortlich für die Charakterzeichnung waren.
    Während die Lokalisierung spitze ist – nicht jedes Gespräch wird mit einer Sprachausgabe hinterlegt – hat man etwas an den Hintergrundgeräuschen gespart. Die Gestaltung der unterschiedlichsten Umgebungen ist wunderschön. Etwas Atmosphäre zerstören die Altbacken NPC, welche nur starr auf der Stelle stehen. Die Animationen sind wiederum – ganz Studio Ghibli typisch – geschmeidig und schön anzusehen.

    Fazit

    Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs wirkt auf den ersten Blick etwas kindlich, aber besitzt eine ernste Geschichte. Die Animationen sind erwartungsgemäß wunderschön. Doch nicht nur die augenscheinlichen Elemente wirken gut, sondern auch die einzelnen Gameplay-Mechaniken wirken gut durchdacht. Ni No Kuni 2 bietet abwechslungsreiche Situationen, sei es das Kampfsystem an sich oder die Echtzeitstrategie sowie Aufbausimulations-Elemente. Aber diese wirken nicht wie in den meisten Spielen einfach nur zur Streckung der Spielzeit, sondern beeinflussen das ‚eigentliche‘ Spiel. Bei der Technik stören vor allem die starren NPC etwas die Atmosphäre.