Zugegeben, wir hatten Murdered: Soul Suspect gar nicht so richtig auf dem Schirm, denn im Schatten der mit viel Tam-Tam angekündigten AAA-Spielen und der gerade laufenden E3 hätten wir dem vermeintlich kleineren Titel fast übersehen. Im Falle von Murdered: Soul Suspect wäre das sehr schade gewesen (Gott sei dank sprechen wir hier im Konjunktiv), denn obwohl das Spiel bei Weitem nicht die große Masse an Spielern anspricht, bietet es doch einen guten Unterhaltungswert fernab vom Mainstream.
Murdered: Soul Suspect erschien am 6. Juni für PC, Playstation 3, Playstation 4, Xbox 360 und Xbox One. Unser Test basiert auf den Spielerfahrungen für Playstation 4.
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Hinterm Horizont geht’s weiter
Was passiert eigentlich nach dem eigenen Tod? Wir wollen hier natürlich keine religiöse Diskussion vom Zaun brechen und darüber hinaus hat Publisher Square Enix ohnehin die passende Antwort parat. Und so schlüpfen wir in die Rolle von O’Connor, einst ein Kleinkrimineller, hat er allerdings im Laufe seiner fragwürdigen Karriere die Seite gewechselt und arbeitet nun für die Polizei. Murdered: Soul Suspect katapultiert uns ins Geschehen, als O’Connor einem Serienmörder auf der Spur ist. Zu blöd nur, dass uns dieser einen Schritt voraus ist und uns nach einem Gerangel ein paar wohlplatzierte Kugeln ins Herz verpasst. Wo wir jetzt normalerweise den Game Over Screen erwarten, beginnt Murdered: Soul Suspect aber erst. Unsere Seele entweicht dem leblosen Körper und fortan bewegen wir uns als Geist durch die Spielwelt von Salem und ermitteln in unserem eigenen Todesfall. Die Seele kann schließlich erst ihren Frieden finden, wenn alle Geheimnisse gelüftet worden sind.
Die Geister die ich rief
Bei den Ermittlungen seines eigenen Mordes darf O’Connor als Geist auf ein paar nette Fähigkeiten setzen. Die meiste Spielzeit verbringen wir mit dem Sammeln von Indizien und Beweisen, die sich Stück für Stück wie ein Puzzle zu einem Gesamtkonstrukt zusammenfügen. Zusätzlich können wir den Gedanken anderer Bewohner und Verdächtiger lauschen und uns so unseren Teil zusammenreimen. Oft funktioniert auch die Kombination aus Beidem, etwa dann, wenn wir einen Einwohner mit einem zuvor entdeckten Beweisstück konfrontieren und so neue mögliche Optionen auftauchen.
Neben der Hauptgeschichte gibt es noch eine ganze Reihe an Seitenmissionen. Auch hier sind wir behilflich bei der Aufklärung von Morden und Verbrechen anderer Bewohner, die ebenfalls in Geistergestalt durch die Szenerie wandeln. Tatorte werden nach Beweisen abgeklappert und im Endeffekt hat O’Connor hoffentlich alles im Gepäck, um die Nebenfälle bestmöglich zu lösen.
Während der Spielzeit von rund 10h weiss Murdered: Soul Suspect durchaus zu unterhalten. Hauptsächlich liegt das am stimmigen Gesamtbild des Spiels. Das Szenario ist düster, jedoch nicht zu gruselig, und die Nebel-, Licht- und Farbeffekte tragen ihren Teil zum schaurigen Flair bei. Die zahlreichen kleinen Einspieler fügen sich gut ins Geschehen ein und gerade die Rückblenden tun ihr übriges.
Beim Gameplay zeigen sich dann die Tücken, mit denen Murdered: Soul Suspect zu kämpfen hat. Das Spiel ist in seiner Struktur ziemlich starr und lässt wenige Freiheiten zu. Besonders beim Aufklären der Tathergänge trübt das den Spielspaß, denn es ist schlicht nicht möglich, einen Fall nicht nicht abzuschließen. Der spielerische Anspruch steht also hinten an und von Vorne bis Hinten bietet Murdered: Soul Suspect nur wenig Herausforderung für den Spieler. Meist reicht das Sammeln ausreichend vieler Hinweise, evtl. muss ein Tatort nochmals genauer unter die Lupe genommen werden, aber das war es dann auch schon. Etwas gekünzelt wirkt das Einstreuen gelegentlicher Gespenster, die unserem Geist O’Connor ans Leder wollen. Schlussendlich läuft man vor ihnen davon und weiter geht es mit der linearen Story. Spaßig wirds, wenn man in eine Katze schlüpft, um in bester Stealth Manier an Hinweise zu gelangen, die sonst unerreichbar wären. Miau!
Jetzt kommt das große Aber. Wer nämlich von vorn herein begreift, dass Murdered: Soul Suspect genau dieses entschleunigte Gameplay bietet und sich selbst mehr als einen multimedialen Storyteller im Stile von Fahrenheit, Heavy Rain oder Beyond Two Souls versteht, der kann mit dem Spiel viel Freude haben. Square Enix betitelt das Spiel als Mystery-Thriller und das trifft es ziemlich gut. Der Fokus liegt auf der erzählten Geschichte und den Einzelschicksalen der Figuren, ein paar wenige Buttons zur Steuerung sind ausreichend und ein Action Anteil ist weitestgehend nicht vorhanden. Jedoch fehlt das Pompöse, das bombastische Drumherum wie es Toptitel des Genres schon geboten haben. Kurzum: Ein Heavy Rain Light.
Grafik & Sound
Für unseren Test spielten wir Murdered: Soul Suspect auf der Playstation 4. Die verwendete Unreal 3 Engine ist dem Krimispiel absolut dienlich, aber eben alles andere als NextGen. Wer also eine Konsole der letzten Generation daheim stehen hat, muss kaum optische Einschränkungen hinnehmen und zahlt obendrein auch noch ein paar Euro weniger. Dennoch wirkt alles wie bereits an anderer Stelle betont sehr stimmig. Von den Figuren, über die Spielwelt bis hin zum Übergang von realer zur Geisterwelt, es passt einfach gut. Grafische Fehler in Form von Clippingbugs, Tearing und Co. haben wir nicht beobachtet. Die deutsche Synchronisation ist ordentlich. Teils bemerkten wir eine dezente Asynchronität zwischen Lippenbewegungen und Ton. Obwohl alle Sprecher einen guten Job machen, ist der Pool an Stimmen merklich gering, so dass wir gleich mehrfach auf sich wiederholende Sprecher trafen, die eine andere Person verkörperten. Die Hintergrundmusik bietet passendes Ambiente und seuselt seicht im Hintergrund.
Fazit
Murdered: Soul Suspect ist und wird niemals ein Spiel für die breite Masse sein. Aber genau das ist gut so, denn durch das ruhige und gediegene Gameplay bekommen wir eine schicke Alternative zu den derzeit hoch im Kurs befindlichen Actionspielen, die dann doch gerne mal im Einheitsbrei untergehen. Vielleicht wird Murdered: Soul Suspect kein Verkaufsschlager, dazu fehlt dem Titel im Vergleich zu anderen Vertretern des Genres (Heavy Rain, Beyond Two Souls) schlicht die Qualität, aber für Freunde dieser Storyteller ist das Spiel definitiv einen Blick wert. Uns hätte es besser gefallen, wenn man dem Spieler mehr Herausforderung geboten hätte. Die Mordfälle lösen sich zu leicht, fast wie von alleine und für ein Kriminalspiel ist das etwas dürftig. Gleichwohl dürfte die Gradlinigkeit und die wenigen Freiheiten auch einigen Spielern missfallen. Wer weiß, was ihn erwartet, wird dennoch – trotz Abzügen in der B-Note – auf seine Kosten kommen und einige Stunden Freunde an O’Connor haben.