Mount & Blade 2: Bannerlord – Test

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    Nach einer gefühlten Ewigkeit hat Mount & Blade 2: Bannerlord endlich den Early Access verlassen und ist gleichzeitig auch für Konsolen erschienen. Natürlich wollten wir wissen, wie sich der Sandkasten im Mittelalter final schlägt und genau das erfahrt ihr bei in unserem Test!

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    Ein langer Weg

    Der Weg von Mount & Blade 2: Bannerlord ist ein ziemlich langer gewesen. Vor knapp 15 Jahren ist sein Vorgänger Warband erschienen und die Ankündigung von dem nun erschienenen zweiten Teil liegt auch schon bereits rund 10 Jahre zurück. Das sind im Bereich Gaming gefühlte Ewigkeiten! Kleines Beispiel: Vor 10 Jahren war die Playstation 4 noch nicht mal erschienen. Und noch eine kleine Zahl: Bereits seit zwei Jahren schlummert das Spiel im early access bei Steam und freut sich seit dem reger Beliebtheit. Aber jeder Weg findet einmal ein Ende und so auch die dieser, denn seit Kurzem steht Bannerlord in den Regalen der Händler.

    Das Spiel in ein Genre zu pressen funktioniert an dieser Stelle kaum. Und doch stellt sich ja unweigerlich die Frage, was für eine Art Spiel Mount & Blade 2: Bannerlord denn nun ist? Im Grunde ist es eine Art Mix aus Sandbox, Abenteuer, RPG und Strategie im fernen Mittelalter. Es gibt nahezu nichts, was ihr nicht tun oder lassen könnt. Im ersten Moment fühlt man sich an Kingdom Come: Deliverence erinnert, aber der Vergleich hinkt mit Blick auf den weiteren Spielverlauf.

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    Calradia sucht einen neuen Herrscher

    Mount & Blade 2: Bannerlord ist inhaltlich ein Prequel zum Vorgänger, weshalb die Geschichte auch relativ lose gestrickt ist. Das fiktive Imperium der Calradia droht nach dem Tod des herrschenden Imperators zu zerfallen. Schuld daran sind die Machtansprüche diverser potentieller Nachfolger. Im Sinn haben sie alle das gleiche: Der neue Herrscher zu werden. Aber, und so ist das nunmal, wenn gleich mehrere Aspiranten auf den Thron spekulieren, kann es letztlich ja nur einen neuen Imperator geben. Und so spaltet sich die Gemengelage in drei verfeindete Fraktionen, aus Verbündeten wurden letztlich Feinde.

    Im Grunde war es das schon, was wir an Story geboten bekommen. Klingt im ersten Moment etwas mager, ist aber ohnehin nur Mittel zum Zweck. Denn es liegt ausschließlich an uns selbst, was wir aus unserem virtuellen Leben in Bannerlord machen. Zielvorgaben gibt es keine, also tut genau das, was ihr schon immer mal im Mittelalter machen wolltet. Nur der Konsequenzen muss man sich jederzeit bewusst sein! Denn sowohl ihr, als auch eure Rivalen wollen schlussendlich alle der neue Herrscher von Calradia werden.

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    Eure eigene Herkunft

    Zuerst müssen wir unseren Hauptcharakter im Editor erstellen. Dazu wählen wir als aller erstes eine der sechs möglichen Kulturen aus. Jede hat ihre eigene Hintergrundgeschichte und bringt einen Bonus mit. Hier legt ihr schon mal die Grundzüge fest, wie ihr in Mount & Blade 2: Bannerlord agieren wollt. Als potentieller Händler braucht ihr eben andere Grundfähigkeiten als ein Heerführer. So könnt ihr wählen aus

    • 20% Bonus-EXP für die Truppen nach einer Schlacht
    • 20% weniger Bewegungsmalus bei Schnee
    • 20% Schnelligkeit auf Bauen, Reparatur und Belagerungswaffen
    • 30% Schnelligkeit für den Bau von Karawanen, 10% weniger Handelsmalus
    • 10% Bewegungsbonus für Pferde auf der Übersichtskarte
    • 10% weniger Bewegungsmalus in Wäldern

    Jede Kultur in einigen Disziplinen besser als in anderen. So sind z.B. die Battanians spezialisiert im Führen von Äxten und Zweihändern, während die Khuzaits starke berittene Einheiten besitzen, die besonders gut im Umgang mit Pfeil und Bogen sind.

    Anschließend legt ihr das Geschlecht und die Optik im opulenten Editor fest. Größe, Haarfarbe, Frisur, Bemalung, Schnorres und weitere Details legt ihr hier fest. Selbst kleinste Feinheiten wie Kinnhöhe und Augenabstand könnt ihr konfigurieren und in der Nahaufnahme sieht diese Detailverliebtheit auch schick aus. Dann geht es noch ans Verteilen der Grundwerte, von denen ihr jeweils 2 Punkte auf die 6 unterschiedlichen Grundstatistiken verteilen könnt.

    Habt ihr dazu keine Lust, könnt ihr auch eine Familienherkunft wählen, die dann die jeweils passenden Grundwerte für euch bereits vorgegeben hat. Eine Händersfamilie hat beispielsweise hohe Grundwerte bei den Sozial-Skills, dafür aber keine beim Umgang mit Waffen. Weil diese Punkte allerdings nicht ausreichen, legt ihr in den nächsten Schritten eure Kindheit, Jugend und Heranwachsendenzeit fest. Auch hier gibt es sechs voreingestellte Skillungen, wer es individueller mag, legt erneut selbst alles fest. Aus der Summe dieser vielen Schritte bekommt ihr so am Ende euren ganz eigenen Talentbaum.

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    Hinaus in die Welt

    Ja und dann steht man auch bereits in seinem Startdorf und unternimmt die ersten Geh- und Reitversuche. Die ersten Ausritte laufen noch etwas holprig, aber schon bald sitzt der flotte Galopp. Schon kurz darauf probiert ihr euch am Schwertschwung im Sattel und lernt das Zielen mit dem Bogen. Der Umgang mit dem Gaul sollte sitzen und euch keine Probleme bereiten, denn er wird mit fortlaufender Spieldauer immer wichtiger. Trainiert den Umgang mit euren bevorzugten Waffen, denn nur dadurch überlebt ihr in den späteren Schlachten. Gönnt euch auch unbedingt den Blick rüber zu gänzlich anderen Waffentypen, ob sie euch evtl. zusagen oder nicht.

    Man muss sich klar machen, dass jede Art Vor- und Nachteile besitzt. Mit Schwert und Schild etwa seid ihr relativ flexibel in offensiven und defensiven Moves. Das sieht ganz anders aus, wenn ihr mit einer Stangenwaffe ins Feld reitet. Hier müsst ihr zwingend die größere Reichweite nutzen und den idealen Moment zum Zustoßen finden, sonst seid ihr recht hilflos und ungeschützt. Mit dem Bogen hingegen solltet ihr erst gar nicht auf die Idee kommen, zu weit an die Front zu geraten, sondern gepflegt aus der hinteren Reihe die tödlichen Geschosse abfeuern.

    Bis zu ersten großen Schlacht vergeht allerdings eine ganze Weile. Zuerst müsst ihr in der Gunst der Anwohner steigen, Handel betreiben, erste Söldner rekrutieren und stetig an eurem Ruf feilen. Fürs Erste bleibt ihr in eurem Startdorf und erledigt kleinere Aufträge, seht es als eine Questreihenfolge und Tutorial zugleich. Hierbei gründet ihr euren eigenen Clan und erlernt die Grundlegenden Dinge wie Dialoge, Handel und den Umgang mit den Waffen.

    Im Grunde müsst ihr einfach alles ausprobieren, was euch Mount & Blade 2: Bannerlord an Möglichkeiten bietet. Es gibt so unfassbar viele Optionen, dass ihr euch bestenfalls den Controller schnappt und einfach drauf losspielt. Learning by doing fand selten so viel Anklang wie hier. Entsprechend verschachtelt und anfangs überfrachtet sind dann auch die zahlreichen Menüs und Oberflächen. Man gewöhnt sich an die Navigation, merkt aber ständig, dass die Grundstruktur des Spiels eher für PC und Maus gedacht war.

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    Riesige Spielwelt

    Der Clan ist gegründet, das Tutorial absolviert: Als dann geht es auch schon hinaus in die weite und riesige Spielwelt. Die große Übersichtskarte lässt sich gut navigieren und zeigt eine wirklich beeindruckende Größe. Auf dieser macht ihr Schnellreisen und bewegt euch von Ort zu Ort. Sobald ihr eine Stadt oder Dorf betretet, wechselt die Ansicht wahlweise in die erste oder dritte Person. Dort sprecht ihr mit NPCs, sorgt mit diplomatischem Geschick für neue Mitstreiter und handelt zu euren Gunsten.

    Sobald sich zwei verfeindete Armeen auf der Weltkarte begegnen kommt es zur Schlacht. Als General organisiert ihr in der Übersicht eure Formationen und beobachtet den Feind. Speerträger bringen wir den gegnerischen Reitern entgegen, während wir von der Seite mit Bogenschützen flankieren. So oder so in etwa könnten erste Formierungen aussehen, die hoffentlich für einen vielversprechenden Ausgang des Gemetzels sorgen. Per Knopfdruck landet ihr dann mitten im Gefecht und übernehmt die Kontrolle einer Einheit.

    Spätestens hier solltet ihr all euer Geschick im Umgang mit den Waffen auspacken, denn die Feinde sind natürlich erbarmungslos. Die KI ist zwar nicht die hellste, aber weit davon entfernt, euch nicht gefährlich zu werden. All zu schnell übersieht man bei den späteren riesigen Formationen ein gegnerisches Bataillon und findet sich hoffnungslos unterlegen wieder. Während ihr auf dem Feld Fuß- und Reitertruppen organisiert, kommen später beim Sturm auf Burgen noch entsprechende Belagerungswaffen dazu.

    Die großen Schlachten dienen natürlich in erster Linie dazu, eure Widersache in die Schranken zu weisen und sie schlussendlich von der Karte zu wischen. In der lebendigen Spielwelt ist das aber eben nur ein Aspekt von vielen. Wie gesagt, ihr könnt auch völlig anders den Tag verbringen.

    Spürt etwa Banditenlager auf und rettet dadurch unschuldige Anwohner. Was ihr mit diesen dann später anstellt, ist wiederum euch überlassen. An Sklavenhändler verkaufen für ein paar schnelle Taler? Oder sind sie vielleicht sinnvolle Arbeitskräfte für die eigene Wirtschaft? Auftauchende Karawanen könnt ihr ebenfalls ganz nach dem eigenen Gusto behandeln. Entweder ihr betreibt Handel, überfallt sie oder beschützt sie vor Halunken. Diese freien Entscheidungsmöglichkeiten habt ihr zu jeder Zeit an jedem Ort, aber, wie bereits erwähnt, ziehen sie Konsequenzen nach sich.

    Sinnvoll ist und bleibt der wiederkehrende Blick auf die eigene Wirtschaft. Die größte Armee bringt euch nichts, wenn ihr sie nicht versorgen könnt. Denn auch in der Fantasiewelt von Mount & Blade 2: Bannerlord gibt es ein Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage. Wenn ihr also eine bestimmte Art von Rohstoff benötigt seid ihr wieder im Konflikt mit euch, wie ihr an diesen rankommen wollt. Das entsprechende Gebiet mit reichhaltigem Vorkommen erobern oder sich gut mit ihnen stellen und handeln? Das Wohlwollen der eigenen Bevölkerung ist jedenfalls ein entscheidender Faktor, der mit über Sieg und Niederlage bestimmt.

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    Grafisches Mittelmaß

    All diese Masse an Vielfältigkeit hat ihren Preis und diesen merkt man an der technischen Umsetzung der Konsolenversion. Die extrem großen Schlachten, mit teils zig hunderten von Einheiten, bringt die Playstation 5 merklich an ihre Grenzen. Die Frameraten purzeln besonders in der Nahansicht spürbar unter die 30 Bilder pro Sekunde. Keine Diashow oder gar Unspielbarkeit, aber man merkt ein gelegentliches und leichtes Ruckeln. Zum Glück lässt uns Mount & Blade 2: Bannerlord die Wahl, ob wir im Performance oder nativen 4K-Modus spielen möchten. Wählt ihr ersteren Modus, spielt ihr grundsätzlich bei leicht reduzierter Qualität mit stabilen 60 Frames pro Sekunde, die dann lediglich bei den Massenschlachten droppen. 4K hingegen bietet ohnehin nur 30 Frames und dann spürt ihr die erwähnten Ruckler schon deutlicher.

    Überhaupt solltet ihr möglichst nicht zu nah an Objekte oder NPCs heranzoomen. Besonders die Gesichtsausdrücke sind recht generisch gehalten, was bei der Masse an Figuren auf der Mattscheibe auch kein großes Wunder ist. Viel störender wird das, wenn ihr mit NPCs agiert und diese in der Nahaufnahme Dialoge offenbaren. Wir sprechen hier maximal von einem PS4-Niveau, was die Gesichtsanimationen betrifft.

    Zum Schluss noch der Hinweis, dass ihr neben den Story- und Sandbox-Modi auch reine Schlachten spielen könnt. Die großen Geschichten werden hierbei ausgeblendet und es geht ausschließlich im pures Gemetzel mit hunderten von Truppen. Diese Massenschlachten spielen sich übrigens ganz hervorragend im Multiplayer!

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    Fazit

    Was für ein Mammut! Mount & Blade 2: Bannerlord ist eine riesengroße Sandbox mit unfassbar viele Möglichkeiten. Es liegt wirklich zu 100% in den Händen des Spielers, wie das Spiel verläuft und das fühlt sich großartig an. Jede scheinbar noch so kleine Entscheidung trägt einen Rattenschwanz nach sich, die sich auf die ein oder andere Waagschale der Gunst auswirkt.

    Deshalb wird auch jeder neue Durchgang mitunter völlig anders zum vorhergehenden verlaufen, was einen hohen Wiederspielwert mit sich bringt. Abzüge gibt es einzig und allein an der technisch etwas unsauberen Umsetzung.

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    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur