Diese Review wird aktualisiert, wenn neue Episoden veröffentlicht werden. Ein finales Fazit und die finale Wertung des gesamten Spiels wird erst nach dem Erscheinen der fünften und letzten Episode veröffentlicht.
Telltale Games reitet auf einer Welle des Erfolgs. Ihr recht simples aber effektives Adventure-System hat einige preisgekrönte Spielserien hervorgebracht und ermöglicht dem Entwickler-Studio einen Deal nach dem anderen. Selbst da, wo zunächst Skepsis herrschte, gelingt Telltale ein gefeierter Erfolg, wie zuletzt Tales from the Borderlands bewies. Jetzt steht der Indie-Erfolg Minecraft auf dem Programm und auch hier herrscht erst einmal Skepsis. Ob es den Kaliforniern ein weiteres Mal gelungen ist, die Erwartungen zu übertreffen und was das Klötzchen-Adventure taugt, erfahrt ihr im Test.
Es war einmal ein Klotz
Um euch mit eurem virtuellen Abbild in der Welt des Minecraft Story Mode gut identifizieren zu können, geben euch die Entwickler zu Beginn die Möglichkeit, aus sechs verschiedenen Charaktermodellen (drei weiblichen und drei männlichen) euren preferierten Stil selbst zu wählen. So oder so heißt euer Charakter Jesse, ist Fan der heldenhaften Abenteurer-Gruppe „Order of the Stone“ und steckt zu Beginn des Spiels gemeinsam mit seinen Freunden Axel, Olivia und dem Hausschwein Reuben mitten in den Vorbereitungen für den EnderCon Bauwettbewerb. Doch schon bald wird erschreckend deutlich, dass die diesjährige EnderCon weitaus weniger vergnüglich werden wird, als die Jahre zuvor, denn ein schreckliches Monster bedroht eure Heimatwelt. Nun liegt es an euch die „Order of the Stone“ wieder zu vereinigen und eure Heimat vor der Zerstörung zu retten.
Das Gleiche in pixlig
Den provisorischen Gameplay-Teil dieser Review kann man sehr schnell abhaken. Auch Minecraft Story Mode ist ein typisches Telltale Game, das primär auf Dialogen und getroffenen Entscheidungen basiert. Ansonsten schaut ihr euch entweder Filmsequenzen an, bestreitet ein Quick-Time-Event oder lauft durch sehr schlauchförmige Areale und untersucht und sammelt Gegenstände. So weit, so bekannt.
Abenteuer im Spieleland
Seitdem Telltale Games mit The Walking Dead durchstartete, produzierte das Studio primär Spiele für Erwachsene oder das ältere Publikum. The Walking Dead startete das Ganze als Survival-Drama, The Wolf Among Us folgte als düsterer Noir-Thriller, Game of Thrones entführt die Spieler in eine dunkle Fantasy Welt voller Intrigen und Gewalt und Tales from the Borderlands schließlich, erweist sich als genau so wahnwitzig, brutal und vollgepackt mit schwarzem Humor, wie der Rest der Borderlands-Serie. Der Minecraft Story Mode fühlt sich an, als wollten die Kalifornier eine neue Zielgruppe erschließen und primär die jüngeren Gamer anlocken. Das zeigt sich zum Einen im gewählten Setting, zum Anderen aber auch im gewählten Ton. Wir werden Teil eines Abenteuers, in dem es um Freundschaft, Zusammenhalt und innere Stärke geht, das alles in kindergerechter Aufmachung ohne echte Gewalt, Blut oder Splatter-Effekte.
Dass das per se nicht unbedingt schlecht sein muss, beweisen Pixar und Co. bereits seit Jahren. Aber leider ist Minecraft Story Mode kein Pixar Film. Minecraft Story Mode präsentiert sich als relativ einfallslose Abenteuer-Underdog Geschichte, ohne sonderlich spannende Charaktere. Für jüngeres Publikum dürfte das Ganze dennoch sehr gut funktionieren, aber gerade im Vergleich mit Telltales bisheriger Arbeit ist das recht enttäuschend.
Out of Style
Was Telltales neue Adventure-Reihe besonders macht ist sein Setting: Das Minecraft-Universum. Doch auch hier drängen sich Probleme auf. Bislang hat Telltale ihr Spiele meist auf einer Vorlage aufgebaut und sich eines bereits existierenden Stils bedient, um ihre Geschichte im gewählten Universum zu erzählen. Mit Minecraft ist das anders. Wo The Wolf Among Us oder Borderlands noch mit einem recht klaren und auf ihre Art eigenständigen Stil bestechen, zeichnet sich Minecraft lediglich dadurch aus, dass die Spieler ohne Anleitung durch eine Klötzchen-Welt laufen und auf Steine einhauen. Mit anderen Worten: Minecraft besitzt weder ein echtes eigenes Universum, noch einen eigenständigen Erzählstil und das ist auch das bislang größte Problem des Minecraft Story Mode. Die Geschichte, die Charaktere und der Stil fühlen sich austauschbar an. Zusammengefasst, das Spiel bereichert weder das Minecraft-Universum, noch bereichert das Minecraft-Universum das Spiel.
Episode 1: Order of the Stone
Wir beginnen die Episode auf einem Auswahlbildschirm, auf dem wir uns aus sechs unterschiedlichen Erscheinungsbildern unseren Charakter aussuchen können. Ist das erledigt, erzählt man uns die Legende der berühmten Order of the Stone. Vier Abenteurer, die einst den sagenumwobenen Enderdrachen besiegten. Ein paar Charaktervorstellung später und wir stecken plötzlich in unserem eigenen epischen Abenteuer. Schnell wird aus der kleinen Gruppe uncooler Versager die letzte Hoffnung der Minecraft-Welt. Die Charaktere der ersten Episode präsentieren sich generell sehr festgefahren ohne den wirklichen Anschein einer Entwicklung zu erwecken.
Technisch wird der eigentlich sehr authentische Minecraft-Look immer wieder durch sehr störende Texturein- und ausblendungen gestört und einige Animationen wirken selbst für Telltale Standards ziemlich hakelig.