Mafia: The Old Country spielt nicht nur in Italien vor längst vergangenen Tagen, sondern macht spielerisch ebenso eine Rolle rückwärts – was gut ist! Warum dies der Mafia-Serie gut tut und fast schon Oldschool ist, das erfahrt ihr hier in unserem Test!
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Für unsere Rezension von Mafia: The Old Country spielten wir die Vollversion auf Playstation 5 und PC.
Bella Italia
Schönes Italien? Naja, die Überschrift ist in diesem Fall schon etwas romantisiert gewählt. Italien um die 1900er Jahre war in Echt und ist im Spiel nicht so wirklich die bezaubernde Welt. Zu eben jener Zeit spielt Mafia: The Old Country und man merkt die harte und raue Realität in jeder Faser. Politik und Gesellschaft befinden sich in starken Umbrüchen, wodurch Unruhen fast schon auf der Tagesordnung stehen. Die namensgebende Mafia ist zu dieser Zeit noch ein eher kleines Konstrukt und statt dessen herrschen Familienclans – alle mit unterschiedlichen Strukturen und stets einer eigenen Agenda. Im Grunde wollen aber alle stets immer nur das Beste für ihre eigene La Familia und den anderen Clans… naja, so ziemlich das genaue Gegenteil.
Ganz und gar nicht abwegig ist daher der Traum nach einem besseren Leben, Amerika lockt aus der Ferne als das Ziel der unbegrenzten Freiheit. Diesen Traum hegt auch Enzo, die spielbare Hauptfigur in Mafia: The Old Country. Als Minenarbeiter muss er Tag für Tag unter erbärmlichen Bedingungen schuften und bekommt dafür nur ein paar lächerliche Dinari als Lohn. Ein tragischer Unfall im Minenschacht treibt ihn in die Hände von Don Torrisi, der ihm eine neue Perspektive öffnet. Aber auch in der Familia gilt: Aller Anfang ist schwer.
Und so folgen wir in Mafia: The Old Country dem langsamen Aufstieg von Enzo, angefangen bei kleinen Handlanger-Aufgaben bis hin zu den schwersten Delikten. Fast schon nebenbei verliebt er sich ausgerechnet in die Frau, von der er besser die Finger lassen sollte. Eine Geschichte mit ein paar Nebenschauplätzen eröffnet sich uns, in der Summe bleibt die Story aber größtenteils vorhersehbar. Euch erwartet eine emotionale Achterbahnfahrt bei der es sich stets um das große Geld, aber auch um innere Konflikte dreht.
Klassische, alte Schule
Spielerisch schafft Mafia: The Old Country den Spagat zwischen klassischem Gameplay und modernen Anstrich. Das heißt für die Hauptgeschichte, dass sie einem klaren, roten Faden folgt. Es gibt zwar Twists und mindestens einen großen Knalleffekt, aber alles hat stets den Fokus auf das Wesentliche. Das wirkt fast schon oldschool, eine Story mit nur wenigen Handlungsfreiheiten oder gar Entscheidungsoptionen, die der Story einen neuen Grundton verleihen. Es hat allerdings den klaren Vorteil, dass die Story von Mafia absolut auf den Punkt kommt, sich niemals verzettelt und dennoch Platz für Überraschungen einräumt.
Mit Blick auf das Gameplay reiht sich das Spiel ebenso nahtlos ins eher Klassische ein. Füllquests werdet ihr keine finden, in denen ihr Spielstunden mit dem Sammeln von Items verschwendet. Nahezu jede Mission strickt die Storyline fort und kommt so dem großen Finale immer ein Stückchen näher. Dass das Spiel keine Lasten eines open world Spiels mit sich schleppt, tut einfach gut! Dennoch lohnt auch hier abseits der Wege immer mal wieder ein Blick, Stichwort Loot.
Meist folgt eine typische Mission dem bekannten Muster. Ihr bekommt einen Auftrag und macht euch auf den Weg zum Zielort. Dort angekommen erledigt ihr Wachen möglichst lautlos. Dabei könnt ihr auf heimliche, direkte Kills setzen oder aber ich lockt die Feinde mit Münzen und Flaschen in ihr Verderben. Das Ziel selbst stellt eine entführte Geisel oder ein fieser Drahtzieher da, wobei ihr erstere retten und zweiteres töten sollt. Immer wieder gibt es eine Art Bosskampf, was nicht selten in einem blutigen Duell gipfelt. Fliegt ihr auf, mutiert Mafia: The Old Country zu einem astreinen Deckungsshooter. Nutzt die Umgebung und verteilt ordentlich Blei, ansonsten macht euch die durchaus taugliche KI den Garaus. Abschließend gelingt euch hoffentlich die Flucht mit einem Pferd oder Auto – filmreif inszeniert und mit Explosionen garniert!
Alles für die Familia
Dass es kampfbetont zur Sache geht – geschenkt. Unterschieden wird dabei in zwei grundsätzliche Ansätze. Entweder ihr packt eines der zahlreichen Schießeisen aus, oder ihr geht mit der Klinge in den Nahkampf. Eine Shotgun etwa macht mit Gegnern auf kurze Distanz schnellen Prozess, während ihr mit anderen Ballermännern Gegnern in der Distanz die Licht ausknipst. Im Nahkampf zückt ihr ein Messer und agiert in einem Mix aus Angriff, Block, Ausweichen und Konter.
So frisch wie vertraut die Schieß-Passagen sind, so nervig können die Kämpfe mit dem Messer sein. Zwar verfügt Mafia: The Old Country über ein rudimentäres Upgradesystem (Buffs gibt es per Amulett), allerdings bleiben die Nahkämpfe vom Start bis zum gran finale nahezu identisch. Ein paar neue Moves oder Fähigkeiten hätte hier deutlich weniger Langeweile und später auch Frust aufkommen lassen. Frust deshalb, weil das Spiel keinerlei Feedback zu einem Fortschritt bietet. Enzo’s Karriere verläuft steil, die Waffen werden wuchtiger, die Autos schneller – aber die Messerkämpfe treten auf der Stelle.
Immerhin bietet das faire Checkpoint-System keinen Grund zum Meckern. Seid ihr mal auf der Verliererseite, dann müsst ihr meist gar nicht viel von der Mission wiederholen.
Zwischen Nostalgie und Aufbruch
Fans der Reihe blicken oft auf Teil 2 zurück, dem Vernehmen nach der populärste Teil der Mafia-Serie. Falls ihr euch dazu zählt, dann haben wir gute Nachrichten: Ihr werdet immer wieder kleinere und größere Anspielungen auf Teil 2 finden. So trefft ihr auf bereits bekannte Charakteren, freut euch auf die blauen Zigaretten und erkennt ohnehin die Spielwelt von Celeste bereits aus der Eröffnungsmission von Mafia 2. Und natürlich darf auch keine Rennsequenz fehlen! Diesmal sogar mit Beifahrer, der im Stile einer Rally euch die Streckenpassagen voraussagt.
Grafisch sprechen wir hier von einem sehr ansehnlichen Spiel. Besonders die Spielwelt Sizilien könnte genau so aus einem Bilderbuch stammen – wunderschön! Das mag gelegentlich im Spielfluss etwas untergehen, aber spätestens nach Abschluss der Story, wenn ihr weiter Collectibles sammelt, solltet ihr mal genau darauf achten. Macht einen Ausflug in die Weinberge beim Sonnenuntergang, erkundet die verwinkelten Gassen oder spaziert über einen der malerischen Marktplätze. Egal, wo ihr hinkommt, die Inszenierung ist erste Sahne.
Einzig bei der Lippensynchronisation sind uns kleinere Patzer aufgefallen. Mal stehen ein paar Typen an der Straßenecke und erzählen sich den neusten Tratsch, ohne die Lippen zu bewegen. Oder es passiert genau umgekehrt: Die Passanten bewegen die Lippen aufgeregt, aber es ertönt keine Sprache aus den Boxen. Davon mal abgesehen passt insbesondere bei der deutschen Synchronisation nahezu alles, im Englischen ohnehin. Ein toller Soundtrack untermalt das Geschehen stets passend und tut sein Übriges zur filmreifen Inszenierung.
Auf dem PC steckten wir mal durch einen Clipping-Fehler fest, wodurch ein Neustart nötig war. Ansonsten sind auch hier keine Bugs oder andere Unsauberkeiten auffällig. Für das Spielen auf dem Steam Deck müsst ihr allerdings die niedrigsten Settings wählen und erhaltet dann auch nur suboptimale 25-30 Frames.
Fazit
Nach dem eher enttäuschenden Mafia 3 ist Mafia: The Old Country wieder ein Schritt in die richtige Richtung: Nämlich zurück zu den Wurzeln der erfolgreichen Spiele-Saga. Das hier ist sogar mehr als eine solide Fortsetzung, die Entwickler von Hangar 13 haben ganze Arbeit geleistet. Der heimliche Star des Spiels ist die filmreife Umsetzung inkl. der mitreißenden Geschichte. So manches Mal stoppten wir im Spiel und sahen uns nur um – ein purer Genuss. Sogar so gut, dass man so manchen Screenshot locker als Wandgemälde daheim hängen haben könnte.
Alles in Allem bietet Mafia: The Old Country eine exzellente Unterhaltung, packende Kämpfe und wiedererkennbare Figuren. Mit einer Spielzeit von etwa 15h für die Story hat man als Singleplayer für den günstigen Preis ein gutes Gesamtpaket. Nach Abschluss der Kampagne kann man noch locker weitere 10h ins Spiel investieren, um Collectibles zu sammeln – oder einfach nur die Aussicht zu genießen!





