Hangar 13 soll das Erbe der Mafia Spielreihe weiterführen, doch wie gut schlägt sich das neu gegründete Entwicklerstudio, welches die Hauptlast beim Programmieren zu Stämmen hatte? Auch wenn 2K Czech teilweise involviert war bei der Entwicklung, bleibt hier die Frage, wie gut so etwas gehen kann. Dies versuchen wir nun in unserer Mafia 3 Review [PC] herauszufinden.
Im Jahr 2002 erschien der erste Mafia Teil und ganze acht Jahre später folgte dann die Fortsetzung der Spieleserie und diese zwei Teile konnten gerade in puncto Erzählung und natürlich bei der Atmosphäre mehr als nur punkten. Doch wie ist das denn nun mit Mafia 3? In Sachen Inszenierung muss man sagen, dass sich der neue Ableger der Mafia-Serie nicht verstecken braucht, hier wurde eher sogar noch einer oben draufgesetzt. Das komplette Gefühl, wie man das Spiel samt der Zwischensequenzen wahrnimmt, ist einfach atemberaubend. Jede noch so kleine Sequenz wirkt sehr glaubhaft und kann vollstens überzeugen. Aber dies ist natürlich nicht alles, was bei einem Titel wie Mafia 3 wichtig ist. Wie die Story im Verlauf überzeugen kann und wie sich das Spiel grafisch und tontechnisch präsentiert, finden wir nun natürlich auch für euch heraus.
Die Story und der Background:
Wir spielen den Farbigen Lincoln Clay, der 1968 nach einigen Jahren Wehrdienst in Vietnam wieder in seine Heimat New Bordeaux zurückkehrt. Mit der Stadt New Bordeaux hat man sich an dem damaligen New Orleans ein Vorbild genommen und somit ein fiktiven Schauplatz geschaffen. In der Stadt herrscht viel Rassismus und Kommunisten-Hass und die Mafia und andere Verbrecherorganisationen treiben hier ihr Unwesen. Und wir sind als Lincoln Clay mittendrin.
Allerdings eskaliert die Situation erst, als die italienische Mafia ihm in den Kopf schießt und seine komplette Familie ermordet. Mit viel Glück überlebt Lincoln Clay diesen Angriff, da der Schuss nur ein Streifschuss ist. An dem Tag, wo Lincoln Clay wieder erwacht, schwört er sich zu rächen, seine Rache wird blutig und grausam. Doch der Weg, um den Kopf der Mörder zu Fall zu bringen, ist steinig und lang.
Somit steht also fest, dass die Basis der Story recht mager klingt, doch dank einiger Feinheiten und durch den Prolog und eingespielte Rückblenden oder sogar durch Visionen, in denen man gewisse Ereignisse wieder erlebt, machen das Ganze durchaus immer wieder spannend. Durch solche kleinen Kniffe verlockt es doch noch, das Ende zu erspielen. Wieso das ohne diese gewissen Kniffe eher ein Reinfall wäre, werdet ihr im Verlauf der Review noch erfahren.
Während man den Prolog spielt (Tutorial) wird man von A bis Z mit allen Informationen gefüttert, die man im späteren Verlauf benötigt. So erfahren wir hier, wie sich die einzelnen Missionstypen verhalten, sowie wie einige Mechaniken funktionieren. Hier lernen wir den Umgang mit Schusswaffen und Molotowcocktails sowie die Handhabung von Fahrzeugen. Während wir den Part des Schusswechsels zum ersten Mal erleben, bekommen wir auch einen kleinen Schnupperkurs in eine Fähigkeit, die wir im späteren Spielverlauf noch sehr oft erleben werden, die Rede ist natürlich von der Schleichoption. Denn nicht alle Aufträge werden wir in völliger Haudrauf Manier erledigen. Während wir unseren Schusswechsel erleben dürfen, haben wir auch die Möglichkeit, Deckung zu suchen und diese zu unserem Vorteil zu nutzen.
Ein ganz besonderer Move ist in jedem Fall das Pfeifen, während man zum Beispiel hinter einer Deckung seinen nächsten Schritt plant. Denn es kann öfters vorkommen, dass man eine größere Gruppe an Feinden vor sich hat, doch dank dem Pfiff können wir dafür sorgen, dass sich die Gruppe aufteilt. Der Rest sollte klar sein, entweder man schaltet sie still und heimlich aus, oder aber man wählt den Actionjackson.
Die Waffenmechanik macht einen soliden Eindruck und man merkt bei den unterschiedlichen Waffengattungen auch die Unterschiede, so streuen vollautomatische Waffen wesentlich stärker als Waffen, die nur halb automatisch sind. Ein weiterer positiver Aspekt ist hier, je nachdem wo wir die Gegner mit unseren Waffen treffen, kassieren sie verschieden stark Schaden. Ein Kopfschuss ist direkt tödlich, treffen wir den Torso, kann es vorkommen, dass die Gegner noch auf dem Boden rumkriechen und man ihnen den Gnadenstoß geben kann.
Nach all diesen Basics sollten wir unseren Auftrag natürlich nicht vergessen, denn unsere Aufgabe ist es, den Mafiaboss Sal Marcano niederzustrecken, doch um nah genug an ihn heranzukommen, ist es ein weiter Weg. Wir müssen viele seiner Männer töten und diverse Aufgaben erledigen. Vieles dreht sich um Geld, so müssen wir nahezu immer dafür sorgen, die Machenschaften der Kriminellen stillzulegen. Dies ist leider eines der Dinge, die sich sehr oft wiederholen.
Und da wir sehr oft die gleichen Dinge erledigen müssen, nur in anderen Bezirken und Arealen, bekommt man schnell das Gefühl vermittelt, dass hier beim Entwickler scheinbar die Luft raus war. Denn egal was unser Missionsziel ist, der Ablauf ist wirklich immer exakt der gleiche, Auftrag bekommen, schauen, ob wir Informanten ausquetschen können, strategisch wichtige Orte ausfindig machen, zum Beispiel für die Flucht. Auf Dauer kann dies recht schnell langweilig werden, aber dank der oft spannenden Erzählung und der tollen Zwischensequenzen wird man sich am Ende doch bis zum Schluss durchbeißen.
Die KI macht im Großen und Ganzen einen ganz passablen Eindruck; sie steht nicht nur stumpf da und ballert auf uns, nein sie geht in Deckung und rückt auch gerne mal ein paar Deckungen vor, oder läuft hinter kleinen Häusern herum, um sich einen taktischen Vorteil zu verschaffen. So kann es schnell mal vorkommen, dass die Gegner auf einmal neben einem stehen. Doch kommen wir noch einmal zum Pfeifen zurück, so toll diese Funktion auch ist, hat sie einen bitteren und durchaus dummen Beigeschmack. Wir könnten bei Bedarf jeden einzelnen Feind per Pfiff zu uns locken und dann lautlos ausschalten, der bittere Beigeschmack dabei ist, man könnte eine höhere Mauer errichten als bei dem Film 300. Nur dass in Mafia 3 keiner davon Kenntnis nehmen wird. Dies hätte man besser lösen können, denn so nimmt es einem den Spielspaß. Schließlich spielen wir hier kein Splinter Cell oder Assassins Creed.
Wo wir schon beim Thema KI sind, betrifft dies natürlich auch umherlaufende Passanten, die auch gerne mal die Polizei informieren, wenn wir ein Fahrzeug stehlen. Auch reagieren sie auf einen, wenn man die Waffe zieht, und versuchen zu flüchten und sich irgendwo zu verstecken. So schön dieses System auch funktioniert, gibt es hier leider Gottes auch die Kehrseite. Denn gehen wir mit dem Protagonisten Lincoln Clay in eine Bar oder ein Geschäft, wo Farbige nicht erwünscht sind, bekommt man zwar den Hinweis, dass wir doch bitte einen Abflug machen sollen. Doch was passiert, wenn man sich nicht nach dem Hinweis richtet – ja nichts, es passiert einfach nichts. Man würde nun erwarten, dass der Besitzer nun seine Schrotflinte hinterm Tresen hervor holt und uns den Weg nach draußen zeigt. Doch leider weit gefehlt und dies ist echt schade, denn wozu bekommt man einen Hinweis, wenn man keine Konsequenzen zu befürchten hat.
Doch was hat das neue Mafia noch zu bieten, denn bei einem Open-World Titel hat man viele Möglichkeiten, weiteres Potenzial zum Besten zu geben. Leider gibt es auch hier nichts Spezielles, was das Spiel Mafia 3 ein wenig einzigartig dastehen lässt. Wir können Magazine sammeln, genau genommen den Playboy und ein Hot Rod Magazin, welches für die Zeit durchaus typisch ist. Dies ist zwar ein nettes Gimmick, aber leider bringt uns das für den Spielverlauf rein gar nichts. Dies dient in unseren Augen nur dazu, die Spiellänge extrem künstlich in die Länge zu ziehen, denn es gibt genug Spieler, die einen auf Jäger und Sammler machen.
Ach ja wir können mit Wanzen (Radiotransistoren) die Schaltkästen anzapfen, um uns mit Informationen zu versorgen, hm klingt ein wenig nach Watch Dogs, ja dies ist wirklich so, einziger Unterschied ist hier, dass die Bereiche nicht so schwer zu erreichen sind und man innerhalb von ein paar Sekunden die Kästen mit dem Brecheisen aufgebrochen hat. Aber die Grundmechanik ähnelt der von Watch Dogs doch sehr.
Wie wir bereits erwähnt haben, machen die Zwischensequenzen ja einiges her, auch grafisch, doch wo ist die Grafikpracht im Spiel nur geblieben? Das Spiel wirkt am Tage etwas alt backend, sieht aber nachts sehr schön aus. Auch wenn die verschiedenen Bereiche der Stadt New Bordeaux sehr gut nach dem Vorbild von New Orleans umgesetzt wurden, gibt es hier zwar den authentischen Look, aber darüber hinaus fehlt dem Spiel das gewisse Etwas. Hier hoffen wir, dass der Entwickler Hangar 13 noch ordentlich mit einem Patch nachlegen wird, denn hier wird mehr als nur ein wenig Potenzial verschenkt.
Fazit:
Das neue Mafia 3 hat durchaus das Potenzial ein gutes Spiel zu sein, doch leider wurde an vielen Stellen scheinbar nicht genug Herzblut in die Arbeit gesteckt, was wirklich sehr schade ist. So bekommt man eine nicht wirklich TOP aktuelle Grafikengine mit einigen mechanischen Schwächen. Eine stark startende Story, die nach und nach sehr nachlässt, da sich das Missionschema wiederholt. Eine der etwas schöneren Dinge an Mafia 3 ist die Open World, die im Allgemeinen sehr stimmig umgesetzt wirkt und kaum etwas zu bemängeln parat hält. Darüber hinaus gibt es spannende Schießereien, in denen man gut mit Deckungen, viele taktische Aspekte hinzugewinnt, leider wirkt die KI manchmal etwas hilflos. Dann noch dieses „ach sammel doch ein paar Playboy oder Hot Rod Hefte, die Spielzeit verlängert sich erheblich, aber sonst bietet es dir keine Vorteile“ klingt nicht wirklich überzeugend. Wenn man sich dann aber den Protagonisten Lincoln Clay anschaut, seinen Hintergrund und wie der Verlauf der Dinge ist, gibt es viele positive Punkte, aber auch hier hätte der Entwickler deutlich mehr rausholen können aus dem Spiel.
Mafia 3 ist somit ein Spiel, welches man durchaus durchspielen sollte, wenn man Fan dieses Genres ist, allerdings muss man hier und da ein paar Schwächen in Kauf nehmen. Spaß machen tut es dennoch.