Mad Max – Test / Review

    Denkt man an die Entwickler der Avalanche Studios, dann fallen einem als erstes herrlich chaotische open world Actionspiele mit einem gewissen Rico ein. Mit einem ähnlichen Grundgerüst machte man sich kürzlich auf, um einem staubigen Helden der 80er Jahre wieder ins Rampenlicht zu hieven: Mad Max.

     

    Max und Chumbucket

    Man könnte meinen, dass das Videospiel Mad Max einen engen Handlungsbogen um die mittlerweile 4 Spielfilme strickt. Dem ist nicht so, wobei man natürlich das Rahmensetting und die Hauptfigur aus den Blockbustern ableiten kann. Dementsprechend finden wir uns zum Spielstart bzw. dem Intro in staubiger Atmosphäre wieder. Mitten in der Wüste, die Landschaft mehr als karg und man schmeckt förmlich die heißen Sandkörner im Mittagswind. Max ist mittendrin in dieser totalen Einöde, rast mit seinem robusten Wagen über die Dünen, als aus dem Nichts heraus eine Gruppe motorisierte Prügelknaben auftaucht. Nach ein paar knackigen Actionsequenzen passiert unserem Helden allerdings ein kleines Missgeschickt mit fatalen Folgen. Schlussendlich wird Max überrumpelt und verliert seine verliebenen Habseeligkeiten: Sein Auto, seine Vorräte und das letzte Bild seiner Familie. Trübe Aussichten also für ein Überleben inmitten der sengenden Hitze.

    Mehr durch Zufall trifft er kurz darauf auf den Mechaniker Chumbucket. Dieser ist nicht nur äußerst bewandert im Schrauben und Montieren von Fahrzeugen, sondern hält Max obendrein auch noch für den Auserwählten, der ihm beim Bau seines Lebenstraums helfen soll: Dem Magnus Opus, eine Art Superfahrzeug. Getrieben von seinem Glauben in Max machen sich beide auf, um ihre jeweiligen Ziele gemeinsam zu verfolgen. Und für Max sind die Ambitionen ohnehin klar, denn er will brutale Rache für seine Peiniger. Und über all dem schwebt die große Suche nach den Ebenen der Stille, dem verheißungsvollen Land.

    Nach dem Durchspielen halten wir fest: Die Story ist OK. Sie birgt keine Überraschungen, ist solide erzählt und recht vorhersehbar. Alles in allem fehlen vielen Charakteren ihre „Seelen“, was sie zu austauschbaren Figuren verkommen lässt.

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    Die Spielwelt sieht einfach phantastisch aus

     

    Offene Wüstenwelt

    Je nach Spielstil kann Mad Max rund 40h Spielspaß beinhalten, sofern ihr auch die meisten Nebenmissionen mitnehmt. Lasst ihr diese außen vor und konzentriert euch auf die Hauptstory, kommt ihr auf ca. 20h Dauer. Allein an diesen Zahlen sieht man schon, dass Mad Max ein reinrassiges open world Videospiel ist.

    Begonnen wird damit, dass wir uns mit Chumbucket zum nächsten Autofriedhof aufmachen, uns ein passendes Grundgerüst für den angehenden Magnus Opus stricken und mit diesem dann unsere Missionsziele ansteuern. Leider wird schon nach wenigen Einsätzen klar, dass im Entwicklerteam nicht gerade die kreativsten Köpfe am Werke waren, denn sowohl Haupt-, als auch Nebenmissionen sind ziemlich rudimentär und fangen schon früh an, sich zu wiederholen.

    Das sieht im Falle von Mad Max dann etwa so aus: Ihr fahrt mit dem Magnus Opus zum Zielort, meist eine (kleinere) Basis hiesiger Banden. Unterwegs zum Ziel begegenen wir mehreren Feindfahrzeugen, die wir zuerst in ihre Einzelteile zerlegen müssen. Ist das erledigt, geht es weiter zum Ziel. Dort angekommen, machen wir uns per pedes weiter, vermöbeln jeden Gegner, jagen etwas in die Luft und fahren wieder heim, um die Belohnung zu kassieren. Großartige Abwechlung gibt es im Missionedesign tatsächlich kaum. Lediglich etwaige Nebenziele oder sonstige kleinen Abweichungen stehen zu Buche, ansonsten nichts. Zu erwähnen sind bei den Missionen noch solche Einsätze, die sich entweder rein auf Autoeinsätze oder reine Faustkämpfe reduzieren.

    Halt! Eben schrieben wir doch, dass die Avalanche Studios ja auch Just Cause entwicklen. Dem entsprechend ist Mad Max ja eigentlich nur eine konsequente Weiterführung von dem, was die Entwickler am besten können. Richtig, das ist es auch, und doch gibt es einen extremen Unterschied. Denn während Just Cause sich selbst nicht ganz ernst nimmt und keine Chance zur übertriebenen Actionapokalypse auslässt, ist Mad Max ein Spiel mit ernstem Setting, ernstem Hauptcharakter und stockernster Thematik. Und somit klappt dieses relativ plumpe Missionsdesign eben bei Just Cause sehr gut und bei Mad Max eher weniger gut.

     

    Lass uns Autos tunen

    Abseits dieser repititiven Missionen hat man übrigens mehr als genug zu tun. Besonders viel Zeit kann man in Chumbuckets Werkstatt verbringen, wo so ziemlich jedes Detail an der Karre neu verschraubt werden darf. Satte 18 Unterkategorien stehen dem Hobbytuner zur Auswahl und für jede Schicht gibt es mehr als genug Bauteile. Fangen wir also mit einem klapprigen Rostschlitten an, schrauben wir uns Stück für Stück vorwärts und nähern uns der Vision vom Magnus Opus, was schlussendlich einer Festung auf 4 Rädern gleicht. Besonders viel Spaß machen die unterschiedlichen Waffensysteme, wobei man klar sagen darf, dass die Harpune so ziemlich das Kernelement sein soll und auch ist. Ihre Flexibilität ist einfach herrlich, lässt sich sowohl gegen Personen, als auch gegen harte Eisenbestandteile der gegnerischen Festungen und Fahrzeuge richten und ist somit der perfekte Allrounder im Kampf.

    Wo der Autokampf phasenweise sehr viel Freude bereitet, versagt der Nahkampf schon nach halber Spielzeit. Das gute daran: Es ist schnell erlernt und funktioniert ohne jedweden Probleme. Das schlechte daran: Es ist viel zu simpel und nach wenigen Stunden total stumpf. Mal ehrlich, was hatten wir – besonders in den Batman Spielen – schon für großartige Prügelkämpfe. Und dann kommt Mad Max daher und will uns mit 3 Tasten kommen? Schlagen, Ausweichen, Kontern, das war es. Zwar erlernt Max im späteren Verlauf noch einige Finishing Moves, die zugegebenermaßen auch sehr schick aussehen, aber in der Summe macht diese Prügelei einfach kaum Spaß, vor allem in der Länge des Spielverlaufs nicht. Selbst größere Gegnermassen können das Spaßniveau nicht heben, da man hier fast nur auf den richtigen Moment des Konters warten muss.

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    Die Autokämpfe sind ein Highlight in Mad Max

     

    Grafisches Feuerwerk

    Auf der technischen Seite setzt man uns ein kleines Meisterwerk vor. Es macht fast unendlich viel Spaß, einfach nur durch die Landschaft zu brausen und seinen Blick umherschweifen zu lassen. Die Zeitenwechsel sind erste Sahne und vermitteln ein prächtiges Mittendrin-Gefühl. Auch die Gestaltung der vertrockneten Welt ist mehr als gelungen, denn überall gibt es etwas zu entdecken. Den Designern ist es gelungen, dieser Spielwelt ein eigenes Flair einzuhauchen, das erstaunlich echt wirkt. Hochhaushohe Canyonriffe wechseln sich mit kargen Wüstenlandschaften ab, während woanders vertrocknete Riffe und zerschlagene Gebäude zur Erkundungstour einladen. Im Sand halb versunkene Wrackteile und kleinere Schabracken tun ihr übriges, um bloß keine Langeweile aufkommen zu lassen. Wenn dann auch noch ein peitschender Orkan aufkommt und den heißen Sand aufwirbelt, ist das Setting perfekt.

    Aus dieser hervorragenden Optik lassen sich dann auch ideale Screenshots machen (beide Sticks gleichzeitig drücken), die im Fotoalbum abgelegt werden. Ein Volltreffer, den man hier gelandet hat, denn nicht selten entstehen Motive, die absolut Kinoreif sind. Mehr als einmal wollten wir ein Motiv als Postkarte drucken und „Herzliche Grüße aus dem Wasteland“ draufschreiben. Einziges Manko: Sind zeitgleich zu viele Elemente im Blickfeld versammelt, schleichen sich hier und da ein paar Clippingfehler ein.

    Der Sound ist gut, untermalt passend das Geschehen und passt prima zum Thema des Spiels. Lediglich die Deutsche Synchronisation greift mal wieder zu kurz und trübt den Spielspaß etwas. Daher empfehlen wir, auf die Englische Tomspur zurückzugreifen.

     

    Und sonst?

    Beim Erblicken der Map, die gleichzeitig auch alle Einsatzorte und wichtige Entdeckungen anzeigt, fühlten wir uns ein wenig an eine Spielreihe von Ubisoft mit einem Assassinen erinnert. Jedenfalls gibt es eine ganze Menge zu entdecken und erforschen. Ob man sich die weiten Wege die Mühe macht, sei jedem selbst überlassen, denn uns verließ nach einigen Stunden die Motivation, jeden Fitzel der Karte aufzudecken.

    In der heißen Wüste kämpft Max übrigens nicht nur gegen die feindseeligen Bewohner, sondern auch um sein eigenes Überleben. Die wichtigste Ressource hierfür ist natürlich Wasser, das stetig den Lebensbalken wieder füllt. Zweite wichtige Ressource ist, man ahnt es bereits, das Benzin, denn ohne dies kommt man mit seinem Schlitten natürlich keinen Meter weit. Grund zur Sorge besteht für keinen der beiden Rohstoffe, denn sie sind zu genüge vorhanden und lassen sich wunderbar einsammeln.

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    Fazit

    Eigentlich ist Mad Max ein tolles Spiel, aber es zwicken einfach zu viele Sachen. Die Missionen spielen sich zum Großteil in ihrem Ablauf sehr ähnlich, was dazu führt, dass erste Ermüdungserscheinungen schon nach wenigen Spielstunden eintreten. Wer Mad Max spielt, der sollte nach ein bis zwei Missionen die Konsole wieder ausschalten und am nächsten Tag weiterspielen, denn so ist das Game weitaus erträglicher. Ansonsten bringt Mad Max ganz viel Positives mit sich und gibt ein insgesamt rundes Bild ab. Bei uns bleibt der Geschmack, dass dieses Spiel ein sehr brauchbares Grundgerüst bietet, auf das man für spätere Spiele aufbauen kann.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur