Lords of the Fallen – Test / Review

    Wer sich die vergangenen Monate stetig mit neuen Infos zu Lords of the Fallen von Deck 13 und Ci Games versorgt hat, der stieß immer wieder auf den Vergleich zu Dark Souls. Es gibt tatsächlich viele Gemeinsamkeiten beider Spiele, aber von einem plumpen Klon zu sprechen, wäre unter der Würde von Lords of the Fallen. Im Test erfahrt ihr, welchen ganz eigenen Charme das Spiel zu bieten hat.

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    [box_light]Lords of the Fallen ist für PC, Xbox One und Playstation 4 bereits erschienen. Neben der Standard Edition gibt es eine Limited Edition mit den Zusatzinhalten The Monk’s Deceipher (Bonusmission), Demonic Weapon Pack (Bonuswaffen), Lionheart Armor Pack (Bonusrüstungen) und dem Soundtrack zum Spiel. Die Collector’s Edition beinhaltet dazu noch eine handgefertigte Büste von Harkyn (ca. 20 cm). Alle Editionen könnt ihr u.A. bei Amazon kaufen. Unser Test basiert auf der Spielversion für Playstation 4.[/box_light]

     

    Üblicherweise geben wir zum Beginn unserer Reviews immer einen Einblick in die Story des Spiels. Und damit wären wir auch schon beim größten Kritikpunkt in Lords of the Fallen gelandet, der Rahmengeschichte. Das verwundert, denn mit dem zwiespältigen Hauptcharakter Harkyn, einiger interessanter Nebenfiguren und ambitionierten Zwischensequenzen steht eigentlich ein potentes Grundgerüst. Dennoch schafft es das Entwicklerteam von Deck 13 nicht, die anfänglich hohe Spannungskurve zu halten. Im Gegenteil sogar, storytechnisch flacht das Geschehen bereits sehr früh merklich ab und wird zum Ende absolut oberflächlich. Jegliche Charaktertiefe oder Twists in der Geschichte sind leider Mangelware.

    Machen wir hinter dieses Kapitel also schnell ein saftiges Minus und kommen zu den Dingen, die in Lords of the Fallen stimmen. Erfreulicherweise passt nämlich im Gesamten betrachtet mehr zusammen, als dass es dicke Kritikpunkte gibt.

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    Licht, Schatten, Verzierungen, Wanddetails … grafisch passt alles

     

    Beim Spielstart stehen drei Klassen zur Auswahl, die sich alle sehr stiltypisch spielen. Der Krieger teilt mit brachialen Zweihandwaffen den größten physischen Schaden aus, kann bei Bedarf aber auch den Riesenprügel durch Schild und Schwert ersetzen. Der Schurke ist deutlich agiler, tänzelt flink mit zwei Klingen um seine Feinde und ist dank hinterhältiger Angriffe schwer berechenbar. Die Magierklasse übernimmt der Kleriker, der sich starker Zauber unterschiedlicher Elemente bedient. Die Wahl der Klasse sollte dem eigenen bevorzugten Spielstil entsprechen, denn ein späteres Leveln Richtung Hybrid-Charakter gibt es in diesem Sinne nicht. Und nach der Klassenwahl geht es dann auch schon rein in die düstere Spielwelt.

    Neulinge werden in Lords of the Fallen deutlich behutsamer eingeführt, als es in Dark Souls der Fall ist. Die ersten Gegner sind einigermaßen leicht zu besiegen und es dauert etwa 30 Minuten, ehe der Schweregrad mit dem ersten Boss anzieht. Dann aber geht es ordentlich zur Sache und Lords of the Fallen wird bockschwer. Wer das richtige Timing aus Angriff, Block und Ausweichen nicht perfekt beherrscht, der wird schneller den virtuellen Tod sterben, als es ihm lieb ist. Schwierig ja, unfair aber nein, denn es liegt einzig und allein am Skill des Spielers, wie gut sich Harkyn aus der Affaire zieht.

    Trotz aller Kniffligkeit sorgen die fair gesetzten Speicherpunkte dafür, dass weniger Frust aufkommt, als bei Dark Souls. Lords of the Fallen weiß sogar, den Spieler zünftig zu motivieren: Gesammelte Erfahrungspunkte können auf Knopfdruck „gespeichert“ werden, so dass sie beim Sterben nicht flöten gehen. Dafür gibt es allerdings auch deutlich weniger XP, als wenn man sich noch ein wenig weiter vorwärts traut und wertvolle Multiplikatoren einheimst. Risikofreude wird um ein Vielfaches mehr belohnt als Mauerblümchen-Vorgehen – das macht Spaß und lässt den Adrenalinpegel steigen.

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    Riesenwaffen und Riesenmonster gehören im Spiel zum Standard-Repertoire

     

    Man merkt schon, dass der spielerische Fokus voll und ganz auf den Kampf abzielt. In diesem Punkt glänzt Lords of the Fallen auch in all seiner Pracht, angefangen vom Buttonlayout bis hin zum Gegnerdesign. Jeder Typ Feind hat eigene Stärken und Schwächen, die demnach auch alle eine eigene Taktik vom Spieler abverlangen. Trolle mit dicken Schilden können schlichtweg nicht auf die gleiche Weise besiegt werden wie Bogenschützen. Gleiches gilt auch für die imposanten Bosse, die übrigens ausnahmslos alle großartig aussehen. Das Entwicklerteam hat es ebenfalls verstanden, ein Gespür für sein alter ego am Bildschirm auf das Gamepad zu zaubern. Die präzise Steuerung reagiert ohne Verzögerung auf alle Aktionen und erlaubt eine flüssige Spielerfahrung. Man fühlt förmlich mit Harkyn mit, wenn er unter aller Kraftanstrengung zum Schlag mit dem Zweihandhammer ausholt. Umso zufriedenstellender ist es dann, wenn der wuchtige Hieb den Untergang des Feindes bedeutet.

    Im Spielverlauf ist uns nach knapp der Hälfte der Kampagne das Balancing etwas bitter aufgestoßen. Der ordentliche Schwierigkeitsgrad der ersten Stunden kippt nämlich unaufhörlich mit fortschreitendem Leveln des Helden. Viel zu früh hat man hohe Werte auf die Grundattribute erlangt, Zauber ans Limit gelevelt und Waffen mit mächtigen Runen gepusht. Lords of the Fallen wird dadurch zwar immer noch kein Spaziergang, im Gegensatz zu Dark Souls kann jedoch der Anspruch nicht auf einem gleichmäßig hohen Wert gehalten werden – schade.

    Technisch liefern Deck 13 und CI Games ein sauberes Werk ab. Anscheinend hat man beim Design sehr viel Wert auf Atmosphäre gelegt und das ist auch gelungen. Düstere Kirchengewölbe sehen herrlich bedrückend aus und auch die phantasievoll gestaltete Welt der Rhogar weiß Fans des Genres zu entzücken. Die Liebe fürs Detail begegnet uns an jeder Ecke der Dungeons und macht auch bei den Verzierungen der Rüstungen nicht halt. Der Sound bleibt dezent im Hintergrund und drängt sich nie zu sehr auf. Insgesamt betrachtet unterstreichen die Klänge das Geschehen auf der Mattscheibe sehr passend, ohne wirklich spektakulär zu sein.

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    Lords of the Fallen bietet kein open world, aber dennoch mehr als genug zum Erkunden

     

    Fazit

    Der Vergleich zwischen Lords of the Fallen und Dark Souls kommt nicht von ungefähr. Und doch sprechen beide Spiele zwei unterschiedliche Spielertypen an. Lords of the Fallen bietet einen deutlich gemäßigten Einstieg und ist überhaupt freundlicher zu Neulingen im Spiel. Dafür bleiben sowohl die Story, als auch die RPG-Elemente ziemlich oberflächlich und bieten kaum erwähnenswerten Tiefgang. In jedem Falle sollten die Entwickler nochmals am Balancing feilen, denn gegen Ende hin bleibt die pure Herausforderung auf der Strecke. Hervorzuheben sind sowohl Kampfmechanik, als auch das Design des Spiels, denn beides ist erste Sahne. Knackige Action mit leichten Rollenspielambitionen, das ist Lords of the Fallen.

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    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur