Last Word – Test / Review

    Was haben Fliegen, Wein, das Militär und eine weiße Katze gemeinsam? Sie alle bieten heißen Gesprächsstoff in Last Word und sorgen für linguistische Auseinandersetzungen par excellence. Darum geht es nämlich in dem außergewöhnlichen RPG, in dem die Protagonistin statt mit Schwert oder Magie, mit klug gewählten Worten in den Kampf zieht. Ob das funktionieren kann, lest ihr in unserem Test:

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    Story – Soziales Experiment mal anders

    In einer Gesellschaft, in der es alles zählt, in einer Unterhaltung das letzte Wort zu haben, wird eine Gruppe von Menschen, die unterschiedlicher und sonderbarer nicht sein könnte, auf ein mysteriöses Anwesen eingeladen. Darunter auch die sympathische Protagonistin Whitty Gawship, die inmitten der anderen Gäste, die allesamt der Oberschicht oder dem Militär angehören, so gar nicht zum Rest der Truppe zu passen scheint. Nichtsdestotrotz wird sie, schneller als ihr lieb ist, in höchst emotionale Dialoge und somit die brodelnde Gerüchteküche und gemeinsame Hintergrundgeschichte aller Anwesenden verwickelt. Nach kurzer Zeit meldet sich auch der Gastgeber zu Wort, der offenbar eine seiner neuen Erfindungen – eine Maschine, welche immer das letzte Wort hat – an den geladenen und über diese Tatsache äußerst unerfreuten Gästen testen will.

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    Nicht alle Gäste sind angenehme Dialogpartner…

    Und so beginnt auch schon die überraschende, unerwartete und wendungsreiche Story des Spiels. Nachdem wir in die Rolle der schlagfertigen Whitty geschlüpft sind, gilt es durch einfache Dialoge über gewählte Schlüsselthemen, ‚Kämpfe‘ sowie Erkundungen im Haus in der Geschichte voranzuschreiten. Diese entwickelt sich im perfekten Tempo und bleibt jederzeit spannend und unterhaltsam. Insbesondere tragen dazu die liebevoll und aberwitzig gestalteten Charaktere bei, gekoppelt mit dem oft bissigen und unterhaltsamen Humor und den großartig geschriebenen Dialogen. Hier gibt es wohl nur einen Minuspunkt für deutsche Spieler, denn das Spiel ist nur auf Englisch erhältlich, wobei die Gespräche sprachlich auf einem relativ hohen Niveau stattfinden und nicht für alle Spieler leicht zu verstehen sein werden. Dafür ist das Spiel besser geschrieben als so manches Buch und bringt einen regelmäßig zum Lachen.

    Letztendlich wird man sogar mit verschiedenen Enden belohnt, wobei es sich lohnt alle Geheimnisse des Hauses zu erkunden und auch das letzte bisschen Klatsch und Tratsch über jedes Thema zu sammeln.
    Damit ist die Story zusammen mit den Charakteren ohne Frage der Glanzpunkt von Last Word und schon allein ein guter Grund das RPG zu spielen. Doch kann das Gameplay da auch mithalten?

    Gameplay – Kampf der Linguisten

    Wie schon oben erwähnt, gibt es drei Möglichkeiten, im Spiel voranzuschreiten und Hinweise und Informationen zu sammeln, Dialoge, ‚Kämpfe‘ und Erkundungen.

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    Viel Klatsch und Tratsch gibt es von der militärischen General Sandhoff anfangs nicht…

    Bei ersterem kann man aus einer Liste von letztendlich insgesamt neun Themen (darunter befinden sich unter anderem ‚Weine‘ und die Katze des Hauses, aber auch die Erfindung des Professors und das Anwesen) wählen und seine im Anwesen Mitgefangenen dazu befragen. Erhält man von Person A beispielsweise bestimmte Informationen zu einem Thema, kann man bei Person B damit mehr über ein anderes Thema herausfinden. Die Schlüsselthemen werden auf diese Art aufgelevelt, wobei manchmal ein bestimmtes Level vonnöten ist um weitere Ereignisse oder Gesprächsverläufe freizuschalten.

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    Auch Judge Boasting ist für einen freundschaftlichen Dialog zu haben. Der Name ist übrigens bei den meisten Charakteren Programm.

    Will einer der sechs Hauptgesprächspartner mal nicht mit der Wahrheit herausrücken oder widerspricht einem, kommt es zu einem ‚Kampf‘. Leider gibt es während dieser Auseinandersetzungen nicht wirklich einen Dialog, sondern es wird mit verschiedenen sprachlichen Fähigkeiten ‚angegriffen‘ um einen Balken langsam zur Seite des Gegners zu schieben und ihn somit zu schlagen. Trotzdem ist das Kampfsystem gut durchdacht und gebalanced und fordert bis zum Ende des Spiels die Fähigkeiten und Voraussicht des Spielers. Nach dem Kampf erhält man Erfahrungspunkte, die einen im Level aufsteigen lassen und gleichzeitig als Währung genutzt werden können. Damit kann man sich dann mehr Fliegen (die Art, die man um den Hals trägt natürlich) und Fähigkeiten kaufen, von denen man je nach Anzahl an erhaltenen Fliegen verschieden viele ausrüsten kann. Diese helfen einem dann in den Kämpfen.

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    Was für einen Wein haben wir wohl diesmal gekostet?

    Zuletzt hat man die Möglichkeit, das Haus des Professors zu erkunden, Weinetiketten zu sammeln und verschiedene kleine Rätsel zu lösen, die für knifflige Abwechslung sorgen.
    Alles in allem kann auch das Gameplay überzeugen, alles läuft problemlos und ruckelfrei. Nur Perfektionisten werden es teilweise schwer haben, da es keine Schnellwahl für das Wechseln von Themen im Gespräch gibt und es aus diesem Grund manchmal zeitaufwendig ist, alle Informationen bei allen Gästen zu sammeln.

    Grafik

    Last Word sieht genauso aus, wie man es sich von einem Indie-RPG wünscht: Ein simpler, einheitlicher und ansprechender Stil, der die Story passend unterstreicht. Das Wichtigste, nämlich die Charaktere, sind während der Unterhaltungen im Comicstil gezeichnet, während sie sonst nur als farbige Silhouetten erscheinen. Hier wurde von den Entwicklern alles richtig gemacht.

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    Die verschiedenen Räume sind nach und nach betretbar.

    Sound

    Der vielleicht einzige Schwachpunkt des Spiels, zumindest im direkten Vergleich zum beindruckenden Rest. Denn beeindrucken kann der Sound leider nicht wirklich, die Hintergrundmusik ist sehr repetitiv und die Geräusche, welche die Charaktere bei jedem Ansprechen von sich geben, lassen sich zum Glück abstellen. Eine Sprachausgabe gibt es nicht.

    Preis/Leistung

    Für nur 10€ erhält man mit Last Word etwa 6 bis 8 Stunden Spielzeit, mit einer spannenden Geschichte, die mit viel Liebe zum Detail erstellt wurde. Damit ist das Preis-Leistungs-Verhältnis optimal.

    Fazit

    Ich kann Last Word nur empfehlen. Jeder, der über ausreichende Sprachkenntnisse verfügt, wird mit dem Spiel großen Spaß haben und vielleicht sogar noch ein paar neue Worte dazulernen.
    Das außergewöhnliche RPG bietet alles, was ein Indie-Titel braucht, um aus der Masse herauszustechen und wird eine neue und frische Erfahrung für alle bieten, die auf Action verzichten können und interessante Charaktere und eine gute Story zu schätzen wissen.
    Eine klare Kaufempfehlung also!award_87_05_2015.png

    Kathrin
    Hallo, ich heiße Kathrin und bin bereits seit einigen Jahren bei Game2Gether dabei. Ins Team brachte mich sowohl mein Interesse am Schreiben, als auch die Begeisterung fürs Gaming. Ich bin offen für alle möglichen Spielegenres, besonders gerne spiele ich aber (Fantasy)RPGs, Puzzle-Games, Survivalspiele und Sidescroller.