Die Ankündigung für Kirby Air Riders war sicher für alle Nintendo-Fans eine große Überraschung. Einerseits, da das Spiel auf dem GameCube eher nur im Schatten größerer Titel lebte, andererseits, da mit Mario Kart World ein Fun-Racer für die Switch 2 zum Release, also erst relativ kurz zuvor, veröffentlicht wurde. Kann man die Titel überhaupt miteinander vergleichen, oder haut Kirby Air Riders in eine andere Kerbe? Kirby Air Riders für die Nintendo Switch 2 bringt ein beinahe vergessenes GameCube-Konzept zurück auf die große Bühne und erweitert es um neue Modi, moderne Grafik und eine Fülle frischer Ideen. Doch eines sei gleich vorweg gesagt: Dieses Spiel ist kein „Mario Kart im Kirby-Look“. Es schlägt eine eigene Richtung ein – und die hat es in sich.
Kirby Air Riders
Bevor Ihr im wilden Chaos von Kirby Air Riders durchstartet, heißt euch das Spiel mit einer angenehm ausführlichen Fahrschule willkommen: und die solltet Ihr schlichtweg nicht ignorieren. Der Umstieg vom klassischen Kart-Feeling auf die eigenwilligen, automatisch gleitenden Air Riders-Maschinen verlangt nämlich erst einmal echte Umgewöhnung. Die Schwebegeräte preschen ganz von allein los. Ihr gebt lediglich die Richtung vor, ladet euren Turboschub auf und versucht, mit etwas Übung selbst enge Kurven sauber mitzunehmen.
Die Lektionen der Fahrschule bringen Euch dabei Schritt für Schritt das Einmaleins des Sternenritts bei: Gegner lassen sich per Stick-Rüttler aus dem Weg räumen oder, serientypisch, einfach einsaugen. Beides beschert Euch einen kleinen Geschwindigkeitsschub, letzteres spendiert Euch je nach verschlucktem Gegner sogar temporäre Spezialfähigkeiten wie ein Schwert, Feuerkugeln oder einen Untergrundlehrgang, mit dem Ihr Eure Widersacher elegant ausbremst. Die Fahrschule vermittelt Euch nicht nur die Grundlagen, sondern auch fortgeschrittene Techniken, die am Ende über Sieg oder Niederlage entscheiden können.
Spielmodi
Kirby Air Riders bietet Euch vier große Spielmodi, die alle ein etwas anderes Erlebnis liefern:
- Air Ride
Der klassische Rennmodus: Ihr stürzt Euch allein oder mit Freunden in schnelle Wettkämpfe und nutzt die Eigenheiten eurer Maschinen voll aus. - Top Ride
Kurze, knackige Rennen auf Mini-Strecken aus der Draufsicht. Ideal für schnelle Runden und chaotische Multiplayer-Duelle. - City Trial
Auf der schwebenden Insel Celestia habt Ihr wenige Minuten Zeit, möglichst viele Upgrades zu sammeln. Am Ende wartet stets ein zufälliges Finale, bei dem sich zeigt, wer seine Maschine am besten vorbereitet hat. - Road Trip
Der Story-Modus von Air Riders. Hier erlebt Ihr eine eigene Kampagne rund um den mysteriösen Zorah und bestreitet Herausforderungen, die Zug um Zug neue Inhalte freischalten.
Vermutlich stürzt Ihr Euch als Einzelspieler zunächst auf den Road Trip. Hier überrascht Kirby Air Riders, welches ja kein klassisches Story-Spiel ist, mit einem kleinen Solo-Abenteuer, das euch über mehrere Etappen führt. Ihr entscheidet, welche Herausforderungen ihr als Nächstes angeht, sammelt unterwegs Power-ups, tauscht Maschinen und arbeitet euch Schritt für Schritt durch eine bunte Reihe an Missionen.
Insgesamt ist das keine große oder gar epische Erzählung, aber ein ganz charmantes, Kirby-typisches Abenteuer, das Euch sanft an das ungewöhnliche Spielgefühl heranführt. Gerade für Einsteiger ist das eine willkommene Lernkurve, auch wenn sich die „Bosskämpfe“ am Ende jeder Etappe letztlich zu simpel anfühlen.
Die weiteren Modi bieten Euch storyfreien Rennspaß pur und auch jede Menge Multiplayer-Trubel.
Steuerung
Kirby Air Riders möchte „easy to learn“ sein, was allerdings zunächst nicht so wirklich der Realität entspricht. Die Maschinen beschleunigen automatisch, ihr steuert die Richtung, nutzt Drifts, ladet euren Turboschub auf und löst Angriffe aus. Gleichzeitig prasselt von Beginn an ein farbenfrohes Chaos auf euch ein, das durchaus überfordernd wirken kann.
Habt ihr jedoch die ersten Hürden überwunden, entfaltet das Spiel ein enorm befriedigendes Flow-Gefühl. Die Maschinen reagieren präzise, die Spezialfähigkeiten sind taktisch sinnvoll eingebunden und ihr spürt regelrecht, wie ihr von Rennen zu Rennen immer mehr Kontrolle über das Chaos gewinnt.
Allerdings gibt es auch einen besonders gewöhnungsbedürftigen Punkt: die Wirbelattacke. Dieser recht nützliche und auch häufig benötigte Angriff ist letztlich nur über eine rasche Hin- und Her-Bewegung des linken Sticks auszulösen. Diese Design-Entscheidung wirkt spürbar unkomfortabel und lässt sich leider nicht anpassen. Das ist definitiv ein klarer Schwachpunkt eines sonst recht durchdachten Systems.
Das Steuerungskonzept bleibt dabei bewusst minimalistisch: Zwei Knöpfe reichen aus. Der Boost-Knopf dient sowohl zum Abbremsen als auch zum Aufladen eines mächtigen Temposchubs. Und weil jede Maschine ihre ganz eigenen Eigenheiten besitzt, spielt die Wahl eures Gefährts ebenfalls eine wichtige Rolle: Der Warp-Star punktet als solider Allrounder ohne nennenswerte Schwächen, während der Jet-Star erst so richtig aufblüht, wenn er abheben darf. Maschinen mit Rädern wie der klassische Wheelie wiederum bieten Wendigkeit und Tempo, verzichten dafür aber komplett auf Flugmöglichkeiten.
Mehr Smash Bros. als Fun-Racer?
Kirby wäre nicht Kirby, wenn ihr unterwegs nicht die Gegner einsaugen, wegschubsen und mit Fähigkeiten bombardieren würdet. Und genau hier erinnert Air Riders überraschend stark an Super Smash Bros. Da macht sich durchaus die Leidenschaft von Masahiro Sakurai bemerkbar, der maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war.
Besiegte Gegner schenken euch einen Mini-Schub, besondere Feinde sogar temporäre Spezialfähigkeiten, wie Feuer speien, Schwertkämpfer, Erdbohrer oder Igel uvm.
Das Kampfsystem unterscheidet Air Riders damit natürlich deutlich von Mario Kart. Es ist dynamischer, taktischer und stärker Skill-basiert. Kombiniert mit den Maschinen- und Rider-Unterschieden entsteht beinahe dabei schon ein „Fighting-Game-ähnliches“ Meta-Gefühl.
Gerade für kompetitive Multiplayer-Runden ist dieser Ansatz absolut ein echter Gewinn.
Grafik
Kirby Air Riders zeigt eindrucksvoll, wie gut die Switch 2 bunte High-Speed-Action darstellen kann. Selbst beim größten Effektgewitter bleibt mit 60 FPS alles gestochen scharf, sogar im Handheld-Modus.
Dabei erreicht die Optik nicht ganz die technische Brillanz eines Mario Kart World, aber sie liegt natürlich deutlich über dem GameCube-Vorgänger und präsentiert sich durchweg stabil und hochwertig.
Musik
Der Soundtrack ist eine kleine Feier für Kirby-Fans. Neben neuen Tracks erwarten euch eine ganze Reihe an neu arrangierten Klassikern aus der gesamten Kirby-Historie. Die eingängigen Tracks leiten Euch perfekt auf das Tempo abgestimmt angenehm hektisch über die Rennpisten. Die Soundeffekte sitzen ebenfalls gut, ohne zu aufdringlich zu sein.
Fazit
Kirby Air Riders ist ein Spiel, das man nicht einfach nebenbei wegspielt. Es ist zwar durchaus zugänglich, aber nicht sofort leicht. Das Spiel ist teilweise chaotisch, aber mit Tiefe, witzig und gleichzeitig fordernd. Wer einen entspannten Fun-Racer für zwischendurch sucht, sollte eher zu Mario Kart World greifen. Doch wenn ihr bereit seid, euch einzulassen, bekommt ihr hier ein einzigartiges Fahrgefühl, motivierende Progression mit über 100 Herausforderungen und noch vieles mehr. Damit bleibt Kirby Air Riders, wie schon zu GameCube-Zeiten, auch heute noch ein Titel, der nicht allen gefällt. Aber für diejenigen unter Euch, die den Funken zünden lassen, kann Kirby Air Riders schnell zu einem echten Geheimtipp werden.
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Kirby Air Riders ist seit dem 20.11.2025 exklusiv auf der Nintendo Switch 2 erhältlich.
Bildquelle: Nintendo









