Katanaut – Weltraum Wahnsinn mit Katana – Review

    Manche Spielideen wirken so spannend, dass man sie am liebsten sofort selbst erleben möchte. „Ein Ninja mit Katana – mitten in einer außerirdischen Invasion auf einer Raumstation irgendwo im All“. Genau dieses Szenario ist die Prämisse von Katanaut – einem intensiven Roguelite, das in über drei Jahren Entwicklungszeit von Solo-Entwickler Eugene unter dem Label Voidmaw erschaffen wurde. Das Ergebnis ist ein stilistisch markantes Action-Roguelite mit Metroidvania-DNA, eingebettet in düstere Pixelkunst, getragen von Rhythmus, Reflex und einem wilden Kampfsystem. Inmitten eines überfüllten Genres versucht sich Katanaut mit klarer Handschrift und eigenständiger Vision hervorzuheben.

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    Story, Setting & Ästhetik: Cyberhorror trifft Synthwave-Katanas

    Der Einstieg ist minimalistisch aber effektiv: eine kollabierende Raumstation, überrannt von einer fremdartigen, dämonischen Präsenz. Die Rettung seid ihr, als katana-schwingender Astronaut, der Naut, kämpft ihr euch durch blutige Albtraumszenarien in Pixelästhetik: groteske Mutationen, verwinkelte Korridore, zuckende Fleischhaufen und schleimige Tentakelwesen – und überall spritzt und tropft Blut.

    Das Leveldesign von Katanaut kombiniert handgebaute Räume mit prozeduralen Strukturen – eine Mischung, die jedem Run frische Dynamik verleiht, ohne dabei die Übersichtlichkeit zu opfern. Trotz (oder gerade wegen) seines bewusst brutalen Artstyles bleibt das Spiel visuell stets faszinierend.

    Inmitten dieser klaustrophobischen Raumstation entfaltet sich ein detailverliebtes Pixeluniversum, das Atmosphäre und Spielmechanik gekonnt miteinander vereint. Begleitet wird das Geschehen von einem treibenden Synthwave-Soundtrack, komponiert von einem einzelnen Musiker. Der Score reagiert dynamisch auf das Gameplay, jede Konfrontation erhält ihren eigenen akustischen Puls.

    Katanaut Screenshot - Hauptfigur in einem engen Gang steht Gegnern gegenüber
    Die Maps stecken voller Geheimnisse, die es zu lüften gibt, entdeckt geheime Areale, rätselhafte NPCs und Elite-Herausforderungen, die diejenigen belohnt, die sich getraut haben die Station tiefer zu erforschen. Quelle: voidmaw

    Gameplay & Combat: Tanz auf der Rasierklinge

    Katanaut erhebt den Anspruch, ein präzises, timing-basiertes Kampfsystem zu etablieren, eine Mechanik, die auf Reflex, Kontrolle und vorausschauendem Handeln fußen soll. In der Praxis bleibt dieser Anspruch jedoch nicht durchgehend erfüllt. Die Trefferabfrage wirkt oft diffus, Hitboxen sind nicht immer klar kommuniziert, und in hitzigen Gefechten verliert das Spiel schnell seine Lesbarkeit. Was als taktisches Duell gedacht ist, gerät phasenweise zu einem hektischen Button-Gewitter, bei dem gezielte Eingaben zur Nebensache werden.

    Zwar bringt das Stamina-System grundsätzlich eine interessante taktische Komponente ins Spiel, indem jede Aktion Ressourcen kostet und den Rhythmus diktiert, doch die Ausdaueranzeige ist häufig so schnell erschöpft, dass viele Kämpfe eher von Improvisation als von Strategie geprägt sind.

    Trotzdem: Das freischaltbare Arsenal motiviert. In jedem Run lassen sich neue Waffen, Fähigkeiten und Perks sammeln, die spürbar zur Progression beitragen. Das Buildcrafting macht Laune, erlaubt kreative Synergien und sorgt für echten Fortschritt, doch am Ende bleibt der Eindruck, dass Button-Mashing zu oft belohnt wird, wo Timing und Kontrolle gefordert sein sollten.

    Katanaut Main Character - Katana-Kämpfer zeigt einen Spezial-Schlag.
    Verschiedene Waffentypen, Schusswaffen und Fähigkeiten bieten euch die Gelegenheit, immer wieder neue Strategien zu entwickeln. Quelle: voidmaw

    Buildcrafting: experimenteller Spielraum

    Das Upgrade-System von Katanaut wirkt auf den ersten Blick dünn aufgestellt, bietet aber überraschend viele Möglichkeiten:

    • Drei Schadenstypen: Kinetic, Aether, Combat – wobei das Katana meist Combat nutzt.

    • Zwei aktive Fähigkeitsslots, ergänzt durch passives Skill-Building via Perks und Spritzen (Buffs).

    • Waffen und Schusswaffen mit einzigartigem Handling, aber klarem Fokus: Das Katana bleibt die Hauptwaffe, während die Schusswaffen oft mehr funktional als fulminant wirken.

    Der Reiz liegt in der Wiederholung: Mit jedem Run lassen sich neue Synergien entdecken. Manche Builds fokussieren rohen Schaden, andere das Überleben, es gibt Support-Drohnen oder Status-Effekte. Ein gut abgestimmter Build fühlt sich wie ein Exoskelett auf Speed an.

    Struktur & Progression: Kein Checkpoint, aber Fortschritt

    Katanaut kennt keine Gnade. Jeder Tod setzt den Run zurück. Doch dieser Reset bedeutet nicht Stillstand, ganz im Gegenteil: Mit jeder gescheiterten Mission wächst die Kenntnis des Spiels und seiner Hintergrundgeschichte. Neue Waffen, Skills, geheime Areale und mysteriöse NPCs werden freigeschaltet, die dich in tiefer liegende Sektoren der Raumstation führen.

    Das Spiel nimmt sich dabei die Freiheit, prozedural generierte Herausforderungen mit handgebauten Geheimnissen zu kombinieren. Und wer tief genug gräbt, stößt auf versteckte Elite-Gegner, riskante Portale und alternative Wege – folgt den Tropfgeräuschen. Katanaut belohnt Mut, Neugier und Risikobereitschaft.

    Hauptfigur von Katanaut geht die Treppen herunter auf einen großen Raum zu.
    Hier gibt es keine Gnade: Jeder Tod bedeutet einen Neustart. Aber nicht mit jedem Neustart beginnt ihr von vorne. Quelle: voidmaw

    Katanaut: Schwierigkeitsgrad & Wiederspielwert

    Katanaut ist herausfordernd aber selten unfair. Während die frühen Abschnitte einen angenehmen Spielfluss ermöglichen, zieht der Schwierigkeitsgrad spürbar an: Normale Gegner werden zu ernstzunehmenden Bedrohungen, Bosskämpfe zu echten Challenges. Kurze Ladezeiten, sofortige Respawns und eine kontinuierliche Progression sorgen dafür, dass Frustgefühle nur kurz aufflackern. Und so ertappt man sich immer wieder dabei, diesen einen letzten Run doch noch zu starten.

    Katanaut – Dead Cells trifft Dead Space

    Wer Vergleiche sucht, landet schnell bei Dead Cells, doch Katanaut schlägt eine deutlich düsterere Richtung ein. Mehr Gore, mehr kosmische Verstörung, eine stärkere Fokussierung auf Space-Horror. Thematisch rückt es damit an Dead Space heran, allerdings in der Gestalt eines rasanten Pixel-Actioners.

    Gerade im überfüllten Roguelite-Markt verschafft sich Katanaut damit ein eigenes Profil. Nicht durch bahnbrechende Genre-Innovationen, sondern durch die präzise, kompromisslose Umsetzung einer klaren Prämisse. Und ja: Es gibt eine Schiffskatze. Und ja, ihr könnt sie streicheln.

    Unterm Strich ist Katanaut ein wildes, kompromissloses Abenteuer, ein blutgetränktes Gemetzel inmitten eines Space-Horror-Labyrinths, das sich bei jedem Versuch neu konfiguriert. Für Fans von Roguelites, kosmischem Horror und hektischem Action-Gemetzel ist es ein forderndes, visuell fesselndes Erlebnis, umso beeindruckender, da es von nur einem Entwickler stammt.

    Wer dagegen auf strukturierte Erkundung und persistente Progression setzt, wird mit der Wildheit des Gameplays hadern.

    Andreas Danner
    Ich liebe Games seit die ersten Pentium Rechner das Licht der Welt erblickten. Ob Soulslikes, narrative RPGs oder Indie-Perlen mit neuen Perspektiven, mich faszinieren spannende Kompositionen aus Design, Gameplay und Story, auch in VR und KI-getriebenen Welten. Games sind für mich nicht nur Unterhaltung, sondern auch Kunst und Kultur.