Insurgency: Sandstorm – Test

     

    Moderne Shooter orientieren sich meist nur lose an wirklichem Realismus. Insurgency: Sandstorm ist ein ziemlicher Gegenpol: Wer hier den Supersoldaten geben will, ist schnell raus aus dem Spiel. Wie sich die Neuauflage von Insurgency: Sandstorm spielt, das könnt ihr jetzt in unserem Test erfahren.

     

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    Hoher Grad an Realismus

    Schön, wenn PC-Spiele ihren Weg auch zur Konsole schaffen. Im Falle von Insurgency: Sandstorm liegt der Release für PC (via Steam) schon satte 3 Jahre zurück. Umso erstaunlicher, dass der Shooter auch heute noch eine erfreulich hohe Spielergemeinschaft begeistert. Spielerinnen und Spielern an Playstation und Xbox kommt die späte Veröffentlichung sogar zugute.

    Denn seit dem Start, der zugegebenermaßen nicht ganz  reibungslos funktionierte, wurde Sandstorm stetig verbessert. Hier ein paar Bugs weg, da ein wenig am Balancing getuned. Und zum jetzigen Release in der Console Edition ist das Spiel in seiner Gesamtheit also das nahezu perfekte Endergebnis von dem, was es sein möchte.

    Insurgency: Sandstorm von Focus Home legt den Fokus auf realistische Kämpfe. Eingangs erwähnten wir bereits den generischen Supersoldaten, den man in vielen Shootern übernimmt. Hier nicht, ihr seid verwundbar, ja sogar zerbrechlich. Jeder Schritt könnte euer letzter sein, also muss auch nahezu jede Aktion rundum gut überlegt und geplant werden. Keine umherliegenden Medikits oder regenerierende Lebensleiste, nix. Ein Hauch der Ursprünge der Rainbow Six Reihe liegt in der Luft.

    Um eine Sache direkt vorweg zu nehmen: Sofern ihr auf eine spannende Kampagne im Solo-Modus aus seid, dann könnt ihr das Game gleich beiseite legen. Insurgency: Sandstorm ist ein reines Multiplayer-Spiel. Ihr müsst mir euren Teammitgliedern koordiniert vorgehen, wahlweise mit Freunden oder aber mit zufälligen Mitstreitern weltweit. Pro Konsole darf jeweils eine Person mitspielen, es gibt also leider keinen lokalen Splitscreen. Das ist auch daher ein wenig schade, da man teambasiert gegen Bots auf custom maps spielen kann, also nicht zwingend gegen menschliche Gegner ran muss.

    Bevor ihr euch auf das Schlachtfeld wagt, solltet ihr unbedingt das Tutorial spielen. Hier merkt man dem Spiel sein relatives Alter an und so manche Steuerungsmechanik wirkt überholt. Daher lohnt ein Blick in die Optionen, um die Standardbelegung anzupassen. Unserer Meinung nach gehen dann ein paar Spielzüge gewohnter von der Hand. Die Einführung bietet euch einen umfassenden Einblick in alle relevanten Spielmechaniken. Neben Primär- und Sekundärwaffen lernt ihr hier den Umgang mit Sprengstoffen und die Ziele der einzelnen Modi.

     

    Unerschöpfliche Anpassungen

    Vor dem Rundenstart kann man seinen Soldaten rundum so anpassen, wie man möchte. Es gibt gut 8 unterschiedliche Klassen, die jedem Spielertypen entgegenkommen. Grundsätzlich ist jede Klasse in der Lage, das für sie vorgesehene Equipment und Waffen mit in die Schlacht zu führen. Die meisten Soldatentypen sind eindeutig zuordenbar, etwa der Scharfschütze oder der Sprengmeister. Andere können ihre Sonderfähigkeit nur im Verbund mit anderen Klassen ausspielen. Beispielsweise der Kommandant mit seinen mächtigen Luftschlägen, der einen Aufklärer benötigt, um Markierungen zu setzen. Pro Runde ist nur eine begrenzte Anzahl an Typen erlaubt, die einzige Ausnahme bildet der Frontsoldat. Das dient dazu, dass sich nicht nur Scharfschützen auf der Map tummeln.

    Pro Klasse habt ihr einen vordefinierten Pool an Punkten. Diese setzt ihr zum Erstellen der Ausrüstung ein. Waffen, Schutzkleidung, Gadgets, usw. verbrauchen diese Punkte. Da ihr jedes Gewehr bis ins kleinste Detail anpassen könnt (Visier, Griff, Magazin,…) müsst ihr ein wenig mit den unterschiedlichen Details experimentieren, bis ihr ein Set zusammen habt, was euch zusagt. Anfangs wird euch diese Fülle an Möglichkeiten erschlagen, mit der Zeit jedoch lernt ihr nahezu alle Customs kennen und findet euren Weg. Später werdet ihr die zig Kleinigkeiten innerhalb der Anpassung auch zu schätzen wissen.

    Der Kampf beider Teams gegeneinander findet im 10 gegen 10 auf insgesamt 14 Karten statt. Diese sind teils sehr unterschiedlich gestaltet und bieten staubige Hitze durch und durch. Meist geht es darum, dass man bis zu vier Punkte auf der Karte einnehmen und halten muss. Die Maps sind so designed, dass jede Klasse voll auf ihre Kosten kommt. Sniper finden auf Dächern oder kleineren Hügeln bzw. hinter Kisten ihre Deckung, während Sturmklassen in den verwinkelten Häusern in spannende Nahkämpfe aufbrechen.

    Längere Gassen, verwinkelte Räume, schmale Treppengänge, hier gibt es von Allem etwas. Wer die Karten in ihren Details kennt, hat hier einen klaren Vorteil. Kleines Beispiel? Es macht mitunter einen großen Unterschied, wie ihr eine Tür öffnet. Diese kann sowohl nach innen, aber auch nach außen geöffnet werden und wer es auf die Harte Tour will, der stürmt einfach hindurch. Wenn ihr in einer solchen Situation dann den Raum dahinter bereits kennt, dann habt ihr einen solchen Vorteil. So sieht dann nämlich beispielsweise ein potentieller Feind im Inneren, ob sich die Tür bewegt oder nicht.

    Je nach gespielter Tageszeit kommt mitunter ein völlig neues Spielerlebnis auf. Karten bei Nacht müssen noch taktischer und noch behutsamer angegangen werden, da die Sicht natürlich deutlich schlechter ist. Zumindest ohne passende Ausrüstung. Den ohnehin schon spannungsgeladenen Bogen spannt Insurgency: Sandstorm in solchen Momenten noch ein Stückchen weiter.

     

    Angestaubte Technik

    Dem spannenden und adrenalingeladenen Gameplay steht eine Technik zu Grunde, die sichtlich etwas in die Jahre gekommen ist. Das bricht niemandem von uns einen Zacken aus der Krone, kann aber eben auch nicht unerwähnt bleiben. So merkt man das Alter dem unübersichtlichen Menü bei der Auswahl des Equipments schon an. Lange Listen mit teils viel Text wirken wenig einladend und manchmal überfrachtet. Auch die Engine selbst ist mit Unreal Engine 4 nicht mehr ganz die jüngste. Den Spielfluss stört das zwar überhaupt nicht, nur gibt es mittlerweile eben auch weitaus schönere und weniger kantige Texturen.

    Den Sound finden wir teilweise extrem gut gelungen. Alle Waffen und Explosionen klingen echt und spürbar. Spielt ihr mit Headset und gebt euren Mitspielern verbale Kommandos, dann solltet ihr in Gebäuden nicht zu laut sprechen. Sonst kann es nämlich vorkommen, dass der Feind nahe bei eure Sprache ebenso hört wie eure Kollegen. In Insurgency: Sandstorm kann so ein Fehler fatale Folgen haben.

     

    Fazit

    Insurgency: Sandstorm ist ein rundum gelungener Taktikshooter für Konsoleros. Anders, als in vielen anderen Shootern, muss man eine gute Portion Zeit und Geduld ins Spiel einfließen lassen, um wirklich alle Mechaniken begriffen zu haben. Seid ihr einmal im Bilde, werdet ihr viel Spaß und in erster Linie spannende Momente im Spiel erleben. Jeder Respawn mit 30 Sekunden Wartezeit wird euch wehtun und dank der steilen Lernkurve werdet ihr immer klüger agieren.

    Das extrem große Arsenal, die vielen taktischen Möglichkeiten und das spannende Mapdesign sorgen für langanhaltenden Spielspaß. Zumindest dann, wenn ihr gerne reinstes PvP mögt, denn für PvE-Spieler ist Insurgency: Sandstorm keine Option.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur