Hyrule Warriors – Test / Review

    Das Zelda Universum gehört seit jeher zu den störksten Marken, die Nintendo in regelmäßigen Abständen aufbietet. Umso verwunderter waren viele Spieler, warum Big N nicht zeitnah zur Veröffentlichung der Wii U auch einen neuen Ableger des Zugpferdes parat hatte. Seither sind jetzt knapp 2 Jahre ins Land gezogen und noch immer ist kein neues Abenteuer rund um den grün-kaputzigen Link in Sicht. Unter diesem Aspekt könnte man dem Sidekick Hyrule Warriors bösartig in den Mund legen, dass man dieses Spin-Off als eine Art die-Fans-bei-der-Laune-halten auf den Markt bringt. Wir haben uns weit über 20 Spielstunden im Spiel ausgetobt und alleine das zeigt schon, dass Hyrule Warriors kein blasser Zeitvertreib ist.

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    Hyrule Warriors Launch Trailer

     

    Willkommen in Hyrule

    Man muss keinen großen Hehl darum machen, was Hyrule Warriors sein will und was es auch ist. Nämlich ein klassisches Musou-Spiel gehüllt ins magische Ambiente der Zelda Serie. Im Grunde ist es völlig egal, welches der schier unendlichen Musou Spiele von Koei Tecmo man zum Vergleich heranzieht. Dynasty Warriors, Warriors Orochi, etc. pp. stellen das Spielprinzip und The Legend of Zelda liefert Setting und Figuren. An dieser Stelle könnte schon Schluss sein, denn genau das ist die Quintessenz von Hyrule Warriors. Unser Text geht aber noch weiter, denn es dabei zu belassen, würde dem Spiel dann doch nicht gerecht werden und ganz so leicht hat es sich das Entwicklerteam von Omega Force dann auch nicht gemacht.

    Hyrule Warriors beginnt typisch für die Legend of Zelda Reihe: Das so friedlich liegende Land wird von einer dunklen Macht heimgesucht und binnen kürzester Zeit liegt ein finsterer Schatten über der Welt. Dämonen und grausige Monster streifen umher und selbst die einst so starke Bastin des Schloss‘ Hyrule scheint dieser Übermacht unterlegen. Schnell stellt Link fest, dass nur einer dahinter stecken kann, nämlich Oberschurke Ganondorf.

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    Welcher Held darf es sein?

     

    Ko-Ko-Ko-Ko-Kombobreaker

    Bevor es jetzt ab ins buchstäbliche Getümmel geht, bereitet man sich in den Optionen auf die jeweilige Schlacht vor. manchmal gibt die Story vor, mit welchem Charakter wir in den Kampf ziehen. Oft genug jedoch darf man sich seinen Favoriten aus dem Pool der gut ein Dutzend Figuren aber auch selbst rauspicken. Viele Charaktere werden natürlich erst im Spielverlauf freigeschaltet und nach beendeter Kampagne darf man sogar mit Badass Ganondorf selbst das Schwert schwingen.

    Apropos Waffen: Jeder Held verfügt über mächtige Waffen, wovon man ihm eine für jede Schlacht in die Hand drücken kann. Abgesehen von der Optik unterscheiden sich die Klingen und Stäbe in ihren Attributen und Specials. Upgrades und gänzlich neue Waffentypen winken bei einem Sieg übrigens als Boni. Um stets den Überblick zu behalten bieten der Optionsschirm eine ganze Menge an Infos, ohne dabei überlaaden zu wirken. Man kann sich schnell durchklicken, wissenhungrige Spieler hingegen können jedes noch so kleine Detail hier erfahren. Items werden erklärt, Waffen und Figuren beleuchtet und obendrein kann das Schlachtfeld anhand einer Übersichtskarte eingesehen werden. Nimmt man sich kurz Zeit und überblickt die Map, dann kann man vorab schon ein wenig an der Taktik feilen, denn ohne eine solche kommt man in der Schlacht selbst nur zögerlich vorwärts.

    Eingefleischte Zelda-Fans müssen übrigens anfangs lernen, die Scheuklappen abzulegen. Denn es fühlt sich irgendwie sonderbar an, wenn Link statt dem legendären Mastersword eine Holzkeule schwingt oder einen magischen Stab. Das Konzept geht aber auf und nach wenigen Attacken hat man sich dann auch daran gewöhnt, dass sich ungewohnte Waffen nahtlos in Gameplay und Charakterhand einfügen.

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    Hauptmänner und Bosse stellen die größte Bedrohung dar

     

    Und dann geht es ab! Oft hat man schon nach wenigen Spielminuten seine erste Kombo jenseits der 50er Marke hingelegt und man pflügt sich genüsslich durch die Horden an Gegnern. Diverse Angriffe lassen die SP-Anzeige am Bildschirmrand langsam füllen und auf Knopfdruck packt unser Held dann eine so wuchtige Spezialattacke aus, dass unzählige Gegner hilflos durch das Spielgeschehen segeln. Wo sich das normale Fußvolk noch recht einfach und zügig dezimieren lässt, hat man es mit den Hauptleuten oder Bossen schon deutlich schwerer. Wie auch in jedem anderen Musou-Spiel gilt es, diverse Festungen einzunehmen. Haben sich die feindlichen Reihen gelichtet, stapft der Hauptmann aus seinem Versteck und stellt sich uns entgegen. Abgesehen davon, dass sie mehr einstecken können, teilen sie ihrerseits auch deutlich stärker aus und oftmals kommt man mit blankem Eindreschen ohne Konzept auf keinen grünen Zweig. Noch deutlicher wird das bei den Endbossen, denn hier ist wirklich Taktik gefragt. Ihr Angriffs- und Verteidungungsmuster will beobachtet werden und unser Recke sollte die Schwachstellen gnadenlos ausnutzen.

    Das Einnehmen von Festungen hat den Vorteil, dass fortan keine Feinde mehr dort spawnen, sondern eigene Truppen. Es macht also Sinn, vom Start weg nicht geradewegs zum Ziel zu flitzen, sondern unterwegs ein paar strategische Punkte zu besetzen. Nicht selten findet man auf diesem Weg dann auch nützliche Items, die sofort zum Einsatz kommen können. Witzig: Öffnet man eine Truhe, ertönt der typische Zeldasound. Bei den Items dürfen natürlich die Klassiker wie Bummerang, Bombe oder Greifhaken nicht fehlen. Einige davon sind sogar notwenig, um dem Endboss zu Leibe rücken zu können.

    Am Ende jeder Schlacht gibt es die genretypischen Belohnungen, wie wir bereits oben erwähnt haben. Neue Waffen, neue Items, neue Charaktere und ein paar Rubine für das Spielerkonto wandern so ins Inventar. Besagte Rubine sind daher wichtig, als dass sie im Trainingscamp zum Leveln von Spielfiguren zum Einsatz kommen. Alternativ gibt man die Klunker in der Schmiede aus und erhält im Gegenzug Medaillen, die neue Angriffe freischalten oder passive Boni für die Spielfigur gewähren. In der Praxis hat sich unserer Meinung nach bewährt, seine Rubine besser komplett in der Schmiede anzulegen, da die Vorteile hier deutlich überwiegen.

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    Nach der Kampagne darf man auch mit Ganondorf in die Schlacht ziehen

     

    Nach der Story ist vor der Story

    Und so prügelt man sich von Schlacht zu Schlacht, nur leider hat das Treiben der Kampagne mit dem Sieg über Ganondorf sein Ende gefunden. Das bedeutet aber nicht, dass Hyrule Warriors damit endet. Im Gegenteil, es gibt Abseits der Story noch allerhand zu meistern. Im Abenteuer-Modus verschlägt es uns auf Remakes der Karte, die man aus dem NES The Legend of Zelda kennt. Nostalgikern wird hier das Herz aufgehen, denn die Maps sind wunderschön umgesetzt. Im Abenteuer-Modus liegt der spielerische Fokus auf dem Erledigen von kleineren Missionen. Etwa eine gewisse Anzahl an Gegnern in einem Zeitlimit zu besiegen oder ein Geheimnis aufzudecken. Da man teilweise ein bestimmtes Item für die Erfüllung benötigt und dieses an andere Stelle zunächst einmal freispielen muss, kann man hier zig Stunden Spielzeit investieren. Gleichsam bietet dieser Modus auch eine 2-Spieler Funktion, wobei Spieler 1 am Tablet spielt und Spieler 2 am Bildschirm mit Controller. Eine Optione für Splitscreen haben wir nicht entdeckt.

    Und damit sind wir auch am großen Knackpunkt von Hyrule Warriors angekommen, dem 2-Spieler Modus. Dem ist zunächst einmal gar nicht entgegen zu stellen, ein Musou Spiel bietet kooperative Modi ja geradezu an. In Hyrule Warriors scheitert es allerdings schlicht und einfach an der technischen Umsetzung. Und wir sprechen hierbei nicht von Banalitäten oder jammern auf hohem Niveau, nein, den Koop hat man so richtig schön in den Sand gesetzt.

    Da wäre zum einen der fehlende Online Modus. Lokaler Koop in allen Ehren, aber die Konsole schafft es schlicht nicht, das Spielgeschehen doppelt zu berechnen und Inhalte in weifacher Ausführung an die beiden Spieler zu transportieren. Und das zeigt sich dann in etwa so: Die Framerate bricht ein, sobald sich viele Gegner auf dem Bildschirm tummeln (und in einem Musou-Spiel tummeln sie sich quasi permanent in Scharen). Das Spiel fängt an zu ruckeln. Ständige Popups in der Umgebung. Die Auflösung geht in den Keller. Kurz: Ein technischer Totalausfall – leider. Und mit diesem missratenen Modus disqualifiziert sich Hyrule Warriors dann auch aus der Liga der oberen Punkteskala.

    Denn ansonsten läuft alles sehr rund, wenn man das Spiel rein auf seinen Solomodus beschränkt. Die Grafik wirkt phantastisch, Hyrule sah nie schöner und prächtiger aus. Und auch bei der teils extrem hohen Gegnerdichte ruckelt oder stockt es zu keinem Zeitpunkt. Auch der Sound passt, zwischen rockigen Japano-Riffs und stimmigem Zelda-Ambiente in den Zwischensequenzen untermalen sie stets das Geschehen am Schirm perfekt.

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    Der Abenteuer-Modus entzückt nicht nur Retrofans
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    Im Soloplay läuft alles so, wie es soll

     

    Fazit

    Hyrule Warriors schafft es, ein Musou-Erlebnis ins Zeldauniversum zu transportieren. Wo bisherige Vertreter des Genres gerne ein Nischendasein fristeten, könnte Hyrule Warriors die Initialzündung für den breiten westlichen Markt sein. Denn so simpel das Konstrukt klingt, so gut geht es doch auch auf und das ist mitunter erstaunlich. So wirklich lag die Verknüpfung beider Genres nicht auf der Hand, das Endprodukt kann sich aber sehen lassen. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass sich die Entwickler sichtlich Mühe gegeben haben, auch Kleinigkeiten, die für Fans der Legend of Zelda Spiele aber durchaus großen Stellenwert haben, ins Spiel zu implementieren. Das fängt an bei der schönen Gestaltung der Figuren und endet an den kleinen, typischen Jingles. Bei all dem Lob müssen wir dem Koop allerdings eine klare Abfuhr erteilen, denn dieser scheitert in fast allen Punkten an der Technik. Und so ist Hyrule Warriors für den Solospieler eigentlich uneingeschränkt zu empfehlen. Wer allerdings auf einen zünftigen Sofazock mit einem Kumpel spekuliert, der wird kaum auf seine Kosten kommen.

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    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur