Hitman 3 – Test

    Mit einem großen Finale möchte sich Agent 47 im kürzlich erschienenen Hitman 3 aus seiner aktuellen Trilogie verabschieden. Welche Stärken und Schwächen der Titel offenbart, das erfahrt ihr hier in unserem Test zu Hitman 3!

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    Für diesen Test spielten wir Hitman 3 auf Playstation 5

     

    Da ist es also nun, das grand final des Reboots von IO Interactive. Was 2016 als Neuauflage in Episodenform begann und später in eine Trilogie mündete, findet in Hitman 3 seinen groß(artig)en Abschluss. Keine großen Innovationen sollten mehr her, statt dessen soll bewährtes Gameplay und verzahne Spielmechaniken so ineinander greifen, dass Spieler:innen diesen letzten Teil einfach nur noch in reinster Form genießen können. Eine kluge Entscheidung, die für sagenhaft flüssigen Spielfluss sorgt und den virtuellen Biss ins Gras sehr unterhaltsam gestaltet.

     

    Hollywoodreife Inszenierung

    Kenner der Serie wissen bereits, dass die Geschichte eines jeden Spiels nicht die ganz große Stärke der Reihe ist. Dafür aber ist die Inszenierung einer jeden Mission inkl. der Teilabschnitte dafür umso prächtiger. Genau das trifft auch auf Hitman 3 so zu. Freut euch also nicht unbedingt auch tiefgründige Dialoge und Twists oder gar Turns, sondern viel mehr auf das kinoreife in Szene setzen von all dem, was ihr am Bildschirm erlebt.

    Die Story setzt nahtlos an die Geschehnisse des Vorgängers an. Agent 47, der Zeit seines Lebens treuer Auftragskiller der Organisation ICA ist, zweifelt mittlerweile zusehends an den Motiven seines Auftraggebers. Mit Hilfe von Diana Burnwood reist er nun quer über den Globus und sucht seinen alten Meister, um ihn … ihr könnt es euch schon denken. Wie schon erwähnt reißt die Geschichte keine Bäume aus, aber freut euch auf spannende und mitreißende Zwischensequenzen, die auch mal hoch emotional werden können.

     

    Bekanntes Gameplay

    Sechs Schauplätze klingt im ersten Moment nach nicht sonderlich viel. Im Falle von Hitman täuscht allerdings diese scheinbar geringe Anzahl über den Inhalt und die Möglichkeiten hinweg. Jeder einzelne Einsatz bietet riesiges Terrain mit teils extrem verwinkelten Ecken und Abschnitten, dass man sich schon fast verirren kann. Stellt es euch einfach als verdammt großen Spielplatz vor und ihr seid der kleine Knirps, der den lieben langen Tag in jedem Winkel etwas spannendes entdeckt.

    Übersetzt ins Spiel heißt das soviel, wie: Die Zielperson muss ausfindig gemacht werden, aber wie ihr das erledigt und was ihr bis dahin für kleine Zwischenschritte unternehmt, das bleibt völlig euch allein überlassen. Und dann relativiert sich die Sache mit den vermeintlich wenigen Einsätzen nämlich auch ganz schnell, denn roundabout könnt ihr pro Einsatz mit 2h Spielzeit rechnen.

    In diesem dritten Teil merkt man die gesammelte Erfahrung beim Leveldesign on IO Interactive an. Stetig ging es bergauf, immer wurde es ein klein wenig liebevoller, verzwickter und dynamischer. Hitman 3 ist somit der Gipfel dessen, was die Designer an Finesse und Kreativität an den Tag legen und die Philosophie dahinter ist ein absolutes Highlight des Spiels. Wohl dem von uns, der diese Entwicklung durch das Spielen der Reboots im Gleichschritt mit den Schöpfern gemacht haben.

    Kenner der Reihe bemerken die greifbare Detailversessenheit unmittelbar und direkt, das ist großartig! Und so manches Mal erscheint durch die Verspieltheit des Entwicklerteams ein potentieller Lösungsweg, der irgendwo zwischen diabolischem Wahnsinn und skurriler Absurdität einzuordnen ist.

    Zum allseits bekannten Gameplay gesellen sich zwei Neuerungen. Zum einen habt ihr als neustes Gadget eine multifunktionale Kamera. Mit dieser knipst man nicht nur Fotos, sondern sie verfügt über den mancherorts äußerst sinnvollen Zusatz, dass man mit ihr Terminals hacken kann. Außerdem bekommt ihr in jeder Mission die Möglichkeit, Abkürzungen zu nehmen, sofern ihr diese entdeckt.

    Dem kürzeren Weg stehen dann allerdings auch schwer bewachte Gebiete gegenüber, so dass man für den zusätzlichen Nervenkitzel schon selbst abwägen muss, ob es das Risiko wert ist. Diese Wege bleiben euch dann übrigens für jeden weiteren Durchgang jederzeit offen, ihr müsst sie also jeweils nur ein Mal entdecken.

     

    Spielerische Freiheit

    Eine Sache , die Hitman mit nahezu jedem Teil der Reihe besser gemacht und stetig verfeinert hat, ist die Freiheit, die man als Spieler genießt. Machen wir uns nichts vor, es gibt im Grunde genommen kaum Regeln, die man euch vorgibt. Gut, am Ende müssen eine oder mehrere Zielpersonen eliminiert werden, aber die Frage nach dem WIE man das erledigt, die bleibt komplett und zu 100% in Spielerhand.

    Je nachdem, wie man spielerisch tickt, kann man also jede einzelne Mission völlig unterschiedlich angehen. Selten ist es ein guter Plan, ohne Rücksicht auf Verluste vorzupreschen, Agent 47 ist schließlich kein kleiner Rambo. Dennoch gibt es Mittel und Wege, die das Geschehen mal mehr und mal weniger lang dehnen. Wer also Zeit und Lust mit ins Spiel bringt, der kundschaftet punktgenau die Umgebung und Laufwege der Personen aus, um sich dann anschließend einen tückischen Plan zurechtzulegen.

    Je filigraner und eleganter man vorgeht, umso schicker fällt die Belohnung am Schluss des Levels in Form einer Bewertung aus. Heißt im Umkehrschluss, dass wenn ihr häufig entdeckt werdet und plump die Feinde über den virtuellen Jordan schickt, ihr eine miese Endwertung erfahren werdet.

    Dennoch macht es das Spiel sehr geschickt, euch für jedwede Situation entsprechend zu wappnen. Solltet ihr euch beispielsweise in perfekter Verkleidung unters Volk gemischt haben und wegen einer kleinen Unachtsamkeit auffliegen, dann ist Hitman 3 so fair und bietet euch zu jeder Zeit diverse Ausflüchte aus der Misere, auf dass ihr kurz darauf einen erneuten Anlauf starten könnt.

    Ein kurzer und spoilerfreier Hinweis hinsichtlich des Endes von Hitman 3. Seid ihr im Zug in den Karpaten unterwegs, dann nähert ihr euch unweigerlich im Finale dem letzten Waggon. Hier habt ihr die Möglichkeit, einen alternativen Ausgang des Spiels zu erleben. Dafür dürft ihr nur einfach gar nichts tun, also wirklich nichts. Bleibt einfach eine kurze Zeit bei der Zielperson stehen und wartet ab. Abgesehen davon, dass man auf diesem Wege auch gleichzeitg eine Herausforderung erfolgreich abschließt, möchten wir nur so viel verraten: Der Kreis um Agent 47 schließt sich und Kenner des ersten Hitman Abenteuers werden sich sicherlich sehr freuen. So, das muss als gut gemeinter Hinweis reichen.

     

    Technisch OK

    Hitman 3 läuft auf der Playstation 5 zu jedem Zeitpunkt flüssig. Konstante 60 Frames können wir zwar nicht belegen, da uns hierfür schlicht die Hilfsmittel fehlen. Dennoch sind uns bis zum Ende keine störenden Ruckler aufgefallen, selbst bei hoher Objektdichte auf der Mattscheibe.

    Und besagte Objektdichte ist mitunter verdammt hoch! Bereits oben erwähnten wir die Detailversessenheit der Entwickler und die gesamte Spielwelt wirkt absolut authentisch. Die grafischen Finessen bemerkt man besonders während in der China- Mission, wo man bei Dunkelheit und Dauerregen seine Tötungsmission erledigt. Die beklemmende Atmosphäre wird durch Lichtreflexionen und Spiegelungen von Neonlichtern in Pfützen so eingehend unterstrichen, dass der Spannungsbogen zu reißen droht – großartig! Oder der Einsatz im Anwesen Dartmoore – noch großartiger!

    Abstriche gibt es nur hinsichtlich der Animationen von Agent 47 selbst. Noch immer wirkt der tätowierte Glatzkopf in all seinen Bewegungen etwas hölzern. Gesichtsanimationen hätten im Gesamten ein wenig mehr Feintuning erfahren dürfen. Aber das ist das berühmte Jammern auf hohem Niveau.

     

    Virtuelles Morden

    Wer wie im Falle unserer Playstation-Spielversion in den VR-Modus wechseln möchte, der benötigt dafür natürlich die schon leicht betagte PSVR. Möchte man den Modus auf der PS5 nutzen, so muss zwingend das Kamera-Adapterkabel her, sowie die Downloadversion für Playstation 4. Hat man all das parat, steht dem virtuellen Spaß nichts mehr im Wege.

    Wobei es mit dem Spaß im VR-Modus eben so eine Sache ist. Natürlich ist das Erlebnis in virtueller Realität eine ganz andere und viel intensivere Spielerfahrung. Man ist direkt mittendrin und nicht nur „Beobachter“ aus der Ansicht in der dritten Person. Also eher ein direkter Bestandteil der Welt und auf Augenhöhe mit sämtlichen Figuren und NPCs. Gerade die nervenaufreibende Jagd nach dem nächsten Ziel lässt Spieler:innen ganz tief eintauchen und der Verschmelzung mit Agent 47 steht nur noch wenig im Weg. Großartig sind etwa Schleichangriffe von hinten, bei denen man sich so sehr der Zielperson nähern muss, dass man reale Angst verspürt, nicht doch ertappt zu werden.

    Gespielt wird komplett mit dem DualShock 4 und nicht mit den Move Lollipops. Die Verbindung zur PS5 läuft reibungslos, auch wenn natürlich der DS5 die schickere Wahl wäre. Geht aber nun mal nicht, da dieser keine Lichtleiste zum Tracking besitzt, der schwarze Peter geht also an Sony.

    Alle Angriffe besitzen Triggerpunkte. Heißt, ihr müsste einen vordefinierten Punkt anvisieren und erst dann kann eine gewünschte Aktion ausgeführt werden. Wollt ihr statt Klaviersaiten oder ähnlichem Mordinstrument lieber die schallgedämpfte Waffe sprechen lassen, dann müsst ihr den Controller wie eine Pistole in die Hand nehmen, während ihr per Kimme und Korn dann punktgenaue Headshots landen könnt.

    Das große Manko am VR-Modus ist die eingeschränkte Trackingfähigkeit der Kamera bzw. dem Lichtsensor. Mehrere Male ist es passiert, dass wir mit dem Controller aus dem Trackingbereich kamen und schwups war alles im Bild nur noch konfus. Außerdem sind die Triggerpunkte für Aktionen zwar ein gut gemeintes Feature, aber sie greifen einfach nicht problemlos. So geschah es gelegentlich, das man seinem Opfer rücklings auf die Schulter klopfte, statt den Tötungsmove zu starten. Und wer die Spieleserie kennt, der weiß, dass man beim Entdeckt werden dann oft die kompletten Wacheinheiten des Levels auf sich zieht.

    In der Summe muss man sich im VR-Modus also auf einige Höhen und Tiefen einstellen.

     

    Fazit

    Für den Moment war es das also mit der Tötungsmaschine Agent 47 im Rahmen seines Reboots in Trilogieform. Viele Jahre haben wir uns als Löwe in einer Herde nichtsahnender Fellwesen gefühlt und in Hitman 3 mündet all das in einem großen Feuerwerk.

    Ihr werdet wenig finden, was wirklich neu in dieser Reihe ist. Vielleicht ist aber auch genau das die simpelste und effektivste Entscheidung, die IO Interactive treffen konnte. Denn genau deshalb spielt  sich Hitman 3 buchstäblich wie aus einem Guss und lässt den Entwicklern den Fokus auf die Perfektion des Leveldesigns legen. Das passt perfekt!

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur