Hitman 2 – Test

    Hitman 2 setzt auf bekannte und gut funktionierende Mechaniken und packt diese in neue Missionen. Warum das eine gute Entscheidung von IO Interactive war, das erfahrt ihr hier in unserem Test zu Hitman 2.

    Dieser Test basiert auf der Spielversion für Playstation 4.

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    Agent 47 in Bestform

    Nach dem Erfolg von Hitman war es nur eine Frage der Zeit, bis IO Interactive mit einem Teil 2 rausrücken würde. Wie erhofft erschien dieser kürzlich und die Wartezeit hielt sich dankenswerterweise somit stark in Grenzen. Uns erfreut ebenso die Tatsache, dass man mit Hitman 2 wieder zurück ins gewohnte Geschäftsmodell geht: Wurde Hitman noch in einzelnen Episoden nach und nach veröffentlicht, gibt es Hitman 2 direkt als Gesamtpaket als Download oder auf Disc.

    Hitman war vor zwei Jahren ein ziemlicher Überraschungshit, obwohl man eigentlich wusste, was man bekam. Dennoch zeichnet es den Entwickler aus, dass nach all den Jahren der Existenz von Agent 47 ihnen scheinbar noch lange nicht die Puste ausgeht. Besser noch, der Serie-Reboot war ein echtes Kleinod unter den besten Spielen 2016. Dementsprechend groß sind die Fußstapfen, in die Hitman 2 nun treten muss. Wie leicht so etwas schief gehen kann, wissen wir alle. Zum Glück macht Hitman 2 da weiter, wo Teil 1 aufgehört hat. Nämlich, dass man Bewährtes beibehält, etwas ergänzt und den Spieler dann einfach von der Leine lässt.

     

    In der Ruhe liegt die Schönheit

    Sechs neue Maps warten auf uns, jede davon mit einem ganz eigenen Setting. Vom dichten Gedränge bei einem Motorsport Event bis zum bewucherten Regenwald, von Neuseeland bis Miami – Hitman 2 führt uns rund um den Globus und macht aus jeder Situation einen Sandkasten für mörderdisches Theater. Der Vorhang zu diesem hebt sich dabei erst nach und nach, während man sich mit einem stetigen Crescendo auf das Finale vorbereitet. Meist geht es darum, eine oder mehrere Zielpersonen auszuschalten. Wie Frage nach dem Was ist also leicht beantwortet und vom Spiel klar vorgegeben. Alles andere, allen voran die Frage nach dem Wie, obliegt euch. Und das ist sie, die große Stärke eines Hitmans, des lautlosen Killers mit dem Strichcode im Nacken. Wer sich Zeit und Muße nimmt, nicht einfach nur nach den Endzielen Ausschau zu halten und diese zu eliminieren, der erlebt eine so wunderbare Welt voller Möglichkeiten, den perfidesten Kill der Geschichte zu landen. Ganz im Ernst: Startet das Level und schlendert er genüsslich durch die Gegenden. An jeder Ecke findet man, mal mehr und mal weniger offensichtliche, Objekte, die zur Tötung dienlich sind. Diesen Hinweis, dass man sich Zeit nehmen soll, liefern nicht nur wir an dieser Stelle, sondern auch das Spiel. Am Ende jeder Mission seht ihr in der Abrechnung, was ihr alles an Chancen und Möglichkeiten liegengelassen habt. Das spornt unheimlich dazu an, eine Mission mehrfach erledigen zu wollen. Immer auf der Sucuche nach noch einem Target und immer öfter schweifen die Blicke zu den Seiten, was man denn alles gebrauchen könnte.

    Gleichwohl kann man damit auch die Spielzeit mehr als ordentlich strecken. Nimmt man die sechs Missionen und bricht sie auf ihr Minimum herunter, so erlebt man spätestens nach rund 6-7 Stunden den Abspann. Kostet man die volle Bandbreite an Tötungsdelikten aus, dann streckt sich diese Dauer locker um den Faktor drei bis vier. Eine gute Methode ist dabei, den ausgetüftelten Dialogen der NPCs zuzuhören. Nicht selten bieten diese den ein oder anderen guten Hinweis, der den Mordplan um eine Komponente erweitert.

    Apropos Spielzeit strecken: Besitzt ihr Hitman 1, dann könnt ihr die Missionen runterladen und ins Spiel integrieren. Neue Features, wie z.B. dass euch Wachleute im Spiegel erkennen, bieten diesen dann frischen Wind. Eine nette Beigabe sicherlich, allerdings sind die Neuerungen eher marginal, als dass sie jetzt sehr in die Gewichtung fallen würden. Da wäre in jedem Fall nennenswert, dass man sich nun in höherem Gras und Menschenmengen verstecken kann. Assassin’s Creed lässt grüßen. Der Koffer ist ebenfalls eine willkommene Neugabe, denn in ihm lassen sich auch größere Waffen verstecken, die nicht unter den Trenchcoat passen. Auffallend ist die neue Gestaltung der Minimap, die nun deutlicher und klarer sämtliche Personen und Ereignisse symbolisiert.

     

    Erst Du und dann Du, Du Du!

    Die wöchentlichen Ziele, exklusive Targets, waren von den Spielern des ersten Teils eins der am meisten gelobten Features. Natürlich finden sie auch in Hitman 2 wieder ihren Einzug. Sean Bean, also der Schauspieler, der regelmäßige Film- und Fernsehtode stirbt, ist hier übrigens das erste Ziel. Mit stetig wechselnden Zielen und Aufträgen habt ihr in der vorgegebenen Zeit, eine Zielperson zu eliminieren. Falls euch das nicht reicht, kreiert ihr einfach eigene Aufträge, teilt diese mit der Community oder ladet von selbiger erstellte Eliminierungen herunter. Alleine diese permanenten Updates werden uns und euch wieder bei Stange halten, Hitman 2 regelmäßig ins Laufwerk zu legen.

    Der Multiplayer lässt sich kooperativ und kompetitiv spielen. Gemeinsam sitzen wir mit zwei Scharfschätzen in weiter Ferne und versuchen, das Ziel zu eliminieren. Rund herum bewegen sich allerdings eine enorme Anzahl an Leibwächtern , was das Ganze nicht so einfach macht. Hier sollte man nach Sammelgegenständen Ausschau halten, die zu Dutzenden im Level verteilt sind. Spielt man gegeneinander, so findet man sich zwar im gleichen Level wieder, allerdings spielt jeder für sich. Es gilt, das gleiche Ziel auszuschalten und wer es als erster schafft, gewinnt die Runde. Dabei sieht man seinen Gegner zwar im Spiel, kann aber nur minimal in sein Tun eingreifen. Mit sogenannten Ghost Coins kann man beispielsweise Personen ablenken, die das Trieben des anderen Spielers mitunter komplett durcheinander wirbeln können. Ein sehr spaßiger Modus, der allerdings etwas Eingewöhnungszeit verlangt, bis man mit seinen Feinheiten zu 100% klar kommt.

    Ein kleiner Wehmutstropfen zum Schluss: Hitman 2 verfügt über keine deutsche Sprachausgabe. Man muss also zwingend auf den Englischen O-Ton zurückgreifen, der zwar bestens synchronisiert, aber eben nicht jedermanns Geschmack ist.

     

    Fazit

    Hitman 2 setzt konsequent da an, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Eine riesige Spielwiese, auf der alles, aber auch fast wirklich alles, zur Mordwaffe umfunktioniert werden kann. Ob herabfallender Gegenstand, ob U-Boot, ja sogar ein Fisch kann zum corpus delikti werden – wenn ihr das wollt. Es liegt einzig an euch und eurem ausgeklügelten Plan, wie das Target den virtuellen Tod stirbt. Auf dem Papier wirkt der Spielumfang gar nicht so groß. Rechnet man aber alle Möglichkeiten mit ein und nimmt den motivierenden Multiplayer hinzu, dann kann Hitman 2 über etliche Stunden begeistern. Hitman 2 ist eine sehr würdige Fortsetzung des ohnehin schon sehr guten ersten Teils.

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur