Guardians of the Galaxy – Test

     

    Yes, I like piña coladas! Immer, wenn ich irgendetwas von Guardians of the Galaxy sehe oder lese, habe ich Sekunden später diesen verdammten Ohrwurm. Also ab an die heimische Hausbar, genau dieses Getränk gemixt und danach direkt rein hier in unseren Test!

     

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    Für diesen Test spielten wir Guardians of the Galaxy auf Xbox Series X

     

    Hintergrund von Guardians of the Galaxy

    Wundert euch nicht, wenn euch die Story in Guardians of the Galaxy ein paar Steine in den Weg legt. Sie sind nämlich gar keine, bzw. dann gehört ihr zu der Sorte, die „nur“ die Filme rund um die fünf Sternenwächter kennen. Die Geschichte des Spiels hingegen setzt bei den Comics an, die deutlich weniger Spielerinnen und Spieler kennen dürften. Wichtig ist nur zu wissen, dass diese mal mehr und mal weniger stark von den Ereignissen der Filme abweicht. Die wohl größten Unterschiede sind, dass Thanos auf völlig andere Weise ums Leben kam und es etliche intergalaktische Kriege gab.

    Bei einem entscheidenden Gefecht gegen die Chitauri ging ein Bündnis unter der Flagge des Nova Corps als Sieger hervor. Mit dabei waren ein gewisser Peter Quill, besser bekannt unter dem Alias Star Lord, und seine vierköpfige Crew. Etliche Jahre später begegnen sich die Guardians und das Nova Corps eher zufällig wieder – sehr zum Leidwesen unserer Helden. Denn in ziemlich kurzer Zeit soll Peter einen Haufen Credits auftreiben, sonst droht Ungemach.

    Man findet übrigens trotz der Abweichungen zum Hauptfilm sehr schnell in die Geschichte hinein. Schließlich kennen wir alle die Figuren Peter, Gamora, Drax, Groot und Rocket. Alle mit ihren Eigenarten, alle fein säuberlich austariert und im Verbund ein großartiges Team.

     

     

    Back to the (G)roots

    Das letzte gemeinsame Werk von Square Enix und Eidos Montréal, nämlich das Videospiel Avengers, liegt noch gar nicht weit zurück. So wirklich glücklich wurde allerdings niemand damit, vielleicht konzipierte man deshalb auch Guardians of the Galaxy von Grund auf anders. Was das bedeutet? Nun, es gibt keine Live-Services, keine Loot-Orgien und keinen aufgezwungenen Multiplayer.

    Statt dessen bekommt ihr hier ein waschechtes Action-Adventure serviert, das sich als reines Solospiel präsentiert. Ein fast schon totgeglaubtes Genre, mindestens aber genau so retro, wie Hauptfigur Quill. Es zieht sich wie ein roter Faden durch das Spiel, die 80er sind einfach omnipräsent. Diese strikte Klarheit ist wirklich selten geworden, der letzte prominente Vertreter war wohl Uncharted. Was spielerisch bedeutet, dass zu nahezu jedem Moment der Rahmen klar definiert ist. Ihr habt einen Startpunkt, einen linearen Levelverlauf und einen festen Endpunkt. Gelegentlich habt ihr zwar immer mal wieder diese Momente, in denen ihr eine Entscheidung treffen müsst. Alternative Wege lassen sich dadurch betreten, letzten Endes aber laufen sich dennoch alle auf das gleiche Ziel zu. Erwartet für Guardians of the Galaxy also nicht unbedingt einen hohen Wiederspielwert. Ob das ein Kritikpunkt ist oder nicht, muss jede*r für sich selbst bewerten.

    Vor dem ersten Spieldurchlauf waren wir etwas skeptisch, ob die Formel, dass man ausschließlich Quill spielt, wohl auch aufgehen kann. Zugegeben, es hätte schon Charme, in die Rolle des Dauerquerulanten Rocket oder des sprechfaulen Groot zu schlüpfen. Und dann wurden wir doch dadurch überrascht, dass das Spielsystem, so wie es ist, ziemlich gut, ja nahezu hervorragend funktioniert.

    Immer aus der 3rd-Person-Sicht steuern wir selbst also Star Lord, unser Team ist aber zu jedem Zeitpunkt stets an unserer Seite. Zwar dürfen wir keinen der Wächter selbst steuern, ihnen aber auf Knopfdruck Kommandos zuweisen und auf ihre besonderen Fähigkeiten zugreifen. Im Grunde spielt es hier nach der alt-bewährten Formel: Jeder und jede kann eine Sache besonders gut und ist weniger stark in anderen Dingen. Groot beispielsweise kann lange Ast-Tentakel stabilen Brücken bauen, damit das Team Abgründe überwinden kann. Rocket knackt allerhand Sicherheitsvorkehrungen, Drax macht naturgemäß keinen Hehl daraus, was sein Bizeps alles heben kann, während sich Gamora mit ihren scharfen Klingen durch Dickichte wirbelt. Und Star Lord? Der greift natürlich auf seine beiden treuen Blasterpistolen zurück und hebt auf Knopfdruck dank Jetpack völlig ab.

    Ganz Ähnlich gibt es innerhalb der Kämpfe eben auch Vorteile einzelner Mitglieder, die ihr auch tunlichst sinnvoll einsetzen solltet. Gleiches gilt auch für nahezu alle Gegner, die immer mindestens einen Schwachpunkt besitzen. Hier kommt ein Elemente-System zum tragen, für dessen Hilfe ihr nach und nach entsprechende Upgrades für die Waffen freischaltet. Mit Schock-, Feuer- und Eisangriffen nehmt ihr Kimme und Korn auf die Feinde und müsst natürlich genau den Angriffsmodus nehmen, für den der Gegner anfällig ist.

    Ansonsten ist der Damage-Output der Angriffe eher marginal, wodurch ihr 1. deutlich mehr Treffer platzieren müsst und 2. in Gegnergruppen auch mal unter die Räder kommt. Am effektivsten seid ihr immer dann, wenn ihr alle Member der Gruppe mit ein bezieht. Was dann in etwa so aussehen könnte: Groot hält den Feind an Ort und Stelle mit Wurzeln fest, Rocket feuert aus der Distanz Granaten ab, Drax und Gamora prügeln auf ihn ein, während ihr als Spielerin oder Spieler aus der Luft mit beiden Blastern das Ziel beschießt.

    Quill kommt in diesem Kontext die besondere Rolle zu, dass er dank Visor-Technologie die Umgebung scannen kann. So erkennt ihr nicht nur frühzeitig alle Gefahren, sondern auch die eben erwähnten Boni und Mali alle Gegnertypen. Das Kampfsystem im Gesamten betrachtet bietet einen guten Mix aus taktischer Tiefe und Anspruch. In erster Linie macht es aber Spaß, sobald ihr die Skills der Teammitglieder mal intus habt. Außerdem geht es erstaunlich flott und intuitiv von der Hand, was den Spielfluss immer sehr hoch hält. Lediglich in ein paar wenigen Passagen kam es zur Verwirrung, weil das Gegneraufkommen wirklich hoch war und man mit dem punktgenauen Anvisieren schon mal durcheinander kommen kann.

    Etwas eigen ist das Smartbomb-System. Wobei eigen? Sagen wir mal so: Wenn man schon ein solches System implementiert, dann passt es wohl nur ein eins mit dem Humor der Guardians. Im Grunde könnt ihr bei entsprechend gefülltem Balken, mitten im Kampf eine Art Versammlung starten. Der Fight pausiert und das Team berät in einem Mini-Ting das weitere Vorgehen. Am Ende des kurzen Dialogs müsst ihr aus einer von zwei möglichen Antworten wählen. Habt ihr die richtige Antwort gepickt, dann könnt ihr ohne Cooldowns und ohne sonstige Begrenzungen den Kampf mit voller Team-Wucht fortsetzen. Bei falscher Antwort ertönt  in eurem inneren Ohr nicht nur das Zonk-Geräusch, sondern alle Cooldowns werden resettet und starten bei 0. Es ist deshalb etwas eigen, weil die Dialoge samt Antworten ziemlich vage sind und man sich nie wirklich sicher sein kann, auch wirklich die korrekte Antwort am Ende gewählt zu haben.

     

     

    Voll auf die Ohren

    Das die Chemie untereinander stimmt, wissen wir aus den Filmauftritten der Guardians längst. Ungleiches Team, jeder mit Macken, trotzdem alle mit dem Herzen am rechten Fleck, ihr wisst schon. Der Charme wurde nahezu perfekt mit ins Spiel transportiert. Aufgrund des leidigen Themas der Lizenzen sind mal wieder die optischen Abweichungen beim Look aller Protagonisten im Vergleich zum alter ego aus den Filmen deutlich sichtbar. Das gilt aber in keinster Weise für den Humor und den Wortwitz, für den dieses Team so bekannt wurde. Wo es hier und da der Story an Tiefe fehlt, reißen es die Dialoge ein ums andere Mal wieder heraus.

    Die hohe Kunst lag wohl darin, den Spaßfaktor der Wortgefechte über die gesamte Spielstrecke zu halten. Hier muss man den Schreiberlingen ein dickes Kompliment aussprechen, denn obwohl gegen Ende hin die Luft etwas ausgeht, ist das hohe Niveau über die komplette Spielzeit gegeben. Es wird eben nie plump oder einfallslos, so ziemlich jeder Gag sitzt punktgenau. Immer mal wieder durchdringen auch ernsthafte Themen den Klamauk, nur um letztlich wieder dazu zu führen, dass sich die fünf eigentlich gerne an die Gurgel gehen wollen.

    Und was wäre ein Guardians of the Galaxy Spiel ohne den passenden Soundtrack? keine Sorgen, den gibt es natürlich auf die Ohren. Wo wir bei anderen Games gerne im Menü die Lautstärke der Musik drosseln, sollte sie bei Guardians immer bei voller Lautstärke liegen. Die Playlist liest sich wie ein Best of der 70er und 80er Jahre, etliche Bands mit Rang und Namen sind vertreten, beispielsweise Iron Maiden, Rainbow und KISS. Eigens für das Spiel hat Ubisoft die Band Star Lord ins Leben gerufen, die ihrerseits ebenfalls satte 10 Stücke in bestem Powerlocken-Rock abliefern. Diese lernt ihr übrigens gleich zu Beginn des Spiels kennen, denn ihr startet in Quills Jugendzimmer und macht dort in einer Rückblende Bekanntschaft mit den kernigen Gitarrenriffs.

    Optisch haben wir mit Guardians of the Galaxy keine Referenz erreicht, aber einen sehr soliden und hübschen Look. Satte Farben, oft sogar grelle Neontöne, dominieren das Geschehen und unterstreichen den Neo-80er-Look. Sämtliche Welten, die ihr erkunden werdet, sind knallbunt und peppig. Das Spiel läuft zu jedem Zeitpunkt flüssig und wir haben keine störenden Frame-Einbrüche bemerkt.

     

     

    Unser Test-Fazit zu Guardians of the Galaxy

    Guardians of the Galaxy ist ein spannendes und äußerst unterhaltsames Action-Adventure! Das Spiel zeigt eindrucksvoll, dass aktuelle und oft genutzte Formeln wie Open World, Crafting und (Zwang-)Multiplayer absolut nicht sein müssen, um erstklassigen Spielspaß erleben zu können. Eine spannende Geschichte und gut geschriebene Figuren samt Dialogen sind hier der Schlüssel zum Erfolg. Das genutzte Kampfsystem ist in der Balance gut gelungen, eben ein guter Mix aus Tiefe und Unbekümmertheit.

    Ein überaus charmantes Spiel mit großartigen Momenten. Kaufen!

     

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur