God of War – Test / Review

    God of War III liegt nun schon 8 Jahre zurück und es war lediglich eine Frage der Zeit, wann endlich ein neuer Ableger der Serie für die PS4 erscheinen wird. Und im Jahr 2018 war die elendige Reise des Wartens vorbei und wir können uns in neue Schlachten mit unserem Prügelgott stürzen. Doch es beginnt alles anders als gedacht. Es gibt direkt eine etwas unschöne Sequenz. Und damit beginnen wir nun auch gleich unsere Review.

    Achtung, die Review enthält einige Spoiler !!!

    Mit voller Vorfreude habe ich God of War gestartet und es herrschte einsame Stille, die eher ungewohnt für God of War ist. Einzig und alleine die Äste auf dem Boden, welche durch Kratos seine Schritte zerbrechen stören diese friedliche Ruhe. Doch dann schwingt Kratos seine Axt und fällt einen Baum, wo man sich noch immer die Frage stellt, was zur Hölle passiert hier? Wieso herrscht hier so eine getrübte Stimmung und wieso bewundert der kleine Atreus so sehr seinen Vater? Doch dann wird einem schnell klar, wofür Kratos und sein Sohn Atreus einen Baum fällen, denn sie benötigen das Holz für einen Scheiterhaufen…

    Der neuste Ableger von God of War startet also nicht mit geballter Prügelaction, sondern mit einer Beerdigung, doch wer hat dieses Schicksal erleidet?

    Beerdigt wird die Mutter von Atreus. Ein ziemlicher Schock als Storyanfang, denn es stellen sich sofort Fragen auf. Wieso ist sie tot, war es ein natürlicher tot oder wurde sie umgebracht, und falls zweiteres der Fall ist, von wem nur? Doch nicht nur die Mutter wurde beerdigt, denn God of War mutiert vom klassischen Hack and Slash Spiel zum „Open-World“ Action-Adventure.

    Atreus und sein Vater Kratos verlassen nun ihr Zuhause, um den Letzten Willen der Mutter von Atreus zu erfüllen. Wir streiten also gleich durch die nordische Mythologie und sind gespannt, welche Abenteuer und Götter wir begegnen.

    Kratos wird Alt:

    Nicht nur optisch hat sich vieles verändert in God of War, denn es spielt sich auch anders und vor allem schwerfälliger. In den bisherigen Teilen wirbelte Kratos wie ein Akrobat durch die Räume und warf seine Waffen bis ins nächste Universum, doch die Zeiten scheinen vorbei zu sein. Wir starten mit der gleichen Axt, welche wir im Anfangsvideo sehen. Mit der Axt fest im Griff, schnetzeln und hackt sich der gealterte Kratos durch die Gegnerhorden, friert diese ein und haut sie dank einem Flächenangriff aus den Latschen. Abgerundet wird das Ganze mit neuen besonders brutalen Finishing-Moves. Die Gegner werden mit ihren eigenen Waffen aufgespießt, zertrümmert oder Kratos reißt die Gegner mit bloßer Gewalt und der Kraft eines Halbgottes einfach mal auseinander.

    Doch auch unser Schild können wir in fast jeder Situation immer perfekt mit einsetzen. Zum einen können wir damit die Angriffe der Gegner parieren und zum anderen lässt es sich mit dem Schild auf wunderbar austeilen. Doch es wird alles ein wenig eingeschränkt und minimalistisch gehalten, doch dies hat auch seinen Grund, denn wir müssen durch ein EXP die wir sammeln und Hacksilber neue Fähigkeiten im Skillbuch freischalten. Es startet also langsam und mühsam und steigert sich dann so weit, dass man schon fast an alte God of War Zeiten erinnert wird.

    Nicht nur Kratos muss sich entwickeln:

    Wir bestreiten die neuen Abenteuer in der nordischen Mythologie nicht alleine, denn Atreus wird uns über das komplette Spiel hinweg begleiten und versucht uns zu unterstützen. Endlich keine stumpfdummen NPC mehr, die einen während der Abenteuer begleiten. Doch der kleine Atreus muss noch viel lernen.

    Den Preis für den besten Vater 2018 wird Kratos sicherlich nicht gewinnen, aber seine genervte und bestimmte Art erfüllt am Ende auch einen Zweck, daher kommt es sehr oft vor im Spiel, dass Kratos seinem Sohn Atreus auf manchmal eine sehr grobe Art und Weise einen Befehl erteilt. Junge, sei ruhig! Junge, nerv nicht! Junge, klettere dort hoch! Junge, pass auf! und viele weitere Dinge muss sich Atreus während dem Abenteuer anhören.

    Am Anfang des langen Weges um den letzten Wunsch der Mutter zu erfüllen, übernehmen wir mit Kratos durch Drücken der „Dreieckstaste“ den Angriff von Atreus. Doch wir sind Kratos und so ist es kein Wunder, dass wir unseren Sohn diverse Dinge im Verlauf des Spiels beibringen, damit dieser nicht mehr nur noch wie ein Klotz am Bein im Spiel agiert. Nach einiger Zeit wird Atreus immer mutiger und traut sich auch in den Nahkampf um die Gegner auf sich zu lenken und um sie mit seinem kleinen Messer zu attackieren.

    Auch wenn Atreus sein Kampfrepertoire bei weiten nicht so umfangreich ist wie von Kratos, merkt man immer stärker, wie es ein perfekt eingespieltes Duo wird. Nicht nur das Atreus die Gegner ablenkt und mit Messer oder dem Bogen bekämpft, nein er hilft auch Kratos mit Fähigkeiten der Heilung oder wenn Kratos mal aus den Latschen kippen sollte, kann Atreus seinem Vater wieder auf die Beine helfen und es kann feuchtfröhlich weiter zerberstet werden.

    Doch auch Abseite von den Kämpfen ist Atreus mehr als nur eine kleine Hilfe, denn Atreus kann die nordische Sprache lesen und verstehen und hilft seinem Vater diese ebenfalls bei Rätseln zu vermitteln. Doch wer hier nun einen extremen Tiefgang erwartet, wird ziemlich sicher enttäuscht werden, denn die Rätsel sind eher auf einem niedrigen Niveau angesiedelt und lassen sich superschnell lösen, jedenfalls am Anfang, doch der Schwierigkeitsgrad steigt von Rätsel zu Rätsel. Aber wir reden hier immer von God of War und nicht God of Puzzlemania…

    Es ist nicht leicht als Halbgott ein Vater zu sein:

    Sicherlich sind die Rätsel bei God of War nicht die stärkste Seite vom Spiel, doch die Handlung ist dies in jedem Fall. Die Vater-Sohn-Beziehung tritt immer wieder in den Vordergrund und zeigt nach und nach, wie schwierig und angespannt diese Beziehung ist. Auf der einen Seite ein kleiner Junge mit viel Fragen und einem Drang einen zu nerven und auf der anderen Seite ein karger Halbgott, bei dem man meinen könnte, er hätte kein Bock auf die Vaterfigur. Oft wirkt das Verhalten von Kratos gegenüber seinem Sohn Atreus abweisend, doch dies macht Kratos auch nicht ohne Grund. Atreus soll ein tapferer Krieger wie sein Vater werden und dies ist auch schon der Grund, wieso Kratos oft abweisend herüberkommt.

    Doch im Laufe des Spieles gibt es immer wieder kleine Ansätze, wo der Entwickler Sony Santa Monica die Bindung der beiden veranschaulicht. Des Öfteren hat man das Gefühl, dass Kratos seinen Sohn trösten und umarmen möchte, doch sein Kriegsgott Instinkt wiedersagt dies und er deshalb von diesem Vorhaben absieht. Kratos hat die Befürchtung, wenn er dies machen würde, würde Atreus verweichlichen. Dies ist als Spieler schon eine packende Geschichte und es wird einem Spieler auch nicht leider gemacht, wenn Atreus seinen Vater oft nicht versteht und ihm vorwürft, nie für ihn da gewesen zu sein.

    Doch Kratos zeigt, dass er auch anders sein kann. Es gibt oft Situationen im Spiel, in denen wir mit einem kleinen Boot von A nach B paddeln und hier herrscht eine eher ruhige und friedliche Stimmung. Und in diesen Momenten mutiert Kratos schon fast zum Plappermaul, denn er erzählt viele Geschichten und Anekdoten, bei denen auch viele sarkastische Kommentare von beiden zum feinsten gegeben werden. Eine sehr schöne Mischung, die man hier erschaffen hat, auf der einen Seite der harte Kern und auf der anderen Seite, ein Lichtblick der Vater zu sein, der er nie war.

    Möchtegern Open-World:

    Ich habe ziemlich am Anfang der Review das Wort „Open World“ erwähnt und dieses bewusst in „“ gesetzt. Im Allgemeinen verzichtet Sony Santa Monica auf eine offene Spielwelt, doch es gibt Areale, die sehr stark an Open World erinnern. Es gibt zum Beispiel einen sehr großen See, in dem die Weltenschlange lebt. Hier kann man sich als Spieler frei bewegen und muss keinen klaren Weg oder Ziel folgen. Dies sind die kleinen Dinge, die einer eher lineares Spiel abrunden.

    Viele Aufgaben gibt es zu erledigen:

    Wir können mit Kratos und Atreus viele Nebenpfade erkunden und finden auch gerne mal einen kleinen Dungeon, denen wir einen Besuch abstatten können. Neben der klaren Hauptaufgabe, gibt es viele optionale Aufgaben und Quest, welche uns mit Loot bescheren, aber auch eben mit Bereichen der God of War Welt, die wir sonst vermutlich nie sehen würden. Also in doppelter Hinsicht lohnenswert.

    Wir schnetzeln uns durch das verschneite Mitgard und mischt auch einen jahrelangen Krieg zwischen Dunkelalben und Alben auf im Alfheim auf. Doch um diese Welten zu betreten, bedarf einen speziellen Raum, der eigentlich von Odin höchstpersönlich gekappt wurde. Doch wer Kratos kennt, der weiß auch, dass ihn das nicht wirklich interessiert. Und mit der Hilfe der Hexe Freya wird dies wiederhergestellt.

    Man sollte auch alle Nebenquest abschließen und auch die Welt erkunden, denn hier und da stehen auch gerne mal ein paar Truhen in der Welt herum, die uns nicht nur Hacksilber finden lassen, sondern eben auch Runen oder Gegenstände. Da wir nach und nach Fähigkeiten und Rüstung so wie Waffenfertigkeiten erlernen, benötigen wir viele Ressourcen, die eher zu knapp bemessen sind.

    Das neue Skillsystem:

    Um neue Fähigkeiten zu erlernen, müssen wir unsere gesammelten Erfahrungspunkte einsetzen. Gerade am Anfang, sollte man hier nicht in jede kleine Verbesserung investieren, denn die Punkte sind stark begrenzt und die Fähigkeiten sind teuer.

    Neben den sammeln von Erfahrungspunkten sammelst du auch die Währung Hacksilber. Diese Währung können wir dann für das Aufwerten der eigenen Rüstung oder für die von Atreus verwenden. Hier stehen einem zwei Wege zur Auswahl, entweder man wertet seine Anfangsrüstung immer weiter auf oder man kauft sich neue Rüstungen. Neue Rüstung sind zwar ausbalancierter in allen Belangen, doch man benötigt diverse Dinge nicht immer direkt, daher sind ausbalancierte Rüstungen meistens wesentlich schwächer.

    Wer hier nun das Maximum aus seiner Rüstung und Waffen herausholen möchte, der wird sicher ebenso viele Spielstunden im Skillsystem verbringen wie mit dem eigentlichen Gameplay. Und eines sollte euch hier auch bewusst sein, macht ihr einen Fehler, kann dies schnell nach hinten losgehen.

    Wunderbare Technik:

    God of War sieht nicht nur auf der PS4 Pro gut aus, sondern auch auf der normalen PS4. Traumhaft wird es aber erst mit der PS4 Pro. Sehr realistisch gestaltete Charaktere, wundervolle nordische Umgebungen und viele kleine tolle Details.

    Der Winkel der Kamera ist spürbar näher an Kratos gerückt, als es noch bei den Vorgängern der Fall war. Dies ist gerade am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig und spielt sich auch etwas komisch. Eine Besonderheit ist die einzigartige Kamerafahrt von Anfang bis Ende, denn es gibt keine Schnitte oder nervige Ladebildschirme.

    Eine Stärke von God of War war schon immer die Präsentation und Inszenierung. Rein aus technischer Hinsicht begeistert das neue God of War ungemein. Die grafische Umsetzung ist in allen belangen ein Augenschmaus. Doch ein gutes Spiel, kann man nicht nur anhand von toller Grafik festmachen.

    Wäre noch der Sound, dieser ist wuchtig und knackig und macht gerade mit einem 5.1 System richtig Laune. Ohne externes Soundsystem, macht God of War trotzdem noch Spaß aber es geht doch viel von der Atmosphäre flöten. In den bisherigen God of War Teilen war die Musik vom Orchestra immer stark präsent, doch dies ist im neuen God of War Ableger ein wenig anders. Es gibt viele Situationen, an denen diese wundervolle Musikuntermalung ein wenig untergeht.

    Auch die deutschen Synchronstimmen sind genau die richtigen, alles wirkt perfekt zugeschnitten auf die einzelnen Charakteren.

    Fazit:

    Auch wenn der neue Ableger der God of War Serie ein eigenständiges Spiel in puncto Gameplay ist und kaum noch etwas mit den Vorgängern zu tun hat, war ich mehr als nur positiv überrascht, auch wenn der Start etwas holprig war. Endlich mal wieder ein Spiel, welches mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hat und dies hat schon etwas zu bedeuten. Mittlerweile bin ich persönlich so gesättigt, was Spiele an geht, dass ich selten noch wirklich überzeugt bin oder gar Spiele richtig gut finde. Irgendwie ist es alles immer das Gleiche.

    In God of War durfte ich wunderschöne nordische mystische Orte besuchen. Die Abenteuer sind in erster Linie sehr linear aufgebaut und bietet an wenigen Stellen eine Art von Open World parat. Es ist eine gelungene Abwechslung die Lust auf mehr macht.

    Der neue Spielstil ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, doch wenn man sich erst einmal eingefuchst hat auf das Spiel, passt dieser Stil einfach zum neuen God of War.

    Weniger Akrobatik, mehr Gewalt, so könnte man den neuen brachialen Kampfstil von God of War wohl am Besten beurteilen. Das Spiel weiß dank dem intuitiven Kampfsystem zu begeistern.

    Die Vater-Sohn-Geschichte entwickelt sich nach und nach zum Positiven, auch wenn Kratos am Ende noch immer nicht der Vater des Jahres wird.

    Wir sind sehr gespannt, wo uns das nächste God of War hinführen wird und wie Alt Kratos dann sein wird, und wird sein Sohn Atreus eventuell als junger Mann mit seinen erlernten Fähigkeiten wieder zur Seite stehen.

    Patrick
    Nun bin ich knapp 9 Jahre bei game2gether als Autor tätig und berichte über aktuelle Spiele und teste diese auch. Die Projektleitung habe ich vor knapp 6 Jahren übernommen. Mein Hauptaufgabenbereich ist hier die Hardware-Redaktion und das PR-Management. Online erkennt man mich unter dem Pseudonym "eXilitY", "Dr. Radical" oder "RaketenJohnny"