Na, habt ihr die Zeit genutzt und noch mal schnell den Vorgänger zu God of War Ragnarök gespielt? Falls ja, dann bekommt ihr in unserem folgenden Test die nahtlose Fortsetzung. Wie sich zeigen soll: Eine, die sich gewaschen hat!
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Vor 4 Jahren startete der glorreiche Reboot von God of War. Nicht nur bei uns schnitt die Geschichte von Kratos und Atreus hervorragend gut ab, sondern Fachpresse und Spielerschaft waren sich ausnahmsweise einmal einig. So viel Lob bringt nur auch immer die Gefahr mit sich, was es wohl mit einem Sequel werden wird. Die Fallhöhe ist enorm und jede Spieleschmiede läuft automatisch Gefahr, den hohen Erwartungen nicht gerecht werden zu können.
Die große Frage war also: Wie kann man ein ohnehin schon verdammt gutes Spiel noch besser machen?
Alle werden älter
God of War Ragnarök ist nicht weniger als ein episches Finale. Und so inflationär, wie der Begriff episch seit einiger Zeit benutzt wird, so treffend ist er doch für dieses Werk. Wie könnte es auch anders sein, denn Kratos steht nicht weniger bevor als die Götterdämmerung. Ragnarök, Götterdämmerung, der Weltuntergang – klingt alles nicht wirklich verlockend und ist doch so typisch für die God of War Saga, die ein ums andere Mal mit purem Bombast daher kommt.
Dabei schien doch alles so gut zu sein seit ihrem vergangenen Abenteuer. God of War Ragnarök knüpft zwar einige Zeit nach dem Vorgänger an, die Story geht aber nahtlos ineinander über. Keine Zeit zum Verschnaufen also für Kratos samt Sohn Atreus. Der Fimbulwinter greift immer strenger um sich und zieht Midgard immer tiefer rein in seinen weißen Sumpf. Alle ahnen, dass die Götterdämmerung begonnen hat, nur Kratos scheint so langsam die Schnauze voll zu haben. Als Atreus und er unerwarteten Besuch zu Hause bekommen, klingeln aber selbst beim grimmigen Kriegsgott endlich die Alarmglocken.
Was die Santa Monica Studios hier in puncto Geschichtserzählung auf die Beine gestellt haben, ist aller oberstes Regal! Wir spoilern an dieser Stelle natürlich nicht, ihr sollt den wilden Ritt selbst erleben und hautnah spüren. Mit wie viel Feingefühl einzelne Aspekte hier im Kleinen, dann aber auch mit tosendem Protzen im großen Ganzen erzählt werden, ist einfach exzellent.
Winzig kleine Gesten können hier bereits einen Unterschied machen, die mal mit und mal ohne Worte unterlegt sind. Und genau das ist das Herausragende, wenn ein nicht ausgesprochener Satz dennoch alles sagt, was es zu sagen gibt. Kurzum: Man taucht völlig ein in diese trist-melancholische Welt voller Mythen, Götter und geschwungener Klingen.
Grimmiger Kriegsgott
Vielleicht stellt ihr euch am Ende des Abenteuers die gleiche Frage wie wir. Nämlich die, ob Kratos oder vielleicht doch Atreus die eigentliche Hauptfigur ist. Aus dem kleinen Jungen ist zwischenzeitlich ein heranwachsender junger Mann geworden und schnell merkt ihr, dass Kratos in God of War Ragnarök viel weniger Beschützer ist. Aber dazu gleich mehr…
Am Ende, also beim Abspann, bleibt ihr womöglich mit einer offenen Kinnlade noch eine Weile vor der Mattscheibe sitzen. Neben der emotionalen Geschichte seid ihr dann eben der Tatsache bewusst, dass ihr dieses großartige Spiel nun beendet habt. Dabei hat God of War Ragnarök eine enorme Menge Spielmaterial zu bieten und ihr bringt es wahrscheinlich am Ende auf etwas zwischen 50 und 60 Spielstunden. Was auf dem Papier wahrlich viel klingt, endet viel schneller als vermutet. Der Mix aus Rendersequenzen und Spielanteilen, aus Action und freier Erkundung fühlt sich so flüssig, stimmig und wahrhaftig an, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Insgesamt also eine sehr runde und in sich stimmige Erfahrung.
Was die Kämpfe angeht, so können wir fast auf unsere Review von God of War aus dem Jahr 2018 verweisen (→ zum Test), denn hier hat sich nahezu nichts verändert. Never change a winning team sozusagen. Die Attacken, Blocks und auch das Upgradesystem kommen euch sofort bekannt vor und gehen dementsprechend auch schnell in Fleisch und Blut über. Jeder Move und jeder Angriff fühlt sich extrem wuchtig und so unfassbar befriedigend an, dass ihr am liebten den ganzen Tag nur noch die Axt schwingen wollt. Welch herrliches Gefühl, wenn ihr die Axt voller Power auf einen Gegner werft und sie beim Rückruf gleich noch einen Schädel spaltet. Das mag sehr morbide klingen und ja, das ist es auch, aber so und nur so funktioniert God of War seit seinem ersten Erwachen.
Wirft sich verdammt gut, diese Axt
Die nahtlosen Übergänge zwischen den unterschiedlichen Waffen sind in Ragnarök noch ein wenig flüssiger geworden. Für Nah- und Distanzkämpfe schwingt und werft ihr also die Leviathanaxt, während ihr mit den Klingen AOE-Schaden austeilt und Feinde in der mittleren Reichweite zusetzt. Beim Vorgänger fremdelte man anfangs etwas mit der Axt, die zur Standardwaffe wurde und die berüchtigten Chaos-Klingen ablöste. Hier in God of War Ragnarök fühlt es sich an, als sei sie seit jeher ein Bestandteil der Spielereihe gewesen.
Und ja, auch Atreus kann mittlerweile ganz schön viel Rabatz machen und das auch teilweise ohne seinen Vater. Der Junge hat Selbstvertrauen getankt und macht in Ragnarök auch mal sein eigenes Ding. Was dazu führt, dass ihr nicht nur in seine Haut schlüpft, sondern auch gelegentlich mal gänzlich ohne Kratos unterwegs sein werdet. Atreus greift für den Kampf auf seinen magischen Bogen zurück. Mit ihm könnt ihr euren Widersachern begrenzt magische oder unbegrenzt normale Pfeile um die Ohren jagen.
Wobei… weniger um die Ohren als viel mehr genau zwischen sie! Rückt euch ein Fiesling zu nah zu Leibe, zieht ihr ihm einfach den Bogen über die Rübe. Das Moveset von Atreus wäre für sich genommen eins, was in jedem Spiel ein Highlight wäre. Im Vergleich zu Kratos fällt es minimal ab, was Beweis dafür ist, wie großartig alle Aktion vom Kriegsgott ablaufen. Das hier, liebe Leserinnen und Lesern, ist Meckern auf aller höchstem Niveau!
Grafik & Technik
Eine Sache muss man sich vor Augen halten: God of War Ragnarök wurde für Playstation 4 und 5 entwickelt. Trotz des hervorgehenden Designs und der wunderschönen Weltenschaffung bekommt ihr auf Sonys aktueller Konsole also kein Wunderwerk. Spielt ihr hingegen auf der Playstation 4 (pro), dann seid ihr am Ende der Fahnenstange angekommen. Ehrlich, schöner wird es auf der 4er nicht mehr werden!
Immerhin gibt es für die PS5 die obligatorischen Extra-Features. Kürzere Ladezeiten, höhere Bildwiederholungsrate und insgesamt ein schöneres Gesamtpaket. Wählt aus dem Schönheitsmodus oder dem für bessere Performance. Unserer Meinung nach solltet ihr unbedingt den Performance-Modus nehmen, denn die stabilen 60 Frames sind es einfach wert. Zumal die 4K-Auflösung in diesem Modus nur skaliert und nicht zwingend deutlich darunter liegt. Währenddessen spielt ihr mit dauerhafter 4K-Auflösung im Schönheitsmodus dann schon merklich unter besagten 60 Bildern pro Sekunde.
Eingangs erwähnten wir bereits die hohe Emotionalität, die in jeder Sekunde nachvollziehbar ist. Dazu zählt natürlich auch die optische Darstellung der Protagonisten, besonders in der Nahansicht. Zahlreiche und teils feine Details findet ihr in den Gesichtern wieder und wenn ihr ein Beben der Lippen seht, dann bedarf es keiner Worte mehr, um zu verstehen, was in der Person gerade vor sich geht.
Innerhalb der Optionen könnt ihr etliche Einstellungen treffen, die eurem Spielstil zugutekommen. Unterschiedliche Schweregrade für die Kämpfe, aber auch für das Lösen von Rätseln. Sind euch die Quicktime-Events zu stupide oder wollt ihr Objekte gleich automatisch aufsammeln, dann reicht es, das entsprechende Häkchen zu setzen.
Die Features für den DualSense-Controller könnt ihr derweilen in den Standard-Settings lassen. Jede Bewegung wird so auf seine ganz eigene Art in euren Händen spürbar. Klettern, springen und natürlich die brachialen Angriffe fühlt ihr in all ihrer Intensität haptisch nach.
Für den Soundtrack engagierte man erneut Bear McCreary, spätestens seit dem Vorgänger ein bekannter Name. Erneut gelingt der dynamische Mix zwischen Actionsequenz und leisem Dialog nahezu perfekt. Deutsche Synchronvertonung und Soundtrack bilden zusammen die Kirsche auf der Sahne und sind Garant für das tiefe Eintauchen in diese phänomenale Spielwelt.
Unser Fazit zum Test von God of War Ragnarök:
Puh, nach dem Abspann muss man die gewonnenen Eindrücke erst mal alle sacken lassen. War doch klar, dass irgendjemand sterben muss… aber wer, das findet ihr mal schön selbst heraus. Wie überhaupt alles in diesem Spiel, jedes Wort ist im Grunde schon eins zu viel.
Erlebt selbst diesen wilden Ritt durch unnachgiebige Eislandschaften und saftigen Waldstrichen und genießt es. Unfassbar gut gelingt der stetige Wechsel aus Vater-Sohn Gesprächen mit brutalen Kämpfen und langsamen Erkunden. Man kann, nein muss, das Pacing als perfekt bezeichnen!
Der Mix aus leichten RPG-Anteilen gepackt in ein fesselndes Action-Adventure ist vom Fleck weg gelungen und ihr habt keine Chance, seinem Sog zu entkommen. Ein absoluter Pflichttitel!