Goat Simulator – Test Review (Xbox One)

    Eigentlich erwähnte der Spieldesigner Armin Ibrisagic nur scherzhaft in einem Nebensatz, dass es doch lustig wäre, einen Ziegensimulator zu programmieren. Und wie das nunmal in der schnelllebigen von heute Zeit ist, florierte binnen Minuten schon das ganze Netz zur vermeintlichen Superidee. Und plötzlich wurde die Idee konkreter, ohne jedoch wirklich ausschweifend zu werden. Rund zwei Monate später war er dann da, der Goat Simulator und erschien bereits letztes Jahr für PC. Jetzt können Spieler auf Xbox nun also auch in die Haut einer Ziege schlüpfen und so allerhand Unfug treiben. Ein Grund für uns, mal beherzt durch die idylische Landschaft zu hüpfen und der Hufe freien Lauf zu gestatten.

    [box_light] Dieser Rezensionsartikel basiert auf der Spielversion für Xbox One. Goat Simulator ist für PC über Steam (Link) und für Konsolen auf  Xbox 360 und One über den Microsoft Marketplace (Link) erhältlich.[/box_light]
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    Wo war hier nochmal der Sinn?

    Im Falle vom Goat Simulator von einem wirklichen „Spiel“ zu sprechen, ist eigentlich ziemlich am Ziel vorbei geschossen. Ja, man spielt es irgendwie, aber ganz nüchtern betrachtet ist der Goat Simulator eigentlich nur eine Engine mit lustigen Physikeffekten, die zum Ausprobieren einladen und teils irrwitzige Ergebnisse zu Tage fördern. Man darf als ungeniert Chaos verbreiten. Eine ganze Menge Chaos sogar. Und das in der Rolle einer Ziege – määäääääh!

    Im Spiel angekommen geht es dann auch schon direkt hinter der Hufe besagter Ziege los. Keine lästige und unnötige Rahmenstory, einfach das pure Herumschlawienern ist Kern des Spiels. Und so entdeckt man langsam das Areal, sichtet Häuser, Zäune und jede Menge freie Natur. Nach ein paar Minuten probiert man dann unweigerlich die Buttons auf dem Gamepad aus. Und damit beginnt der chaotische Streifzug durch die Nachbarschaft. Sobald man raus hat, dass mit dem Trigger die Hörner eingesetzt werden, wird einfach alles umgerammt, was nicht niet- und nagelfest ist. Zu unserer Freude ist das tatsächlich sogar recht wenig. Schwups, schon fliegt eine behaarte Mitbewohnerin quer durch die Gegend und landet gefühlte 500 Meter weiter wieder etwas unsanft auf der Weide. Den nächsten Button, den wir entdecken, lässt die Zunge herausschnellen. Ehe wir uns versehen kleben wir auch schon an einem Baum fest. Das bringt uns auf die Idee, die Sache mit der klebrigen Zunge doch mal an einem vorbeifahrenden Vehikel zu testen. Und siehe da, Sekunden später hängen wir kaugummiartig am Heck eines Lasters und spielen blinder Passagier. Dummerweise ist der Gegenverkehr nicht ganz so rücksichtsvoll mit uns und nach wenigen Ausweichaktionen vertendeln wir uns natürlich, werden turmhoch in die Luft geschleudert und landen nach einigen Pirouetten ziemlich hart auf einem Hausdach.

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    Ein harmloses Beispiel einer Verwüstung

    Tritt mich härter!

    Abgesehen vom freien Erkunden hat hier und da der Entwickler noch ein paar Gimmiks parat gestellt, die förmlich „benutz mich, benutz mich!“ brüllen. Beispielsweise Felsbröcke auf einer Anhöhe, die mit einem kleinen Schupser in windeseile die hiesige Flora und Fauna dem Erdboden gleich machen. Oder Kampfareale, in denen man sich mit Artgenossen um die Wette prellen darf. Oder – und das hat einen imensen Suchtfaktor – in bester Tony Hawks Manier auf einem Skateboard fleißig Punkte zu sammeln. Das sind nur ein paar Beispiele dessen, was möglich ist und sollen eigentlich nur eins verdeutlichen: Es gibt fast nichts, das es nicht gibt.

    Es dürfen natürlich auch nicht ein paar witzige Specials bzw. Missionen fehlen. Die hierfür nötigen Mutatoren können im Menü jederzeit ein- und ausgeschaltet werden und führen zu der Frage, was der Entwickler wohl geraucht haben muss. Zumindest können wir es uns sonst nicht erklären, warum um Himmels Willen plötzlich Bauern in Hundertschaften vom Himmel regnen oder was er sich wohl dabei gedacht hat, ein Jetpack an die Ziege zu schnallen.

    In der kurzen Entwicklungszeit hat man übrigens kaum Augenmerk auf grafische und soundtechnische Hochleistungen gelegt. Für Xbox One ist die Grafik noch nichtmal als mittelmäßig einzustufen, sondern hat viel eher last-gen Charakter. Beim Sound das gleiche Spiel. Letztlich kommt es bei diesem „Spiel“ aber auch gar nicht darauf an.

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    Das hier ist ein wirklich harmloses Beispiel

     

    Fazit

    Willkommen in der Welt der Bugy, Glitches und übertriebenen Physikeffekten. Der behufte Held gibt sich ein kleines Stelldichein und widersagt all dem, was ein „richtiges“ Videospiel auszeichnet. Goat Simulator will indes auch gar kein Spiel sein, es ist ein Spaßprojekt, das aus einer Laune heraus in die Tat umgesetzt wurde und für einige Stunden herrlich begeistern kann. Frei nach dem Motto einer asiatischen Automarke („Nichts ist unmöglich“) kann man tun und lassen, wonach einem gerade der Sinn steht. Nichts zu tun gibt es übrigens zu keinem Zeitpunkt, denn die Kombination aus Zunge, Hufen und akrobatischen Sprungeinlagen lässt in dieser Spielwelt alles explodieren, in den Himmel schleudern oder einfach nur spurlos verschwinden. Sandbox vom Feinsten ohne Sinn und Inhalt, dafür aber eben mit ganz viel Unsinn und einer Portion Charme.

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur