Im Juli 2020 ging mit Ghost of Tsushima eines der letzten großen Spiele für die Playstation 4 ins Rennen. Nun rund vier Jahre später erscheint Samurai-Epos auch für den PC. Wie gut sich Ghost of Tsushima Director’s Cut auf dem PC spielt und welche Neuerungen es gibt, verraten wir euch im Game2Gether-Review.
Story: Schlagt die Invasoren zurück
Die Geschichte von Ghost of Tsushima spielt auf der namensgebenden Insel Tsushima im Jahre 1274. Spieler schlüpfen in die Rolle des Samurai Jin Sakai zu Beginn der Invasion der Mongolen in Japan. Hier wird man gleich mitten ins Geschehen geworfen, genauer bei der Landung der mongolischen Truppen am Stand von Komoda. Die Verteidigenden Samurai werden vernichtend geschlagen, doch wie durch ein Wunder überlebt, Jin und macht sich daran die mongolischen Invasoren zurückzuschlagen und seinen Onkel Lord Shimura aus der Gefangenschaft zu befreien.
Doch schnell merkt Jin, dass der ehrenvolle Weg des Samurai ihn allein nicht zum Sieg führen wird. Stattdessen muss er zum titelgebenden Geist werden und die Mongolen mit Guerilla Taktiken und Schleichgeschick zusetzen. Jedes Mittel ist recht, um die Invasoren zu vertreiben, auch wenn Jin damit stetig hadert.
Neben ingame Cutscenes in der atemberaubenden Spielwelt wird die Geschichte auch in Kinoreifen Zwischensequenzen erzählt. Dieses Kinogefühl lässt sich sogar noch verstärken, wenn man in den Optionen den „Kurosawa“-Modus wählt. Dabei handelt es sich, um einen Farbmodus, der das gesamte Spiel in eine Schwarz-Weiß Ästhetik hüllt – ganz nach den Film Vorbildern der namensgebenden Kino-Legende Akira Kurosawa.
Neben der Hauptgeschichte warten auch zahlreiche Nebenaufgaben auf die Spieler, die neben kleinen Storys auch die Fähigkeiten Jins verbessern und neue Outfits und Waffen freischalten.
Die Hauptgeschichte fesselt dabei für etwa 25 Stunden. Wer alles erleben möchte und jeden noch so kleinen Winkel der bildschönen Insel erkunden möchte, sollte besser mehr als doppelt soviel Zeit einplanen.
Wer danach noch nicht genug hat, kann sich außerdem in den DLC-Inhalt „Ikki Island“ stürzen, welcher noch einmal 5 bis 10 Stunden weiteren Content bietet, oder sich an den Kooperativ-Modus „Legends“ wagen.
Gameplay
Spielerisch folgt Ghost of Tsushima der klassischen Action RPG Formel. Spieler werden in die große Sandbox von Tsushima geworfen und können selbst entscheiden, ob sie gleich der Hauptgeschichte folgen oder zunächst die Insel unsicher machen, optionale Ziele verfolgen oder neue Skills und Fähigkeiten freischalten. Doch wer nun daran denkt zuerst alles andere vor der Hauptgeschichte zu erledigen, wird in seinem Vorhaben vom Spiel gebremst, denn zunächst ist nur der südliche Teil der Insel Izuhara verfügbar. Um den mittleren (Toyotama) sowie den nördlichen Teil der Insel (Kamiagata) freizuschalten, müssen bestimmte Hauptmission abgeschlossen werden. Dennoch gibt es bereits im Süden massig zutun.
So findet man auf seinem Weg immer wieder kleine Fuchsbauten und wenn man den possierlichen Tierchen folgt, führen diese einen zu einem Schrein an dem Jin kurz inne halten kann. Zur Belohnung winken nicht nur Plätze für Talismane (einen Ausrüstungsgegenstand, der Boni gewährt) sondern man darf die Füchse auch streicheln. Generell stehen Spiritualität und innerer Frieden immer wieder im Fokus von Jins Reise. Überall auf der Insel sind Tempel und Schreine verteilt an denen Jin beten kann, heiße Quellen in denen er ein Bad nehmen und über die Geschehnisse sinnieren kann oder ruhige Orte an denen er Haikus verfasst.
Doch in Ghost of Tsushima ist nicht alles bei weitem so friedlich, schließlich terrorisieren die mongolischen Invasoren die japanische Bevölkerung. Um dem ein Ende zu setzen kann sich Jin ihnen entweder ehrenhaft mit dem Katana voran stellen oder auf Schleichtaktiken zurückgreifen.
Im direkten Schwertkampf setzt das Spiel auf das Prinzip: Weniger ist mehr. Im wesentlichen greifen Spieler hier auf Jins Katana zurück, welches in insgesamt vier verschiedenen Stilen geschwungen werden kann. Jeder Stil bietet dabei einen entscheidenden Vorteil gegen bestimmte Gegnertypen. So sind die seichten Bewegungen des Wasserstils etwa sehr nützlich gegen Schildträger.
Zudem schaltet der Spieler im Laufe der Geschichte auch die Geist-Kampfhaltung frei, die Jin für begrenzte Zeit unbesiegbar macht und es ihm ermöglicht, Feinde mit einem einzigen Treffer zu töten.
Das Katana lässt sich dabei, wie alle anderen Ausrüstungsgegenstände, im Laufe des Spiels durch den Tausch verschiedener Ressourcen bei den örtlichen Händlern verbessern. Dabei verändert sich etwa bei den Rüstungen etwa nicht nur die Optik, sondern gewährt auch verschiedene Boni.
Möchte Jin stattdessen heimlich vorgehen setzt er auf sein Tanto, eine Art Kampfmesser, und schleicht sich von hinten an seine Gegner heran, um ihnen schnell und leise den gar auszumachen. Darüber hinaus hat Jin noch ein ganzes Arsenal an nützlichen Tools dabei. Vom Bogen über Glöckchen, die Gegner anlocken, Gifte und Rauchbomben bis hin zum Kunai ist alles dabei.
Um sich an seine Ziele heranzuschleichen kann Jin entweder den Weg über die Dächer wählen oder aber sich durch das hohe Gras heranschleichen.
Spielerisch gleicht das ganze den „moderneren“ Assassins Creed Teilen, wie etwa Odyssey nur wirkt das Gameplay im Vergleich in Ghost of Tsushima ein wenig fordernder.
Leider können all diese Mechaniken nicht in vollem Umfang ausgelebt werden, denn die Gegner-KI ist nicht die cleverste. Die Kämpfe laufen deshalb oft immer nach dem gleichen Muster ab und auch wenn ihr bei Schleichaktionen entdeckt oder gar im Kampf übermannt werdet, reicht es kurz das Weite zu suchen und sich im hohen Gras oder auf Häuserdächern zu verstecken.
Die Gegner laufen daraufhin eine weile panisch umher und machen zumindest den Anschein Jin aufspüren zu wollen, geben dieses Vorhaben jedoch recht schnell auf. Auch wenn sich dadurch eine gewisse Routine einstellt macht Ghost of Tsushima dennoch spielerisch sehr viel Spaß.
Multiplayer
Wer nach Story und dem Ikki-Island DLC noch nicht genug von der Welt von Ghost of Tsushima bekommt, der kann sich mit bis zu vier weiteren Freunden in den Kooperativen Legens Modus wagen.
Hier gibt es vier Spielmodi. Es gibt zum einen die Story-Missionen, die im Duo erledigt werden können und dabei eine mystische Geschichte erzählen. Mehr Action verspricht dagegen der Überlebensmodus. Dabei treten bis zu vier Spieler gemeinsam gegen immer stärker werdende Gegnerwellen an. In „Raubzug“ stürzen sich Spieler hingegen in ein dreiteiliges Abenteuer, um den bösartigen Iyo aufzuhalten.
Freunde von kompetitiven Spielmodi kommen in „Rivalen“ ebenfalls auf ihre Kosten, denn hier treten zwei Zweierteams gegeneinander an. Ähnlich wie im Überlebensmodus sehen sich die Teams auch hier mit Gegnerwellen konfrontiert. Für jeden besiegten Gegner erhält man hier „Magatama“, welches genutzt werden kann, um dem gegnerischen Team zu schaden. Gibt man genug Magatama aus, schaltet mal die Gegnerwellen des letzten Widerstands frei. Das Team, das diese Gegner zuerst besiegt, gewinnt.
In allen Modi können Spieler aus einer von vier Charakterklassen wählen, die jeweils mit einem eigenen Spielstil und entsprechenden Skills daher kommen – Samurai, Jäger, Ronin und Assassine.
Der Multiplayer Modus ist unterm Strich eine nette Dreingabe, kann aber die Magie der Singleplayer Story nicht in Gänze einfangen. Wer jedoch ohnehin Fan der Gameplay-Mechaniken ist, wird sich über diese Ergänzung freuen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Technik: Ein Traum für Handheld-Fans
Auch technisch verfolgt das Spiel einen minimalen Anspruch, abgesehen vom Kampf sind während des Spiels die UI-Elemente weitestgehend ausgeblendet, um so die Szenerie des Spiels in den Fokus zu rücken und mehr Immersion zu garantieren.
Und das zurecht, denn die Spielwelt ist fast schon malerisch und sehr abwechslungsreich gestaltet. Von weiten Graslandschaften über dichte Wälder und Bergregionen bis hin zum schneebedeckten Norden sieht einfach alles atemberaubend aus. Dazwischen finden sich zudem immer wieder kleinere Siedlungen, Festungen, Tempel und Städte, die es zu erkunden gilt. Obwohl Ghost of Tsushima bereits vier Jahre alt ist, merkt man auf der Grafik-Seite diesen Zeitraum kaum.
Getestet wurde das Spiel sowohl auf dem PC als auch auf dem Steam Deck. Und auch auf Valves Handheld läuft das Spiel ohne Ruckler auf standardmäßig mittleren Einstellungen bei 40fps. Die hübschen Bilder schlagen sich jedoch in der Akkuleistung nieder. Mit den Standardeinstellungen konnten wir im schnitt auf dem LCD Steam Deck ein bis zwei Stunden spielen.
Wer das Spiel auf dem Handheld genießen möchte, muss jedoch einen Tod sterben. Das spielen des Multiplayer-Koop-Modus Legends ist auf dem Steam Deck nicht möglich. Laut eines Blogposts auf Steam begründen die Entwickler diese Entscheidung damit, dass hierfür Windows mit dem Playstation Network kommunizieren muss. Das ist jedoch mit dem SteamOS nicht machbar. Dennoch ist Ghost of Tsushima auf dem Handheld ein Fest.
Abgesehen vom Multiplayer läuft das Spiel auf beiden Plattformen sehr rund. Während unseres Tests sind keinerlei Ruckler, FPS-Einbrüche oder Abstürze aufgetreten. Wer Tsushima auf dem PC erkunden möchte, sollte folgendes mitbringen:
Minimale Systemanforderungen
- Betriebssystem: Windows 10 64-bit
- Prozessor: Ryzen 3 1200, Intel Core i3-7100
- Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
- Grafik: AMD Radeon RX 5500XT, NVIDIA GeForce GTX 960
- Speicherplatz: 75 GB (SSD Empfohlen)
Empfohlene Systemanforderung
- Betriebssystem: Windows 10 64-bit
- Prozessor: Ryzen 5 3600, Intel Core i5-8600
- Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
- Grafik: AMD Radeon RX 5600XT, NVIDIA GeForce RTX 2060
- Speicherplatz 75GB (SSD Empfohlen)
Doch das Spiel ist technisch keineswegs eine 1:1 Kopie der Playstation-Version. So unterstützt die PC Version etwa die freie Wahl der angezeigten Bildrate und kommt mit Support für Ultrawide Bildschirme daher. Darüber hinaus sorgen NVIDIA DLSS 3, AMD FSR 3 und Intel XeSS für eine zusätzliche Hochskalierung der Texturen des Spiels.
Ton
Auch im Sounddepartment hat „Ghost of Tsushima Directors Cut“ einiges zu bieten. Das Spiel setzt überwiegend auf seichte Musik und greift dabei auf authentische Instrumente der damaligen Periode zurück. Das sorgt für zusätzliche Immersion. Im Kampf zieht das Ganze deutlich an und unterstreicht fast schon filmreif die Geschehnisse auf dem Bildschirm. Jin hat zudem eine Flöte dabei, mit der er auch selbst innehalten und ein kleines Ständchen spielen kann.
Das Spiel ist in 11 Sprachen vertont, darunter deutsch, und bietet Texte in insgesamt 26 Sprachen an. Für maximale Immersion empfiehlt sich hier die japanische Synchro, die mit Nakai Kazuya in der Rolle Jins glänzt. Dieser dürfte dem ein oder anderen Anime Fan bekannt sein, denn er leiht noch einem weiteren Schwertschwinger die Stimme – Roronoa Zorro aus dem Hit-Anime One Piece. Aber auch über die Hauptfigur hinaus liefern alle Synchronsprecher eine hervorragende Arbeit ab. Das gilt auch für die deutschen Sprecher.
Fazit
Alles in allem ist „Ghost of Tsushima Director’s Cut” eine rundumgelungene PC-Portierung. Die Story ist interessant und mehr als unterhaltsam. Das Kampfsystem ist nicht allzu komplex, bietet jedoch gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden eine ordentliche Herausforderung. Am meisten habe ich mich selbst jedoch dabei erwischt immer wieder vom Pfad der Hauptkampagne abzuweichen, um jeden noch kleinen Winkel der wunderschön in Szene gesetzten Insel zu besuchen. Wer auf der Suche nach einem guten Action Abenteuer ist, sollte in jedem Fall einen Blick in diesen cineastischen Epos riskieren. Ganz klare Empfehlung!
Neugierig auf Jins Reise durch Tsushima? Anbei haben wir den aktuellen Trailer für euch:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Wir bedanken uns bei Sucker Punch Productions, Nixxes Software und PlayStation PC LCC für die bereitstellung eines kostenlosen Keys. Eine Einflussnahme seitens Entwickler oder Publisher ist nicht erfolgt.