Fire Emblem Fates: Vermächtnis & Herrschaft – Test / Review

    Fire Emblem Fates

    Update:

    Mittlerweile haben wir uns die Erweiterung Fire Emblem Fates: Offenbarung angeschaut. In Offenbarung entscheidet sich Corrin nicht für eine Seite der Familie, sondern geht seinen eigenen Weg. Dafür muss er einige Schwierigkeiten auf sich nehmen. Insgesamt ist die Geschichte etwas besser gelöst als in Vermächtnis und Herrschaft, zusätzlich schließt die Story von Offenbarung einige Lücken, die sich in den zwei Hauptteilen geöffnet haben. Spielerisch ist Offenbarung ein kleiner Rückschritt gegenüber Herrschaft. Dies hat den einfachen Grund, dass die verschiedenen Siegesbedingungen fehlen.

    Der erste Teil der Fire-Emblem-Reihe erschien 1990 für den NES und exklusiv in Japan. 2003, dreizehn Jahre nach Teil 1 für den NES, veröffentlichte Nintendo den achten Serienteil außerhalb Japans für den Gameboy Advance. Mit Fire Emblem Fates erschien nicht nur der 15. Teil auf dem Nintendo 3DS, sondern auch gleich in zwei verschiedenen Varianten. Fire Emblem Fates: Vermächtnis und Fire Emblem Fates: Herrschaft besitzen nicht nur einen unterschiedlichen Handlungsstrang, sondern sollen auch verschiedene Gruppen von Spielern bedienen. In unserem Test begutachten wir die verschiedenen Varianten, sowie die Neuheiten gegenüber dem Vorgänger Fire Emblem: Awakening.

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    Story

    Der Hauptcharakter, der standardmäßig Corrin heißt, wuchs mit seinen Geschwistern Xander, Leo, Camilla, sowie Elise im westlichen Königreich Nohr auf. In diesem regiert der grausame König und augenscheinliche Vater Garon. Eines Tages wird Corrin von dem verfeindeten Königreich im Osten – Hoshido – entführt. Corrin erfährt von seinen wirklichen Geschwistern Ryoma, Takumi, Hinoka und Sakura – und Mutter Mikoto, dass er ein geborener Hoshido ist und zu deren Adelsfamilie gehört. Als Corrin noch ein Kind war, brachte König Garon seinen richtigen Vater um und entführte ihn. Nach fünf Kapiteln, plus Prolog kommt es zum Konflikt zwischen den Familien Nohr und Hoshido und wir müssen uns auf dem Schlachtfeld entscheiden, welcher Familie wir beistehen wollen.

    Bis hierhin sind beide Versionen identisch. In Fire Emblem Fates: Vermächtnis entscheidet sich Corrin für die Seite der Hoshido und gegen den schrecklichen König Garon. In Herrschaft schlägt sich Corrin auf die Seite der vermeintlich bösen Familie Nohr. Besitzer der eShop-Version von Fire Emblem Fates können sich noch im Spiel entscheiden, wesen Königreich sie dienen möchten. Erst dann werden die restlichen Daten der gewählten Version vom eShop heruntergeladen. Anschließend beginnt das eigentliche Abenteuer und einer der beiden Handlungsstränge.

    König Garon
    König Garon

    Die Spielmechanik der Fire-Emblem-Reihe

    Bevor wir uns aber in die Geschichte(n) von Fire Emblem Fates stürzen, müssen wir unseren Charakter kreieren. Es ist ein freiwählbarer Name möglich, außerdem kann zwischen Männlich und Weiblich, zwei Altersstufen, sowie mehreren Frisuren, Gesichtszügen und Stimmen gewählt werden. Ist das entsprechende Aussehen angepasst worden, muss die Stärke, sowie die Schwäche des Charakters gewählt werden. Als Letztes muss eine Klasse ausgesucht werden.

    Serienkenner werden wissen, dass die Kämpf in Runden ausgetragen werden. Mit der Vogelperspektive hat der Spieler immer einen kompletten Überblick der – in quadratische Felder unterteilten – Karte. Bevor es in die Schlacht geht, werden die Einheiten, sowie die Anfangspositionen auf der Karte gewählt. Jede Einheit nimmt auf der Karte ein quadratisches Feld ein (bis auf eine Ausnahme, aber später mehr dazu). Ist der Spieler an der Reihe, kann jede Einheit mit einer gewissen Anzahl von Zügen bewegt werden und, falls eine feindliche Einheit in der Nähe steht, angegriffen werden.

    Begrenzte Anzahl an Schritten
    Begrenzte Anzahl an Schritten

    Für ein erfolgreiches Gefecht stehen mehrere Klassen zur Verfügung, etwa Schwertkämpfer, Heiler, Magier und Luftritter. Ganz neu mit von der Partie sind die Klassen Kavalier, Samurai und Ninja. Dabei sollte die Wahl der Kämpfer sowie die Wahl der anzugreifenden Einheit gut überlegt sein. So besitzen Bogenschützen eine ordentliche Wucht gegen fliegende Einheiten, aber haben ihre Schwächen gegen Bodeneinheiten. Diese wiederum sind gegen Luftritter im Nachteil. Weiterhin gilt auch in Fire Emblem Fates das Waffendreieck. Jenes Dreieck besagt, dass Schwerter den Äxten, die Lanzen den Schwertern und die Äxte den Lanzen überlegen sind. Zwar gilt das Waffendreieck, dank der Magier sowie den Sprüchen, nicht mehr so stark, sollte aber für eine möglichst erfolgreiche Schlacht trotz alledem beachtet werden. In Fire Emblem: Awakening waren die Waffen der Einheiten noch zerbrechlich, dies hat sich in Fire Emblem Fates geändert. Bis auf die Stäbe, ist jede Waffenart unendlich einsetzbar und muss nicht mehr in Läden nachgekauft werden. Diese grundsätzlichen Mechaniken werden in einem gut erklärten Tutorial auf dem unterem Bildschirm des Nintendo 3DS dargestellt und beschrieben.

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    Luftritter
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    Heiler

    Fire Emblem Fates verfügt über die Schwierigkeitsstufen Normal, Schwer und Extrem. Serientypisch gibt es die zwei wählbaren Modi Casual und Klassisch. Werden Einheiten im Modus Casual getötet, tauchen diese nach einer Schlacht wieder auf. Sterben Einheiten hingegen bei Klassisch, sind diese endgültig gestorben und stehen für weitere Kämpfe nicht mehr zur Verfügung. Dabei bedient der Klassisch-Modus die erfahrenen Fire Emblem-Spieler, der Modus Casual dürfte eher für Neulinge der Serie geeignet sein. Wer hingegen überhaupt keine Erfahrung im Genre Rundenstrategie hat, für den gibt es nun zum ersten Mal den Modus Phönix. In diesem Modus tauchen die gestorbenen Einheiten nach einer Runde wieder frisch zurück und stehen sofort wieder in der Schlacht bereit.

    Kampf-Prognose
    Kampf-Prognose

    Um im Kampf die Einheit zu stärken, gibt es zwei Möglichkeiten: Zwei Kämpfer können ein Paar bilden und stehen gemeinsam auf einem Spielfeld der Karte. Die zweite Möglichkeit eine Einheit zu stärken besteht darin, zwei Kämpfer direkt nebeneinander zu stellen (auch Doppelschläge genannt). Beide Systeme wurden in Fire Emblem Fates überarbeitet.
    Verteidigten und griffen beide Einheiten in Awakening bei Paarung noch an, so greift in Fire Emblem Fates nur noch einer an, der zweite Kämpfer verstärkt die Verteidigungswerte und blockt jeden fünften Angriff erfolgreich ab. Neu ist auch, dass die Feinde diese Technik einsetzen, nur mit dem Unterschied, dass solche Paarungen bereits bei Beginn feststehen und nicht im Gefecht gebildet werden.
    In Fire Emblem: Awakening schützten sich benachbarte Einheiten bei Angriffen, in Fates ist dies nicht mehr möglich. Bei dieser Technik greifen beide Einheiten an und der zweite Kämpfer erhöht die Werte des Ersten (z.B. Trefferchance, Kritischetrefferchance, etc.).

    Doppelschlag
    Doppelschlag

    Drachenblut, Beziehungen und die Astralebene

    Corrin ist kein gewöhnlicher Charakter, sondern besitzt Drachenblut, somit ist es ab Kapitel 6 möglich, dass sich Corrin mit Hilfe eines Drachensteins in einen Drachen verwandelt. Außerdem sind in einigen Missionen Drachenadern-Felder verteilt, die von Corrin oder Mitgliedern der jeweiligen Familie aktiviert werden können. Drachenader-Felder können die Karte beeinflussen (Wege freiräumen/versperren, Lavafelder entfernen/beschwören) oder lassen uns in bestimmten Bereichen die KP-Leiste auffüllen.

    Drachenadern-Feldern
    Drachenadern-Feldern

    Wie auch in den vorigen Teilen, sind Beziehungen der Charaktere untereinander sehr wichtig. Eine Beziehung kann durch Gespräche, sowie gemeinsame Kämpfe (Paarung oder Doppelschläge) gestärkt werden. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass Boni bei Doppelkämpfen höher ausfallen, sondern dass bei S-Rang-Beziehungen (jeder Charakter kann nur eine S-Rang-Beziehung eingehen) geheiratet wird und ein Kind entsteht.

    Ganz neu dabei ist die Astralebene. Mit der Hilfe des kleinen Drachen Lilith gelangt Corrin in die Astraleben, eine Parallelwelt, die Corrin und seine Einheit zwischen den Kapiteln besucht. Hier besitzt Corrin nicht nur ein Schloss, sondern auch freies Gelände, um Gebäude bauen zu können. Mit Drachenaderpunkten – wovon je ein Punkt pro abgeschlossenes Gefecht in die Taschen des Spielers geht – können Gebäude wie etwa ein Item-Laden, Theater, eine Arena oder Lotterie gebaut werden.
    Die Astralebene dient nun auch als Mittel für ausgewachsene Kinder. Kamen die Kinder in vorigen Teilen noch aus der Zukunft und schlossen sich dem Helden an, so wachsen die Kinder nun auf einer geheimen Insel in der Astralebene – auf der die Zeit deutlich schneller läuft – weit weg von der Gefahr des Krieges auf.
    Neben den üblichen Kapiteln und Nebenmissionen, können in der Parallelwelt Belagerungen gemeistert werden. Hierbei muss das Schloss vor Angriffen geschützt werden. Das eigene Schloss kann per SpotPass und StreetPass geteilt werden, auch das Besuchen von anderen Schlössern kann sich lohnen (Schmied-Gegenstände und Nahrungsmittel). Zusätzlich kann auch das Schloss von anderen angegriffen werden.

    Corrin als Drache
    Corrin als Drache

    amiibo und die Unterschiede von Vermächtnis & Herrschaft

    Wer nun endlich mal seine Ike-, Marth-, Lucina- und Robin-amiibo nicht nur in Super Smash Bros. nutzen will, hat jetzt die Gelegenheit. Die amiibo bringen in Fire Emblem Fates nicht nur einen Besuch der vier genannten Charakter und damit besondere Gegenstände, sondern lassen auch neue Einheiten rekrutieren. Wurde ein Charakter zum dritten Mal eingescannt, kann ein Heldenkampf gegen jenen Charakter durchgeführt werden. Ist der Kampf gemeistert, schließt sich der entsprechende Held der Gruppe an.

    Was sind nun aber die Unterschiede von Vermächtnis und Herrschaft? Erst einmal beinhalten beide Versionen die sechs Anfangskapitel, sowie 22 eigene Kapitel, Nebenmissionen (die nur die Rekrutierung von Kindern betrifft) und nicht zu vergessen die Belagerungen. Wenige Missionen finden auf identischen Karten statt, aber zu unterschiedlichen Zeiten, anderen Gegebenheiten und Siegesbedingungen. Negativ fällt dieser Aspekt aber nicht aus, da er schön die andere Seite und Vorgehensweise der Familien zeigt.
    Bei Siegesbedingungen wären wir bei der Schwäche von Vermächtnis bzw. der Stärke von Herrschaft. Während die Siegesbedingungen in Vermächtnis meist nur „Alle Gegner besiegen“ lauten (bis auf ein, zwei Ausnahmen), sind die Bedingungen in Herrschaft schon abwechslungsreicher. Zusätzlich gibt es auch versteckte Gegner und ab und zu Zusatzbedingungen, die besondere Items als Belohnung bereithalten.

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    Nohr

    Der wohl größte Unterschied an beiden Versionen dürfte der Schwierigkeitsgrad und das damit verbundene Sammeln von Gold und Erfahrungspunkten sein. Während Vermächtnis für Einsteiger der Serie dient und somit ein fast unendliches Absolvieren von Herausforderungen ermöglicht (und die damit gewonnenen Erfahrungspunkte für unsere Gruppe enthält), muss in Herrschaft mit Erfahrungspunkten und Gold gespart werden. Neben den Kapiteln und den Nebenmissionen zur Rekrutierung von Kindern, bietet Herrschaft – bis auf die erscheinenden DLC’s – keine Möglichkeit, zusätzlich Gold oder Erfahrungspunkte zu erhalten. Nicht nur die härteren Siegesbedingungen und Kämpfe, sondern auch dass nur begrenzte Erfahrungspunkte zur Verfügung stehen, bringen erfahrene Fire-Emblem-Spieler an manch einer Stelle zur Verzweiflung.

    Bei Nebengeschichten weisen beide Versionen Lücken auf, die sich gegeneinander schließen, sollte man beide Varianten gespielt haben. Weitere Geheimnisse und Fakten wird wohl der dritte Handlungsstrang Offenbarung, welcher am 9. Juni im eShop erscheint, aufklären bzw. erzählen.

    Hoshido
    Hoshido

    Wundervolle Präsentation

    Bei der Technik hat sich nicht viel geändert, so ist Fire Emblem Fates praktisch eine Kopie von Awakening. Die Charaktermodelle sind liebevoll gestaltet und können durchaus überzeugen, aber leiden ab und zu an Detailarmut. Das absolute Highlight dürfte aber wieder einmal die herausragende Präsentation mit Hilfe von erstklassigen Zwischensequenzen – auch wenn diese Mangelware sind – sein. Im Gegensatz zu Fire Emblem: Awakening, besitzt Fates in der europäischen Fassung keine japanische Synchronisation. Trotz alledem sind auch die englischen Synchronstimmen hervorragend. Erhellt keine Zwischensequenz die Bildschirme des Nintendo 3DS, bestehen die Vertonungen zu meist nur aus Fetzen. Die Ausnahme stellen die romantischen Gespräche dar, in denen das Gegenüber immerhin einen vollständigen Satz ausspricht. Ansonsten besitzt Fire Emblem Fates einen kompletten deutschen Text, der sich für Zwischensequenzen abschalten lässt.

    Fire Emblem Fates
    Zwischensequenz
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    Fazit

    Endlich dürfen wir in Europa das nächste Abenteuer von Fire Emblem erleben und das nicht nur einmal, sondern gleich zweimal. Fire Emblem Fates: Vermächtnis und Fire Emblem Fates: Herrschaft sind in sich eigenständige Spiele und besitzen jeweils den Inhalt eines gewohnten Fire Emblem. Mit den Drachenadern-Feldern, den Veränderungen an Paarungen und Doppelschlägen bietet Fire Emblem Fates noch eine tiefere taktische Vorgehensweise als noch in Awakening. Wer auf rundenbasierte Strategie mit Rollenspiel-Elementen steht, sollte spätestens jetzt mit Fire Emblem beginnen. Für Quereinsteiger empfiehlt sich definitiv Vermächtnis, aber auch erfahrene Fire-Emblem-Spieler sollten sich den Teil nicht entgehen lassen. Mit geringem Abstand und den etwas abwechslungsreicheren Siegesbedingungen ist Fire Emblem Fates: Herrschaft das etwas bessere Spiel beider Versionen. Am 9. Juni ist es so weit und wir dürfen mit Offenbarung auf das nächste Abenteuer und den dritten und letzten Handlungsstrang von Fire Emblem Fates gefasst sein.