Seit einer gefühlten Ewigkeit veröffentlicht EA Sports jedes Jahr im Herbst das neue FIFA. Nach der großen Kontroverse im letzten Jahr folgt nun FIFA 15 und wir wollten wissen, was sich alles im Vergleich zum Vorgänger geändert hat. Hier also unser Test zu FIFA 15.
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FIFA 15 – TV Werbespot
[box_light]FIFA 15 wurde am 25. September von EA Sports für PC (derzeit 30% reduziert bei Gamesplanet), Xbox 360, Xbox One, Playstation 3, Playstation 4, Playstation Vita, Nintendo Wii und 3DS veröffentlicht. Unser Test basiert auf den Spielversionen für Xbox One (Christoph) und PC (Moritz). Die Screenshots stammen aus der PC-Version.[/box_light]
You’ll never walk alone
Es gibt viele Spiele, die sich dank eines einzigen Moments für lange Zeit ins Gedächtnis des Spielers brennen. Dass man einen solchen Augenblick auch in FIFA erlebt, ist dann doch eher ungewöhnlich. Aber FIFA 15 hat ihn, nämlich beim ersten Start. Keine stumpfen Menüs oder langweilige Statistikkästen: Es geht direkt rein ins Match zwischen Manchester City vs. Liverpool und die abertausenden Fans im Stadion singen wie mit einer Stimme den Klassiker „You’ll never walk alone“. Dieses Gefühl, wenn der Sound daheim aus der Dolby Anlage dröhnt, hat ein absolutes Mittendrin-Flair und garantiert Fußballfans die volle Packung Gänsehaut.
Überhaupt hat EA dazugelernt, dass das Ambiente und das Geschehen abseits des Rasens eine wichtige Komponente ist. FIFA 14 machte damals zwar den grafischen Sprung, wirkte in vielerlei Hinsicht aber steril. Für FIFA 15 hat man deutlich mehr Fokus auf das Drumherum gelegt. Mehr und wuchtigere Fangesänge schallen durch die Stadien. Hier flitzt mal ein Balljunge am Rand entlang, dort sieht man fleißige Kameraleute und an der Seitenlinie laufen sich die Ersatzspieler in knalligen Leibchen warm. Das Publikum reagiert spürbar authentischer auf das Geschehen am Platz: sie feuern beim Pressing an und pfeifen sogar bei Auswechslungen unglücklicher oder unbeliebter Spieler.
Mehr Realismus auf den Rängen, aber auch mehr auf dem Rasen: wie im echten Leben sind die Kicker spürbar emotionaler als je zuvor. Nach einem groben Foul etwa gehen sich die Spieler an, fordern Karten und pöbeln drauf los. Auch bei vergebenen Torchancen oder haarsträubenden Fehlpässen nimmt man den Trikotträgern ihre Enttäuschung darüber viel eher ab.
Tiki Taka auf dem Rasen
Moritz: Das geschehen auf dem Platz wirkt etwas schneller, Bälle werden noch enger am Fuß geführt als noch beim Vorgänger Fifa 14. EA hat viel daran gedreht das Spiel schneller und flüssiger zu gestalten. Unverständlich und widersprüchlich ist es hingegen, dass Zwischensequenzen, wie z.B. Fouls, und Karten nicht abgebrochen werden können. Das nimmt dem Spieler etwas die Luft aus dem Segel und sorgt für nervige Unterbrechungen.
Christoph: Was direkt auffällt: FIFA 15 spielt sich deutlich schneller als sein Vorgänger. Wer die letzten Monate mit FIFA 14 zugebracht hat, der wird anfangs mit dem angezogenen Tempo seine liebe Mühe haben. Besonders deutlich wird das bei Spielzügen vermeintlich schwächerer Teams, denn Ballverluste und Fehlpässe geschehen mitunter ständig. Im Gegenzug dazu kann man aber eben auch mit den starken Mannschaften genüsslich die Kugel durch die gegnerischen Reihen zaubern, sofern man Herr der Buttons ist. Dennoch ist man mit seinem Team nie wirklich übermächtig dank der verbesserten KI. Der Gegner auf dem Platz nutzt Schwächen des Spielers teils gnadenlos aus. Lässt man Lücken, sucht die KI den tödlichen Pass. Üben wir Pressing aus, lässt der Computer erst mal den Ball hinten zirkulieren, um dann das Spiel mit einem langen Pass zu eröffnen. Auch über die Spieldauer einer Partie agieren die Mannschaften taktischer und das Geschehen erinnert an echte Matches. Liegen wir knapp in Führung, schmeißt die KI im letzten Spielabschnitt Mann und Maus nach vorne und packt die Brechstange aus. Bei umgekehrt knappem Spielstand wird hinten dicht gemacht und das Zeitspiel an der Eckfahne gesucht. Der überarbeiteten KI ist auch zu verdanken, dass die Torhüter endlich nicht mehr halbklassige Statisten sind. Hand aufs Herz: FIFA 14 bot Spielzüge an, die fast unweigerlich zu einem Tor führten, weil die Keeper mitunter hanebüchen auf der Linie agierten. Das Resultat waren nicht selten viel zu viele Tore, die rein gar nichts mehr mit Realismus zu tun hatten. Dies ist jetzt vorbei, die Torwarte haben erstklassige Reflexe und sind dynamischer ins Spiel eingebunden. Sie wägen ab, ob sie auf der Linie verbleiben, rauslaufen oder den Ball sicherheitshalber doch lieber aus dem 5-Meter Raum fausten. Meist klappt das auch sehr ordentlich.
Grafik & Sound
Moritz: Grafisch macht Fifa 15 wieder einen Schritt nach vorne. Auf dem PC sogar doppelt, denn mit Fifa 15 kommen die Fans endlich in den Genuss der Ignite Engine und ist technisch auf dem Stand der Next-Gen Konsolen. Die Spieler wirken realistischer der Rasen wirkt plastischer und nutzt sich im laufe des Spiels ab. Trikots werden schmutzig und insgesamt wirkt auch das geschehen rundum den Platz lebendiger. Bei der PC Version sind uns allerdings zahlreiche Grafikfehler aufgefallen die das Spielerlebnis etwas trüben. Matschige und langsam nachladende Texturen, flackernde Kantenglättung in Zwischensequenzen fielen uns am häufigsten auf.
Christoph: Für Xbox One und Playstation 4 kommt natürlich wieder die noch recht junge Ignite Engine zum Einsatz. Man merkt den Entwicklern den geübteren Umgang mit der Engine in FIFA 15 an. Der Rasen hinterlässt je nach Intensität des Spielverlaufs deutliche Spuren, Grätschen ziehen tiefe, braune Furchen ins Grün und Grashalme fliegen durch die Luft. Es macht Spaß bei bestem Fritz Walter Regen den feuchten Ball auf den nassen Raschen klatschen zu sehen, während unzählige Tropfen bei jedem Kontakt umherspritzen. An einem Punkt zeigt FIFA 15 allerdings auch wieder eine bekannte Schwäche bei der Optik. Wie schon beim Vorgänger wurden die Gesichtszüge einzelnen Spieler sehr unterschiedlich schön gerendert und es variiert zwischen Hui und Pfui. Die Großen des Sports stehen dem realen Vorbild in kaum etwas nach, soweit es die Engine eben zulässt. Die eher unbekannteren Spieler hingegen sind phasenweise eine leichte Zumutung und gerade Anhänger kleinerer Vereine müssen mit Einbußen beim Anblick ihrer Fußballhelden leben.
In einem Punkt macht uns FIFA 15 allerdings wirklich große Sorgen: Die Kommentatoren. Es ist nicht so, dass wir uns nicht schon längst an „Buschi“ und „Manni“ gewöhnt hätten, denn die beiden Spaßvögel sorgten schon immer für recht viel Gesprächsstoff. FIFA 15 setzt dem Ganzen aber irgendwie die Krone auf. Denn wir können uns an keinen Serienteil erinnern, in dem die Komentare so dermaßen in die Hose gingen, wie hier. Es ist haarsträubend, wie oft sich ihre Zwischenrufe wiederholen. Teilweise folgte ein und die gleiche Aussage wie etwa „Das nennt der Ebiturient antizipieren!“ mehrmals in einem Match. Sorry, aber das geht auf keine Kuhhaut. Das stört schlichtweg und ruiniert die ansonsten so gelungene Atmosphäre maßlos.
40 Interpreten aus aller Welt haben ihre Songs zum FIFA 15 Soundtrack beigesteuert. Zwischen einigen bekannten Genrevertretern findet man natürlich auch wieder etliche Newcomer. So oder so, restlos alle Songs passen, wie gewohnt, gut ins Spiel und decken jeglichen Musikgeschmack ab. Hört einfach mal ein paar Songs quer:
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Modi
Vorweg die gute Nachricht: Der Turniermodus ist wieder da, es können also auch wieder fleißig vordefinierte oder eigene Turniere gedaddelt werden. Beim Ultimate Team Modus gibt es die Neuheit, dass man sein Team um Leihspieler ergänzen darf. Dabei steht natürlich nicht sofort jeder Superstar auf Abruf bereit. Viel mehr müssen diese erst freigespielt werden. Und dann befinden sie sich auch nur eine begrenzte Dauer im Kader und man sollte tunlichst abwägen, ob und wann man sie einsetzt. Als Bonus stehen Spielern der Xbox übrigens wieder einige exklusive legendäre Kicker in den Startlöchern. Experimentierfreudige Zocker freuen sich über die Dream Squad Funktion. Ein Tool, mit dem man die Teamchemie einsehen und verbessern kann und so Stück für Stück am eigenen Wunschteam schrauben darf. Ansonsten wenig Neues an der Front: Ob Ultimate Team (inkl. der Vertragsverhandlungen, kaufbarer Kartenpakete, etc.) Freundschaftsliga oder 11 gegen 11, FIFA 15 bietet ausreichend Spielmodi für so ziemlich jeden Spielertyp. Oder zumindest fast jeden. Denn im Online-Multiplayer gibt es Nachholbedarf, wie ihr weiter unten lesen werdet.
Multiplayer
Moritz: Fifa 15 macht noch vieles besser als der Vorgänger Fifa 14, umso merkwürdiger ist es, dass diese Entwicklung nicht in den Multiplayer Einzug erhalten hat. Wer zuhause auf der Couch mit Freunden Fifa 15 zocken möchte, dem sind kaum Grenzen gesetzt. Beginnt man aber mit Freunden Online zu spielen, fallen einem massive Versäumnisse seitens EA auf. Wenn man z.B. mit einem Freund gemeinsam gegen KI gesteuerte Mannschaften spielen möchte wird man leider enttäuscht. Auch Freundschaftspiele 2 gegen 2 sucht man bei Fifa 15 vergeblich. Lediglich das Freundschaftspiel 1 gegen 1 steht den Spielern zur Verfügung.
Christoph: Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Für Konsole im Speziellen sei noch gesagt, dass die Technik vom Start weg wenig Grund zum Meckern lässt. Die ersten Tage nach Release gab es die bekannten Verbindungsschwierigkeiten, aber mittlerweile läuft das Spiel so rund wie der Ball. Multiplayerspiele sind schnell gestartet und nach erfolgtem Anstoß konnten wir keine Lags oder Abbrüche feststellen.
Fazit
Moritz: Die PC Version von Fifa 15 ist aktuell noch durchzogen von kleineren Bugs und Serverproblemen die allerdings in den letzten Tagen weniger wurden. Alles in allem freut es mich, dass EA auch den PC-Spielern nun die Next-Gen Version gönnt. Allerdings ist es mir ein Rätsel warum die PC Version noch an so vielen Kinderkrankheiten leidet. Nimmt man die vielen schönen Momente, die ich in Fifa 15 hatte, kann man sagen, dass sich das Spiel auf einem guten Weg befindet. Umso unverständlicher ist es für mich das es keine Möglichkeiten gibt mit Freunden Online 2 vs 2 zu spielen oder sich mit einem Freund Online gegen die KI einzuspielen. Spielerisch hat sich Fifa 15 weiterentwickelt wobei das Abziehen vom 16er einfach zu oft zum Tor führt. Schade ist auch, dass die Bundesliga gegenüber der Premier League klar benachteiligt wurde.
Insgesamt ist die PC Version noch eine Enttäuschung, Pro-Clubs konnten wir auf dem PC gar nicht testen, da wir ständig einen Blackscreen bekommen, sobald wir diesen Modus starten wollten (kein Einzelfall). Die PC-Wertung beträgt 78%
Christoph: Wer hätte gedacht, dass ein und das selbse Spiel auf zwei unterschiedlichen System einen so zweigeteilten Eindruck bei uns hinterlässt. Denn wo es für den PC eine ganze Menge Nachholbedarf gibt, läuft auf der Konsole ziemlich viel, sehr rund. Die größten Probleme macht FIFA 15 in den ersten Partien, da das Tempo zugelegt hat und man sich auch erst noch ins etwas geänderte Buttonlayout finden muss. Wer seinen Einstieg mit ein paar Freundschaftsspielen gefunden hat, der kommt dann auch zügig voll auf seine Kosten. Und dann muss man FIFA 15 auch zugestehen, dass EA im Vergleich zum letzten Jahr in fast allen Belangen einen Schritt nach vorne gemacht hat. Sicherlich ist noch nicht immer alles perfekt und natürlich wird es wieder die alljährlichen Unkenrufe geben, aber der Spaßfaktor stimmt. Den größten Nachholbedarf hat die Serie weiterhin an den Kommentatoren, die uns in FIFA 15 besonders derb aufgestoßen sind, und im Design der Spieler abseits der cème de la crème.