Meine Mutter sagte immer: Wenn Du nichts Nettes zu sagen hast, dann sag lieber gar nichts. Deswegen saß ich nun einige Tage vor dieser leeren Seite und habe mit Worten jongliert. Irgendwie wollte mir aber nichts einfallen.
Aber selbst wenn ich noch ein paar Tage abwarte, wird es wohl nicht besser. Deswegen gebe ich mir jetzt einen Ruck und schreibe einfach drauf los.
Simulator oder Survival?
Nachdem die Installation problemlos geklappt hat, loggt man erwartungsfroh ein. Simulatoren können richtig viel Spaß machen. Jeder Freund dieses Genres weiß das. Wie viele Stunden, Tage und Nächte haben Gamer schon damit zugebracht, Felder zu bestellen oder mit einem Truck über die Landstraße zu fahren?
Aber alleine im Startbildschirm beim Fernbussimulator wird der Blick bereits skeptischer. Das Menü wirkt billig, lieblos und unfertig. Aber so leicht wird man als Hardcore-Simulatorenfan nicht abgeschreckt. Also wählt man den Spielmodus aus. Man kann entweder vorgefertigte Strecken fahren oder sich im freien Spiel austoben.
Ein Tutorial wird auch angeboten. Also rein ins Vergnügen. Jedenfalls dachte ich, es würde ein Vergnügen werden.
Da steht der eigene Charakter nun an der Bushaltestelle und sieht sich einer Horde Zombies gegenüber. Oder sind das gar keine? Man wird verleitet das MG zu ziehen und sich zu verteidigen. Wenn die NPC’s jetzt noch auf einen zu schlurfen und stöhnen ist das Survivalfeeling perfekt.
Aber schließlich erinnert man sich daran, dass das hier ja der Fernbussimulator ist. Ein kurzer Spaziergang durch die Stadt zeigt in erster Linie eher matschige Texturen. Die Fahrer der NPC Autos haben gar keine Texturen – sie sind einfach nur schwarz und aus Plastik. Die Schaufenster sind mit Bildern dekoriert, die aus einem alten Möbelprospekt zu sein scheinen. Fußgänger gibt es gar nicht. Also wirklich keinen einzigen. Nichts! Niemand! Die fahren anscheinend alle Bus, oder sind geflohen. Da könnte man doch eine Story draus machen. Ein DLC „Wie die Bürger verschwanden“ – wäre doch eine Idee!
Aber selbst davon will sich der Simulatorenfreund – wie ich einer bin – natürlich nicht abschrecken lassen. Vielleicht macht das Fahrgefühl das ja wieder wett? Denn darum geht es in einem Fernbussimulator ja schließlich.
Also kümmert man sich erst einmal um die Untoten, die durch eine Geisterstadt transportiert werden wollen.
Die Fahrt von A nach B
Man startet in der Stadt seiner Wahl. Eine eigene Firma kann man nicht eröffnen. Nicht mal den Namen ändern. Die Busse können nicht individuell gestaltet werden. Die Einstellungsmöglichkeiten vor Spielbeginn sind also gleich null. Das Spiel beschränkt sich darauf, mit einem FlixBus von A nach B zu fahren. Das wars. Ende.
Natürlich müssen zuerst die Fahrgäste eingecheckt werden. Das macht man ganz modern über sein Smartphone. Das Tutorial sagt man soll die Maustaste oder „E“ drücken. Die Taste „E“ geht schon mal nicht. Geht ja gut los. Also nimmt man die Maus. Das Spiel erkennt übrigens auch den Controller ohne Probleme, aber nutzen kann man diesen trotzdem nicht. Man kann also sehen, dass man ein Gamepad angeschlossen hat, aber das war es auch schon. Eigentlich braucht man das Gamepad aber, um die Türen zu schließen und dergleichen. Da das aber nicht funktioniert, ist die Anzeige am unteren Bildschirmrand natürlich vollkommen witzlos.
Das Tutorial geht noch soweit, dass man in den Bus steigen soll und „c“ drücken muss, um sich zu setzen. Das funktioniert auch.
Damit ist das Tutorial allerdings beendet. Das ist doch wohl ein schlechter Witz. Alle wichtigen Funktionen werden einem also nicht erklärt? Erst einmal in den Optionen die Tastaturbelegung anschauen. Das macht es aber auch nicht besser, weil viele Tasten nicht funktionieren wie sie sollen.
Also macht man das Beste draus und startet. Das Navi unten in der Ecke ist übersichtlich. Aber wer ein Tachometer sucht, oder sehen will ob er gerade blinkt, wird enttäuscht sein. Man kann die Kameraperspektive zwar ändern und so die Knöpfe und Schalter sehen, aber wenn man fährt kann man seine Geschwindigkeit nur nach Gefühl entscheiden. Da will ein richtiges Fahrvergnügen nicht aufkommen.
Meine gewählte Strecke ging von Nürnberg nach Leipzig. Nürnberg konnte ich leider nicht erkennen, das hätte auch irgendeine andere beliebige Stadt sein können. Mal ganz davon abgesehen, dass der Flixbus anscheinend nicht über die Autobahn fahren darf, sondern die Landstraße nehmen muss. Wobei man den Unterschied vielleicht einfach nicht erkennen kann.
Die KI der anderen Fahrzeuge ist genauso grauenhaft, wie man es bei diesem Spiel erwarten würde. Spielspaß sieht leider anders aus.
Meine Fahrgäste sind übrigens nie in Leipzig angekommen. Der Flixbus, der auf halber Strecke am Straßenrand steht, ist also meine Schuld. Mea culpa. Ich konnte einfach nicht mehr.
Grenzenlose Freiheit – Wait – What?
Im freien Spiel sind dann die Mitfahrer auch noch verschwunden. Nun wirkt die Stadt total leer. Bevölkert von Roboterfahrern. Unheimlich!
Dafür kann man sich frei bewegen und umschauen. Jedenfalls bis einem die großen roten Absperrungen daran hindern, in eine Straße abzubiegen. So frei ist das freie Spiel dann eben doch nicht.
Der Modus des freien Spiels wirkt unfertig, unausgereift und lieblos. So wie das komplette Spiel.
Nach ein bisschen Hin- und Herfahren hat man eigentlich alles gesehen und bleibt mit dem Gefühl zurück, das fragt „War das nun alles?“
35€ für was eigentlich? Dafür, dass man ein Werbespiel von Flixbus bekommt? Denn genau so wirkt der Fernbussimulator auf mich. Wie ein Giveaway. Ein Werbegeschenk. Ein ziemliches mieses noch dazu. Wirklich positive Werbung kann die Firma damit jedenfalls nicht machen, denn der Flixbussumilator ist keine Freude.
Und das für so viel Geld? Da fragt man sich schon, ob da nicht eine große Abzocke dahinter steckt. Denn genau so dürften sich die meisten Käufer des Spiels fühlen. Abgezockt.
Ein weiteres Fazit wird an dieser Stelle wohl unnötig. Und wie ich Eingangs des Artikels schon schrieb: Meine Mutter hatte mir geraten nichts zu sagen, wenn ich nichts Nettes zu sagen habe.
Eine leere Seite wollte ich als Review aber nicht abgeben.