F.I.S.T.: Forged In Shadow Torch – Test

     

     

    Wenn ein Trailer so richtig Lust auf ein Videospiel macht, dann haben die bewegten Bilder alles richtig gemacht. Und wenn dann kurz nach der Ankündigung gleich auch noch der Release in nächster Nähe ist, dann sind es gleich doppelte Glücksgefühle. Womit wir schon im Test zu F.I.S.T.: Forged In Shadow Torch angekommen wäre. Sperriger Name, aber cooles Konzept!

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    Für diesen Test spielten wir FIST auf Playstation 5.

     

    Forged in was?

    Asiatische Studios haben manchmal ein wenig den Hang dazu, Spielenamen unnötig zu verkomplizieren. F.I.S.T.: Forged In Shadow Torch ginge sicherlich auch geschmeidiger von den Lippen, zumal sich der Inhalt dadurch nicht gleich erschließt. Daher halten wir es für die Lesbarkeit hier auch etwas knapper und nennen das Spiel für die kommenden Zeilen kurz F.I.S.T.

    Hasen gelten gemeinhin als knuffige Pelzknäule, die gechillt ihr Gemüse knabbern und auf der ruhigen Seite des Lebens stehen. Im Falle von FIST weit gefehlt, denn hier spielen wir den raufboldigsten Hasen seit Jack Jazzrabbit. Gepackt in ein 2.5D Metroidvania geht es mal so richtig deftig zur Sache.

    Protagonist Rayton ist Widerstandskämpfer und wollte eigentlich dem verdienten Ruhestand frönen. Doch wie so oft kommt alles ganz anders. In der dystopischen Welt Torch City mit Ansätzen aus dem Dieselpunk haben die Hunde aka Iron Dogs die Herrschaft an sich gerissen. Ganz im Sinne eines totalitären Regimes regieren die Vierbeiner brachial über die Einwohner. Mit schwer gepanzerte Rüstungen und tödlichen Waffen unterstreichen sie ihren Machtanspruch in jedweder Form. Für Rayton läuft das Fass über, als sein Freund zu Unrecht eingebuchtet wird. Mit einem Rucksack samt mechanischer Faust macht er sich auf den blutigen Rachefeldzug und kommt dabei einem üblen Komplott auf die Schliche.

    Das sollen genügend Worte zur Story von F.I.S.T. sein, damit wir nicht noch unabsichtlich spoilern. Der Ansatz ist einigermaßen erstaunlich, denn selten zeigten chinesische Entwicklerteams so deutlich Kritik am eigenen Regime. Wobei erstaunlich vielleicht weniger, mutig scheint ein treffenderes Attribut.

     

    Hase mit Metallfaust

    Die wuchtige Faust, die nahezu gleich groß ist wie Rayton selbst, ist euer erstes und zugleich wichtigstes Argument dafür, die Stadt doch bitte in Frieden leben zu lassen. Mit leichten und harten Schlägen teilt unser Hase ordentlich aus und zerlegt die Metallhunde in ihre Einzelteile. So wuchtig das Kampfsystem auch ist, so träge fühlt es sich doch auch an. Das soll gar keinen Negativpunkt darstellen, man muss sich lediglich darauf einstellen. FIST ist weit weg von dem, was man landläufig als Buttonsmashing bezeichnet. Ihr müsst die Angriffe und Kombos einfach gut timen, um erfolgreiche Haken zu setzen. Gleichzeitig könnt ihr Angriffen der Feinde mit einem Dodge ausweichen.

    Im weiteren Verlauf bekommt ihr neue Waffen und Fähigkeiten, die ihr im Talentbaum leveln dürft. Hier liegt einer der herausragendsten Punkte von F.I.S.T., denn jedes einzelne Upgrade fühlt sich unfassbar mächtig an. Nix mit generischen Upgrades alá ein bisschen mehr Lebensenergie oder dem, was man sonst so kennt. Nein, die neuen Angriffe und Kombinationsmöglichkeiten sind erstaunlich cool und führen dazu, dass man jedem neuen Feature freudig entgegenfiebert. Das erste größere Highlight ist der Bohrer, der sich zur Metallfaust gesellt. Seine Einzelangriff sind für sich schon sehr cool und packt man den Bohrer mit rein in Kombo-Angriffe, dann kann man sehr viel Freude an den Kämpfen haben. Die später auftauchende Blitzpeitsche eignet sich für Angriffe aus der Distanz, ansonsten seid ihr primär im Nahkampf unterwegs. Dank unterschiedlicher Gegnertypen ist ein Wechsel zwischen den Waffen nicht nur sinnvoll, sondern auch schlicht erforderlich.

    Die Genre-typischen Bosskämpfe sind ein Augenschmaus! Sie verlangen viel gutes Timing und kluges Handeln von Spielerinnen und Spielern ab, aber die Belohnung sind dafür auch richtig knackige und cineastische Kämpfe. Aprops Augenschmaus: Nutzt bestenfalls alle Finishing-Moves, wenn möglich. Man spürt deren Wucht und Bombast förmlich durch die Mattscheibe, obendrein sehen sie einfach verdammt gut aus.

     

    Liebe zum Detail

    Zu einem waschechten Metroidvania gehört natürlich auch die passende Spielwelt. Die Übersichtskarte ist in den ersten Momenten etwas gewöhnungsbedürftig, da sie ziemlich dürftig ist. Erkundete Bereiche werden eingefärbt, Missionsziele markiert und die Legende gibt Auskünfte über sonstige Ereignisse. Was aber fehlt ist die Möglichkeit zum Setzen von eigenen Markern, denn das hätte viele Laufwege erspart. De facto ist es ja so, dass ihr euch mit dem Erreichen von neuen Fähigkeiten auch neue Bereiche der Spielwelt zugänglich macht. Und sich diese punktgenau zu merken ist, sagen wir mal so, mühsamer, als es sein müsste.

    Davon abgesehen macht das Design der Spielwelt nahezu alles richtig. Das erwähnte Steampunk-Setting kommt hervorragend zur Geltung, man fühlt sich in den Level mit buchstäblichem Gestank alter Industrieabgase erschreckend wohl. Ein paar wenige Abschnitte sehen nicht ganz zu p(r)unkvoll aus und offenbaren Schwächen in der Gestaltung des Hintergrundes. Das ist natürlich leicht verkraftbar, fiel uns aber auf. Die roundabout 10 Gebiete sind aber durch die Bank alle klasse gezeichnet und versprühen stilechtes Flair.

    Dank der Unreal Engine 4 erwacht nur nur Rayton zum Leben, sondern auch sämtliche Pelzviecher, die euch im Spiel begegnen. Manchmal entgeht einem der Blick dafür, wie Detailversessen die Macher waren. Macht euch den Spaß und lasst euch mal an einem Speicherpunkt von den umherstehenden Mitbewohnern tätscheln. Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass kein Bewegungsmuster dem anderen gleicht. Beim Sound müssen wir leider auf eine deutsche Vertonung verzichten und statt dessen auf Untertitel ausweichen. Macht aber auch nicht, denn uns sind gute Dialoge im O-Ton deutlich lieber als zweitklassige Vertonungen für das Ausland.

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    Fazit

    Yeah, das hat Spaß gemacht! Fast aus dem Nichts erschien FIST, zwischen Ankündigungstrailer und finalem Release lagen nur wenige Wochen. Umso schöner, dass hier ohne großes Tam-Tam ein richtig tolles Metroidvania mit eigenem Charakter und Charme entstanden ist.

    Die Story ist mutig, die spielerischen Ansätze erfrischend und die Grafik mitreißend. All das ist in diesem Genre alles andere als selbstverständlich, wo doch mittlerweile sehr viel Titel unterwegs sind, die einfach nur auf den mittelgroßen Hype-Train aufgesprungen sind. FIST sticht mit eigenen Ideen und punktgenauem Gameplay positiv aus dieser Masse hervor.

    Abzuwarten bleibt, ob es das Spiel schafft, aus eben jener Masse an Metroidvanias herauszustechen. Wir wünschen es! Deshalb auch von uns die Empfehlung: Lasst F.I.S.T.: Forged In Shadow Torch nicht links liegen, sondern greift spätestens bei zukünftigen Angeboten zu!

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur