Evil West – Test

    Universen lassen immer viel Handlungsspielraum für irre Ideen. Der kreative Ansatz hinter Evil West ist ein anderes 19. Jahrhundert, wie wir es kennen. Der gemeinsame Nenner sind die verbliebenen Cowboys in den USA. In Evil West nahmen die Ereignisse rund um die Jahrhundertwende aber gänzlich andere Züge an. Bedroht durch blutrünstige Vampire wurde die Rentier Initiative ins Leben gerufen, die den Blutsaugern mal so richtig ans Leder soll. Und genau kommen wir, alias Jesse Rentier, ins Spiel. Ausgestattet mit allerhand technischen Gadgets und Waffen gelten wir als Hoffnungsträger, die immer zahlreicher auftretenden Vampire in ihre Schranken zu weisen.

    Hinter unserem Steampunk-Cowboy steht das Entwicklerstudio Flying Hog Wild, bestens bekannt durch die Shadow Warrior Reihe. Allein dieses Wissen reicht schon aus, um eine kleine Vorahnung von dem zu bekommen, was euch mit Evil West erwarten wird.

    Rentier Initiative vs. Vampire

    Die Geschichte des Spiels ist OK, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein klein wenig Wild Wild West Flair gepaart mit Cowboys vs. Aliens, wahrscheinlich kennt ihr die Filme. Selbstverständlich darf eine Sache im Kampf gegen Vampire nicht fehlen: Silber.

    Und genau aus diesem Grund ist ein Kernelement des Spiels nicht nur Revolver oder Gewehr, sondern eure brachialen Kampfhandschuhe, die nämlich aus dem wertvollen Silber bestehen. In der Folge entsteht ein wilder Mix aus Fern- und Nahkämpfen, in deren Kombination ihr die Blutsauger ins Nirvana schickt. Nehmt ihr jetzt noch die Spezialfähigkeiten mit dazu, die euch zur Verfügung stehen, dann steht der Nonstop-Action nichts mehr im Wege.

    Ein Kampf könnte in etwa so aussehen: Aus der Distanz landet ihr erste Treffer mit dem Schießeisen. Dann zieht ihr per Skill einen Vampir an euch heran und schlagt kräftig auf ihn ein. Dank Betäubungs-Skill zucken Blitze durch das Bild und lähmen euren Feind, während ihr ihn windelweich prügelt. Zum guten Schluss gehört natürlich auch ein Finisher, also beispielsweise ein Uppercut, mit dem ihr den Vampir in eine Dynamitfalle oder Eiserne Jungfrau befördert.

    So arcadig und Action-lastig das bunte Treiben aus Sicht der dritten Person auch ist,  ihr solltet nie eure Gegner unterschätzen. Immer mal wieder sind die Ausweichsrollen ein probates Mittel, feindlichen Angriffen auszuweichen. Alternativ könnt ihr mit dem richtigen Timing Angriffe unterbrechen und zum Gegenschlag ausholen. Mitunter artet gerade das Prügeln per Kampfhandschuhen in dezentes Button-Smashing aus, im Kern müsst ihr jedoch auf euer volles Potenzial an Skills und Angriffen zurückgreifen. Leider ist das Gunplay nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Kaum ein Ballermann fühlt sich richtig wuchtig an und so wirklich präzise funktioniert der Schusswechsel auch nicht.

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    Cooles Gegnerdesign

    An dieser Stelle allerdings auch ein Lob an die Entwickler, was das Gegnerdesign angeht. Zig verschiedene Vampirarten stehen euch gegenüber, angefangen vom plumpen Fußvolk bis hin zu flinken Gesellen. Während euch also einige Feinde nur in großen Gruppen wirklich gefährlich werden, sind andere schon im eins gegen eins eine kleine Herausforderung. Genau deshalb ist es wichtig, die passenden Skills am Start zu haben, um ihre Schwachpunkte natürlich gepflegt ausnutzen zu können.

    Praktischerweise bekommt man diese auch gleich mit angezeigt und je nach Gegnertyp solltet ihr diese dann auch entsprechend fix anvisieren. Besonders bei fliegenden und schnellen Feinden macht das total viel Sinn, weil sie euch sonst ganz schnell auf den Zeiger gehen können. Apropos Zeiger: So richtig deftig gibt es von den zahlreichen Bossen auf den Cowboyhut. Nicht nur, dass bei einem Treffer deutlich euer HP-Balken schrumpft, sondern ihr müsst auch noch deren Angriffsmuster analysieren. Ansonsten habt ihr schlechte Karten, weil die teils riesengroßen Monster einiges einstecken können und zeitgleich auch noch Fußvolk herbeibeschwören.

    Das vielleicht größte Problem von Evil West ist die Levelstruktur. Im Grunde laufen die Feinde nicht überall herum, sondern ihr trefft in abgegrenzten Arealen auf sie. Stellt es euch vor wie kleine Arenen innerhalb der schlauchartigen Level, dann habt ihr eine recht gute Vorstellung. Das für sich genommen ist gar nicht das Problem, sondern die Größe dieser Kampfarenen – sie sind nämlich zu klein. Das mag OK sein für einzelne Gegner und die Bosskämpfe.

    Nur wird es dann sehr schnell wirklich problematisch, wenn zig Vampirlinge von allen Seiten auf euch zustürmen. Koordinierte Moves und Angriffe arten so viel zu schnell in unübersichtliches Chaos aus und knabbern letztlich auch an der Spielfreude. Diesen Situationen kann man ein Stück weit entfliehen, in dem man Ausweichrollen am Stück macht, um am Arenenrand zu landen. Dadurch hat man ein klein wenig Distanz zu den Gegnern geschaffen und kann etwas koordinierter agieren.

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    Technik und Multiplayer

    Evil West wurde mit der Unreal Engine 4 kreiert und sieht dementsprechend auch ziemlich schick aus. Das Dauerthema Gesichtsanimationen ist auch hier eines, erwartet also bei Nahaufnahmen der Gesichter keinen Referenzwert. Insgesamt bekommen wir im Spiel allerdings einen sehr stimmigen Gesamteindruck geboten, auch was die Umgebungsgestaltung betrifft. Staubtrockene Canyons, triste Bahnhofsgebäude, schaurige Minen und selbst schneeverhangene Bergpassagen sind Elemente, die man aus Western kennt und schätzt.

    Bugs sind uns übrigens sehr wenige aufgefallen. Ein oder zwei Clippingfehler sprangen uns ins Auge, wenn das Gegneraufkommen besonders hoch war. Und eine Schatzkiste etwas abseits in einer Seitenstraße ließ sich mal nicht öffnen. Das war es dann aber auch schon wieder mit Fehlern.

    Ihr habt übrigens die Wahl, ob ihr Evil West im Qualitäts- oder im Performance-Modus spielen möchtet. Bietet euch der erstgenannte die volle Auflösung bei begrenzten 30 Frames, bekommt ihr derer 60 im Modus für die bessere Performance. Unserer Meinung nach spielen sich Shooter mit höherer Bildrate besser, also greift zu den 60 Frames pro Sekunde.

    Zu guter Letzt sei noch der integrierte Koop-Modus erwähnt. Wir konnten ihn leider nicht ausprobieren, weil es da ein kleines Problem gibt. Dieser ist nämlich rein auf eure Freundesliste der Konsole begrenzt und da Evil West erst gestern erschien, konnten wir im Vorfeld natürlich keinen Freund hinzufügen. Schade, dass es keinen Splitscreen und keinen offenen Multiplayer Koop gibt, die Einschränkung rein auf die Freundesliste ist ziemlich doof.

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    Evil West – Unser Fazit

    Evil West mixt Steampunk und Wilden Westen, rührt kräftig um und herauskommt ein unterhaltsamer Ritt durch ein alternatives 19. Jahrhundert. Das, was das Spiel sein will, macht es ziemlich gut, der Spaßfaktor stimmt also.

    Wirklich in Erinnerung bleiben wird von Evil West allerdings nicht viel. Es gibt kein Herausstellungsmerkmal, was die actionreiche Reise gegen Vampire hervorhebt. Ein netter 3rd-Person-Shooter bzw. -Klopper, den man ruhigen Gewissens zwischendurch spielen kann.

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    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur