eFootball PES 2020 lädt zum alljährlichen Stelldichein. Auf den ersten Blick ist zwar der Name neu, aber gibt es auch sonst wirkliche Veränderungen? Das wollen wir hier in unserem Test zu eFootball PES 2020 herausfinden.
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Für diesen Test spielten wir eFootball PES 2020 auf Playstation 4
Der Herbst ist da! Das bedeutet nicht nur, dass sich die Vögel wieder langsam Richtung Süden aufmachen und man an jeder Ecke nervige Laubsauger hört, sondern auch, dass es beim Fußball wieder zur Sache geht. Die Bundesliga nimmt Fahrt auf und in den europäischen Wettbewerben gibt sich die Crème de la Crème die Ehre. Und Herbst bedeutet auch, dass sich die beiden Fußball-Simulationen FIFA und das hier vorgestellte PES 2020 in die Zockerwelt aufmachen, um um die Gunst der Hobbykicker zu buhlen.
Bei der neuerlichen Namensgebung sind wir uns nicht ganz so sicher, ob uns das gefällt. PES geht von den Lippen so locker und flockig runter wie FIFA, im allgemeinen Sprachgebrauch dürfte das Spiel auch so genannt werden. Richtig korrekt heißt es jedoch eFootball PES 2020 – viel sperriger geht es dann nicht mehr. Wir bleiben bei dem Kürzel PES, weil… darum.
Lizenzen? Kann auch Konami!
Die meisten passionierten eKicker haben sich wahrscheinlich schon im Laufe der letzten Jahre auf ihren Favoriten festgelegt. Ob man lieber FIFA oder PES kickt, ist zu einer Glaubensfrage geworden. Abseits des Geschehens auf dem Rasen hatte EA bisher immer die Nase weit vorne, was die Lizenzen angeht. Originale Spielernamen und Stadien tragen schließlich beim Fan eine ganze Menge zum Ambiente und Feeling bei. Doch da hat PES 2020 aufgeholt.
In diesem Jahr spielt Juventus Turin sogar exklusiv für PES auf, in FIFA taucht der letztlich gleiche Club unter dem Pseudonym Piemonte Calcio auf. Mit Blick auf die Bundesliga ist natürlich der FC Bayern München das Team schlechthin, das hier zu Lande um die Gunst der Käufer werben darf. In PES 2020 sind die Bayern wieder mit kompletter Truppe und originalen Namen mit von der Partie. Außerdem darf man sich weiterhin auf Schalke 04 und Bayer 04 Leverkusen freuen. Das ist zwar mit Blick rüber zu FIFA nach wie vor etwas dürftig, aber PES scheint die Lücke um die Markenrechte Stück für Stück zu schließen.
Dennoch ist die Diskrepanz bei den Lizenzen nach wie vor ziemlich eklatant. Denn außer dieser Hand voll Vereine laufen alle anderen in abgewandelter Form ins Stadion ein. Das heißt: Andere Namen, andere Logos. Wer auf diese Details Wert legt oder mit seinem Club XY unbedingt spielen möchte, der muss fast zwangsweise rüber zur Konkurrenz. All das hier erwähnte gilt für die Konsolenversion, denn am PC kann man sich diverser Mods bedienen, die dann Logos, Spielernamen und die Trikots im Original erscheinen lassen.
Angestaubte Menüführung
Auch das musste sich Konami bzw. PES in der Vergangenheit häufiger mal anhören. Sperrige Menüs, unübersichtliche Gestaltung und wenig Flair bei der Ausschmückung. Also irgendwie all diese kleinen, aber feinen Unterschiede, die zum Gesamtbild dazu beitragen, das gefühlte Erlebnis zu heben. Und ja, den Vorwurf zur Unübersichtlichkeit muss sich auch PES 2020 wieder gefallen lassen. Im Vergleich zur Vorjahresversion wirkt es ein wenig aufgeräumter, aber es ist in der Summe nach wie vor kein Vergleich zu FIFA.
Die Wahrheit liegt auf dem Platz
Ok, für diesen abgedroschenen Spruch landen direkt 5€ im Phrasenschwein. Letztlich geht es aber genau dadrum: Wie spielt sich PES 2020?
Was direkt auffällt ist das leicht gedrosselte Spieltempo. Man bekommt gefühlt diesen einen Bruchteil einer Sekunde mehr an Bedenkzeit, um einen klugen und sinnvollen Pass zu spielen. Dadurch resultieren weniger unüberlegte Spielzüge und das Ganze bekommt mehr flow. Dem zugute kommt auch die überarbeitete KI, die entsprechend taktisch agiert. Während das Passspiel zu jedem Zeitpunkt hervorragend funktioniert, laufen freie Spieler in ungedeckte Räume, was neue Angriffsmöglichkeiten eröffnet. Das Gleiche gilt in der Defensive. Während wir den ballführenden Spieler unter Druck setzen, decken unsere übrigen Mannschaftskollegen heranstürmende Gegner. Sowohl in der Offensive, wie auch in der Defensive verschieben alle Teile der Mannschaft übrigens hervorragend selbstständig mit vor oder zurück. Wenn man das Teamplay aller 11 Spieler im Gesamten betrachtet, dann bekommt man den Eindruck, dass Konami hier das kleine Fußball-Einmaleins richtig gut umgesetzt hat.
Gleich zwei Neuerungen wollen auch von alteingesessenen PES-Veteranen erst mal erlernt werden: Angetäuschte Pässe und ein neues Dribbling. Beide Varianten klingen äußerst schmackhaft, sind in der Praxis aber gar nicht so leicht umzusetzen. Nach einigen Spielen hatten wir die Buttonkombos zwar im Kopf, aber so wirklich Anwendung fanden sie im Spiel so gut wie gar nicht. Diese Feinheiten kommen dann wohl eher in den preisgekrönten eSports Matches zur Geltung, in denen sich die Profispieler duellieren. Für Freizeitcouchgamer sind beide Moves jedenfalls kein Zuckerschlecken. Vielleicht passt das ganz gut in die oben erwähnte Kritik der Menüführung: Benutzerfreundlichkeit ist nur so lala.
Das soll nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sich PES 2020 wirklich sehr gut und flüssig spielt. Sieht man von den beiden Neuerungen ab, dann geht wirklich jeder Spielzug und jede Aktion sehr flink und genügsam von der Hand. Selbst Neueinsteigern wird es schnell eine Freude sein, wenn sie sehen, dass schon nach wenigen Minuten die ersten Ballstafetten sitzen und geplante Spielzüge einfach gut funktionieren. Sowohl die Lernkurve, als auch die Dynamik des Spiels sind einfach großartig.
Gemacht für den eSport
Allein durch den Namen kommt die Vermutung, dass Konami in diesem Jahr mit PES 2020 mehr Fokus auf den Bereich eSport legen möchte. Wer sich mit anderen Spielern online messen möchte, der wird dies vornehmlich im Modus „myClub“ machen, welcher im Grunde identisch zum Ultimate Team von FIFA ist. Alternativ dazu gibt es den obligatorischen Online-Rangmodus oder, ganz neu, der Match Day. Bei Letzterem stehen sich Spieler in zwei Teams gegenüber, die dann in Einzelspielen Punkte für die Gruppe sammeln. Nach der Gruppenphase folgt ein Finale mit Torbonus für den besten Spieler.
Hübsch anzusehen
Grafisch ist PES 2020 eine kleine Pracht. Besonders die Kameraschwenks über Stadien mit anschließend einlaufenden Spielern haben uns richtig gut gefallen. Auch die Animationen der Spieler gehen völlig in Ordnung und das sowohl im Feinen ( z.B. Gesichtsanimationen), wie auch im Groben (z.B. Körperbewegungen). Gleiches gilt für die Videosequenzen, die immer mal wieder zwischendurch auftauchen. Wenn wir einen neuen Spieler verpflichten und unser Manager diesen begrüßt, dann versprüht dies hautnahes Feeling.
Eher durchwachsen fällt das Kommentatorengespann aus.Wie gehabt setzt Konami auf Hansi Küpper und Marco Hagemann, beide bekannt aus dem Sportfernsehen. Während dem geneigten Fußballfan beide Stimmen natürlich bekannt vorkommen, wirken ihre Kommentare jedoch nicht immer an der richtigen Stelle. Hier und da ging ein Spruch dann auch schon mal völlig in die Hose und ein Spielstand wurde komplett falsch moderiert. Das dürfte eigentlich nicht passieren, in PES 2020 passiert es dann aber doch.
Fazit
Nein, der ganze große Wurf ist Konami mit eFootball PES 2020 nicht gelungen. So langsam fragen wir uns auch, warum man nicht endlich mal die ständig wiederkehrenden Kritikpunkte, wie beispielsweise die langweiligen Menüs, in Angriff nimmt und anständig überarbeitet. Insgesamt entsteht bei uns der Einsruck, dass PES 2020 mehr Stillstand als Fortschritt ist.
Was aber nicht bedeutet, dass PES 2020 keine gute und spaßige Fußballsimulation ist. Das Gameplay ist wirklich hervorragend und Spielzüge machen viel Freude. Die KI wirkt großteils sinnvoll mitdenkend und logisch agierend. Das gepaart mit einer ordentlichen Ballphysik und wuchtigen Abschlüssen sorgt für ein spannendes Spielerlebnis.
Ob PES 2020 das bessere Fußballspiel im Vergleich zu FIFA ist, wird, wie eigentlich jedes Jahr, jeder für sich selbst entscheiden müssen. PES 2020 hat jedoch wenig Argumente auf seiner Seite, um FIFA-Jünger abtrünnig werden zu lassen. Selbst die erhöhte Anzahl an Lizenzen ist da nicht wirklich ausschlaggebend.