Edens Zero Review/Test

    Zwei der größten Sorgen, die beim Schreiben einer Spielereview aufkommen können, sind entweder ein Spiel zu mögen, von dem man weiß, dass es von der breiten Masse ohnehin abgelehnt wird oder ein lang erwartetes Spiel nur mittelmäßig zu finden. Doch im Fall von Edens Zero trifft beides nicht zu, denn ehrlich gesagt scheint kaum jemand überhaupt über das Spiel zu sprechen. Entwickelt wurde das Action-RPG von Konami, basierend auf dem Manga und Anime von Hiro Mashima. Das Spiel erschien für PlayStation 5, Xbox Series und PC und bietet neben einer klassischen Storykampagne auch weitreichende Erkundungs- und RPG-Elemente. Nach dem Spielen der kostenlosen Demo war mein Interesse geweckt. Das Gameplay wirkte dynamisch, das Kampfsystem vielversprechend und die Charaktere direkt sympathisch. Für mich persönlich ist das Spiel gleichzeitig auch mein Einstieg in das Edens Zero-Universum gewesen, da ich vorher weder Manga noch Anime kannte. Trotz technischer Schwächen und veralteter Optik hat mich das Spiel positiv überrascht und sogar neugierig auf die Vorlage gemacht.

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    Handlung und Figuren wie im Anime?

    Im Mittelpunkt steht Shiki, ein gutmütiger und etwas naiver Junge, der nach einer schicksalhaften Begegnung mit der Abenteurerin Rebecca und deren Roboterkatze Happy zu einer Reise quer durch den Weltraum aufbricht. Ziel ist es, das mysteriöse Wesen „Mother“ zu finden. Doch ebenso wichtig ist Shikis Wunsch, neue Freunde zu finden. Auf dieser Reise trifft er auf weitere Crew-Mitglieder, es kommt zu humorvollen wie dramatischen Szenen und die Handlung entwickelt sich zügig, aber nachvollziehbar. Die Geschichte ist flott erzählt und kommt ohne unnötige Längen aus. Selbst ohne Vorkenntnisse zur Vorlage lassen sich die wichtigsten Zusammenhänge gut erfassen. Sicherlich wurden viele Szenen gekürzt oder vereinfacht, aber das Erlebnis leidet darunter kaum. Shiki erweist sich dabei als sympathischer Protagonist, der durch seine kindliche Naivität und seinen Gerechtigkeitssinn überzeugt. Rebecca bildet mit ihrer sarkastischen Art das passende Gegenstück und bringt humorvolle Dynamik in die Gespräche.

    Besonders positiv fällt auf, dass die Nebenfiguren über sogenannte Bonding-Events ebenfalls Raum zur Entfaltung erhalten. Diese Ereignisse kann man an Bord des Raumschiffs Edens Zero freischalten, wodurch nicht nur Items als Belohnung winken, sondern auch die Beziehungen untereinander greifbarer werden. Dabei kommt es auch zu Gesprächen zwischen Charakteren, an denen Shiki nicht beteiligt ist, was zusätzliche Perspektiven eröffnet. Fans der Vorlage dürften hier neues, exklusives Material vorfinden.

    Gameplay, Erkundung und Kämpfe

    Edens Zero bietet zwei zentrale Spielmodi. Zum einen die klassische Storymission, die aus kleinen, linearen Gebieten mit Zwischensequenzen besteht. Zum anderen das frei erkundbare Gebiet Blue Garden, das als zentrale Welt fungiert. Hier kann man zahllose Nebenquests annehmen, Sammelobjekte suchen und das Levelsystem genießen. Die offene Welt ist erstaunlich umfangreich und motiviert durch zahlreiche Belohnungen. Viele der Quests sind repetitiv und bestehen aus Monstertöten, Fotos machen oder Sammelaufgaben. Doch durch das Ranking-System und Charakter-spezifische Aufträge bleibt die Motivation dennoch erhalten. Besonders gelungen ist die Möglichkeit, neue Freunde zu rekrutieren, die wiederum neue Funktionen und Einrichtungen auf dem Raumschiff freischalten.

    Bewegung und Performance

    In der offenen Welt kann sich Shiki frei durch die Lüfte bewegen, was zu Beginn ein überraschend großes Freiheitsgefühl vermittelt. Es gibt auch Fahrzeuge, doch diese wirken angesichts der Flugmechanik eher überflüssig. Die Entdeckung der Welt, der versteckten Objekte und Schnellreisepunkte war einer der unterhaltsamsten Aspekte des Spiels. Leider leidet das Spiel auf der PlayStation 5 an Performanceproblemen. Vor allem beim Fliegen kommt es zu Framerate-Einbrüchen, begleitet von sichtbarem Textur-Pop-in. Die Grafik wirkt insgesamt veraltet und erreicht nicht den Standard aktueller Spiele. Besonders auffällig ist der Kontrast zwischen ausdrucksstarken Charaktermodellen und eher eintönigen Umgebungen. Positiv fällt hingegen auf, dass nahezu jede Rüstung oder Ausrüstung das Aussehen der Charaktere verändert, was mit einer Transmog-Funktion erweitert werden kann.

    Kampfsystem

    Das Kampfsystem basiert auf Komboangriffen, Spezialfähigkeiten und dem Ether Gear, der in der Spielwelt eine zentrale Rolle spielt. Während des Kampfes kann man jederzeit zwischen den aktiven Gruppenmitgliedern wechseln. Jede Figur besitzt einen eigenen Talentbaum, der neue Fähigkeiten und passive Boni freischaltet. Das Kampfsystem wirkt auf den ersten Blick wie ein einfaches Button-Mashing, doch mit der Zeit offenbaren sich taktische Elemente. So lassen sich Gegner beispielsweise mit Statuseffekten belegen, und durch geschicktes Kombinieren der Fähigkeiten mehrerer Charaktere können effektive Schadensketten erzeugt werden. Ein Beispiel: Witch setzt einen Gegner in Brand, Weisz platziert automatische Geschütztürme, und ein dritter Charakter greift parallel an. Diese Vielfalt sorgt für Abwechslung und strategische Tiefe, auch wenn die meisten Standardkämpfe gegen Gegnergruppen schnell erledigt sind.

    Stärken und Schwächen

    Obwohl das Kampfsystem viel Spaß macht, ist die Gegnervielfalt eher begrenzt. Abgesehen von Bosskämpfen trifft man oft auf ähnliche Gegnertypen. Auch das Lock-on-System ist in großen Gruppen unübersichtlich. Insgesamt bleibt das Spiel relativ einfach, selbst wenn man gegen stärkere Gegner kämpft. Das Kontersystem erlaubt es, mit guter Reaktion selbst überlegene Feinde zu besiegen, ohne besonders gute Ausrüstung zu benötigen. Die niedrige Schwelle für Herausforderungen könnte für erfahrene Spieler zu wenig sein. Die Bosskämpfe selbst sind ordentlich inszeniert, wirken aber selten bedrohlich. Klare Angriffstelegraphien und der großzügige Einsatz von Heilitems nehmen viel Spannung aus den Kämpfen. Dennoch hat mir das einfache, aber unterhaltsame Kampfsystem gefallen.

    Schiff, Minispiele und Nebenaktivitäten

    Das Raumschiff Edens Zero dient als zentrale Basis und enthält verschiedene Einrichtungen wie eine Küche und Minispiele. Diese sind zwar nett, aber sehr kurz und fühlen sich nicht sonderlich motivierend an. Interessanter ist die Möglichkeit, eigene Einrichtungen auszubauen, neue NPCs anzuwerben oder Items herzustellen. Auf Konsole lassen sich zudem die Steuerungen anpassen, was positiv hervorzuheben ist.

    Ein erwähnenswerter Aspekt betrifft die Zensur in der PS5-Version. Während die ursprüngliche japanische Version einige freizügigere Charakterdarstellungen oder Kamerawinkel enthält, wurde die westliche PS5-Fassung in bestimmten Szenen überarbeitet. Einige Outfits wurden angepasst, Kamerafahrten entschärft und visuelle Effekte eingesetzt, um bestimmte Darstellungen abzuschwächen. Spielerinnen und Spieler, die eine unveränderte Präsentation bevorzugen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass Konami hier für den westlichen Markt einige Eingriffe vorgenommen hat. Die Änderungen betreffen zwar nicht den Spielverlauf oder das Gameplay, wirken sich aber auf das optische Gesamtbild aus.

    Fazit

    Anime-Adaptionen sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Videospielwelt und schwanken in ihrer Qualität deutlich. Edens Zero gehört nicht zu den besten Vertretern des Genres, aber es ist auch weit davon entfernt, ein Totalausfall zu sein. Wer den Charme der Vorlage mag oder ein leicht zugängliches Action-RPG mit sympathischen Figuren und motivierendem Fortschritt sucht, findet hier viel Spielspaß. Die schwache Technik und das generisch wirkende Gegnerdesign trüben das Erlebnis zwar, doch das stimmige Zusammenspiel aus Story, Charakteren und Gameplay sorgt für ein rundes Gesamtbild. Auch als Neuling im Edens Zero-Universum konnte mich das Spiel überzeugen und hat mein Interesse an der Serie geweckt. Es ist nicht perfekt, aber ein gutes Beispiel dafür, wie Anime-Umsetzungen auch mit begrenztem Budget unterhalten können.