Dying Light: The Beast im Test – Wir stellen uns dem Survival-Horror

    Die Welt von Dying Light war schon immer ein Ort, an dem Überleben, Bewegung und Horror ineinanderfließen. Mit Dying Light: The Beast wagt Techland einen weiteren Schritt in diese Richtung und führt Spieler in eine Region, die auf den ersten Blick idyllisch wirkt, aber schnell ihre tödliche Seite offenbart. Statt sich auf bekannte Muster zu verlassen, wird die Geschichte in ein neues Umfeld verlagert, das vertraute Mechaniken mit frischen Ideen kombiniert. Erschienen ist der Titel für den PC, die PlayStation 5 und die Xbox Serie X|S, getestet haben wir auf einer PlayStation 5.

    Vielen Dank an Techland für die Bereitstellung des Keys.

    Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

    Mehr Informationen

    Eine Geschichte zwischen Mensch und Bestie

    Die Handlung setzt rund 13 Jahre nach den Ereignissen des Add-ons The Following ein. Dort musste sich Kyle Crane mit seinem Schicksal abfinden: halb Mensch, halb Volatile, ausgestattet mit übermenschlichen Kräften, aber auch gezeichnet von inneren Konflikten. In The Beast wird dieser Faden konsequent weitergesponnen. Kyle gerät in die Fänge von Marius Fischer, einem skrupellosen Pharma-Erben, der sich als „Baron“ zum Herrscher über ein abgeschottetes Tal aufschwingt. Nach grausamen Experimenten gelingt Kyle die Flucht, unterstützt von der Wissenschaftlerin Olivia, die ihm nicht nur zur Seite steht, sondern auch eine moralische Gegenstimme zu seiner animalischen Seite bildet.

    (Bildquelle: Techland)

    Doch die Freiheit ist trügerisch. Castor Woods, eine alpine Region voller dichter Wälder, verfallener Ruinen und kleiner Siedlungen, ist von neuen Kreaturen bevölkert. Diese sogenannten Chimären sind missratene Ergebnisse der Experimente des Barons. Ihre DNA verstärkt Kyles eigene Kräfte, sodass der Spielfluss stark auf das Aufspüren, Besiegen und Assimilieren dieser acht monströsen Gegner ausgerichtet ist. Jeder Sieg bringt Kyle seinem finalen Duell mit dem Baron näher und verstärkt zugleich die Frage, wie viel Mensch noch in ihm steckt.

    Kyle Crane im Rampenlicht

    Ein entscheidender Faktor für die emotionale Wirkung des Spiels ist die Rückkehr von Roger Craig Smith als Stimme von Kyle. Seine Performance verleiht der Figur eine Mischung aus Härte, Ironie und Verletzlichkeit, die sofort Wiedererkennungswert hat. Die Zwischensequenzen, die in filmischer Third-Person-Perspektive inszeniert sind, verstärken diesen Eindruck. Kyles Narben, seine Bewegungen und seine lakonischen Kommentare erinnern an klassische Actionhelden der 80er- und 90er-Jahre, ohne dabei ins Klischee abzurutschen.

    (Bildquelle: Techland)

    Im Gegensatz zu Dying Light 2 verzichtet Techland diesmal auf weitreichende, verzweigte Entscheidungen. Stattdessen gibt es kleinere Dialogoptionen, die es erlauben, Kyles Persönlichkeit zu nuancieren. Dieser Ansatz wirkt weniger als ein Rollenspielsystem im klassischen Sinn, sondern eher wie eine subtile Charakterzeichnung. Fans, die schon immer eine enge Bindung zu Kyle hatten, dürften diese Fokussierung besonders schätzen.

    Mehr als nur eine Rachegeschichte

    Auf den ersten Blick wirkt die Handlung wie eine klassische Rachegeschichte: ein gequälter Held, ein grausamer Antagonist, ein unausweichliches Finale. Doch The Beast ist mehr als das. Die Begegnungen mit den Bewohnern von Castor Woods verleihen der Erzählung Tiefe und Vielschichtigkeit. In Nebenmissionen trifft man auf Menschen, die zwischen Hoffnung, Schuld und Verzweiflung schwanken.

    Ein Vater, der den Verlust seiner Familie nicht überwinden kann. Eine alte Frau, die ihre letzten Wünsche äußert. Oder eine surreale Episode, die tief in Kyles traumatisierte Psyche eintaucht. Fast jede Nebenhandlung berührt auf ihre Weise und erweitert das Bild der Welt. Dass viele dieser Geschichten optional sind, macht sie umso wertvoller. Sie verleihen dem Spiel eine emotionale Schwere, die weit über das hinausgeht, was man von einem Zombie-Actiontitel erwarten würde.

    (Bildquelle: Techland)

    Struktur und Spielfluss

    Ein weiterer Pluspunkt ist die Art und Weise, wie Techland die Inhalte strukturiert. Anstatt die Karte mit Symbolen zu überladen, werden Nebenmissionen und optionale Inhalte dosiert zwischen den Hauptkapiteln freigeschaltet. Dieses clevere Pacing verhindert Überforderung und sorgt dafür, dass die Motivation bis zum Ende hoch bleibt.

    Die Levelgrenze liegt bei fünfzehn, was bedeutet, dass Spieler in einem einzigen Durchgang alle Fähigkeiten freischalten können. Das sorgt für ein befriedigendes Fortschrittsgefühl, ohne dass man gezwungen ist, stundenlang zu grinden. Auf der PlayStation 5 läuft das Spiel zudem flüssig und optisch beeindruckend. Von brutalen Kämpfen bis hin zu malerischen Sonnenuntergängen über verschneiten Gipfeln, Castor Woods wirkt wie eine Welt, die gleichermaßen tödlich und wunderschön ist.

    Das Kampfsystem – brutal, taktisch, befriedigend

    Das Herzstück von The Beast ist zweifellos das Kampfsystem, das sich als das bislang beste der Reihe erweist. Waffen können wie gewohnt gefunden oder hergestellt werden, Mods erweitern die taktischen Möglichkeiten. Spieler haben die Freiheit, sich auf bestimmte Waffengattungen zu spezialisieren oder flexibel zwischen Schusswaffen, Nahkampfwaffen und improvisierten Tools zu wechseln.

    Besonders hervorzuheben ist die neue „Beast-Mode“-Fähigkeit. Sie lädt sich im Kampf auf und erlaubt verheerende Attacken gegen Gegnergruppen oder Chimären. Die Gewaltdarstellung ist dabei extrem detailliert: platzende Augen, zerfetzte Körper, spritzendes Blut, nichts für schwache Nerven, aber ein Fest für Genre-Fans, die Intensität und Härte schätzen.

    Auch das Traversal wurde weiter verbessert. Das Parkour-System ist flüssiger und präziser denn je. Klettern, Springen, Rennen, alles geht intuitiv von der Hand. Ein kleiner Kritikpunkt bleibt der Greifhaken, der eher an Spider-Mans Schwingen erinnert als an ein klassisches Kletterwerkzeug. Er erfordert Timing und Fingerspitzengefühl, was nicht jedem liegt. Glücklicherweise ist er nur selten zwingend notwendig.

    Castor Woods – eine Welt voller Geheimnisse

    Die offene Welt steckt voller Details und Geheimnisse. Überall finden sich Relikte, Zeitungsartikel, Audioaufnahmen oder Rezepte, die das Bild der Region erweitern. Besonders gelungen ist die Einbindung historischer Bezüge wie der Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts, die der Lore zusätzliche Tiefe verleihen.

    Technisch überzeugt die PS5-Version mit detaillierten Texturen, flüssigen Animationen und stabiler Bildrate. Sehr gelungen sind auch die Lichteffekte, atmosphärische Sonnenuntergänge, bedrohliche Nachtszenen und dynamische Wettereffekte sorgen für eine realistische Stimmung. Dank DualSense-Features werden Waffenhiebe, Schüsse oder das Schwingen des Greifhakens durch haptisches Feedback spürbar, ein Detail, das die Immersion verstärkt.

    Ein eigenständiges Erlebnis

    Ursprünglich wohl als Erweiterung gedacht, hat sich Dying Light: The Beast zu einem eigenständigen Erlebnis entwickelt, das inoffiziell als dritter Teil der Reihe gilt. Die Mischung aus packender Geschichte, raffiniertem Kampfsystem, immersiver Welt und emotionalem Storytelling macht es zu einem der besten Vertreter des Action-Horror-Genres.

    Auf der Habenseite stehen die bislang beste Kampfmechanik der Serie, die dichte und gut getaktete Story, die atmosphärische Weltgestaltung und die gelungene Präsentation von Kyle als Figur. Auf der Negativseite fallen vor allem die gewöhnungsbedürftige Handhabung des Greifhakens und gelegentlich unpassende Zufallsbegegnungen ins Gewicht. Doch diese Schwächen verblassen angesichts des starken Gesamteindrucks.

    Fazit

    Dying Light: The Beast ist weit mehr als nur ein weiteres Kapitel der Saga. Techland beweist, dass sie die Fans der Spielserie verstanden haben. Sie haben eine konsequente Weiterentwicklung hingelegt und mit über 50 Stunden Inhalt vollgepackt. Mit einer packenden Inszenierung und einem gelungenen Hauptcharakter präsentiert sich das Spiel als intensives, düsteres Abenteuer. Hier fühlen sich nicht nur Veteranen der Spielreihe wohl, auch Neueinsteiger können hier einen fulminanten Einstieg erleben.

    Es ist ein Action-Horror-Erlebnis, das die DNA der Reihe aufgreift, verfeinert und in eine neue Dimension hebt und damit einen Höhepunkt markiert, den viele Fans seit Jahren erhofft haben.

    Der Key von Dying Light: The Beast wurde Game2Gether für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Publishers oder Entwicklers auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.

    Alexander Schaaf
    Seit der Jugend bin ich von PC-Hardware begeistert und habe Systeme in den verschiedensten Hardware-Generationen gebaut. Mit der Zeit kamen dann auch Videokonsolen dazu. Ich bin hier eigentlich in allen Bereich aktiv. Mit einem Schwerpunkt auf Hardware.