Die Mutter aller Shooter ist wieder da! Doom: The Dark Ages will brachiale Action mit neuen Mechaniken verbinden. Ob und wie gut das gelungen ist, verraten wir hier in unserem Test!
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Für diesen Test spielten wir Doom: The Dark Ages auf Xbox Series
Auch ein Slayer benötigt seine Geschichte
Selbst ein Spiel wie Doom: The Dark Ages benötigt eine kleine Geschichte, die in diesem Fall natürlich einmal mehr nur als Mittel zum Zweck dient. Ein kleines Vehikel benötigt jedes Spiel, schließlich wollen wir wissen, warum wir alles, was sich in den folgenden Stunden auf der Mattscheibe bewegt, ungefragt ausradieren sollen.
Doom: The Dark Ages lässt sich auf dem Zeitstrahl der Serie als Prequel zu den beiden Vorgängerteilen Doom und Doom: Eternal einordnen. Prinz Ahzrak sucht mit Hilfe einer Hexe nach dem sagenumwobenen Argent-Herz, mit dessen Hilfe er den endgültigen Sieg der Dämonen herbeisehnt. Inmitten der Zerstörung der Stadt Khalim kommt unser Doom Slayer ins Spiel, mit dessen Hilfe die dort herrschenden Könige den Sieg erringen. Während wir als Slayer noch vor Ort an der kurzen Leine gehalten werden, wird diese nach und nach gelockert und das volle Potential des Slayers wird sichtbar.
Im Verlauf der Story zeigt sich die Geschichte des Slayers als Handlanger von Mächtigen mal von der gewohnten und mal von einer etwas anderen Seite. Aber erwartet hier keine emotionale Achterbahnfahrt, denn der Slayer war ist bleibt eine Tötungsmaschine ins Reinform. Keine Zeit für viele Worte, lasst die Waffen sprechen!
Beidhändig ins Getümmel
Auf den ersten Blick fällt die Anzahl an Waffen etwas mager aus. Nur sechs Ballermänner stehen uns im Waffenrad im Verlauf der Kampagne zur Wahl, angefangen von der Schrotflinte über den Granatenwerfer bis hin zu Energiewaffen. Erst später wird die Auswahl üppiger, denn jede Waffe bringt einen alternativen Modus mit sich, wodurch sich oftmals die bloße Wucht deutlich erhöht. So wird aus der Shotgun etwa eine Super-Schrotflinte oder aus dem MG der buchstäbliche Pfähler.
Einen großen Vorteil hat das geschrumpfte Waffenrad: Es hält den Spielfluss etwas höher, als beim Vorgänger. Was einfach daran liegt, dass man zwischen weniger Waffen wechseln muss je nach Situation und sich seinen Weg auch mal auf etwas unkonventionelle Art und Weise bahnt. Munition geht selten zuneige, wenn ihr euch an ein paar grundlegende Spielmechaniken haltet.
Eine davon betrifft das neue Schild, wodurch der Slayer neuerdings beidhändig agiert. Ursprünglich als defensive Schutzmaßnahme gedacht, entpuppt sich das Schild in Doom: The Dark Ages allerdings als offensiver Allrounder. Mit einem Knopfdruck zerschellen wir mit einem Distanzangriff ganze Horden an Gegnern. Damit dieser Angriff bzw. sämtliche Schild-Aktionen nicht zu übermächtig sind, müssen wir eine der drei Aufladungen einsetzen. Diese füllen sich wieder, aber mehr als drei Offensivaktion könnt ihr ohne einen Cooldown eben auch nicht nutzen.
Bei mittelschweren Bossen ist der Schild ebenfalls mit das kernigste Argument des Slayers. Farbliche Angriffe markieren einen möglichen Rückwurf an den Feind, wodurch diese dann eine erhebliche Menge an Hitpoints verlieren. Diese Return-Angriffe sind tatsächlich essentiell in Doom: The Dark Ages, weil ihr mit einem reaktionsschnellen Einsatz deutliche Mengen Munition sparen könnt. Andererseits triggert ihr so möglichst zügig einen potentiellen Finisher aka Glory Kill, mit dessen Auslöser der Feind beim Platzen in tausend Einzelteile wertvolle Ammo und Medipacks dropped.
Reaktionsstarke Kampfmaschine
Alles in allem ist der Kampfstil, gerade im Vergleich zu den Vorgängern, etwas ungewohnter, aber rasant wie eh und je. Insbesondere der Schild macht das Spielerlebnis taktischer als bisher. Zum Glück leidet die Schnelligkeit darunter keineswegs, vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall. Wie oft katapultiert ihr euch in Windeseile von A nach B, erledigt unterwegs hordenweise Dämonen ganz nebenbei und haltet nach dem nächsten Zwischenboss Ausschau. Dank intelligenter Buttonbelegung seid ihr stets Herr der Lage und behaltet in hitzigen Sequenzen fast immer den nötigen Überblick. Fast deshalb, weil mitunter das Gesplatter auf dem Bildschirm so überbordend ist, dass man vor lauter Blut schon mal kurz den Überblick verlieren kann.
Taktischer wird es übrigens auch bei der Dezimierung der Dämonen. Bei einigen könnt ihr einfach stumpf draufhalten, andere hingegen erfordern eine spezielle Herangehensweise. Beispiel: Ein Trupp Dämonen erscheint und hält schützende Schilde vor sich. Ihr könnt jetzt euren halben Vorrat an Kugeln an ihnen loswerden und sie nacheinander auseinanderpflücken. Das geht, ist aber ineffizient hoch drei. Also greift ihr lieber direkt zu einer Plasmawaffe. Durch ein paar Treffer überladet ihr den feindlichen Schutzschild und mit einem beherzten Schildwurf könnt ihr gleich die ganze Truppe per Explosion ins virtuelle Nirvana befördern.
Im Kern bleibt Doom: The Dark Ages jedoch immer noch ein äußerst schneller Shooter ohne Kompromisse – trotz dieser kleineren Taktikabstecher. Ihr stürzt euch einfach mitten rein ins Getümmel und zerlegt alles, was sich auf dem Bildschirm bewegt. Sobald sich hinter euch die Türe zu einem Areal schließt, wisst ihr, dass der Zeigefinger gefälligst am Abzug sitzen sollte. Wird es euch doch mal zu wild bzw. zu schwierig, dann könnt ihr in den Optionen jederzeit diverse Hilfestellung an- und abschalten und somit das Spielerlebnis ganz eurem Stil anpassen.
Ein Level und ein Rätsel
Die Levelstruktur des Spiels ist natürlich nicht offen, das würde bei Doom einfach nicht funktionieren. Dennoch haben sich die Entwickler sichtliche Mühe gegeben, eine Art offenes Spielerlebnis im positiven Sinne vorzugaukeln. Nahezu jedes der 22 Level der Kampagne erstreckt sich über mehrere Ebenen, die Schritt für Schritt von euch erkundet werden. Hier und da tun sich neue Wege auf, sobald ihr ein Zwischenziel erreicht oder ein kleineres Rätsel erfolgreich gelöst habt. Ein wenig Backtracking ist dadurch inkludiert, dieses wird aber meist durch lohnende Goodies und/oder Upgrades zum gewinnbringenden Erlebnis. Dadurch gewonnenes Gold, Rubine und Geistersteine tauscht ihr an Schreinen ein und erhaltet im Gegenzug die so wichtigen Upgrades für die Ballermänner und den Schild. Auch die Grundwerte des Slayers steigert ihr mit jedem Fortschritt, wobei man insgesamt festhalten darf, dass alle Upgrades hierbei eher generischer Natur sind und wenige Überraschungen bieten.
Coole Aha-Momente erleben wir dann, wenn wir in einem Vehikel oder Geschütz Platz nehmen dürfen. Diese erfrischenden Hirn-Aus-Sequenzen lockern das Spielgeschehen ungemein auf und sind einfach rundum unterhaltsam. Wir wünschen euch jetzt schon viel Spaß auf dem Rücken eines Drachen oder im Cockpit eines monströsen Titanen.
Grafik und Sound
Stilistisch ist Doom: The Dark Ages ein Crossover aus Science Fiction und Mittelalter. Dieser Mix ist den Machern auch tatsächlich rundum gelungen, denn alles wirkt wie aus einem Guss. Auf der Xbox Series X läuft das Spiel absolut rund und flüssig, selbst effektlastige Sequenzen sorgen für keine spürbare Einbrüche der Framerate. Die id Tech 8 Engine tut ihr Bestes und macht die schnelle Action zu einem waschechten Erlebnis.
Im Vorfeld der Veröffentlichung wurde bekannt, dass sich Bethesda mit dem Komponisten Mick Gordon nicht mehr einig war und man den verdienten Klangschreiber für Doom: The Dark Ages nicht mehr verpflichten würde. Statt dessen sprang die Soundschmiede Finishing Move ein, die nun für metallene und schwere Gitarrenriffs sorgt. Zwar passt der Soundtrack durch die Bank weg, allerdings fehlen uns prägende Motive und erinnerungswürdige Tracks.
Fazit
Doom: The Dark Ages ist klassisches Doom-Spektakel mit einer neuen Brise. Für diese sorgen Schild und die taktischen Kniffe, mit deren Hilfe man im Spiel besteht (und auch nur mit ihnen!). Dadurch entwickelt sich fast schon eine Art Rhythmus, mit der man Doom spielt – und das fühlt sich verdammt gut an! Der Stil gefällt mir richtig gut, vermittelt einen tollen Mix aus Mittelalter und SciFi und fühlt sich dadurch sehr wuchtig an. Doom: The Dark Ages ist ein klassischer und trotzdem vorwärtsgewandter Shooter ohne viel Schnickschnack, der sich nicht aufbläht oder mehr aus sich macht, als er letztlich ist.