Lange ist es her, dass ein Digimon-Spiel den westlichen Markt erreicht hat. Manche Fans kämpften sogar in Petitionen an Bandai Namco für eine Lokalisierung eines der japanischen Games, bis vor Kurzem Digimon All-Star Rumble angekündigt wurde. Dabei handelt es sich jedoch statt einer Übersetzung um eine exklusiv für den Westen angefertigte Version. Schon da hegten einige Fans den Verdacht, dass dies ein Versuch sein könnte, uns hierzulande mit einer lieblosen Low-Budget Produktion abzuspeisen, statt die Kosten für eine Lokalisierung zu tragen. Inwiefern wir dem zustimmen können, lest ihr in unserem Test:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Story
Wie der Name schon verrät, ist Digimon All-Star Rumble eine Art Nachfolger von Rumble Arena, welches 2002 für die PlayStation 1 erschien. Dieses hatte nicht wirklich eine Story und brauchte auch keine, um sich seinen Rang als eines der beliebtesten Digimon-Spiele bisher zu verdienen. Aus diesem Grund waren wir auch überrascht zu sehen, dass dem Nachfolger nicht nur eine ganze Storyline spendiert wurde, sondern dass diese im Hauptmenü sogar an erster Stelle steht.
Beginnt man ebendiese, wird einem von einer etwas unbeholfen wirkenden deutschen Übersetzung erklärt, dass die Digiwelt sich momentan glücklicherweise in einer Zeit des Friedens befindet. Die Digimon sehen dies leider anders, denn ohne Auseinandersetzungen und Kriege haben sie keinen Anlass zu digitieren und langweilen sich so sehr, dass aus diesem Grund offenbar sogar Unruhen in der Digiwelt entstehen. Deswegen wird entschieden, dass ein Digitationsturnier, das ETDM(Entwicklungsturnier Digitaler Monster), veranstaltet werden soll, in welchem gelangweilte Digimon gegeneinander antreten und den stärksten Kämpfer zum Gewinner krönen können.
Die Story ist relativ linear und vorhersehbar, bis hin zu genau einem Plot-Twist, nach welchem sich das Ganze genauso absehbar fortsetzt, wie es angefangen hat. Alles in allem dauert ein Durchgang durch den Singleplayer etwa eine Stunde und enthält so wenig Inhalt, dass man ihn locker in drei bis vier Sätzen zusammenfassen könnte, ohne etwas auszulassen. Eine positive Sache über die Geschichte des Spiels gibt es zum Glück trotz allem zu sagen: Je nachdem mit welchem Digimon man den Storymodus bestreitet, verändert sich die Einleitung leicht und man erfährt verschiedene Dinge, die erst nach und nach die gesamte Hintergrundgeschichte preisgeben. Ein Nachteil hiervon ist, dass man, um alles mitzubekommen und vor allem um alle Digimon freizuschalten, den Modus mehrmals durchspielen muss – warum man das möglicherweise gar nicht erst will, erfahrt ihr im nächsten Punkt.
Gameplay
Hier sind wir auch schon am Tiefpunkt von All-Star Rumble angekommen, der ausgerechnet das Gameplay betrifft. Im Storymodus tut man abwechselnd zwei Dinge: 1. Man spawnt in einem extrem überschaubaren Arial und durchquert es um letztendlich ein Digimon(meist ein anderer Turnierteilnehmer) zu treffen, gegen welches man in einer Arena kämpft. 2. Man bekämpft das Digimon um das nächste Areal zu erreichen.
Areale gibt es knapp unter 10, im Letzten trifft man wie gewohnt auf einen Endgegner. In den einzelnen Gebieten begegnet man in regelmäßigen Abständen feindlichen Digimon, welche man direkt dort besiegt. Die KI dieser ist leider sehr unterdurchschnittlich, noch dazu verfügen die Feinde in den Arealen jeweils nur über eine Attacke. Somit rennt man in jedem Kampf solange vor dem gegnerischen Monster weg bis es angreift, nur um es dann von hinten selbst zu besiegen während es in seiner Attacke festhängt. Eine Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad zu ändern sucht man in diesem Spiel außerdem vergeblich. Die Kämpfe während des freien Erkundens sind entweder lächerlich einfach oder durch eine extreme Anzahl an Feinden so schwer, dass man schon mal vor Frust seinen Controller in die Ecke schleudert. Um mal etwas Positives einzuwerfen, gespeichert wird an Telefonzellen, was lustig aber nur von zweifelhaftem Nutzen ist, da das Spiel sowieso andauernd Auto-Speichert.
Doch zurück zu den Arealen: Hier gibt es zusätzlich auch Kisten, in denen man Geld, Essen, Heilmittel oder Karten(dazu später mehr) findet, die manchmal auch beim Besiegen von Gegnern auftauchen. Des Weiteren gibt es Schalter, die man umlegen muss um voranzukommen. Die Anzahl an unterschiedlichen Gebieten, wie zum Beispiel Wäldern oder der bekannten Fabrikstadt, ist angemessen, leider sind sie sehr klein und es gibt nur wenige verschiedene Gegner, was auf Dauer eher monoton wirkt.
Wie schon gesagt, trifft man am Ende des Gebiets auf ein Digimon, welches man wie in Rumble Arena oder Spielen wie Super Smash Bros. in einer Arena bekämpft. Diese ist im Vergleich zum Vorgänger in 3D und man kann sich frei bewegen. Hierbei tritt man in verschiedenen Modi an, die wir im nächsten Teil vorstellen, meistens geht es aber nur darum, den Gegner öfter zu besiegen als er einen selbst schlägt. Dazu stehen einem 3 verschiedene Hauptattacken zur Verfügung, eine schwache, eine starke und eine Distanzattacke, die man kombinieren kann um einige Kombos(etwas mehr als zehn, also sehr limitiert) zu erhalten. Es lohnt sich trotz allem nicht wirklich die Kombos zu meistern, denn durch die langsame Bewegung der Charaktere ist stupides Button-Mashing meistens die beste Taktik. Manche Attacken kosten SP(Spezialpunkte); neben diesen haben alle Digimon verschieden viele HP, was für Abwechslung sorgt. Zusätzlich kann man ausweichen und eine Abwehrhaltung einnehmen.
Negativ fiel uns auf, dass man nicht nur meistens sehr langsam ist, sondern dass es auch keine Doppelsprünge gibt, was das Movement sehr klobig wirken lässt. Insgesamt gibt es 13 Kämpfer, welche nach dem Füllen einer Anzeige digitieren können. Die Digitationen scheinen wahllos ausgewählt worden zu sein, manche Digimon digitieren aufs Ultra, andere auf das Megalevel, wobei einige Formen annehmen, die nie in der Serie zu sehen waren. Ein schönes Extra ist, dass man, sobald man den Storymodus mit einem Digimon durchgespielt hat, für dieses eine zweite wählbare Digitation freischaltet.
Ist ein Gegner digitiert, bleibt einem nichts anderes übrig als panisch davonzulaufen und zu hoffen, dass die Digitation bald endet(es gibt keine Anzeige für die Dauer dieser), denn digitierte Monster sind extrem stark und können nach dem nochmaligen Aufladen der Anzeige eine mächtige Spezialattacke ausführen.
Balancing scheint den Entwicklern leider ein Fremdwort zu sein, denn manche Digimon sind überproportional stark und schnell, während andere kaum eine Attacke landen können. Insgesamt steckt man andauernd in Kombos des Feindes fest; da kommt es gerade recht, dass eine Art Hinter-den-Gegner-teleportieren wie in Naruto-Spielen möglich ist. Leider steht man danach mit dem Rücken zum Gegner, der sich meistens einfach umdreht und einen weiter attackiert. Nach einer Weile im Kreuzfeuer wird man kurz unbesiegbar, um aus der Kombo entwischen zu können. In den Arenen gibt es teilweise ein bis zwei Punkte, an denen Power-ups oder Essen spawnen, wie zum Beispiel Insta-Digitation oder Blitzangriffe, was zu ein paar zufälligen, lustigen Momenten führt.
Zu guter Letzt gibt es die Möglichkeit seinen Kämpfer mit jeweils einer offensiven und einer defensiven Karte auszurüsten, welche zufällig verschiedene Effekte wie Explosionen oder Heilung auslösen. Diese Karten erhält man während des Storymodus oder man kauft sie von dem gefundenen Geld.
Der Kampfmodus gleicht den Kämpfen in Arenen aus dem Storymodus. Man kann hier lokal gegen ein bis drei andere Spieler oder Computergegner antreten, wobei folgende Modi zur Auswahl stehen:
- Punktkampf: Hier muss man in der vorgegebenen Zeit möglichst viele Gegner besiegen.
- Überlebenskampf: Wer zuletzt überlebt gewinnt.
- Medaillenkampf: Hier besiegt man Gegner um Medaillen einzusammeln.
- Schadensrennen: Wer am meisten Schaden verursacht gewinnt.
- Flaggenkampf: Man erhält Punkte während man die Flagge hält.
- Bombenkampf: Wie Überlebenskampf, aber man hat eine Bombe auf dem Rücken, die nach einiger Zeit explodiert.
Die Modi an sich sind abwechslungsreich, insbesondere Flaggenkampf hat uns gut gefallen.
Grafik/Sound
Viel gibt es zur Grafik und zum Sound nicht zu sagen. Das Spiel sieht weder besonders gut aus, noch ist die Musik in irgend einer Weise beachtenswert. Die Texturen sind schwammig und die Umgebung noch dazu oftmals lieblos gestaltet. Die Musik ist einfach nur durchschnittlich und man vermisst die guten alten Digimon-Soundtracks. Leider hängt und ruckelt das Spiel bei steigenden Gegnerzahlen manchmal. Gefallen haben uns jedoch die 3D-Models der Digimon, besonders schön gestaltet wurden beispielsweise Angewomon und Plesiomon, aber auch der Rest der Hauptcharaktere sieht ansprechend aus.
Fazit
Als Digimon-Fan erster Stunde und Unterstützer der Petitionen zur Lokalisierung anderer, besserer Digimon-Spiele bleibt mir nichts anderes übrig als mich zu fragen, was Bandai Namco sich hierbei wohl gedacht hat. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass das Entwickeln eines völlig neuen Spiels billiger sein kann als die Lokalisierung eines vorhandenen, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen warum sonst nicht einfach eines der bestehenden Spiele übersetzt wurde. Fragwürdig ist leider auch, ob nach diesem Debakel und den denkbar schlechten Verkaufszahlen von All-Star Rumble, Bandai Namco nun nicht auch in Zukunft darauf verzichtet, weitere Digimon-Spiele auf den westlichen Markt zu bringen.
Empfehlen kann ich dieses Spiel leider nicht wirklich, nicht einmal nostalgische Erinnerungen wollten so recht in mir aufkommen. Dafür habe ich jetzt den starken Drang meine PlayStation 1 und Rumble Arena wieder einmal herauszukramen und zu hoffen, dass wir uns eines Tages vielleicht doch noch über ein gutes Digimon-Spiel freuen dürfen.