Crime O’Clock – Nintendo Switch Test

    Crime O'Clock

    Wimmelbild-Spiele sind zumeist einfach und doch eher „casual“. Warum also einen Test über ein weiteres Spiel unter den Vielen schreiben? Nun, genau solche Gedanken muss man als Spieleredakteur hin und wieder über Bord werfen, immerhin könnte man ja doch eine positive Überraschung erleben. Ich will dem Test ja noch nicht allzuviel vorweg nehmen, aber Crime O’Clock fällt definitiv in diese Kategorie.

    Wimmelbild

    Wusstet Ihr, dass es Wimmelbilder bereits im 15. Jahrhundert gab? Als einer der Urväter gilt der niederländische Maler Hieronymus Bosch. Dieser erschuf nicht einfach nur Gemälde, sondern erzählte in seinen Bildern ganze Geschichten, die er gekonnt zu einem großen Kunstwerk vereinte. Um den gesamten Inhalt und die Bedeutung zu verstehen, benötigt der Betrachter viel Zeit.

    Heute kennen wir Wimmelbilder oft aus der Kinderabteilung der Buchhandlungen. Prominentestes Suchobjekt sollte hier der Ringelpullover-Fan Walter (im Original: Waldo) sein, der bereits seit Generationen Kinder auf der ganzen Welt zu beschäftigen versteht.

    Und dann sind da natürlich noch die Wimmelbild-Spiele, die es für PC, Konsole und mittlerweile auf jedem Smartphone gibt. Diese sind gerne mit einer kleinen Alibi-Story versehen und eigentlich immer nach dem selben Muster gestrickt. Du kommst in das Zimmer eines Messies und musst in dem Chaos eine bestimmte Anzahl beliebiger Gegenstände finden. Wenn der Kakadu, die zwei Schmetterlinge, der einzelne Pantoffel, die Kaffeetasse und die Streichholzschachtel endlich gefunden sind, geht es in die nächste Szene.

    Crime O’Clock

    Und? Macht Crime O’Clock denn nun was anderes? Aber sowas von!

    Prinzipiell kehrt Crime O’Clock wieder an die Anfänge der Wimmelbilder zurück. Der Spieler ist ein Detektiv. Allerdings kein gewöhnlicher, sondern ein Zeitdetektiv. Die Aufgabe besteht darin, Verbrechen aufzuklären, die es eigentlich nicht geben dürfte. Diese Straftaten, vom einfachen Diebstahlt bis hin zum heimtückischen Mord, sind allesamt inszeniert und stören den bisherigen Zeitablauf. Jetzt gilt es nicht nur das Verbrechen ungeschehen zu machen, sondern auch diejenigen zu entlarven, die hinter dem großen Ganzen stecken.

    Unterstützung findet der Zeitdetektiv in EVE. Die hochmoderne KI spürt Zeitanomalien auf und führt uns an den Schauplatz. Hier gilt es das Verbrechen aufzuspüren. Ist dies geschehen, muss die Zeitlinie in die Vergangenheit rücken, um neue Spuren und Hinweise zu finden, die letztlich zum tatsächlichen Verursacher führen.

    Insgesamt geht die gesamte Reise durch fünf verschiedene Zeitalter, die sich dem Spieler nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge präsentieren. Vom Dampfzeitalter nach Atlantis bis hin zu einer utopischen Zivilisation gibt es viel zu entdecken und erkunden.

    Gameplay

    EVE präsentiert den Fall auf einem riesigen zoombaren und statischen Bild. Der Spieler bewegt sich durch die turbulente Szenerie und sucht nach den Vorgaben der KI. Prinzipiell führt EVE durch den Vorgang und steht mit Rat und Tat zur Seite. Ist der Tatort gefunden, folgt die Analyse der Spuren oder die Bestimmung bestimmter Frequenzen. Was sich hier jetzt kompliziert anhört, bekommt der Spieler allerdings in Form von kleineren Knobel- oder Denkaufgaben präsentiert. Diese kleinen Minigames innerhalb der Ermittlungen sind ganz nett und auch recht abwechslungsreich, mehr aber auch nicht.

    Jedoch helfen die Ergebnisse bei der Verfolgung der Spur, die immer weiter zurück führt. Aus diesem Grund spult EVE die Zeit-Ticks dann entsprechend zurück. Das bedeutet, dass das Bild zwar das gleiche bleibt, die Szenerie allerdings auf einen früheren Zeitpunkt wechselt. Somit lässt sich das Verbrechen Stück für Stück bis zum Ursprung zurückverfolgen.

    Die Steuerung ist dabei denkbar einfach gestaltet. Der Spieler kommt zumeist mit einigen wenigen Tasten und der Contoller-Stick-Steuerung aus.

    Spielmodi

    Neben dem Storymodus, der natürlich die Hauptgeschichte verfolgt, könnt Ihr mit dem Modus „Fulcrum Stories“ das Spiel auch noch auf eine ganz besondere und eigene Art spielen.

    Jedes Szenario ist in die verschiedenen Zeitticks unterteilt und erzählt so viel mehr, als nur die Hauptgeschichte. Im freien Modus erkundet Ihr Euch also frei und könnt so die kleinen Nebengeschichten von über 30 Charakteren selbst erkunden.

    Somit erhöht sich die Gesamtspielzeit von rund 15 Stunden der Hauptstory noch einmal um die Zeit, die Ihr mit den tollen Szenarien verbringen wollt.

    Der Titel ist zwar lediglich für den Solo-Spieler geschaffen, allerdings spricht nichts dagegen, wenn sich mehrere Personen vor dem Bildschirm versammeln und miträtseln.

    Bild und Ton

    Das Hauptthema ist natürlich das Bild. Die künstlerische Gestaltung ist, neben der grundsätzlichen Idee hinter Crime O’Clock, die hervorstechende Besonderheit des Titels. Die handgezeichneten Wimmelbilder sind äußerst detailliert und verbergen nicht nur Bestandteile der Hauptstory, sondern darüber hinaus noch so viel mehr. Wer genau hinschaut, kann sich über eine Vielzahl an Eastereggs erfreuen und sich außerdem an den kleinen alltäglichen Geschichten der nicht an der Hauptstory beteiligten Personen erfreuen.

    Die leichte Musik dient lediglich zur Untermalung. Jedes Szenario, also jedes Zeitalter, hat auch ein eigenes passendes Musikstück, dass die Atmosphäre unterstützt. Ansonsten gibt es noch ein wenig typische Computergeräusche von der KI.

    Das gesamte Spiel ist übrigens mit viel Charme und Humor vollkommen lokalisiert. Der deutsche Bildschirmtext lässt keine Wünsche offen, auch wenn EVE hin und wieder etwas viel quasselt.

    Fazit

    Ich habe selten ein Wimmelbild-Spiel mit so viel Detailverliebtheit gesehen. Ich muss es noch einmal wiederholen: die Bilder sind handgezeichnet. Da steckt richtig Arbeit, aber auch jede Menge Liebe und eine gehörige Portion Witz darin. Ich hätte es wohl niemandem geglaubt, der mir gesagt hätte, dass ich einmal ein gesamtes Wochenende mit einem Wimmelbild-Spiel verbringen könnte. Doch genau dies ist passiert. Auch über die Hauptstory mit ihren Verzweigungen und Wendungen hinweg bleiben die vielfältigen Szenen der Bilder interessant und laden zum Verweilen ein.  Mit einer spannenden Handlung, ansprechender Grafik und einem innovativem Gameplay ist Crime O’Clock ein Game2gether Indie-Hit!

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    Mehr Informationen

    Crime O’Clock ist seit dem 30.06.2023 für die Nintendo Switch erhältlich und seit dem 21.07.2023 nun auch auf PC via Steam.

    Bildquelle: Just for Games

    Dagmar Götschl
    Ich bin Nintendo-Fan der ersten Stunde und darf mich hier bei den Spieletests und in der News-Sektion austoben. Ich spiele mich gerne durch meine Retrogames-Sammlung, erfreue mich aber auch an den neuesten Spielen für meine Nintendo Switch.