In unserer Zusammenfassung der Indie World 2022 wurde Card Shark als vorbestellbar präsentiert. Die ursprüngliche Vorstellung des ungewöhnlichen Spiels ist dabei bereits im Jahr 2020 geschehen. Satte zwei Jahre hat uns Entwickler Nerial warten lassen. Ob sich die lange Wartezeit gelohnt hat, schütteln wir für Euch in unserem Test zu Card Shark mal kurz aus dem Ärmel.
Frankreich im 18. Jahrhundert
In einem kleinen Gasthof arbeitet unter der herrischen Eigentümerin der Protagonist. Der namenlose, stumme Junge muss allerlei ertragen und sich um das Wohlergehen der Gäste kümmern. Einer dieser Gäste ist der Comte de Saint Germain. Dieser vergisst schon gerne einmal seine Rechnung zu begleichen und auch sonst ist er nicht immer so ehrenvoll, als es sein Adelstitel vermuten lässt.
Der Comte findet Gefallen an dem stummen Dienstboten und weiht ihn in seine Pläne für den Abend ein. Ein wichtiges Kartenspiel steht an und der Comte kann sich eine erneute Niederlage nicht leisten. Kurzerhand bringt er dem Protagonisten die erste von vielen weiteren Taschenspielereien bei um das Spiel für sich zu entscheiden. Der Trick gelingt mit Hilfe des Spielers zunächst, letztlich wird der Betrug aber durchschaut. Beim daraufhin stattfindenden Gerangel löst sich ein Schuss aus der Pistole des adeligen Betrugsopfers und verwundet die Wirtin tödlich. Der Comte entflieht und nimmt den stummen Jungen mit auf eine Reise durch ganz Frankreich.
In den vier Kapiteln der Geschichte bekommt der Protagonist immer mehr Kartentricks und Taschenspielereien beigebracht. Allerdings steht nicht nur der eigene finanzielle Vorteil im Vordergrund. Letztlich geht es sogar noch um eine Verschwörung, die das ganze Land am Vorabend der Französischen Revolution betrifft. Die Handlungsspanne der Story geht hier von Freundschaft über Verrat bis hin zum Tod und führt den Spieler über teils dramatische Wendungen außerdem zu unterschiedlichen Enden.
Spielablauf
Der Spieler bekommt die durchaus spannend inszenierte Geschichte im einmaligen und auch eigensinnigen Grafikstil mit minimalistischer Animation von Nicolai Troshinsky präsentiert. Dabei wechseln sich Erzähl- und Spielelemente innerhalb der linear gehaltenen Geschichte ab.
Im Mittelpunkt steht aber nicht das eigentliche Kartenspiel. Dem Protagonisten werden nach und nach 28 Tricks beigebracht, um im Kartenspiel zu betrügen. Die Reise führt uns einmal quer durch ganz Frankreich. Dabei sind wir immer auf der Suche nach neuen Opfern, die um ihr Geld gebracht werden wollen und teilweise über wichtige Informationen verfügen.
Tricks
Die verschiedenen Tricks müssen zunächst immer ausgiebig erlernt werden. Zunächst geht es auch ganz einfach los. Bei unserem allerersten Betrug muss der stumme Diener lediglich während des Einschenkens von Wein in die Karten des Kontrahenten des Comte linsen. Anschließend muss dem Comte mit bestimmten Bewegungen durch das Abwischen des Tisches die Kartenfarbe signalisiert werden. Dies muss der Spieler alles mittels des L-Stick am Joy-Con-Controller ausführen. Spätere Tricks werden dann schon komplizierter und erfordern dann auch komplexere Bewegungsabläufe sowie den Einsatz der Knöpfe des rechten Joy-Cons und eines angezeigten Timings.
Hört sich kompliziert an, ist es eigentlich anfangs auch. Allerdings geht das System dann doch recht schnell von der Hand. Die Tricks werden, wie gesagt, ausgiebig erklärt und können anschließend ebenso geübt werden. Letztlich sind alle Tricks nur eine Reihe von Minispielen, deren Bewegungs- bzw. Steuerungsabfolge erlernt und ausgeführt werden müssen.
Wer jetzt allerdings denkt, dass sich das dann doch wieder zu einfach anhört, sei direkt gewarnt, denn dass ist noch nicht alles. Die ausgewählten Betrugsopfer werden nämlich recht schnell misstrauisch und können auch einen Betrug aufdecken. Dies passiert schon mal, wenn ein Trick nicht ganz funktioniert. Es reicht teilweise schon aus, z. B. die Karten nicht schnell genug zu mischen. Vertrauen kann man aber auch durch das absichtliche Verlieren einer Runde wieder zurückgewinnen.
Konsequenzen
Doch bleiben Handlungen eben auch nicht ohne Konsequenzen. Wird die Leiste am unteren Bildschirmrand, die den Misstrauensstand des Gegenspielers darstellt, komplett gefüllt, ist der Rauswurf aus der Spielrunde nur die harmloseste Gegenreaktion. Wenn es richtig hart auf hart kommt, werden schon einmal gerne die Pistolen gezückt und auch eingesetzt. Der Tod ist allerdings selbst einem kleinen Spielchen nicht abgeneigt und lässt sich mit den erlernten Tricks ebenfalls betrügen. So gegen das Schicksal gewonnen, wird die Zeit einfach zurückgesetzt und die Chance auf den Sieg und einen Hinweis für den Fortgang der Story zu erhalten, stehen wieder auf Anfang.
Selbst wenn der Versuch den Tod auszutricksen misslingt, helfen die großzügig verteilten Speicherpunkte beim Wiedereinstieg.
Grafik und Sound
Der Grafikstil ist wohl das außergewöhnlichste Merkmal von Card Shark. Vor farbenfrohen Kulissen, die allesamt wie Gemälde aus dem 18. Jahrhundert wirken, kommt die Story mit ihren minimalistischen Animationen eher wie ein kleines Kunstwerk als ein Spiel daher. Allerdings wird dieser ganz besondere Style auch nicht unbedingt jedem Spieler vollständig zusagen.
Auf Sprachausgabe wurde komplett verzichtet. Die deutsche Textfassung ist relativ solide, sieht man von dem ein oder anderen Schreibfehler einmal ab. Besondere Erwähnung sollte noch die Musik erfahren. Die 40 Musikstücke im orchestralen Sound wurden passend zur Handlung und dem Spielgeschehen ausgewählt. Insgesamt ergibt sich dadurch ein stimmiges Gesamtbild aus Gestaltung, Musik und Story.
Fazit
Card Shark überrascht in erster Linie mit dem Zusammenspiel aus spannender Story und abwechslungsreichem Spiel. Durch die Vielzahl der erlernten Tricks ist ausreichend Abwechslung, aber auch ein anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad geboten. An die Steuerung und die Spielmechanik muss man sich erst gewöhnen. Das Spiel mit der außergewöhnlichen Optik und der nicht alltäglichen Thematik solltet Ihr durchaus eine Chance geben. Die Belohnung unterm Strich kommt in Form eines unterhaltsamen Abenteuers. Einzig die mit 4-5 Stunden etwas zu kurz geratene Spielzeit trübt das Vergnügen. Allerdings ist durch die unterschiedlichen Endszenarien der Wiederspielwert durchaus gegeben.
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Im Test hatten wir die Nintendo Switch Version. Card Shark gibt es außerdem noch für PC via Steam.