Bound By Flame – Test / Review

    In die Reihe der Rollenspiele im Stile von The Witcher oder Demon’s Souls reiht sich ein frisches Gesicht ein: Bound By Flame. Ob es sich dabei um einen Hoffnungsträger oder billigen Abklatsch handelt, das erfahrt ihr hier in unserem Test.

    Bound By Flame ist für PC, Playstation 3, Playstation 4 und Xbox 360 erschienen. Unser Test basiert auf der Spielversion für Playstation 4.

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    Inneres Feuer

    Angesiedelt ist Bound By Flame in der Welt Vertiel. Und um diese ist es gar nicht gut bestellt, eine Horde Untoter und Eismagier überrollt die Landschaft und hinterlässt ein Feld der Verwüstung. Als Spieler schlüpfen wir in die Rolle des Söldners Vulcan, der sich mit seinen elitären Gefährten tapfer dem drohenden Unheil mit blankem Stahl stellt.

    Wäjrend die Rahmengeschichte am Spielstart langsam ins Rollen kommt, dient das spielbare Intro auch gleichzeitig als Tutorial. Erhellende Gespräche werden geführt, die grundlegenden Steuerelemente erlernt und wenig später folgt auch schon der erste Schwerthieb gegen die Untoten. Story und Tutorial schließen ihren gemeinsamen Kreis beim ersten Bossfight, bei dem Vulcan mit einem Feuerdämonen verschmilzt und dessen magische Fähigkeiten nutzen darf. Fortan ist er getrieben, den heißen Fürsten im Zaum zu halten, um nicht seine Menschlichkeit zu opfern. Aber im Grunde genommen ist die Beherrschung des Elements Feuer ja eine feine Sache, gerade im Kampf gegen die nahenden Eisdämonen.

    Dieser innere Kampf des Menschen gegen einen verzehrenden Dämonen klingt spannend, findet im Spiel allerdings viel zu wenig Substanz. Wir werden zwar innerhalb der rund 15 Stunden Spielzeit immer wieder vor die Wahl gestellt – meist innerhalb der Dialoge mit „Wähle Antwort A oder B“ – welchen von beiden Wegen wir bevorzugen. Eine wirkliche Konsequenz auf den weiteren Werdegang haben diese Entscheidungen allerdings nicht.

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    Vielfältiger Vulcan

    Unser Protagonist ist kein simpler Haudrauf-Degen, sondern präsentiert sich als flexibler Waffenschwinger. Zunächst stehen uns zwei Kampfstile zur Verfügung, ehe später noch das besagte Pyromanen-Feature seinen Einzug ins Spiel hält. Als Schwertmeister führt Vulcan einen wuchtigen Zweihänder und teilt ordentlich Schaden aus. Die Schilde der Gegner sind schnell zerschmettert und feindliche Angriffe mühelos pariert. In diesem Stil ist Vulcan recht träge, Angriffe benötigen Zeit und das Bewegungstempo ist eher mäßig. Ganz entgegengesetzt funktioniert der Kampfstil Waldläufer. Mit zwei Dolchen teilt Vulcan geschwind in Kombos zwar weniger Schaden aus als mit dem Schwert, dafür aber wesentlich schneller. Holt der Feind seinerseits zum Angriff aus, ist man mit einem Rückwärtssprung flux aus dem Gefahrenbereich entwischt. Warum andere Manöver, etwa eine seitliche Ausweichrolle o.Ä. fehlen, wissen nur die Spielentwickler. Mittels des Pyromanen schleudern wir Feuerbälle auf die Untoten oder lassen die Waffe brennen, was den Schadensoutput ordentlich in die Höhe schnellen lässt.

    Innerhalb der Kämpfe lassen sich die Kampfstile on the fly wechseln, was 1. flüssig funktioniert und 2. auch absolut essentiell ist. Denn die Gegnerpalette ist breit gefächert und für jeden Typ Feind gibt es effektivere und weniger effektive Angriffe. Der wohl größte Pluspunkt in Bound By Flame ist das knackige Kampfsystem. Wer es hier mit purem Buttonsmashing versucht, der wird alle 5 Minuten den Game Over Bildschirm sehen. Nur mit einem feinen Gespür und bedachten Angriffen bzw. Aktionen überlebt Vulcan. Die Kämpfe erinnern in ihrem Kern und ihrer Anforderung denen aus Dark Souls, sind jedoch weniger tiefgehend und variabel. Faktisch kann Vulcan eine Hand voll Treffer einstecken, bevor er das Zeitliche segnet und genau das geschieht sehr schnell, wenn man nicht konzentriert bei der Sache ist und z.B. einen Fernkämpfer übersieht. Dass es streckenweise weniger frustrierend ist als besagter Vergleichstitel liegt an den recht häufig auftretenden Speicherpunkten.

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    Lass uns Craften

    Im Spiel findet man Items wie z.B. neue Waffen eher selten, daher liegt der Fokus mehr auf dem eigenen Craften der Items. Gefundene Rohstoffe werden in Fallen verwandelt, dienen als Aufwertung der Klingen oder finden sonstige Verwendung im generischen System. Munition für die Fernwaffe kann übrigens auch im Kampf per Menü hergestellt werden, ein Feature, dessen Wert man phasenweise sehr zu schätzen lernt. Sind genügend Gegner erlegt, gibt es natürlich die genretypischen Erfahrungspunkte, die man in einen der drei Talentbäume investieren darf. Auch hier gibt es zu wenig spektakuläre Skills, viel mehr wird uns gewohnte Standardkost serviert (+10% Schaden, etc.)

    Das Wandeln durch Gebirge oder Höhlen in der Spielwelt Vertiel geht ein wenig staksig. Die Levelstruktur ist insgesamt betrachtet recht gradlinig. Schlauchartig wäre übertrieben, aber es gibt eben leider nichts in Richtung open world. An diese Vorgabe von wenig eigenen Freiheit hält sich Vulcan auch sehr strikt, denn nur an vordefinierten Stellen darf gesprungen oder geklettert werden. Ansonsten steht er mit beiden Füßen fest auf dem Bolden. Immerhin muss er seinen beschwerlichen Weg nicht alleine gehen, unterwegs steht ihm ein Gefährte zur Seite. Je nach eigenem Spielstil entscheidet man sich natürlich möglichst schlau und wählt einen Heiler, einen Fernkämpfer, einen Magier usw.. Nur selten dürfen es auch mal zwei Begleitert sein, was eigentlich sehr schade ist, denn das Flair einer Party bleibt so aus.

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    Snychronisation für die Füße

    Grafisch ist Bound By Flame für Playstation 4 nur ansatzweise Next-Gen. Gerade bei der Flora und Fauna der Spielwelt stören die häuigen Kanten und strengen Absätze zu sehr. Dagegen sind die Modelle und Darstellungen restlos aller Gegner sehr ansehnlich geworden, besonders der Bosse. Die passen klasse ins Fantasy-Szenario und wirken authentisch. Genau das kann man von den menschlichen Protagonisten leider so gar nicht behaupten. Vulcan bleibt viel zu blass und sein innerer Konflikt mit dem Feuerdämonen kommt kaum zum Tragen. Gleiches gilt für die NPCs und die Wegbegleiter, Tiefgang sieht anders aus. Einen Hoffnungsschimmer sind die Zwischensequenzen, die alle schick inszeniert und ordentlich gelungen sind.

    Beim Sound steht die Welt Kopf. Positiv sind die Effekte und Hintergrundmusiken, die sich wie aus einem Guss ins Spiel einfügen. Aber was bitte soll denn diese miese deutsche Synchro? Nahezu alle Sprecher wirken müde und machen einen gelangweilten Eindruck. Hier kommt keinerlei Spannung auf, im Gegenteil: Diese fragwürdige Leistung zerstört das Ambiente und man möchte förmlich aufschreien „Halt deine Klappe!“

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    Fazit

    Bound By Flame ist eigentlich ein ganz cooles Rollenspiel, das interessante Ansätze zeigt. Aber genau das verwehrt dem Titel eine bessere Wertung, es bleibt nämlich bei Ansätzen. Von Vorne bis Hinten fehlt dem Spiel ein Mehr an Tiefe in nahezu jeglicher Hinsicht. Nach der Story verlagert sich schnell der Fokus auf den Kampf und hier bieten sich – trotz allen Lobes für den ordentlichen Schweregrad – zu wenig spielerische Möglichkeiten. Mit dem Helden Vulcan wird man nur sehr schwer warm, gleiches gilt auch für seine unterschiedlichen Begleiter, die dann doch ziemlich austauschbar sind. Mittelmäßigkeit trifft es wohl ganz gut: Ein mittelmäßiges Craftingsystem, mittelmäßiger Charakterfortschritt, mittelmäßige Optik und Sound. Zu Gute halten wir Bound By Flame, dass es eine Neuschöpfung ist und so ziemlich jedes aktuelle RPG-Schwergewicht hatte einen schweren Einstand. Hoffentlich werfen die Entwickler nicht das Handtuch, sondern werkeln an den notwendigen Verbesserungen, denn dann steht einem Aufwärtstrend nichts im Wege.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur