Aufgepasst ihr armseligen Kammerjäger: Borderlands 3 hat seine Pforten geöffnet! Ob sich der neuerliche Ausflug nach Pandorra wieder einmal lohnt und ob der Loot die Reise wert ist, das erfahrt ihr hier in unserem Test zu Borderlands 3.
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Für diesen Test spielten wir Borderlands 3 auf Playstation 4.
Willkommen zurück in Pandorra! Nach bereits zwei erfolgreichen Abstechern in die wilden Weiten sind erneut die berüchtigten Kammerjäger gefragt, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Und genau hier kommen wir ins Spiel.
Vor jedem neuen Spiel stehen zahlreiche Videos und News der Entwickler an, so auch im Falle von 2K Games und Gearbox Entertainment. Schnell war klar, dass Borderlands 3 mehr Evolution statt Revolution werden wird. Dieser Entschluss klingt sehr logisch, schließlich konnten die beiden Vorgänger samt Erweiterungen nahezu ausnahmslos begeistern. Warum also das Risiko eingehen, mit zu vielen Veränderungen die Fans der Serie möglicherweise zu verprellen? Umgekehrt kann man allerdings auch argumentieren, denn zu wenig Neues würde auch bedeuten, dass man genau diese Einfallslosigkeit anprangern könnte. Daher stellte sich uns im Vorfeld zu Borderlands 3 die Frage: Quo vadis?
Vier Freunde sollt ihr sein
Nachdem uns Claptrap in seiner gewohnt selbstverliebten Art begrüßt hat, stellt sich die Frage, mit welcher der vier Klassen wir in den Kampf ziehen möchten. Moze spielt sich als Schützin, ist also bestens bewandert mit Ballermännern aller Art und setzt mit ihrem Special, dem Mech Iron Bear, komplette Feindesgruppen in Schutt und Asche. Etwas eleganter erledigt Sirene Amara ihre Feinde, denn dank Elementarschaden und beschworenen Armeen sind die Effekte ganz auf ihrer Seite. Der Agent Zane schwört auf eine Vielzahl an Gadgets, wie z.B. eine unterstützende Drohne oder ein digitaler Klon, um Gegner abzulenken. Und dann wäre da noch der Bestienmeister FL4K, der seinen behaarten Freund ins Getümmel schickt, um dann selbst aus zweiter Reihe den Rest zu erledigen. Danach kann man noch ein paar optische Anpassungen vornehmen und schon kann das Abenteuer starten.
Die Story, in die das ganze Geschehen verpackt ist, ist recht generisch und klassisch schwarz-weiß. Es gibt die Bösen, in diesem Fall ein Zwillingspaar namens Calypso, samt deren Kultanhänger, die Kinder der Kammer. Auf der anderen Seite stehen die Guten, also wir Kammerjäger und diverse Gruppierungen, denen wir im Verlauf der nächsten Spielstunden begegnen. Leider bleiben die Zwillinge Tyreen und ihr Bruder Troy die meiste Zeit blass und für ein Borderlands auch irgendwie zu normal. Da war ein Handsome Jack beispielsweise deutlich derber und kantiger. Mitunter liegt das auch daran, dass man das Duo zumeist nur via holografischer Darstellung eingeblendet bekommt und die zwei somit weniger unmittelbar sind.
Immer dieser Claptrap
Deutlich stärker kommt die Spielwelt zur Geltung. Nach wie vor wirkt alles wie ein Sci-Fi Western, Cowboys im All eben. Der vielleicht größte Unterschied zu den Vorgängern ist, dass man in Borderlands 3 nicht nur Pandorra, sondern auch andere Planeten bereist. Das Spektrum der Welten ist richtig klasse, man findet so ziemlich alles zwischen staubtrockener Einöde und wildbewuchertem Dschungel vor. Damit wir von Planet A nach B kommen, nutzen wir wieder den Stützpunkt Sanctuary – dieses Mal allerdings als Raumschiff. Sehr schön auch, dass im Sanctuary alles so gar nicht gesittet zugeht, sondern sich die Protagonisten mit Unflätigkeiten überbieten. Hier herrscht eben ein raues und stereotypes Klima.
Mit dabei sind übrigens wieder jede Menge skurrile und teils surreale Figuren. Teilweise völlig neue, aber auch einige, die man bereits aus den Vorgängern kennt. Ein Wiedersehen mit Lilith, Moxxi und Co. ist ein sehr willkommener Pluspunkt des Spiels.
Mit dem Verlauf des Spiels schaltet ihr neue Skills am obligatorischen Skilltree frei. Jeder Charakter verfügt über drei Bäume, auf die man die ergatterten Punkte frei verteilen darf. Üblicherweise für dieses seichte RPG-Feature benötigt man dabei zuerst die ersten Skills, bevor man dann weiter im Baum voranschreitet und die starken Features freischaltet.
Altbekannt und doch so frisch
Die Karte gefällt uns eine ganze Ecke besser als in den Vorgängern. Sie kann per Knopfdruck aufgerufen werden und liest sich deutlich flüssiger. Außerdem sind alle wichtigen Marker leicht ersichtlich und zu gehende Wege schneller zu finden. Was letztlich darin mündet, dass man sich im Grunde niemals verirren kann und immer den rechten Pfad einschlägt. Am rechten Rand der Map kann man zwischen den Missionszielen von Primär- und Sekundäraufträgen umschalten.
Dreh- und Angelpunkt in Borderlands 3 ist natürlich, wie könnte es auch anders sein, die Jagd nach der nächsten Lootbox. Es war, es ist und es wird auch immer so sein, dass es ein Kernelement des Spiels bleibt, dass man die beste Waffe mit sich führen möchte. Gearbox macht auch gar keinen Hehl daraus, auch dieser Komponente die Krönung aufsetzen zu wollen, wenn man bereits im Vorfeld mit irrwitzigen Zahlen an möglichen Ballermännern um sich wirft. Im Spiel ist es dann gefühlt tatsächlich eine Größenordnung die irgendwo in die Millionen geht. Etliche Waffen findet man bei den Überresten der Feinde, einige mehr in Waffenautomaten, die quer über die Spielwelt verstreut sind und noch ein paar mehr in den erwähnten Lootboxen. Letztere stehen quasi überall herum in Form von Kisten, Spinden oder sonstigen Containern mit grünem Lichtlein.
Gerade die Vielzahl an Waffen macht unfassbar viel Freude und wir haben uns über etliche Spielstunden hinweg dabei ertappt, im Menü die Stats zu vergleichen, auf dass wir auch bloß die wirklich effektivste Büchse in den Händen halten. Es sind eben nicht einfach nur Waffen, wie man sie aus zig Shootern kennt, sondern es tendiert in die Richtung Einzigartigkeit. Der einzige gemeinsame Nenner zu anderen Ego-Shootern sind die Waffenklassen. Auch in Borderlands 3 gibt es die grundsätzlichen Unterscheidungen zwischen Pistolen, Shotguns, Maschinengewehren und Co. Alles darüber hinaus setzt sich dann allerdings deutlich ab und eben das macht es so spaßig. Elementare Schadensboni, unterschiedliche Feuermodi und unterschiedlichste Nebeneffekte, wie z.B. zielsuchende Geschosse oder ein temporärer Schutzschild, laden zum fröhlichen Ausprobieren an nahenden Feinden ein. Und welch eine Freude ist es dann, wenn man einen neuen Ballermann ausprobiert und der heranstürmende Wahnsinnige binnen Sekunden zerplatzt. Hatte man an diesem Feature bereits bei Borderlands 1 und 2 seinen Spaß, dann setzt Borderlands 3 dem Ganzen die Krönung auf.
Langeweile? Nö!
Borderlands 3 wird zu keinem Zeitpunkt langweilig. Dazu tragen die abwechslungsreichen Missionen ihren Teil bei was für dieses Genre keine Selbstverständlichkeit ist. Camps der Feinde zerschlagen, Lootverstecke ausheben, Erkundungsquests, Bosskämpfe und vieles mehr erwartet euch auf den Planeten rund um Pandorra. Besonders die Bosse sind eine willkommene Auflockerung der Kämpfe, da die Standardgegner kaum Anspruch ans Überleben stellen. Jeder hat eigene Angriffstaktiken, so dass wir hier immerhin strategisch vorgehen müssen und die Umwelt im Auge behalten sollten. Beim erfolgreichen Erlegen winkt dann natürlich Loot der feinsten Sorte.
Mit von der Partie ist der Multiplayer, der wieder einmal richtig klasse umgesetzt wurde. Online gehen wir mit bis zu vier Kammerjägern auf Erkundungstour, während man lokal im Splitscreen zu Zweit daddeln darf. Die Neuerungen hier sind großartig. Denn endlich gibt es einen adaptiven Schweregrad, bei dem Spieler unterschiedlichen Levels dann auch unterschiedlich schwere Gegner serviert bekommen. Und, ebenfalls einen Applaus wert: Loot kann für jeden Spieler separat konfiguriert werden. Es wird also niemals in einer Session diesen einen, ungeliebten Mitspieler geben, der sich immer zuerst auf die Lootboxen stürzt und alles für sich beansprucht. Statt dessen wird in Borderlands 3 auf Wunsch ganz fair geteilt. Super! Der Proving Grounds Modus ist eher was für den kurzweiligen Zock. Man startet mit leichten Gegnern und spielt dann Welle für Welle, bis man den virtuellen Tod erleidet.
Grafisch und akustisch bietet Borderlands 3 wenig bis gar nichts Neues, aber das ist auch OK so. Die cellshader Grafik hat bei der Serie schon Kult-Charakter und man mag und kann sich ein Borderlands auch gar nicht anders vorstellen. Hatten wir ab Tag 1 noch mit leichten Clippingfehlern zu kämpfen, wurden diese mittlerweile via Patch ausgemerzt. Das Spiel läuft sehr rund und flüssig, lediglich beim Betreten neuer Areale muss man eine Wartezeit hinnehmen, die auf lange Sicht dann auch schon mal recht lange ausfallen kann. Die Menüs sind uns eine Spur zu verschachtelt und verschnörkelt. Ja, man gewöhnt sich an die Bedienung, aber so richtig flink von der Hand gehen sie nicht wirklich. Und was ebenfalls schon Tradition hat: Die Steuerung sämtlicher Vehikel ist nach wie vor extrem schwammig – leider.
Fazit
Borderlands 3 glänzt mit einer grandiosen Hatz nach dem besten Loot und bietet spannende Missionen. Es weht ein dezenter, aber frischer Wind durch den dritten Teil der Serie, die sehr viel Bewährtes bietet, aber auch genügend Neues, um den Spieler bei der Stange zu halten. Egal, was man tut, ob man die Story kontinuierlich verfolgt oder aber einfach mal drauf los läuft und guckt, was passiert: Es macht immer Spaß. Einzig der recht subtile Humor bleibt im dritten Teil dann doch eher auf der Strecke.
Wer bisher noch nie etwas mit Borderlands anfangen konnte, der wird wahrscheinlich auch an Teil 3 wenig Freude haben. Mochte man die Serie bisher, dann kann man um Borderlands 3 keinen Bogen machen, denn dafür bietet das Spiel einfach zu viel Spaß.