Bevor wir in unseren Test von Beyond: Two Souls starten, halten wir eine kurze Rückblende, weil sie sich bei einem solchen Typus Spiel einfach aufdrängt.
Als vor rund 4 Jahren Heavy Rain von Sony in die Läden kam, war das Urteil der Spieler mehr als zweigeteilt. Auf der einen Seite diejenigen, die das Spiel für ein Kunstwerk hielten, der gelungene Hybrid aus spannendem Erzählfilm und Spiel, ein Werk mit fesselnden Charakteren. Dem gegenüber der Anteil der Spieler, die darin eigentlich gar kein richtiges Videospiel sahen, sondern vielmehr nur einen interaktiven Film mit eingestreuten Quicktime Events.
Beyond: Two Souls schlägt im Kern genau in die gleiche Kerbe wie damals Heavy Rain. Und damit ist auch klar, dass man Beyond: Two Souls entweder lieben oder hassen wird. Wir für unseren Teil gehören zur ersten Fraktion, Beyond: Two Souls ist großartig!
Als Paten für das Spiel standen zwei Größen aus Hollywood bei Sony vor der Linse: Die junge Ellen Paige als weibliche Hauptfigur Jodie und Willem Dafoe in der Rolle des Wissenschaftlers Nathan. Und ab der ersten Spielminute wird man von der Optik von Beyond: Two Souls in den Bann gezogen. Da denkt man, dass am Ende der PS3-Ära grafisch nichts mehr geht und dann bekommen wir einen solchen Leckerbissen serviert. Die Mimiken und Gesten der Figuren sind unglaublich gut und man empfindet jede Emotion zwangsläufig mit. Beyond: Two Souls fesselt!
Zurück ins Spiel. Wir schlüpfen als Spieler primär in die Rolle von Jodie, eine Frau mit besonderen Fähigkeiten. Diese sind an Aiden geknüpft, eine Art Überwesen, in dessen Haut wir übrigens auch mehrmals im Verlauf des Spiels stecken werden. Wichtig zu wissen ist, dass Aiden die Fähigkeiten von Jodie in Beyond: Two Souls verkörpert. Eine kleine Szene als Beispiel:
Jodie sitzt in einem Labor und nimmt an einem Projekt teil. Eine Forscherin im Nebenraum hält verdeckt eine Karte in die Höhe. Jodie kann diese nicht sehen und hier kommt Aiden ins Spiel. Mit Aiden gelangen wir durch die Wand in den anderen Raum und können so die Karte erkennen, welche die Forscherin in der Hand hält. Zurück zu Jodie mit dem frisch erworbenen Wissen können wir jetzt eine Karte aus dem Stapel vor uns ziehen. Ob wir dabei die richtige Karte greifen oder absichtlich eine falsche liegt einzig an uns. Mit einem Griff zur korrekten Karte überzeugen wir die Wissenschaftler von unseren Fähigkeiten. Nehmen wir eine falsche Karte, erscheinen wir dann doch nicht so speziell in ihren Augen.
So oder so ähnlich lässt sich das Grundgerüst von Beyond: Two Souls erklären. Jedwede Spielsituation kann auf mehrfache Weise gelöst werden und je nachdem, wie wir uns entscheiden, verläuft die Geschichte weiter. Insgesamt wartet Beyond: Two Souls mit 23 verschiedenen Enden auf. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass man den Wiederspielwert kaum höher schrauben könnte.
Die Erzählstruktur erscheint anfangs etwas konfus, aber das legt sich sehr zügig. Die Story beginnt nämlich nicht am Anfang, sondern wir springen permanent zwischen verschiedenen Lebensabschnitten von Jodie hin und her. Schritt für Schritt kommen wir schließlich immer mehr Geheimnissen auf die Schliche und der Kreis beginnt sich zu schließen. Woher hat Jodie ihre Gabe und welche Rolle spielt eigentlich ihr Vertrauter Nathan?
Die Steuerung ist das komplette Spiel über ganz leicht und auf wenige Tasten beschränkt. Große Freiheiten genießt man übrigens nicht, alle interagierbaren Objekte werden optisch markiert. Und die eben erwähnten Quicktime Events dürfen natürlich auch nicht fehlen. Der einzig größere Schwachpunkt sind die Kämpfe und Actionsequenzen, da hier die Anweisungen an den Spieler nicht eindeutig sind, man im Dunkeln tappt und Beyond: Two Souls zu Try & Error mutiert. Das mündet manchmal in Frust und eine Sequenz muss nochmals gespielt werden, sofern Aiden nicht rettend eingreifen kann.
Zur grafischen Augenweise gesellt sich ein bombastischer Soundtrack, für den u.A. die lebende Legende Hans Zimmer Pate stand. Die gute Sprecherleistung und eine Spielzeit von etwa 10h (für einen Durchlauf) runden das sehr schicke Gesamtpaket von Beyond: Two Souls ab.
Was sich uns in keinster Weise erschließt ist der Multiplayer. Spieler 1 spielt Jodie und Spieler 2 übernimmt Aiden. Das geschieht jedoch – aufgepasst – abwechselnd! Sprich, wenn Jodie zu Aiden wechselt, übernimmt der jeweils andere Spieler den Part und darf die Figur lenken. Das hätte man sich getrost sparen können…
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Fazit
Beyond: Two Souls ist eines der Spiele, das man entweder abgöttisch liebt oder verteufelt. Ein Dazwischen gibt es nicht, dafür ist diese Art von Spiel-Film-Mix nicht konzipiert. Die Geschichte ist teilweise etwas wirr und nicht ganz so leichtfüßig, wie bei Heavy Rain, aber sie macht von vorne bis hinten Spaß und bietet Spannung satt. Die beiden größten Momente erlebt Beyond: Two Souls bei der Grafik und dem Sound, beides ist nahezu perfekt und dafür gibt es von uns gleich beide Daumen hoch! Wer sich auf diese Art Videospiel einlassen kann und mit gelegentlichen Frustmomenten bei den Kämpfen leben kann, der wird tief ins Spiel gesogen und für viele Stunden unterhalten. Wer allerdings schon mit Heavy Rain nichts anfangen konnte, der sollte tunlichst die Finger von Beyond: Two Souls lassen.