Die kultige Hexe geht in ihr drittes Abenteuer! Die langen Jahre des Wartens sind vorbei und endlich können wir Bayonetta 3 spielen, bis die Tasten glühen. Wie galant ihre schwarze Mähne über die Mattscheibe flimmert, erfahrt ihr hier bei uns im Test!
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Ein steiniger Weg
Manchmal schreibt das Schicksal schon seltsame Geschichten. Zumindest könnte man genau das meinen, wenn man in die Geschichte der Spielereihe Bayonetta blickt. Ihre ersten Gehversuche startete die Hexe 2009 als waschechtes Hack-and-Slay mit zünftigen Action-Passagen. An ihren Erfolg glaubte indes nur Nintendo, was dazu führte, dass aus dem Multiplattform-Titel ein reines Nintendo-Produkt wurde. Bayonetta 2 erschien 2014 folgerichtig nur noch für WiiU und wurde später für Switch nachgereicht. Schon damals war klar, dass Big N und die Entwicklerschmiede Platinum Games goldrichtig lagen: Aus einem Nischentitel wurde ein Zugpferd! Und um den Bogen zu heute zu spannen, erschien Bayonetta 3 dann ebenfalls ausschließlich für Nintendo Switch und steht seit Ende Oktober in den Regalen der Händler.
Der steile Aufstieg der reizvollen Hexe hatte allerdings im Vorfeld für einigen Gesprächsstoff gesorgt. Die angeblich schlechte Bezahlung der Synchronsprecherin stand dabei ganz im Vordergrund und warf kein gutes Licht auf das Entwicklerstudio. Nach einigem Hin und Her und diversem Rückrudern auf beiden Seiten trat dieses Thema allerdings wieder etwas in den Hintergrund. Am Ende hat es für uns als Spieler die Konsequenz, dass wir mit einer neuen Synchronstimme in Runde 3 gehen.
Nicht weniger müßig ist die immer hitziger diskutierte Frage nach der Sexualisierung weiblicher Protagonistinnen. Ja, Bayonetta schwang schon immer kernige Sprüche und zeigte mehr Haut, als so manchem Elternteil lieb war. Es war, ist und wird auch wahrscheinlich immer einer der zentralen Themen der Spieleserie bleiben. Nüchtern betrachtet bekommen allerdings auch immer die männlichen Figuren ihr Fett weg, insofern bewegt sich die gesamte Diskussion hier auf einem ausgeglichenen Niveau. Ob man das gut oder schlecht findet, sei an dieser Stelle jedem und jeder selbst überlassen. Alternativ kann man, dass alles auch ausblenden, wenn man sich der Tatsache bewusst wird, dass wir im Falle von Bayonetta 3 ein Stück weit von (Edel-) Trash sprechen.
Multiversum
Ganz traditionell beginnen die Spiele mit Bayonetta zunächst noch unbeschwert und fröhlich. So auch Bayonetta 3, wo zum Start die gemeinsame Shoppingtour durch New York mit Sidekick Enzo auf dem Plan steht. Zum Ausklang wollen die beiden noch eine nette Schiffsfahrt unternehmen, doch dann kommt es völlig anders. Die Humunculi treten auf den Plan, gefährliche Biowaffen mit einer tödlichen Zerstörungskraft. Doch das ist nicht das einzige Problem. Denn während Bayonetta ihre bisherigen Kämpfe in der für Menschen unsichtbaren Sphäre Purgatorio austragen konnte, setzen die Humunculi direkt da an, wo es am meisten weh tut: direkt auf der Erde! Und so beginnt der Kampf um das Überleben der gesamten Zivilisation.
Das ganze Storygeflecht erinnert ein klein wenig an die Marvel Serie „What If“. Ein Superschurke, hier der fiese Anführer Singularity samt seiner Humunculi, will zig andere Universen vernichten, um dann am Ende der alleinige Herrscher im verbliebenen Universum zu sein. Und zig andere Universen bedeutet? Richtig, ihr werdet im Spiel auch etliche Bayonettas kennenlernen!
Allzu detailliert wollen wir gar nicht auf die Story eingehen. Nur so viel, dass ihr im Grunde mehrere Handlungsstränge miterlebt. Bayonetta selbst macht sich auf die Suche nach einer Lösung, um Singularity und die Bedrohung wieder loszuwerden. Mit der neuen Figur und Hexe in Ausbildung Viola werfen wir derweilen ein Auge auf den tollpatschigen Luca, wobei es uns an allerhand Orte dieser Welt verschlägt. Die Dritte im Bunde ist Jeanne. Einst die direkte Konkurrentin von Bayonetta, sind beide mittlerweile eng befreundet. Mit ihrer Hilfe machen wir uns auf die Suche nach einem mächtigen Verbündeten, mit dessen Hilfe wir den Kampf gegen Singularity aufnehmen wollen.
Ihr dürfte euch auf eine sehr abwechslungsreiche Geschichte freuen, die so manche Überraschung im Gepäck hat. Nicht nur etwaige Wendungen, sondern auch in puncto Gameplay, wozu wir gleich noch kommen. Die Story ist teilweise so absurd, dass es einem den Atem verschlägt – herrlich!
Sexy Hau-Drauf
Im Kern ist Bayonetta 3 ein waschechtes Hack-and-Slay geblieben, wie sollte es auch anders sein. Kombo um Kombo prügelt ihr euch von Anfang bis Ende durch Horden von Gegnern und macht dabei immer eine gute Figur. Dabei landet ihr meist in begrenzten Arenen, teilt Tritte und Prügel in alle Richtungen aus und nehmt bei Bedarf auch mal ein Schießeisen zur Hand.
Das tolle ist, dass die Kombo-Klopperei im Verlauf des Spiels nicht an Reiz verliert. Neben neuen und schlagkräftigen Kombinationen ergattert ihr nämlich immer mehr neue Waffen. Je nach Schießeisen bekommt ihr auf Wunsch mehr Reichweite, mehr Wumms (ohne Doppel-Wumms) oder könnt das Magazin schneller verballern. So cool alle Waffen auch sind, so unlogisch ist ihr Wechsel. Wie gesagt, lebt Bayonetta 3 vom Spielfluss, der Geschwindigkeit und den Dauerkombos. Wollt ihr die Waffe wechseln, müsst ihr ins Menü und den Wunschrevolver auswählen. Ihr müsst also das Spiel kurz unterbrechen und das ist dann doch eher weniger galant. Ein Auswahlmenü per Waffenrad oder Ähnliches wäre hier sicherlich die schickere Lösung gewesen.
Da ihr gegen manche Gegner nicht nur auf die Standardangriffe setzen solltet, sondern ihre Schwächen ausnutzen müsst, wird ein gelegentlicher Waffenwechsel notwendig. Eben weil mit jeder anderen Waffe auch ein anderer an sie gebundener Dämon mit an eurer Seite kämpft. Im Idealfall habt ihr also für jeden Schwachpunkt den passenden Unheilsbringer samt zugehöriger Spezialattacken mit am Start.
Obendrei kann Bayonetta überdimensionale Kaiju-Monster beschwören, die gerne mal den ganzen Bildschirm ausfüllen. Was wiederum den Nachteil hat, dass man die Hexe selbst hier und da nur noch schlecht erkennen kann, besonders im Handheld-Modus kann das ziemlich fies sein. Schlecht daher, weil Bayonetta in der Beschwörungsphase nicht unverwundbar ist und wir regelmäßig mehr Treffer einstecken mussten, als uns lieb war. Jedenfalls reicht ein Buttondruck aus, um eine Riesenspinne, ein Godzilla-ähnliches Wesen und weitere in die Arena zu führen. Mit diesen könnt ihr dann natürlich so richtig auf die 12 geben und das für gar nicht mal so kurze Zeit. Die Dauer ist angenehm lang, um mehrfach über dem gesamten Gebiet alle Feindeskräfte vom Bildschirm zu fegen.
Tut euch selbst einen Gefallen und wählt den mittleren Schweregrad, der sehr fair ist. Auf Einfach bekommt ihr nur marginal die Herausforderung, während Schwer euer gesamtes Können abverlangt.
Immer mal wieder wechselt das Gameplay komplett und ihr landet quasi in einem anderen Genre. So z. B., wenn ihr gegen ein anderes turmhohes Monster antreten müsst und euch fast schon in klassischer Tekken-Manier in einem Beat ‚em Up wiederfindet. Andere Stellen innerhalb der Story spielen sich als 2D-Platformer mit leichten Stealth-Elementen. Abgesehen davon, dass der jeweilige Geschichtsfaden dadurch weitergestrickt wird, bekommt ihr durch diese Abschnitte eine Verschnaufpause gegönnt. Und die wird auch immer mal wieder benötigt, denn der Ritt in Bayonetta 3 ist wahrlich ein absolut wilder, fast schon irrer. Oder wie würdet ihr es beschreiben, wenn plötzlich mitten im Kampf halbe Städte, ja sogar ganze Planeten verschlungen werden?
→ Bayonetta 3 im Nintendo eShop
Die Switch am Limit
So langsam scheint sich das doch schon nicht mehr ganz so frische Alter der Switch bemerkbar zu machen. Die Konsole war nie dafür ausgelegt, grafische Höchstleistungen wiedergeben zu können und im Falle von Bayonetta 3 merkt man die Limitierungen der Switch dann doch schon hier und da.
Zu unserer Freude läuft Bayonetta 3 nahezu komplett flüssig. Wir hatten nur einige sehr wenige Stellen, an denen man kurze Ruckler bemerkte und diese waren zum Glück auch ziemlich belanglos. Gäbe es Stocker mitten in den actionreichen Kämpfen, dann wäre das Problem ein ganz anderes, aber das Spiel läuft genau da, wo es sauber laufen muss, auch absolut rund.
Dieses Plus bei der Performance hat allerdings seinen Preis und den zahlt man bei der Grafik. Insbesondere die Hintergründe und Umgebungstexturen mussten scheinbar deutlich heruntergefahren werden, um die angestrebten 60 Frames pro Sekunde halten zu können. Ihr werdet also mitunter auf Areale stoßen, die das Niveau der PS3 und Xbox 360 Ära haben. Bayonetta 3 kann man durchaus als AAA-Titel bezeichnen und grafisch wird das Spiel seinem Status zumindest in diesem Punkt nicht gerecht.
Im Gegenzug zu den visuellen Abzügen weiß der Soundtrack des Spiels erneut einmal mehr zu punkten. Egal, ob pure Action oder emotionaler Story-Moment, der Soundtrack ist zu jedem Zeitpunkt on point und sitzt perfekt. Die Sprachausgabe beschränkt sich auf Englisch oder Japanisch, ihr habt aber natürlich die deutschen Untertitel immer mit eingeblendet.
Unser Fazit zum Test von Bayonetta 3
Bayonetta 3 ist genau das, was man als Fan der Serie erwarten kann. Der dritte Teil revolutioniert rein gar nichts und zeigt auch kaum neue Ansätze. Die absurde und packende Story bietet spannende Unterhaltung bis zum letzten Kampf und ist ein Highlight des Spiels. Die wohl größte Evolution der Reihe sind die Dämonen, die bislang als Finishing-Move dienten und jetzt echter Bestandteil aller Kämpfe sind.
Bayonetta 3 ist eine mehr als würdige Fortsetzung der Reihe und macht einfach enorm viel Spaß!