Irgendwann musste dieser Moment kommen, er kommt immer. Schließlich wissen wir, dass jede Serie früher oder später ihren Abschluss finden muss. Wenn es denn aber schon so sein muss, dann soll der letzte Ritt wenigstens einer werden, an den man sich mit Wonne zurück erinnern möchte. Ein grandioses Finale, ein stetiges Crescendo, das schlussendlich in einen donnernden Schlussakkord mündet – um dann zu enden.
Selbst dem allseits beliebten dunklen Ritter steht nun also der Ruhestand bevor. Zumindest dann, wenn man auf die Spielesaga von Rocksteady blickt. Rückblickend ist die Arkham-Serie rund um Batman eine grandiose Reihe geworden, die mit jedem neuen Ableger eine kleine Schippe drauf packen konnte. Obwohl es komplettiert betrachtet 4 Teile sind, klammern wir an dieser Stelle das etwas weniger rühliche Arkham Origins aus und verzeihen den kleinen Ausrutscher der Splash Damage Studios. Viel eher wird uns die Serie als Dreiteiler in Erinnerung bleiben und zwar die Trilogie der Rocksteady Schmiede. Und eben jene endet nun mit Batman: Arkham Knight. Das ist Fluch und Segen zugleich: Fluch deshalb, weil die Spiele schlicht unheimlich unterhaltsam und spielerisch klug waren. Aber eben auch ein Segen, denn am Zenit angekommen, wäre jetzt fast nur noch ein Fall möglich gewesen. Nun denn, begleiten wir also Batman auf seinem letzten Gefecht.
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Batman: Arkham Knight ist für PC, Playstation 4 und Xbox One bereits erschienen. Für unseren Test haben wir das Spiel auf Xbox One gespielt.
Dass Bruce Wayne alias Batman viel Kohle auf dem Konto hat, ist hinlänglich bekannt. Viele Taler opfert er zugunsten neuer Gadgets, so auch in Arkham Knight. Zu den bekannten Gadgets wie Batarang und Explosionsgel gesellt sich nun DAS Schwergewicht schlechthin: Das Batmobil. Und damit sind wir auch schon bei der großen Neuerung im Vergleich zu den Vorgängerteilen angekommen.
Das klingt vielleicht zunächst ziemlich unspektakulär, dass es jetzt also das Batmobil als fahrbaren Untersatz spendiert gibt. Im Spiel merkt man jedoch schon nach wenigen Minuten, dass dieses Feature das Gameplay nahezu auf den Kopf stellt. Jedenfalls dann, wenn man es möchte. Wenn sich der Spieler vollends auf das Gefährt einstellt und seine Vorteile auszunutzen weiß.
Beispiel: Auf einem Hochhausdach entdecken wir im Vorbeifahren einige Ganoven. Anstatt jetzt irgendwelche Laufwege zu suchen, katapultieren wir uns mittels Schleudersitz aus dem Batmobil, landen mitten drin im Mob und verprügeln die Gesellen aufs herzlichste. Danach machen wir mit dem dunklen Ritter einen Kopfsprung Richtung Straßenasphalt, nur um dann im letzten Moment wieder im Sitz des Batmobils zu landen. Solche oder ähnliche Szenen spielen sich nicht nur großartig, sondern vermitteln Hollywoodreife Action mit dem Mittendrin-Gefühl. Wahnsinn!
Überhaupt nutzt man das Batmobil nicht nur für lange Distanzen zwischen A und B zurückzulegen, sondern bringt es aktiv ins Geschehen mit ein. Diverse Straßenschlachten lockern das Spielgeschehen immer wieder zwischendurch auf. Ein Glück, dass das Batmobil so robust und wiederstandsfähig ist, jedenfalls hat man nur selten Angst um den Untersatz. Ziemlich gelungen ist auch der Mix dieser Schlachten. Manchmal brettert man mit Volldampf durch die engen Gassen von Gotham, während man sich diverser Soldaten im Vorbeifahren entledigt. Dann aber gibt es auch Passagen, in denen man das Batmobil in einen inmobilen Gefechtsturm transformiert und artig das Fadenkreuz auf feindliche Roboterdrohnen bewegt.
Ferner ist es den Entwicklern gelungen, das Batmobil nicht nur mit coolen Features auszurüsten, sondern es intelligent in den Spielablauf einzubasteln. Es ist in Missionsabläufe integriert und harmoniert nahezu perfekt mit der offenen Welt von Gotham. So kann es zwischendurch passieren, dass man den Handlungsstrang einfach mal bei Seite legt und ein paar beherzte Drifts durch enge Kurven hinlegt. Rocksteady hat und hatte es nicht nötig, großartig am Gameplay etwas zu ändern, dafür ist die Serie schlicht zu knackig. Mit dem Batmobil hingegen ist der Spagat zwischen Altbewährtem und Neuerung hervorragend gelungen.
In der Story stehen nicht nur die beiden Schurken Scarecrow und der namensgebende Arkham Knight im Vordergrund, sondern auch Batman bzw. Bruce Wayne selbst. Der ehrschaffende Ritter scheint fast nur noch ein Schatten seiner selbst, er ist sichtlich gebeutelt und psychisch extrem angeschlagen. Als dann Scarecrow an der Bevölkerung von Gotham ein neues Toxin testet, platzt Batman schließlich der Kragen und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Nur die Frage, wer sich eigentlich hinter der der Maske des Arkham Knight befindet, treibt Bruce Wayne bis zuletzt um. Als mitdenkender Spieler hat man eigentlich nach gut der Hälfte des Spiels eine heiße Spur, wer es sein könnte. Nur Batman selbst steht offensichtlich etwas auf dem Schlauch. Üblich für die Batman-Serie sind die im Verlauf einkehrenden Nebenmissionen, die für den Spielausgang jedoch essentiell sind. Ähnlich wie die Straßenschlachten lockern sie die Mainstory etwas auf, zumindest scheint es so. Wer Batman: Arkham Knight durchgespielt hat, der merkt, dass jede einzelne Nebenmission schlussendlich doch einen Zweck erfüllt hat und kein zeitstreckendes Mitbringsel ist. Alle Fäden laufen ganz am Ende des Spiels auf ein und das selbst Ziel aus. Seid gespannt. Außerdem ist es für die Atmosphäre schlicht wunderbar, dass wir in den Seitenmissionen Gesellschaft von alten Schurkenbekanntschaften bekommen: Der Riddler, Two-Face, der Pinguin und Co. geben sich hier die Klinke.
Zum Kampfsystem müssen wir an dieser Stelle kaum Worte verlieren. Man setzt auf das bekannte Freeflow-System und das ist auch gut so. Es hat sich bewährt, es geht flüssig von der Hand und es ist einfach ein Markenzeichen der Spielserie geworden. Neu ist auch hier die bessere Integrität der Umgebung. Steht beispielsweise ein Stromkasten nahe bei, wird auch jeder noch so starke Ganove mit einem Luftwurf in selbigen ganz schnell mucksmäuschenstill. Der ebenfalls neue Angstangriff ist besonders bei Gruppen effektiv. Verängstigte Gegnerscharen sind dadurch weit einfacherer zu besiegen und ihre Überzahl dezimiert sich mitunter sehr rasch.
Grafisch macht Batman: Arkham Knight den erhofften Sprung und sieht bombastisch auf der neuen Konsolengeneration aus. Die Gesichtsanimationen sind eine Wonne, man empfindet jede Gefühlsregung auf Anhieb mit. Auch die Stadt Gotham wurde schaurig düster in Szene gesetzt und versprüht das schummrige Flair der Filme. Staub, dichter Nebel, enge Gassen, diffuse Lichter etc. runden einen sehr stimmigen Eindruck der Optik ab. Gleiches gilt für den Sound, der gewohnt stimmungsvoll aus den Boxen dröhnt und dank dynamischer Schwerpunkte immer den richtigen Moment für spannungsgeladene Akkord-Orgien findet.
Fazit
Batman: Arkham Knight ist der erhoffte krönende Abschluss einer Spielesaga geworden, dessen Erfolgsgeschichte so hätte niemand voraus ahnen können. Ein stetiges Bergauf (mit Ausnahme von Origins) hat uns begleitet und die Spannungskurve hielt bis zum Schluss. Zu diesem Schluss muss man sagen, denn es fällt der Vorhang und wir müssen vorerst Abschied nehmen vom dunklen Ritter. Wie aber eingangs beschrieben: Wenn nur jede Spielserie ein solch grandioses Feuerwerk am Ende abfeuern würde wie bei Batman, dann wären wir Zocker die glücklichsten Menschen auf Erden. Danke Batman für die vielen spannenden Stunden!