Atomic Heart – Test

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    Nach über 5 Jahren Entwicklungszeit steht Atomic Heart endlich in den Startlöchern. Als Hoffnung am Shooter-Himmel gestartet muss sich das kontroverse Abenteuer mit seinem utopischen Setting nun der Wirklichkeit stellen. Wir haben Atomic Heart für unseren Test ausgiebig unter die Lupe genommen!

     

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    Für diesen Test spielten wir Atomic Heart auf Playstation 5

     

    Wie schon bei Hogwarts Legacy gab und gibt es auch bei Atomic Heart etliche Kontroversen im Vorfeld innerhalb der Gamerszene. Der Entwicklerschmiede Mundfish wird vorgeworfen, sich nicht eindeutig vom Russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu distanzieren. Eine zu große Nähe zum Kreml und die wirtschaftliche Abhängigkeit zwielichtiger Geldgeber konnte das Team bis heute nicht komplett ausräumen. Ferner stand in den Nutzervereinbarung, dass man persönliche Daten der Spielerinnen und Spieler sammelt und diese der Regierung zur Verfügung stellen würde. Dieser Passus wurde mittlerweile aus den AGB wieder gestrichen und bei den Kollegen von Gamesradar widersprach Mundfish den Anschuldigungen vehement.

    Wir von game2gether konzentrieren uns hier auf unsere Kernkompetenz und besprechen Videospiele. So richtig und wichtig Diskussionen rund um das aktuelle Weltgeschehen sind: Ein Gamingblog ist dafür keine adäquate Anlaufstelle. Wir hoffen auf euer Verständnis.

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    Story

    Liebe Genossinnen und Genossen, Willkommen hinter dem Eisernen Vorhang 2.0. So in etwa werdet ihr in Atomic Heart begrüßt, hier ticken die Uhren nämlich etwas anders. In einem alternativen Zeitstrang ist die Sowjetunion die Supermacht schlechthin geworden, wir schreiben das Jahr 1955.

    In der Theorie ist hier viel Friede, Freude, Eierkuchen. Den Menschen geht es dank technologischen Fortschritts gut und es mangelt an nichts. Besser noch, man muss sogar nicht mehr arbeiten gehen und kann 24/7 seinem eigenen Leben frönen. Während Roboter alle Arbeiten übernehmen, darf sich die Menschheit voll und ganz auf die neue Errungenschaft Polymere stützen.

    Diese sind das Wunderwerkzeug, dass dem Kollektiv 2.0 zu seinem Aufschwung verhalf. Die kleinen Implantate geben ihren Besitzern nämlich reichhaltiges Wissen, ohne dafür etliche Jahre die Schulbank drücken zu müssen. Das Intro erklärt nicht nur grundlegende Spielmechaniken, sondern entführt uns mitten rein in diese äußerlich farbenfrohe und durchdirigierte Welt. Propagandaplakate, eine Parade mit Robotern im Gleichschritt, untermalt von passender Marschmusik ist unser Einstieg mit unserer Hauptfigur P3.

    Der Auflug vorbei an monumentalen Steinstatuen endet jäh. Die Roboter drehen urplötzlich völlig am Rad und erkennen die Menschen als ihre Feinde an. Dummerweise aktivieren sie ihren Kampfmodus und man kann sich ausmalen, was nun passiert. In Sicherheit gebracht bekommen wir als P3 den Sonderauftrag, den verantwortlichen Wissenschaftler ausfindig zu machen und das Kampfprotokoll wieder zu deaktivieren. Dabei steht uns als hilfreiches Gadget der Handschuh Charles zur Seite, der sich als mächtiger Tausendsassa entpuppt.

    atomic heart

     

    Gameplay

    Vielfach wurde im Vorfeld eine spielerische und optische Nähe zu Bioshock erwähnt. Und ja, Atomic Heart erinnert oberflächlich in vielerlei Hinsicht an die Erfolgsreihe Bioshock. Beispielsweise kann man das Gameplay in beiden Spielen als Shooter mit Kräften bezeichnen, im Falle von Atomic Heart dank des Handschuhs Charles.

    Elementarschäden wie Feuer und Frost, aber auch Blitze und Telekinese beherrscht Euer Handbegleiter. Zudem bietet er auch abseits aller Kämpfe seine Hilfe an, etwa dann, wenn ihr Schlösser knacken oder euch gleich in ein ganzes Computersystem hacken wollt. Charles steht uns immer mit Rat und Tat zur Seite, er weiß, wie die Welt tickt und gibt unterwegs auch gerne ein paar Hintergrundinfos preis.

    Im Gefecht nutzt ihr die übernatürlichen Fähigkeiten mit den linken Schultertasten, die beiden rechten Trigger bedienen Schuss- und Nahkampfwaffen. Das Gunplay fühlt sich richtig gut an und ist dank toller Schadenseffekte auch herrlich befriedigend. Genau aus dieser Lust an tollen Effekten und Schadensmodellen werdet ihr auch gerne in den Nahkampf gehen, um die humanoiden Roboter mit Messern und Äxten förmlich aufzuschlitzen.

    Die Skills eignen sich gleichermaßen für einzelne Gegner, als auch für ganze Gruppen. Gerade der Telekinese-Slam ist für Crowd Control ein ganz hervorragendes Mittel. Mit Polymer sprüht ihr derweilen Feinde ein und verstärkt damit jedwede Elementarschäden. Umgekehrt könnt ihr auch Fallen damit erstellen und angelockte Gegner in ein Schaumbad locken, wo sie dann dem Untergang geweiht sind.

    Atomic Heart will euch locken, alle verfügbaren Angriffe und Fähigkeiten miteinander zu verbinden. Das klappt mal mehr und mal minder gut, flüssige oder gar vordefinierte Kombos werdet ihr allerdings nicht finden. Die Wahrscheinlichkeit ist auch recht hoch, dass ihr früher oder später eure Lieblingsfähigkeiten findet und diese dann über den Skilltree hochlevelt. Im Umkehrschluss heißt dies, dass ihr andere Skills komplett links liegen lasst.

    Stealth funktioniert leider nicht wirklich praktikabel, obwohl das Spiel eine Menge passender Situationen liefert. Primär gibt es so gut wie kein Feedback dazu, ob ein Feind euch erspähen kann oder nicht. Hinter Mauern seid ihr sicher, allerdings bietet die Vegetation, selbst dichte Büsche, keinerlei Sichtschutz. Man erfährt an dieser Stelle einfach nicht, ob man dort safe ist oder eben nicht. Die Sichtreichweite aller Feinde ist ebenfalls reines Glücksspiel und man findet aufgrund der Reihe an Missverständnissen kaum einen guten Platz, um Laufwege der Feinde studieren zu können. Einzig die Überwachungskameras sind gut erkennbar und per Blitz schnell deaktiviert.

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    Die Welt von Atomic Heart

    Das Gesamtbild der offenen Welt in Atomic Heart ist absolut schlüssig und optisch wunderbar anzusehen. Der Retrolook der 1950er Jahre mit gedachter zukünftiger Weiterentwicklung steht dem Spiel hervorragend gut. Euch selbst stehen dabei Tür und Tor offen, was ihr als nächstes machen möchtet. Die vergleichsweise kleine Welt ist offen und frei zugänglich, gepaart mit ein paar linearen Abschnitten und geschlossenen Dungeons.

    Immer wieder entdeckt ihr kleinere Anlagen, die von Robotern bewacht sind und zum Kampf auf offenem Feld einladen. Als Loot winken hier nicht nur wichtige Ressourcen, sondern auch Emails und Audiologs, welche düstere Hintergrundinfos liefern oder gar die Hauptstory weiterspannen. Düster deshalb, weil implantierte Chips verstorbener Menschen ihre letzten Momente vor dem Tod wiedergeben können.

    Besonders lohnend sind die Ressourcen, mit denen ihr euer Waffenarsenal leveln dürft. Die Materialien sind recht rar gesäht und so muss man schon abwägen, ob und welchem Ballermann man ein bisschen mehr Damage-Output gönnt. Dungeons findet ihr fast immer hinter verschlossenen Eingängen, die ihr zunächst öffnen müsst. Hier erwarten euch abwechslungsreiche und teils knifflige Rätsel, die ihr vorab lösen sollt. Auch Schlösser müssen geknackt werden, wobei euch hier drei unterschiedliche Mechaniken auf die Probe stellen und erfrischend anders funktionieren, als Schlösserknacken in anderen Videospielen.

    Alles in Allem lässt die offene Welt in Atomic Heart viele Möglichkeiten liegen und schöpft ihr Potential nicht aus. Ganz im Gegensatz zu den Dungeons und den linearen Storymissionen, die sich ganz hervorragend spielen.

    Kopfzerbrechen auf besondere Art bereitete uns die Kontrollstation. Im Grunde könnt ihr euch dank dieser nämlich lupenrein durch etliche Missionen „schummeln“. Einsätze geht ihr üblicherweise so heran, dass ihr ein Ziel vorgegeben bekommt, auf dem Weg dorthin alle Gegner ausschaltet und euch so also immer wieder Gunfights liefert. Die Kontrollstation jedoch lässt euch nach kleineren Hackeraufgaben bis zum Terminal für die Kraftwerke vordringen. Sobald dieses überladen wurde, werden alle Roboter in der Region deaktiviert. Ob das so von den Entwicklern beabsichtigt war? Vermutlich nicht, es ist im Grunde  nämlich ein echter Gamebreaker.

    atomic heart

     

    P3 und Charles

    Spielfigur P3 und der Wunderhandschuh Charles sollen in Atomic Heart eigentlich als dynamisches Duo agieren. Das ist nett gedacht, allerdings ziemlich hanebüchen umgesetzt.

    Um noch einmal den Vergleich zu Bioshock zu ziehen: Was 2K damals an Inszenierung und worldbuilding geleistet hat, ist einem Atomic Heart meilenweit voraus. Alleine schon die Zwischensequenzen sind so hölzern umgesetzt, dass man sich regelmäßig ärgert. Zumal das Setting und die Exposition deutlich mehr hergegeben hätten. Äußerlich also top, aber die inneren Werte sind leider ein Flop.

    Allen voran unser Held P3. Er platzt vor lauter Klischees, haut unpassende Ein-Wort-Sätze am laufenden Band heraus und flucht ohne Punkt und Komma. Anfangs mag man ihm das noch verzeihen, allerdings werden seine Hasstiraden sehr schnell extrem nervig. Solch eine geistige Minderbegabung mag passend für ein Duke Nukem oder Bulletstorm sein, da diese Art von Fun-Shooter eben auch genau darauf ausgelegt ist. Atomic Heart bietet einen ernsten Background und ein dystopisches Setting, daher wirkt die Hauptfigur völlig deplatziert. Die mangelnde Empathie für ihn wird auch dadurch nicht besser, dass wir anfangs erfahren, dass er an Amnesie leidet.

    Erneut bringt Atomic Heart sein Potential nicht auf die Strecke, dabei läge alles bereit. Hin und wieder gibt es sogar nachdenkliche Gespräche zwischen ihm und Charles. Dinge werden hinterfragt, Sichtweisen kritisch beleuchtet, Entscheidungen in Frage gestellt. Doch kratzt das alles maximal an der Oberfläche und geht kaum in die Tiefe. Und Auflösungen oder gar Lösungsansätze kommen ohnehin nicht zur Geltung, von daher weiß man bis zum Abspann nicht, was die Message des Spiels sein soll. Nun, vielleicht will man auch keine Antworten liefern bei dieser Historie.

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    Atomic Hearts auf dem PC mit Nvidia Tech im Checkup

    Neben dem Testmuster, welches auf der Playstation 5 gezockt wurde, haben wir uns Atomic Hearts noch auf dem PC angeschaut. Unser Fokus hierbei lag auf NVIDIA-Techniken wie Raytracing, DLSS und Reflex. Da Raytracing wieder rausgepatched wurde, blieb uns noch DLSS 3 zur Verfügung, um uns einen Eindruck von der Wundertechnik aus dem Hause Nvidia zu verschaffen.

    DLSS 3.0: Hier sprechen wir also von einer Kantenglätungstechnologie die alles bisher da Gewesene in den Schatten stellen soll. NVIDIA verwendet für DLSS eine eigene Cloud-Hardware in Form eines SATURN-V-Supercomputers. Mit DLSS werden also kurz gesagt, Bilder schöner gemacht, dank einer KI.

    Klingt natürlich sehr gut, wenn man dann auch noch bedenkt, das mit DLSS bei einem 4K Spiel schon DLSS 2x ausreichen soll, um ein 64x Super Sampling Ergebnis zu erreichen. Mit dem Aufkommen von Deep Learning und KI erlebt die Welt des Computings einen erstaunlichen Wandel. Für das Training als auch für die Inferenz ist Deep Learning auf GPU-Beschleunigung angewiesen.

    Doch genug geschnackt, kommen wir zu dem wichtigeren Teil, den Ergebnissen. Wir haben Atomic Hearts in 1440p und in 4K getestet und jeweils DLSS 3.0 und DLSS 3.0 FG (FrameGeneeration) verwendet. Unsere Ergebnisse packen wir euch kurz und knapp in eine kleine Vergleichstabelle.

    Atomic Hearts – 4K
    Auflösung 4K 4K DLSS 4K DLSS FG
    Frames per Seconds 70 105 107

     

    Atomic Hearts – 1440p
    Auflösung 1440p 1440p DLSS 1440p DLSS FG
    Frames per Seconds 104 135 185

     

    DLSS 3.0 zeigt sich mächtig und leistungsstark und kann in beiden Auflösungen punkten, auch wenn in 1440p mit DLSS 3 FG der größte Sprung erreicht wurde. In 1440p haben wir eine Steigerung mit DLSS 3.0 von 29% ermittelt und mit DLSS 3.0 FG sagenhafte 77%. In 4K sind die Sprünge bei den FPS in Zahlen nicht so extrem gestiegen, aber am Ende zählt nur der prozentuale Satz und der hat es auch in sich. Unter 4K mit DLSS 3.0 haben wir eine FPS Steigerung von Rund 50% und mit DLSS 3.0 FG kommen wir auf immerhin 53%. Unterm Strich ein ordentlicher Boost für die FPS und grafisch erkennt man kam einen Unterschied.

    Getestet haben wir das Ganze mit einem AMD Ryzen 5950X, 64GB RAM @3733 MHz und einer von NVIDIA zur Verfügung gestellten INNO3D RTX 4070 Ti iChill X3.

    Atomic Heart – Fazit

    Zwischen dem phantastischen visuellen Stil und dem eigentlichen Inhalt klafft in Atomic Heart eine enorme Lücke. Man kann in der Tat große Parallelen zwischen Bioshock feststellen, nur halten wir am Ende fest: Während uns Bioshock auch noch Jahre später im Gedächtnis geblieben ist, wird es Atomic Heart nicht sein.

    Es ist die Summe an Kleinigkeiten, die hier das Konstrukt in sich zusammenfallen lassen. An vielen Ecken kann man erahnen, was die Entwickler im Sinn hatten. An der sauberen Umsetzung hapert es dann nur eben immer und immer wieder. Atomic Heart weiß einfach nicht, was es wirklich sein will und verheddert sich in Ansätzen, um dann nur an der Oberflächlichkeit zu verweilen.

    Atomic Heart ist kein schlechtes Spiel, nur leider eben eins voller verpasster Möglichkeiten!

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur