Anno 117: Pax Romana – Test/Review

Die Anno Reihe ist wohl eine der größten Erfolgsserien in der deutschen Gaminggeschichte und nicht nur das: Es ist auch eine Reihe die mehrere Generationen gleichzeitig in ihren Bann zieht. Nicht ohne Grund hat daher die Ankündigung des neuen Teils Anno 117: Pax Romana seit Monaten für Vorfreude gesorgt. Die Frage die sich nun aber stellt, kann dieser in die Fußstapfen der Vorgänger treten und was muss er dafür liefern?

Kampagne: Wie gut ist das Storytelling?

In Anno 117: Pax Romana kann man zwischen zwei Charakteren – Marcia und Marcus wählen. Die Geschwister haben unterschiedliche Hintergründe und man begleitet sie auf verschiedenen Lebenswegen.

Die Geschichte von Marcia beginnt, wie die einiger Frauen in der damaligen Zeit. Ohne Mitspracherecht, wird sie an einen deutlich älteren Mann verheiratet. In ihrem Fall gibt es jedoch außergewöhnliche Besonderheiten. Durch die Heirat wird sie Teil des Kreises rund um den Kaiser. Allerdings lernt sie weder am Tag der Hochzeit noch in den Tagen darauf ihren Ehemann kennen. Bei Nachfragen wird ihr von immer wieder neuen Krankheiten berichtet, weswegen er unpässlich sei und keinen Besuch empfangen könne. An seiner Stelle ist es nun Marcias Aufgabe die kleine Siedlung Juliana aufzubauen und zu verwalten. Marcia gehorcht scheinbar, lässt sich allerdings von den merkwürdigen Umständen nicht beirren und sucht selbst nach der Wahrheit, mit den Mitteln die ihr zur Verfügung stehen.

Marcias Bruder Marcus ist eher rebellischer Natur. Wie seine Schwester erhält allerdings auch er die Aufgabe nach Juliana zu segeln um diese aufzubauen und zu verwalten. Die beiden Geschichten, sind in der Abfolge und den Aufgaben recht ähnlich, nur die Dialoge und Hintergründe werden anders eingeflochten. So findet zum Beispiel bei Marcus zu Beginn eine Feier zur Namensgebung statt, während Marcia ihre Hochzeit feiert. Die Cutscenes verwenden dabei die gleiche Bildabfolge.

Rund 6-18 Stunden nehmen die jeweiligen Geschichten in Anspruch. Die Kampagne hat nicht nur Unterhaltungsvorzüge sondern ist auch für Spieler von Vorteil, die neu und Schritt für Schritt in Anno 117: Pax Romana einsteigen möchten. Durch Erzählungen wird das eigentliche Gameplay unterbrochen und an das Storytelling angepasst. Gerade beim ersten Run bleibt man dadurch von der Komplexität der gesamten Wirtschaftssimulation etwas verschont und lernt die Mechaniken und Neuerungen ganz entspannt. Aus diesem Grund können wir diesen Modus allen Spielern für den seichten Start empfehlen.

Gameplay: Was gibt es Neues bei Anno 117: Pax Romana?

Anno 117: Pax Romana kommt mit tollen Neuerungen daher. Nein, die Rede ist nicht von lang ersehnten schrägen Straßen, wenn diese auch unser Städtebau-Herz höher schlagen lassen haben. Die Wirtschaftssimulation ermöglicht zukünftig eine Auswahl verschiedener Bevölkerungen. Falls der ein oder andere denkt „Andere Völker gab es doch schon länger?“, können wir dennoch getrost antworten: Nicht in dieser Form! Ab jetzt hat man von Beginn an eine Wahl. Während in der Vergangenheit unterschiedliche Gebiete erspielt werden mussten und andere Bevölkerungen und Kulturen nicht die gleiche Bandbreite an Gebäuden und Entwicklungsstufen mitbrachten, können wir jetzt entscheiden, was uns mehr zusagt.

Spieler können in Anno 117: Pax Romana direkt zum Einstieg wählen, ob sie die Segel lieber in Richtung warmes Latinum oder doch in das raue Albion setzen möchten. Je nach Entscheidung stehen komplett verschiedene Kulturen, Gebäude und Wirtschaftszweige zur Verfügung. Wer den Weg nach Albion einschlägt, hat sogar noch eine weitere Möglichkeit. Entlang der verschiedenen Bevölkerungsstufen hat man die Option zwischen zwei Entwicklungszweigen. Die Traditionsliebhaber können die ansässige keltische Kultur beibehalten oder man schlägt einen anderen Weg ein und nähert sich den Römern an.

Einfluss hat dies vor allem auf die Bedürfnisse. Während das Einheimische Volk eher zu Bier und Käse tendiert, verlangt es dem anderen nach Wurst und Brot. Somit sind entsprechende Produktionszweige aufzubauen, mit verschiedenen Kosten und Einflüssen. Letztere erreichen positive oder negative Effekte auf die umliegenden Bauten. Dies kann zum Beispiel dazu führen, dass ein Produktionsgebäude in Nähe von Wohnhäusern die Einnahmen steigert aber auch die Brandgefahr erhöht. Während in der Vergangenheit ganze Industriegebiete errichtet wurden, gilt es nun wohlüberlegt zu platzieren, auch wenn das zum Schneider im Stadtzentrum führt.

Zwischen Glaube und Wissenschaft

Eine weitere Neuerung ist der Einfluss von Religion. Jede bevölkerte Insel kann ihren eigenen Patron wählen. Auch hier sollte die Wahl zwischen Neptun, Ceres und anderen weise ausfallen. Jeder der sieben Patronen gibt der Insel und ihrer Wirtschaft andere Buffs. Nicht jede Gottheit steht von Beginn an zur Verfügung, was uns zu einer weiteren Veränderung bringt. Über einen Wissensbaum können neue Technologien, Erweiterungen oder Gottheiten freigeschalten werden, sofern dem Volk die entsprechenden Einrichtungen zur Verfügung stehen. Jede Forschung benötigt Zeit und zum Teil bestimmte Anforderungen. Diese sind in die Themen Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Militär eingestuft und haben damit auch einen strategischen Einfluss auf die Spielwelt.

Wie in der Wissenschaft sichtbar wird, bringt Anno 117: Pax Romana eine altbekannte Mechanik zurück. Als wesentlicher Bestandteil früher Anno Teile, ruhte die Kriegsführung zu Land in den letzten Ablegern. Nun heißt es wieder Kasernen bauen, Soldaten rekrutieren und Mauern um das Schützenswerte ziehen. Aus allen Provinzen können insgesamt 11 verschiedene Einheitstypen ausgebildet werden, um zu verteidigen oder zu erobern.

Wie wirken sich die Neuerungen auf das Spielerlebnis aus?

In den letzten Ablegern überzeugte die Anno Serie mit immer besseren Wirtschaftsstatistiken, vielfältigen Völkern und ausgereifteren Kampagnen. Umso erfrischender ist es, dass dies nicht nur sinnvoll erweitert wurde, sondern die Kriegsführung weiter ausgebaut wird. Krieg ist in Strategiespielen immer ein zusätzlicher Komplexitätstreiber, da er kostspielig ist, die eigene Infrastruktur in Gefahr ist, er aber auch bei strategischem Einsatz Chancen birgt. Für Anno Veteranen wird die Steuerung und das Gameplay der Einheiten vertraut wirken und Neulinge haben aufgrund der vielfältigen Schwierigkeitsoptionen die Möglichkeit sanft einzusteigen.

Über eine Kaserne werden Rekruten ausgebildet, welche auf Gebieten postiert werden können oder patrouillieren. Durch den Wissensbaum können stärkere Einheiten freigeschalten werden oder neue Produktionszweige für besondere Waffen. Neben den Landsoldaten, ist der Kampf bei See erhalten geblieben und muss im Falle eines Gefechtes kombiniert werden. Jeder Spieler hat einen Landsitz, der erobert werden kann. Ist dies geschehen, ist die Schlacht verloren. Anno 117: Pax Romana ist die Umsetzung des Kampfsystems gut gelungen.

Auch wenn der Fokus von Anno 117: Pax Romana auf Strategie, Wirtschaft und Kriegsführung liegt, können Inseln dennoch als Prunkvolle Perle hervorstechen. Dekorationen sind auch in diesem Teil verfügbar und sogar erspielbar. Durch den Forstschritt im Spiel erntet man Ruhm, welcher wiederum in der Ruhmeshalle gegen Skins, Deko-Objekte oder weitere Spielinhalte eingetauscht werden kann.

In Anno 117: Pax Romana ist entspanntes Inselgestalten dennoch eher selten. Grundsätzlich gibt es mit uns selbst 4 Gouverneure mit eigenen Interessen sowie 2 optionale räuberische Gegner. Wer keine Lust auf KI hat, kann diese mit bis zu drei echten Menschen ersetzen und friedlich oder kämpferisch gegen seine Freunde oder auch Fremde antreten. Die beiden Zusatzgegner Caeso und Voada können dabei nicht nur deaktiviert sondern auch in ihrer Schwierigkeit und dem Auftreten angepasst werden. 

Ton und Technik: Kommt der Ableger mit Stabilität?

Optisch gesehen ist Anno 117: Pax Romana ein wahres Wunderwerk. Die Einstieg in die Kampagne ist cinematisch in Szene gesetzt, die Ladebildschirme sind mit wunderschönen Artworks versehen und auch im Gameplay ist die Steigerung zum Vorgänger sichtbar. Positiv fällt auf, dass sich beim Bau Gebäude an Nebengebäude anpassen und so ganze Innenhöfe entstehen.

Bereits in der Vergangenheit glänze die Anno Reihe mit passenden Melodien zum Zeitalter und eingängigen Spielsounds. Anno 117: Pax Romana reiht sich in diese Erfolgsserie ein und verspricht ein wunderbar abgestimmtes Klangerlebnis bis hin zur gelungenen Synchronisierung. Ein schönes Detail ist, dass die Bewohner sich beim heranzoomen über allerlei alltägliche Dinge austauschen. Auch ein Feedback zur Stimmung, bekommt man durch die Auswahl der Häuser, wie schon aus der Vergangenheit bekannt.

Technisch läuft Anno 117: Pax Romana weitestgehend stabil. Während unseres Tests sind kleinere Bugs und Ruckler aufgetreten, die allerdings das Spielerlebnis nicht besonders gestört haben. Nach Sequenzwechseln benötigen manche Gegenstände ab und an etwas mehr Ladezeit, sind jedoch anschließend ohne Einschränkung in der Spielwelt sichtbar. Zu beachten ist, dass Ubisoft hier empfiehlt eine SSD zu nutzen, um dem Nachladen Abhilfe zu schaffen.

Um Anno 117: Pax Romana spielen zu können, ist folgende Hardware erforderlich:

Minimale Systemanforderungen
• Betriebssystem: Windows 10
• Prozessor: Intel Core i7-7700 oder AMD Ryzen 5 1600
• Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
• Grafik: NVIDIA GeForce GTX 1660 (6GB) oder AMD Radeon RX-5600 XT (6GB)
• Speicherplatz: 117 GB verfügbarer Speicherplatz

Empfohlene Systemanforderungen
• Betriebssystem: Windows 11
• Prozessor: Intel Core i5-9600k oder AMD Ryzen 5 3600
• Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
• Grafik: NVIDIA GeForce RTX 2070, AMD Radeon RX 6600 XT
• Speicherplatz: 117 GB verfügbarer Speicherplatz

Für die Grafikenthusiasten wird neben den oben genannten Specs mindestens eine NVIDIA Geforce 3060 TI oder vergleichbare AMD Grafikkarte empfohlen. Gesteuert wird Anno 117: Pax Romana herkömmlich mit Maus und Tastatur am PC oder mit Controller an der Konsole. Potentiell ist es über Handhelds in Verbindung mit Geforce Now, Luna oder Blacknut ebenfalls spielbar. 

Editionen und DLC´s

Anno 117: Pax Romana erscheint neben physischen in zwei verschiedenen digitalen Optionen. Neben der Standard Variante kann die Gold Edition erworben werden, welche neben kosmetischen Inhalten den Year 1 Pass enthält und damit Zugang zu den kommenden ersten drei DLC´s gewährt:

• Prophecies of Ash – Eine Region im Latinum fällt einem Vulkan zum Opfer
• The Hippodrom – Unterhalte dein Volk nach der Inspiration des Circus Maximus
• Dawn of the Delta – Erkunde und besiedle eine neue Region im alten Ägypten

Fazit zu Anno 117: Pax Romana

Anno 117: Pax Romana bleibt bei altbewährtem, bringt aber auch Neues gekonnt ein. Es ist offensichtlich, dass hier viel Liebe im Detail steckt und Wünsche der Spieler einbezogen wurden – Ja vor allem die Kurven! Das Setting ist gut gewählt und die Unterschiedlichen Völker bringen eine gelungene Abwechslung mit. Auch wenn die Stärke der Wirtschaftssimulation immer eher im Gameplay lag und weniger im Storytelling, ist die Kampagne unterhaltsam und harmoniert gut mit den Hauptaspekten. Anno 117: Pax Romana fordert für dieses große Inhaltspaket einiges an Hardware und Leistung ein. Durch die Streaming Optionen kann allerdings auch dafür eine Lösung gefunden werden. Alles in allem können wir behaupten, dass sich Anno 117: Pax Romana wunderbar in die Erfolgsserie einreiht, viele Stunden Unterhaltung bietet und hält, was es verspricht.

Anno 117: Pax Romana ist ab dem 13.11.2025 für PC, PS5, Xbox Series S/X erhältlich.
Neugierig? Anbei haben wir den aktuellen Trailer für euch:  

Bildquelle: Ubisoft

Wir bedanken uns bei Ubisoft für die Bereitstellung eines kostenlosen Keys. Eine Einflussnahme seitens Entwickler ist nicht erfolgt.