Es ist Zeit den Zaubererhut zu entstauben, denn rund neun Jahre nach „Age of Wonders 3“, haben Spieler in „Age of Wonders 4“ erneut die Möglichkeit sich als Herrscher eines magischen Reiches voller Zwerge, Elfen, Menschen und anderen Wesen zu erheben. Wir haben uns in der Redaktion von Game2Gether das 4X-Spiel einmal genauer angeschaut, um herauszufinden, wie fesselnd und strategisch das Spielprinzip tatsächlich ist und welche Freiheiten „Age of Wonders 4“ bietet.
Story: Führt euer Volk an die Spitze
Der grobe rote Faden von „Age of Wonders 4“ ist schnell zusammengefasst. Mächtige Zauberer-Könige sind zurückgekehrt und wollen als Götter oder „Godir“ über die Sterblichen regieren. Es liegt nun am Spieler sein Volk anzuführen, weiterzuentwickeln und den Zauberer-Königen den Kampf anzusagen. Die Geschichte des gewählten Volkes bestimmen die Spieler selbst. Ob rechtschaffende Elfen, handelnde Zwerge oder kriegstreibende Rattenwesen – alles ist möglich und hängt allein vom Spielstil ab. Führt das Volk an die Spitze und prägt das Zeitalter der Wunder.
Gameplay
Um siegreich hervorzugehen, muss eine von vier Bedingungen erfüllt sein. Entweder erstrecken Spieler das Einflussgebiet ihres Volkes auf eine möglichst große Fläche, eliminieren alle anderen Völker, indem man deren Hauptstädte einnimmt, erforschen starke Magie, mit der sich die Welt nach den eigenen Vorstellungen formen lässt oder liegen bei Ablauf eines vorab festgelegten Zeitlimits mit Punkten vorn.
Doch bevor es so weit ist, wählen Spieler in welchem Reich ihre Reise beginnen soll. Dabei besitzt jedes Reich seine eigenen Vor- und Nachteile, was sich auf den Schwierigkeitsgrad auswirkt. Im Anschluss wird ein Volk gewählt. Dabei haben Spieler die Wahl aus vorgefertigten Völkern samt Helden oder sie kreieren ihr ganz eigenes Volk.
Entscheiden sich Spieler für letzteres, wählen sie zunächst die „Form“ ihres Volkes. Hier kann aus Folgenden gewählt werden:
- Menschen
- Elfenwesen
- Orkoide
- Zwergenwesen
- Halblinge
- Goblinoide
- Katzenhafte
- Rattenwesen
- Krötenwesen
- Maufwurfwesen
- Echsenvolk (Dragon Dawn DLC)
Jede Form bringt seine eigenen Vorteile mit sich, welche sich auf Körper und Geist des Volkes auswirken. Zwerge sind etwa besonders robust und bevorzugen die Verteidigungstaktik. Im Anschluss wählen Spieler die Kultur ihres Volkes, welche die anfänglichen Einheiten und die Wirtschaft bestimmt. Als nächstes werden die Gesellschaftseigenschaften bestimmt. Ist das gewählte Volk etwa ein Verehrer des Guten oder sind es alte Weise, welche nach arkanem Wissen streben. Wer alle Eigenschaften testen möchte, benötigt mehrere Spieldurchläufe. Die Auswahl ist groß und trägt sehr zum Wiederspielwert bei. Im nächsten Schritt wählen Spieler ihr erstes Buch der Magie. Diese enthalten verschiedene Zauber und besondere Einheiten, die ihr auf euren Spielstil anpassen könnt. Das „Buch des Glaubens“ schaltet etwa verschiedene Heil- und Unterstützungszauber frei.
Nachdem das Volk erstellt wurde, gilt es noch seinen Anführer oder Helden zu erschaffen. Der Herrscher kann ganz nach den eigenen Wünschen gestaltet zu werden, ähnlich der Charaktererstellung in RPGs stehen hier viele Anpassungsmöglichkeiten zur Verfügung. Von Geschlecht, körperlicher Gestalt, Haut- und Haarfarbe bis hin zur Kleidung und Waffen kann alles individualisiert werden.
Und das ist nur der Anfang, denn das Volk und ihr Held entwickeln sich im Spielverlauf kontinuierlich weiter. Neben freischaltbaren Vorteilen lassen sich die individuellen Fähigkeiten des Helden und dessen Ausrüstung anpassen.
Zug um Zug zum Sieg
Danach geht es schon auf die Weltkarte. Hier beginnt ihr mit einer Stadt und könnt umliegende Gebiete annektieren, um dort Rohstoffe zu generieren. Das Ganze läuft dabei Rundenbasiert ab. Zug um Zug vergrößert man sein Reich, forscht an neuen Gebäuden oder Magie und bewegt seine Armee über die Landkarte. Das Spielprinzip ist sehr genretypisch und wer bereits einen der Vorgänger oder andere 4X-Spiele wie Civilization gespielt hat, wird sich hier direkt zuhause fühlen.
Auf der anderen Seite mögen die vielen Möglichkeiten und Systeme auf den ersten Blick zwar abschreckend auf neue Spieler wirken es bleibt jedoch komplett ihnen überlassen, wie sehr sie sich damit auseinandersetzen. Um das Spiel etwas zu vereinfachen, bekommen Spieler einen Berater an ihre Seite gestellt, der neue Mechaniken erklärt und immer wieder Hinweise streut, was als nächstes zutun ist.
Darüber hinaus lassen sich verschiedene Prozesse wie das Aufklären der Karte oder die Produktion von Ressourcen automatisieren.
Trifft die Armee auf eine gegnerische Fraktion oder wagt bewusst den Angriff besteht die Möglichkeit die Kämpfe entweder automatisch oder in Echtzeit auszutragen. Um die Entscheidung zu erleichtern, werden die Siegeschancen eingeblendet. Trägt man den Kampf selbst aus, wechselt das Geschehen von der Weltkarte auf ein Schlachtfeld, welches von dem Ort, an dem man sich auf der Weltkarte befunden hat, beeinflusst wird.
Auch hier werden die Kämpfe rundenbasiert ausgetragen. Dabei kann sich jede Einheit bewegen und eine Aktion ausführen. Hier gibt es viel taktischen Spielraum. Sollen die Einheiten eine erhöhte Position einnehmen und mit Fernkampfwaffen angreifen, sollen sie den Frontalangriff wagen oder sollen sie mächtige Zauber wirken, die entweder dem Feind Schaden zufügen oder die eigenen Einheiten stäken? Die Kombinationen sind je nach Einheitentypen und gewählten Zaubern vielfältig.
Ähnlich läuft es bei der Belagerung feindlicher Städte ab. Diese müssen zunächst mehrere Runden belagert werden. Während den Runden können Projekte in Auftrag gegeben werden, die das Ganze beschleunigen. Das gibt Spielern Zeit ihren Angriff zu planen oder umgekehrt genug Zeit mit der eigenen Armee zur Verteidigung zu eilen.
Spieler müssen die Karte jedoch nicht mit Schwert und Magie unterwerfen, auch geschickte Diplomatie führt zum Sieg. Begegnet man einer anderen Fraktion können Handelsrouten und Bündnisse geschlossen werden. Aber Vorsicht: Andere Fraktionen reagieren ständig auf alles, was die Spieler tun. Dringt man etwa in ihren Hoheitsbereich ein oder annektiert ein Gebiet, auf das sie eigentlich Anspruch erheben, kann sich das auf die diplomatischen Beziehungen auswirken. Nicht jede Fraktion verhält sich gleich, abhängig vom Volk sind sie einem entweder von Natur aus freundlich oder feindlich gesinnt. Andere stellen wiederrum Forderungen für ihre Kooperation.
Steuerung
Gespielt werden kann „Age of Wonders 4“ mit Maus und Tastatur oder einem Controller. Genretypisch werden die meisten Aktionen, Bewegungen oder Forschungen mit einem Mausklick in Auftrag gegeben, die Kamera wird hingehen mit WASD oder den Pfeiltasten bewegt. Die Controllersteuerung ist ähnlich simpel.
Technik
Das Fantasy Setting wird auf grafischer Seite mit besonders Bunten und kräftigen Farben präsentiert. Die Karten sind liebevoll gestaltet und sehen wunderschön aus. Auch das Design der Einheiten ist gelungen. Das Spiel setzt hier auf eine angepasste Version der Creator Engine um das Spiel mit Leben zu füllen. Das UI ist übersichtlich gestaltet und ermöglicht schnelles navigieren zwischen den einzelnen Funktionen, Städten und Einheiten. „Age of Wonders 4“ hat trotz seiner großartigen Inszenierung moderate Anforderungen. Wer es spielen möchte, sollte laut Angaben der Entwickler mindestens folgendes mitbringen:
Prozessor: AMD Ryzen 5 1600X oder Intel i5-2500K
Arbeitsspeicher: 8GB RAM
Grafikkarte: Nvidia GTX 670 (2GB), AMD Radeon HD 7870 (2GB), Intel Iris Xe G7 (Tiger Lake) oder AMD Radeon Vega 8
Festplattenspeicher: 20 GB
Getestet wurde das Spiel am PC und auf dem Steam Deck. Auch auf dem kleinen Handheld läuft „Age of Wonders 4“ problemfrei und wird von Valve als „spielbar“ eingestuft.
Ton
Untermalt wird die bildschöne Grafik von einem märchenhaften und zugleich epischen Soundtrack von Michiel van den Bos, der auch bereits für den Soundtrack des ersten und dritten Teils sowie für die Musik des Sci-Fi-Ablegers „Age of Wonders: Planetfall“ zuständig war. Die Musik verleiht den Geschehnissen auf der Weltkarte etwas Mystisches und setzt Schlachten und Belagerungen episch in Szene. Die Tool-Tipps und Zwischensequenzen sind zum Teil vertont, allerdings nur in englischer Sprachausgabe. Die Texte sind in mehreren Sprachen, darunter Deutsch, verfügbar. Alles Gesagte kann auch jederzeit in der Enzyklopädie nachgelesen werden.
Werdet zum Drachen
Seit Release hat „Age of Wonders 4” zusätzlichen Content erhalten. Neben Outfit Paketen und kleineren DLCs, die neue Einheiten und Zauber umfassen, erschien am 20. Juni 2023 mit „Dragon Dawn“ eine größere Erweiterung. Diese schaltet das Echsenvolk als spielbare Rasse frei und ermöglicht Spielern einen Drachen als Anführer zu erschaffen. Zusätzlich erhält man außerdem zwei neue Zauberbücher, die neue Einheiten, Zauber und Verstärkungen ins Spiel bringen. „Dragon Dawn“ bietet außerdem mit „Aschekrieg“ eine neue Reichsoption. Hier sind sechs Drachenälteste in einen Konflikt verwickelt. Es liegt nun am Spieler mit wem er sich verbündet, um siegreich hervorzugehen.
Fazit zu Age of Wonders 4
„Age of Wonders 4“ hat Spielern viel zu bieten. Angefangen bei der großen Vielfalt und Freiheit bei der Gründung seines eigenen Reiches, über die strategische und diplomatische Tiefe im Umgang mit anderen Völkern bis hin zu imposanten Schlachten und Belagerungen. Da ist für jeden Strategie-Fan etwas dabei. Der Schwierigkeitsgrad ist modular, da es jedem Spieler selbst überlassen bleibt, wie sehr er sich in die Systeme von „Age of Wonders 4“ hineinfuchsen möchte. Die Möglichkeiten bestimmte Prozesse seines Reiches zu automatisieren, macht es auch Einsteigerfreundlich. Bei der Story kommen Fans von Fantasy-Geschichten voll auf ihre Kosten. Klare Empfehlung! Age of Wonders 4 ist seit dem 2. Mai 2023 für PC, PS5 sowie Xbox Series X/S erhältlich.
Neugierig? Anbei haben wir den aktuellen Trailer für euch:
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Wir bedanken uns bei Paradox Interactive und den Triumph Studios für die kostenlose Bereitstellung eines Review-Keys. Eine Einflussnahme des Publishers auf diesen Test erfolgte nicht.
Bildquelle: Paradox Interactive, Triumph Studios