SUNLU S4 Filamenttrockner – Test/Review

SUNLU verbindet man schon seit vielen Jahren mit einer großen Auswahl an 3D-Druck-Filamenten. Passend dazu finden sich auch Filament-Trockner im Produktportfolio. Der SUNLU S4 ist hierbei das größte Modell und bietet Platz für bis zu vier Filament-Spulen.

Vielen Dank an SUNLU für die Bereitstellung des Testmusters.

Auf unserem YouTube-Kanal↗ findet ihr auch ein Video zu diesem Filament-Trockner, indem wir diesen nochmal im Detail vorstellen.

Technische Daten:

Eine trockene Aufbewahrung ist für viele Filamente im FDM-3D-Druck entscheidend für eine gute Druckqualität. Für diese Anforderung bietet SUNLU unterschiedliche Filament-Trockner, zu denen sich der S4 gesellt hat. Dieser bietet Platz für bis zu vier Filament-Spulen in einer Größe von bis zu 1 kg. Aber er kann nicht nur Filamente trocknen, sondern auch für die Aufbewahrung und Bereitstellung genutzt werden. Hierzu lagern die Filament-Spulen auf beweglichen Rollen und das Gehäuse verfügt je Rolle über zwei verschließbare Öffnungen, um das Filament direkt zum Drucker zu führen. Für eine gleichmäßige und effiziente Trocknung der Spulen verfügt der SUNLU S4 über eine Heizleistung von 320 W und Lüfter, die die erwärmte Luft gleichmäßig im Innenraum verteilen sowie einen dauerhaften Luftstrom sicherstellen. Im Vergleich zum S2, der Platz für eine Spule bietet, ist die Heizleistung um den Faktor 6,9 größer. Die Bedienung erfolgt über das vom S2 bekannte Display und bietet für die diversen Materialien vorkonfigurierte Trocknungsprofile.

Weitere Details finden sich bei SUNLU.

Kapazität:	4 Spulen bis 1 kg Größe
Heizleistung:	320 W
Abmessungen:	458 x 218 x 312 mm
Gewicht:	4,8 kg

Über SUNLU:

SUNLU gehört zu den Unternehmen, die den Boom des 3D-Drucks eng begleitet haben. Gegründet im Jahr 2013 bestand die Vision darin, hochqualitative Verbrauchsmaterialien für 3D-Druck mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten. So erreichte SUNLU bereits 2014 eine Toleranz von 0,02 mm und mit einer Produktion von 1.500 Tonnen wurden sie 2018 zum weltweit größten Anbieter. Mittlerweile umfasst das Portfolio neben diversen Filamenten für den FDM-3D-Druck auch unterschiedliche UV-Resine für MSLA-3D-Drucker, Filament-Trockner und weiteres Zubehör. Auch FDM-3D-Drucker finden sich in der Produktpalette.

Verpackung und Lieferumfang:

Der SUNLU S4 wird in einer nicht eingefärbten Kartonage mit schwarzem Print geliefert. Auf der Vorderseite findet sich hier eine Abbildung des Filament-Trockners. Im Inneren wird dieser durch Schaumstoff und einen Folienbeutel geschützt.

Das mitgelieferte Zubehör findet sich im Inneren des Filament-Trockners. Hierbei handelt es sich zum einen um das Netzkabel, zum anderen um einige Bowden-Tubes.

Design und Verarbeitung:

Das Gehäuse des SUNLU S4 besteht überwiegend aus schwarzem Kunststoff mit einer Front aus einem dunkel eingefärbtem Acrylglas. Mittig in der Front befindet sich im unteren Bereich das Display, über das auch gleichzeitig die Bedienung erfolgt. Der Ein-/Ausschalter und der Anschluss für das Netzkabel finden sich an der Rückseite. Die Oberseite besitzt zwei große Deckel, die sich verriegeln und öffnen lassen. Im Innenraum finden sich zwei Halbschalen, die jeweils zwei Filament-Spulen aufnehmen können. Diese besitzen jeweils zwei kugelgelagerte Stangen, auf die die Spulen gestellt werden. In jeder der Halbschalen findet sich ein herausnehmbares Gitter, hinter dem man Silica-Gel-Päckchen einlegen kann, um die Luftfeuchtigkeit im Filament-Trockner länger niedrig zu halten. Mittig finden sich die beiden Lüfter zur Verteilung der warmen Luft, diese besitzen an den Außenseiten je einen Lufteinlass, sodass sie eine Luftströmung rund um die Filament-Spule erreichen. Durchführungen für das Filament befinden sich seitlich oben, je Seite zwei Stück, und in jedem Deckel nochmal zwei Stück.

Über Filamente und Feuchtigkeit:

Je nach Filament-Sorte stellt die Materialfeuchtigkeit ein nicht zu vernachlässigbaren Parameter im FDM-3D-Druck dar. Standardmäßig greift man meistens auf PLA zurück, da es das am einfachsten zu verarbeitende Material ist. Dies gilt auch für das Thema Feuchtigkeit, denn hier zeigt sich PLA als sehr genügsam und in normal trocknen Innenräumen benötigt man kaum eine Trocknung. Hat meinen seinen 3D-Drucker allerdings im Keller oder in der Garage aufgestellt, sollte man auch hier über eine Trocknung nachdenken. Es gibt jedoch viele andere Materialien, bei denen die Feuchtigkeit schnell zu Problemen führen kann. Die ebenfalls sehr beliebten Materialien ABS, PET-G und TPU zählen zum Beispiel hierzu. Möchte man mit diesen Materialien ein bestmögliches Ergebnis erzielen, sollte man sie stets trocken lagern und/oder vor jedem Druckvorgang trocknen. Hier kommen dann Filament-Trockner, wie der SUNLU S4 zum Einsatz. Alternativ kann man auch das Druckbett in Verbindung mit einer Abdeckung oder den Backofen nutzen. Von letzterem würden wir aber auch hygienischen Gründen und der Gefahr möglicher Verunreinigungen abraten. Für die langfristige Lagerung kann man auf Vakuumbeutel und Silica-Gel zurückgreifen.

Wichtig beim Trocknen ist, dass man nicht die Erweichungstemperatur des Filaments überschreitet. Denn in diesem Fall würde die Spule zu einem großen Klumpen zusammenschmelzen. SUNLU empfiehlt folgende Temperaturen für das Trocknen von Filamenten mit dem S4:

Filament-Typ	Temperatur
PLA	45 – 50 °C
PLA+	45 – 50 °C
WOOD	45 – 50 °C
PETG	45 – 50 °C
HIPS	50 – 55 °C
ABS	50 – 55 °C
TPU	50 – 55 °C
ASA	50 – 55 °C
PA	60 – 70 °C
PC	60 – 70 °C

Inbetriebnahme und Bedienung:

Die Inbetriebnahme des SUNLU S4 ist denkbar einfach, da der Filament-Trockner komplett vormontiert ist. Je nach Aufstellung muss man lediglich Bowden-Tubes einstecken. Dank der zwei verschiedenen Öffnungen je Spulenposition ergeben sich einige interessante Möglichkeiten der Aufstellung. So kann man zum Beispiel vier verschiedene Drucker gleichzeitig mit Filament versorgen. Da die Öffnungen paarweise nach rechts bzw. links ausgerichtet sind, bietet sich auch eine Aufstellung zwischen zwei Druckern an, bei der je eine Spulenposition zur Bereitstellung eines weiteren Filamentes dient. Versorgt man nur einen einzelnen Drucker, hat man gleich drei Vorratsplätze zur Verfügung. Besonders die beiden letzten Varianten bieten auch ihren Reiz, da man so nach dem Abschluss eines Druckes direkt auf die nächste Spule trocknen Filaments zurückgreifen kann.

Die Bedienung erfolgt über das vom S2 bekannte Touch-Display. Dieses zeigt die aktuelle Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit im Filament-Trockner an. Man kann hier unter vorkonfigurierten Profilen für die verschiedenen Materialien wählen, bei denen die typischen Trocknungs-Temperaturen hinterlegt sind. Im Mode 1 befindet sich der SUNLU S4 im reinen Trockner-Modus. In diesem Fall läuft das Gerät bis zum Erreichen einer voreingestellten Zeit und beendet dann den Trocknungsvorgang. Es gibt auch einen Mode 2, in diesem agiert der S4 in einem Bevorratungsmodus, nachdem der Timer abgelaufen ist. Hierfür kann man einen Grenzwert für die Luftfeuchtigkeit vorgeben. Wird dieser überschritten, schaltet sich der Filament-Trockner aktiv und reduziert die Luftfeuchtigkeit wieder auf 30 %. Dieser Modus ist auch ideal, um einen aktiven Drucker zu versorgen. Denn in diesem Fall darf das Filament auch nicht zu warm sein, da es ansonsten zu weich werden kann und Verstopfungen auftreten können.

Performance:

Um die Performance des Geräts etwas besser bewerten zu können, wollen wir uns zunächst einmal die Dauer des Aufheizvorgangs ansehen und mit dem Vorgängermodell vergleichen. Gestartet haben wir bei einer Raumtemperatur von etwa 21 °C und mit leeren Filament-Trocknern. Die Temperatur haben wir mit einem Voltcraft PL-125-T2USB VS Temperaturmessgerät mit einem Thermoelement Typ K gemessen.

Das Aufheizen bis auf eine Betriebstemperatur von 50 °C dauert beim SUNLU S4 nur knapp 150 Sekunden, möchte man 60 °C erreichen benötigt man insgesamt etwa 290 Sekunden. Hierbei macht es keinen Unterschied, ob man die Temperaturanzeige des Displays nutzt oder mit einem Sensor im Innenraum nachmisst.

Der SUNLU S2 benötigt ganze 380 Sekunden bis auf dem integrierten Display die 50 °C erreicht werden. Da hier kein Lüfter verbaut ist, dauert es insgesamt sogar 690 Sekunden bis wir mit unserem Temperatursensor im Innenraum tatsächlich 50 °C messen können.

Auch die Wärmeverteilung im Filament-Trockner ist ein interessanter Faktor. Hierfür haben wir im aufgeheizten Gerät unseren Temperatursensor an verschiedenen Stellen platziert, indem wir diesen durch die Öffnungen an der Oberseite gesteckt und auf halber Höhe platziert haben. Dabei konnten wir keine nennenswerten Unterschiede zwischen den einzelnen Messpunkten feststellen. Ist einmal die Betriebstemperatur erreicht, schwankt die Temperatur im Inneren abhängig davon, ob das Heizelement grade aktiv ist oder nicht. Ein völlig normaler Vorgang, der steuerungstechnisch bedingt ist. Wir konnten bei einer Zieltemperatur von 50 °C einen Schwankungsbereich von 45 °C bis 50 °C messen. Bei einer Temperatur von 60 °C fällt die Schwankung geringer aus.

Leistungsaufnahme:

Zur Erfassung der Leistungsaufnahme haben wir den Filament-Trockner mit einem Voltcraft Energiekosten-Messgerät SEM6000 mit dem Stromnetz verbunden und so die elektrische Leistungsaufnahme aufgezeichnet. Während des Aufheizvorgangs liegt diese bei 330 W und fällt mit steigender Temperatur in Richtung 290 W ab. Kurz nach dem Einschalten schlägt die Leistungsaufnahme kurzzeitig für wenige Sekunden in Richtung 900 W aus. Ein Heizelement, wie es hier verbaut ist, ist ein ohmscher Verbraucher und somit hängt die Leistungsaufnahme vom elektrischen Widerstand ab, welcher wiederum temperaturabhängig ist. Eine ansteigende Temperatur sorgt dabei für eine Abnahme des elektrischen Widerstands. Somit ergibt sich mit zunehmender Temperatur eine abfallende Leistungsaufnahme.

Upgrades und weitere Anwendungsmöglichkeiten:

Standardmäßig ist der SUNLU S4 darauf ausgelegt, vier Spulen bis zu einer Größe von 1 kg aufzunehmen. Die Grundfläche reicht aber auch für die größeren 2 kg oder 3 kg Spulen aus, jedoch nicht die Höhe. Hierzu finden sich online aber diverse Vorlagen, um den Filament-Trockner zu vergrößern. Bei diesen Upgrades sollte man jedoch darauf achten, dass man ein Filament mit höherer Temperaturbeständigkeit nutzt.

Auch neben dem Trocknen von Filamenten gibt es interessante Anwendungsmöglichkeiten. So findet sich beispielsweise auf dem YouTube-Kanal von SUNLU eine Anleitung, um den Filament-Trockner zu einem Schuhtrockner umzubauen. Auch eine Nutzung als Trockenkammer für Lackierarbeiten im Modellbau ist gut denkbar, da durch den Deckel zum einen ein Schutz vor Staub gegeben ist und zum anderen der warme Luftstrom die Trocknungszeiten reduzieren kann. Letzteres haben wir auch ausgetestet und damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Fazit:

Der SUNLU S4 zeigt in unserem Test eine sehr gute Trocknungsperfomance. Besonders dank der Lüfter und des starken Heizelementes wird die Zieltemperatur schnell erreicht und ist gleichmäßig über den Innenraum verteilt. Natürlich geht damit eine gewisse Lautstärke einher, die jedoch auch nicht höher ausfällt, wie die eines aktiven 3D-Druckers. Durch den großen Innenraum mit Platz für bis zu vier Filament-Spulen eignet sich der Filament-Trockner besonders gut für alle, die gleich mehrere Drucker parallel betreiben oder größere Druckprojekte planen. Denn so kann man gleich mehrere Spulen getrocknet bereitstellen oder sogar bis zu vier Drucker gleichzeitig mit Filament versorgen. Da man an den Öffnungen des Filament-Trockners Bowden-Tube-Schläuche einstecken kann, besteht sogar die Möglichkeit, das Filament ohne Luftkontakt bis zum Drucker zu führen. Sollte man nur hin und wieder mal eine Filament-Spule trocknen, bietet sich alternativ ein Blick auf den SUNLU S2 an.

Aktuell (Stand: 12.04.2024) ist der S4 im eigenen EU-Shop von SUNLU zu einem Preis von 153,28 € erhältlich, über idealo.de finden sich auch Angebote ab 139,00 € zzgl. Porto. Für alle Anwendenden, die den großen Innenraum regelmäßig ausnutzen, ein wirklich sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Der Filament-Trockner S4 wurde Game2Gether von SUNLU für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers oder Händlers auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.