Edifier D32 – Test

    edifier d32

    Der Markt an Bluetooth-Lautsprechern ist enorm groß und für jeden Geldbeutel gibt es ein passendes Modell. Eine Sache fällt dabei aber oft aus: Zahlreiche Speaker sehen absolut langweilig und generisch aus. Wer sich aus der Masse abheben möchte, der sollte sich den Edifier D32 Lautsprecher genauer anschauen. Denn das schicke Vintage-Gehäuse vereint satten Klang mit Multiroom-Fähigkeit und zahlreichen anderen Möglichkeiten.

     

    Nostalgie trifft auf Moderne

    Wenn man im Netz nach einer Bluetooth Box sucht, dann wird man von der Menge an Angeboten buchstäblich erschlagen. Unzählige schwarze Gehäuse, mal rund und mal eckig, erscheinen dann als Kaufvorschlag. Optisch sind die mobilen Lautsprecher so gar kein Hingucker, selbst wenn hier und da mal ein Speaker mit Lichteffekten prahlt. Ganz anders dagegen die Edifier D32 Box, die schon beim Anblick für große Augen sorgt. Ein Hauch von Nostalgie macht sich breit – und der kommt nicht von ungefähr.

    Zumindest diejenigen unter uns, die älteren Semesters sind, fühlen sich beim Edifier D32 Speaker um ein paar Jahrzehnte zurückversetzt. In den 50er und 60er Jahren waren wuchtige Röhrenradios en vogue, die von Außen alle recht ähnlich aussagen. Ob Grundig, Saba oder Telefunken: Ein stabiles Holzgehäuse musste es sein, an der Frontseite ein paar Tastschalter in Elfenbein(farbe) und dann natürlich der raumfüllende Lautsprecher samt Fell bzw. Stoffüberzug.

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    Links die Edifier D32, rechts ein typisches Radio Mitte der 60er Jahre. Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen. (Bildquelle: Wikipedia; Edifier)

     

    Technische Daten

    Bevor wir Hand ans Gerät anlegen, kommen wir zu den technischen Eckdaten:

    • Name: Edifier D32
    • Typ: Mobiler Lautsprecher
    • Farben: 3 Farbwahlmöglichkeiten: Braun; Walnuß-Schwarz; Creme
    • Gewicht: ca. 3kg
    • Größe: ca. 25cm x 16cm x 18cm
    • Preis: UVP 249€ (derzeit für ca. 150-190€ erhältlich)
    • Ausgangsleistung: 60 Watt
    • Frequenz: 52Hz – 40kHz
    • Membranen: 2x25mm Hochtöner, 116mm Tief- und Mitteltöner
    • Bassreflex: 2 Öffnungen rückseitig
    • Akku: 5200 mAh mit bis zu 11h Laufzeit
    • Verbindungen: Bluetooth 5.3, AUX input (3,5mm), Wifi, USB-C
    • Codes: SBC, AAC, LDAC und ALAC (via Apple AirPlay2)
    • Lieferumfang: Edifier D32, Stromkabel, USB-C Kabel, Kurzanleitung
    • Sonstiges: Equalizer via Edifier ConneX App (Android, iOS), rückseitiger Tragegriff, gummierte Standfüße

    Ähnlich wie beim ersten Date sind die ersten Sekunden die Entscheidenden. Hat man die Kartonagen und Umverpackungen beseitigt, hält man die Edifier D32 in den Händen und denkt: Wow! Der Ersteindruck ist äußert edel und wertig. Schnell klar ist, dass man hier keine 0815-Box in den Händen hält.

    Die unterseitig montierten vier Gummifüße sind stabil und halten den Speaker sicher genau da, wo er stehen soll. Vorderseitig sitzen die 5 Tastschalter, eine kleine Status-LED und natürlich der Stoffüberzug, hinter dem sich die eigentlichen Lautsprecher verstecken. Ein sehr rundes Gesamtbild mit Charme ergibt sich durch in Bronze und Gold gehaltenen Verzierungen.

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    Schick und doch schlicht gehalten: Die vorderseitigen Tastschalter sind eindeutig markiert und besitzen einen guten Druckpunkt.

    Von Links nach Rechts: Ein-Aus / Bluetooth / Play-Pause – Mute / Leiser – vorheriger Track / Lauter – nächster Track

    Die Tasten erklären sich von selbst, da sie keinerlei Verwechslungen zulassen. Einzig beim Ein-Aus-Schalter sollte man wissen, dass sie im Betrieb durch einen kurzen Druck die Audioquelle wechselt.

     

    Startklar in Sekunden

    Auf der Rückseite befinden sich eine Tragekerbe, die Bassreflexöffnungen und sämtliche Anschlüsse. Den Akku laden wir mittels Kaltgerät-Euro-Kabel, welches im Lieferumfang beiliegt. Daneben sitzen die USB-C und Aux-Eingänge. Als Powerbank kann die Edifier D32 nicht fungieren, der USB-C Anschluss gibt keine Leistung an ein angeschlossenes Smartphone ab. Das würde bei 5200mAh Akkukapazität auch ehrlich gesagt keinen Sinn ergeben.

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    Auf der Rückseite dominieren die Griffkerbe und die beiden Bassöffnungen. Mittig sind alle Anschlüsse eingefasst.

     

    Die Inbetriebnahme ist ein Träumchen und maximal einfach: Edifier D32 einschalten, Smartphone (oder andere Quelle) koppeln, fertig. Rein Versuchsweise durfte sich meine Mutter mit ihren 70 Lenzen an der Box versuchen und auch sie die Bedienung sehr schnell begriffen. Wenige Sekunden später ertönte bereits Udo Jürgens und ich wusste somit, dass Konnektivität und Bedienung sehr niederschwellig sind. Meinen Kindern (8 und 12 Jahre) musste ich natürlich auch nichts erklären. Die Digital Natives kitzelten ohne jedwede Erklärungen meinerseits in kürzester Zeit die Bässe der Box. Heißt im Klartext: Das oft zitierte „Für Alt und Jung“ ist hier Programm und 100% zutreffend.

    Ausprobiert haben wir die Edifier D32 Box in unterschiedlichen Szenarien:

    1. Gartenparty mit zahlreiche Gäste auf offenem Gelände
    2. Einfache Musikbeschallung im Esszimmer
    3. Tonausgabe bei Spielfilm
    4. Tonausgabe beim Gaming
    5. Tonausgabe mit Keytar

     

    Drinnen hui, draußen auch – mit Abstrichen

    Auf der Gartenparty fiel mir direkt auf, dass die Edifier D32 Box schnell an ihre Grenzen in puncto Lautstärke kommt. Im Freien bekommt man in unmittelbarer Nähe zum Lautsprecher die tollen Dynamiken mit. Sobald man sich aber ein paar Schritte bzw. Meter entfernt, wird das Klangbild deutlich blasser. Für eine kleine Party im Garten am Haus reicht es allemal, nur wenn die Freifläche zu weit wird, nimmt der Druck schnell ab. Ganz anders hingegen sieht es wiederum bei der Optik aus. Mehrfach wurde ich auf die Box angesprochen und das Adjektiv „schick“ fiel an diesem Abend nicht nur ein Mal.

    Deutlich wohler fühlt sich die D32 Box in geschlossenen Räumen und hier entfaltet sie dann auch ihre eigentlichen Stärken in bester Güte. Wir hatten schon zahlreiche BT-Lautsprecher bei uns im Esszimmer stehen, aber das hier ist einfach ein anderes Niveau. Das Klangbild ist sehr warm und lässt Amazon Echos und andere „Billigboxen“ blass und kalt erscheinen. Die Musik schimmert absolut klar und unmittelbar durch das Zimmer, der Sound klingt ausgewogen und gibt Dynamiken ihren notwendigen Spielraum.

    Beim Ausprobieren verschiedener Streaming-Anbieter wurde ich dann nochmals überrascht. Als Musik-Junkie nutze ich selbst Tidal, der Rest meiner Familie benötigt kein Hi-Res Audio und streamt per Spotify. Versuchsweise spielten wir mehrere identische Songs sowohl über Tidal, als auch über Spotify via Bluetooth-Kopplung. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht – und man muss kein ausgewiesener Musikexperte sein, um den Unterschied im Klangbild förmlich zu spüren. Dank LDAC-Codec ist die Auflösung enorm differenziert und druckvoll gleichermaßen.

    Gerade in diffizilen Passagen (beispielsweise Blues und Rock) formen sich Gitarren und Hi-Hats nahezu um den Hörer herum. Ein Mittendrin-Gefühl entsteht, was bei Live-Mittschnitten von Konzerten pures Glück vermittelt. Und lasst euch nicht täuschen: Obwohl sich die Bassleistung auf dem Papier eher mau liest, vermittelt die D32 Box ein ordentliches Druckgefühl für tiefe Bässe. Bei Techno, Funk und Co. scheppert der Bass auch in hohen Lautstärken nicht. Als Vinyl-Liebhaber schloss ich spontan noch meinen Teufel Dual Plattenspieler an, sowohl per Klinkekabel, als auch via BT. Das Ergebnis ist das Gleiche: Warme Klänge wohin man nur hört!

    Edifier D32

    Moderne Technik meets Vinyl aus den 70ern: Mit dem entsprechenden Schallplattenspieler ergibt die Edifier D32 ein Traumpaar. Optisch könnte die Box sogar der gleichen Epoche entstammen.

     

    Beim Gaming und Musizieren

    Vom Esszimmer ging es anschließend rüber ins Wohnzimmer, wo TV und Konsolen auf die klangliche Verstärkung warteten. Hier darf man keine Wunder erwarten und so ziemlich jedes Home Cinema System wird die Edifier D32 schlagen. Was klar sein sollte, denn das hier ist keine ausgewiesene Kernkompetenz der Box. Bei Actionsequenzen spürt man beispielsweise den Mangel an wuchtigem Bass und raumfüllend ist der Klang auch nicht – logisch. Aber sie tut ihren Dienst auch hier erstaunlich gut, gerade Dialoge und Musiken werden 1A zum Hörer transportiert. Abends habe ich dann noch kurzerhand unseren Beamer mit der D32 verbunden und die Kids waren froh, dass sie endlich nicht mehr den scheppernden Ton aus den integrierten Boxen des Beamers hören mussten. In allen Situationen funktionierte das Pairing problemlos binnen Sekunden.

    Ganz ähnlich schlägt sich die D32 beim Thema Gaming. Es funktioniert alles, kann aber nicht mit einer wuchtigen Dolby-Anlage mithalten, auch das ist logisch. Wir besitzen im Spielzimmer einen Zweit-Fernseher, an denen die Kinder gerne mit Switch und Co. etwas Freizeit verbringen. Normalerweise läuft die Tonausgabe über die eingebauten Boxen des Fernsehers. Als ich die Edifier D32 anschloss, wollten die Kinder sie nicht mehr hergeben. Ehrlich gesagt kann ich das nur zu gut verstehen. Der Ton war um Welten besser und Mario Kart, Splatoon und Co. machten deutlich mehr Spaß, als ohne die schicke Box. Im Klartext: Arcadige Videospiele machen mit der D32 richtig viel Laune. Spielt ihr Games, die Dolby zur Lokalisierung verlangen, dann habt ihr vermutlich ohnehin schon eine bessere Alternative daheim stehen.

    Abschließend wollte ich einfach mal testen, ob sich die Soundbox auch als Lautsprecher für ein Musikinstrument eignet. Meine Keytar (umgangssprachlich auch Umhängekeyboard genannt) verfügt über Bluetooth-Soundausgabe und so lag es auf der Hand, beide Geräte miteinander bekannt zu machen. Normalerweise hängt meine Roland AX per Kabel an einer Box von Behringer. Kabel ab, einen kleinen Verstärker zwischengeschaltet, die neue BT-Kopplung initiiert und dann konnte es tatsächlich auch schon losgehen. Ich genoss die kabellose Freiheit und spielte ein paar Songs – alles klappte wunderbar. Nur auch hier muss man ehrlicherweise sagen, dass die Edifier D32 wohl keiner Bandprobe standhalten würde, dafür ist die Endlautstärke einfach zu gering. Aber für das heimische Spiel mit elektronischen Instrumenten eignet sie sich allemal.

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    Die beiden Geräte harmonieren buchstäblich gut miteinander.

    Edifier ConneX-App

    Für sämtliche Bedienungen kann alternativ auch die Edifier ConneX-App genutzt werden. Außerdem bietet sich noch einige Features, die man an der Box selbst nicht einstellen kann. Die ConneX-App ist sowohl für Android, als auch für iOS erhältlich und benötigt etwas mehr als 100mb Speicherplatz auf eurem Smartphone oder Tablet.

    In ihr fühlt man sich ohne Erklärungen zurecht, der Aufbau ist klar und strukturiert. Einziges Manko: Derzeit steht nur Englisch als Sprache zur Verfügung. Vermutlich hängt dies mit der geringen Nutzung zusammen, denn in beiden Stores wurde die App nicht sonderlich oft heruntergeladen.

    In ihr findet ihr alle Anschlussoptionen zur Auswahl und eine rudimentäre Bedienkontrolle. Play, Pause und die Songs könnt ihr skippen, ebenso wird der aktuelle Track angezeigt. Vier voreingestellte Presets findet ihr dort, alternativ legt ihr selbst Hand an und erstellt ein eigenes Preset. Mittels 6-Band Equalizer dürft ihr euer eigenes Hörvergnügen konfigurieren. Wer auf HD-Codecs Wert legt, der sollte unbedingt diese in der App aktivieren, denn erst dann kommt ihr auch in den oben erwähnten Genuss mit 96 kHz LDAC inkl. 24bit.

    Fazit – Edifier D32

    Angefixt von der wirklich schicken Optik (und meiner persönlichen guten Erfahrung mit Edifier) wollten wir die Edifier D32 Box unbedingt ausprobieren – und wurden in allen Punkten positiv überrascht!

    Nicht nur der schicke Retro-Look kann überzeugen, sondern auch die Verarbeitung. Hier sitzt alles genau da, wo es hingehört und nirgends tut sich eine scharfe Kante auf. Darüber hinaus glänzt die D32 mit einer ausreichenden Auswahl an Anschlussvarianten.

    Beim Soundcheck wurde dann schnell klar, dass sich der Lautsprecher in den heimischen vier Wänden deutlich wohler fühlt als im Freien. Das Klangerlebnis steht im Mittelpunkt und Outdoor verliert die Box spürbar ihre Kernkompetenz. Die fehlende IP-Zertifizierung unterstreicht genau diesen Punkt.

    In Räumen kommen dafür sowohl Laien als auch Profis voll auf ihre Kosten, was angesichts der kompakten Bauform erstaunlich ist. Besonders die hochauflösenden HD-Codes haben es uns angetan. Nach einem solchen Hörerlebnis fragt man sich, wie man bislang ohne diese auskam. Es ist ein runder, warme Klang mit einer exzellenten Aussteuerung.

    Alle Kopplungen und Anschlüsse funktionierten reibungslos, auch die gleichzeitige Kopplung mit zwei Endgeräten. Die Akkulaufzeit schwindet mit steigender Lautstärke und lag bei uns mit ca. 8-9h etwas unter der Herstellerangabe. Momentan scheint der Preis bereits zu purzeln, so dass die Edifier D32 bereits für 100€ weniger als der UVP zu haben ist. Wer einen hochwertigen und handlichen Lautsprecher in edler Optik für daheim sucht, der sollte sich das Gerät genauer anschauen und in real ausprobieren.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur