Anycubic Kobra 2 – Test/Review

    Heizbett und Druckplatte:

    Das Heizbett des Druckers benötigt ein paar Minuten, bis es die Drucktemperatur erreicht hat. Je nach Umgebungstemperatur dauert es für das Aufheizen auf die PLA-Temperatur von 60 °C etwa 3-4 Minuten, die Temperatur wird dann sehr stabil gehalten. Mit einem Wärmebild wollen wir uns nun die Wärmeverteilung anschauen. Hierbei sollte man jedoch beachten, dass die Druckoberfläche leicht reflektierend ausgelegt ist. Denn bei der Analyse von Wärmebildern muss man einen zentralen Faktor bedenken, die gemessene Temperatur ist abhängig vom Emissionsgrad einer Oberfläche. Verschiedenartige Oberflächen geben Wärme unterschiedlich gut ab, was die im Wärmebild dargestellten Temperaturen beeinflusst. Auch wenn die Oberflächen eigentlich gleich warm sind, können sie im Wärmebild mit scheinbar unterschiedlichen Temperaturen erscheinen, wenn sich der Emissionsgrad der Oberflächen unterscheidet. Möchte man also aus einem Wärmebild eine Temperatur ablesen, muss man den Emissionsgrad der Oberfläche kennen. Ist dieser nicht bekannt, kann man für gleichartige Oberflächen allerdings immerhin Informationen zur Temperaturverteilung folgern. Aufgenommen wurde das Wärmebild mit einer Flir C5.

    Das Wärmebild haben wir einmal mit und einmal Druckoberfläche aufgenommen. Die magnetische Kontaktfläche sollte dabei durch die Schwarzmatte Oberfläche einen Emissionsgrad im Bereich von 0,9 bis 0,95 aufweisen, wie er standardmäßig von den Kameras genutzt wird. So konnten wir in dem Fall bei einer eingestellten Heizbetttemperatur von 60 °C auch diese Temperatur messen. Im zweiten Bild ist die Druckoberfläche aufgelegt und wir haben auch die Skala etwas angepasst, indem wir die untere Temperatur der Darstellung etwas erhöht haben. So fallen Temperaturunterschiede im Bild etwas stärker auf. Auffällig ist, dass die höchste Temperatur in der Mitte der unteren Hälfte auftritt und die kühlsten Stellen in den oberen Ecken zu finden sind. Misst man im Wärmebild nach, ergibt sich eine Temperaturstreuung im Bereich von etwa 4 °C.

    Als Druckplatte kommt ein Federstahlblech mit PEI-Beschichtung zum Einsatz. Eine Seite bietet eine glatte, eine leicht raue Textur. Diese Druckplatten kennt man von Anycubic schon seit mehreren Druckergenerationen. Die Haftung des PLAs auf der Druckplatte ist schon bei 60 °C wirklich sehr gut. Man benötigt nur bei sehr kleinen Objekten einen Brim, um die Aufstandsfläche zu vergrößern. Kühlt die Platte ab, platzen die meisten Objekte von selber los, ansonsten reicht ein leichtes Biegen zum Ablösen. Besonders die raue Seite verleiht dem Druckobjekt eine wirklich sehr schöne Textur.

    Energiebedarf:

    Mit einem Voltcraft SEM6000 Energiekostenmessgerät haben wir die Leistungsaufnahme des Druckers erfasst. Im Leerlauf liegt der Stromverbrauch bei 9 W. Startet man das Aufheizprogramm des Druckers steigt der Leistungsbedarf schlagartig auf 450 W an. Mit zunehmender Temperatur sinkt die Leistungsaufnahme des Druckers wieder ab. Bei einem laufenden Druck schwankt die Leistungsaufnahme stark, abhängig von der Notwendigkeit des Nachheizens und der aktiven Schrittmotoren. Bei einem Benchy mit PLA ist der geringste Wert bei 80 W, mit einem üblichen Schwanken bis 150 W und einigen Leistungsspitzen bis hin zu 300 W. Für den 45 Minuten dauernden Druck eines Benchys ergab sich so ein gesamter Stromverbrauch von etwa 0,12 kWh.

    Der empfohlene Slicer:

    Zuletzt wurden die Drucker von Anybuic immer mit Profilen für Cura ausgeliefert. Der Anycubic Kobra 2 hingegen kommt mit einem Profil für den Prusa Slicer. Auf der SD-Karte findet sich zudem eine aktuelle Version des Slicers, bei der das Profil bereits hinterlegt ist. Für den korrekten Import des Profils findet sich auch eine Anleitung, die man durchaus befolgen sollte. Wenn man das Druckerprofil so wie beschrieben in den Prusa Slicer importiert, wird zum einen der Drucker korrekt angelegt, zum anderen wird ein Profil für 0,2 mm Schichtdicke mit einer Druckgeschwindigkeit von 150 mm/s importiert. Zusätzlich empfiehlt Anycubic hier die Einbindung des Tools ArcWelder. In der Regel arbeiten 3D-Drucker bei gebogenen Konturen mit linearen G0/G1-Befehlen. Der ArcWelder ersetzt diese durch G2/G3-Befehle, die mit Bogensegmenten arbeiten. So wird der G-Code deutlich verkleinert und kann so effizienter verarbeitet werden. Auf die weitere Bedienung des Slicers gehen wir an dieser Stelle (noch) nicht tiefer ein.

    Fazit:

    Anycubic bietet mit dem Kobra 2 ein neues Druckermodell, dass durchaus einige Fortschritte gegenüber seinem Vorgänger mit sich bringt. So wurde nicht nur die Druckgeschwindigkeit deutlich gesteigert, auch die Druckqualität hat sich weiter verbessert. Hier weiß besonders der überarbeitet Extruder zu überzeugen. Denn dieser liefert zum einen schnell und zuverlässig eine gleichmäßige Materialmenge, zum anderen verfügt er über eine sehr effiziente, beidseitige Kühlung der Druckobjekte. So lassen sich auch starke Überhänge sauber drucken.

    Wie im Abschnitt Druckqualität ausführlich erläutert, sind die Druckobjekte zwar nicht frei von Ringing- und Ghosting-Artefakten, jedoch fallen diese nur leicht auf und schaden der sehr gleichmäßigen Druckoberfläche nur leicht. So muss sich die Qualität der Benchys auch nicht vor teureren Druckern, wie dem Bambu Lab X1 Carbon, verstecken. Durch das sehr gleichmäßige Druckbild fällt allerdings der Layerübergang deutlicher auf, hier sollte man auf eine passende Platzierung achten.

    Montage und Bedienung des Druckers sind schnell und einfach. Saubere Drucke sind hier bereits eine halbe Stunde nach dem Auspacken möglich. Insgesamt ist der Drucker so auch für Einsteiger sehr gut geeignet. Vermisst haben wir nur zwei Features, Input-Shaping und eine Netzwerkeinbindung zur Fernüberwachung.

    Aktuell liegt der Verkaufspreis in Deutschland bei 299 €. Für die gebotene Ausstattung, die Features, die weiter gestiegene Qualität, die leichte Bedienung und die gute Druckqualität wirklich sein sehr guter Preis.

    Der 3D-Drucker Kobra 2 wurde Game2Gether von Anycubic für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers oder Händlers auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.

    Quelle: Produktseite Anycubic

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    Alexander Schaaf
    Seit der Jugend bin ich von PC-Hardware begeistert und habe Systeme in den verschiedensten Hardware-Generationen gebaut. Mit der Zeit kamen dann auch Videokonsolen dazu. Ich bin hier eigentlich in allen Bereich aktiv. Mit einem Schwerpunkt auf Hardware.