Wednesday – die neue Serie aus dem The Addams Family-Universum – startete am 23. November bei Netflix und hält sich seitdem in den Top 10 der Seriencharts des Streaming-Dienstes.
Viele werden Die Addams Family noch aus ihrer Kindheit kennen – mit Händchen, Gomez und Morticia. Eine Familie, deren Geschichte 1938 als Cartoon in der Zeitung The New Yorker begann und ganze Generationen begleitete, erhält mit Wednesday einen neuen, moderneren Anstrich, ohne aber den düstere gothicartigen Charakter zu verlieren.
Dahin geht die Reise
Wednesday nimmt uns mit in eine Welt voller Monster und ausgestoßener Kreaturen. Nach einem Zwischenfall an ihrer alten Schule, bringen ihre Eltern Gomez und Morticia sie an ihrem alten Internat Nevermore Academy unter (Ja, das ist eine Anspielung auf Edgar Allan Poe).
Umgeben von Vampiren, Sirenen, Werwölfen und anderen fantastischen Kreaturen scheint es erst einmal, als sei Wednesday endlich in ihrer Welt angekommen.
Schnell fällt aber auf, dass Wednesday sogar unter Außenseitern eine Außenseiterin ist.
Sie lernt dort Enid kennen – ihre farbenfrohe, quirlige Mitbewohnerin, die so ziemlich in allen Bereichen des Lebens Wednesdays Gegenteil ist.
Schon bald wird die Nevermore Academy und die Stadt Jericho zum Schauplatz rätselhafter Geschehnisse, deren Aufklärung Wednesday selbst in die Hand nimmt. Ein Ungeheuer, ein abartiges Monster, streift in den Wäldern umher und hinterlässt eine blutige Spur hinter sich. Wer es ist und warum es unschuldige Leben fordert, ist unklar.
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Ein Fest für Fans des Übernatürlichen
Dass Tim Burton seine Finger mit im Spiel hat, war von Anfang an zu erahnen. Selbst, wenn man den Namen nicht in den Credits gelesen hätte, zeichnet sich doch sein einzigartiger Stil in der Serie ab. Burton hat, wie bekannt ist, einen Hang zum Dunkleren, Makabren und das wird auch in Wednesday vom ersten Moment an ersichtlich.
Regie hat bei der Serie Tim Burton, Gandja Monteiro und James Marshall geführt.
Das Drehbuch stammt aus der Feder von Alfredo Gough und Miles Millar.
Das gesamte Filmteam hat einen grandiosen Job geleistet, als es darum ging, Kostüme, Text und Kulisse aufeinander abzustimmen.
Die Stimmung ist bedrückend, düster und passt sich der mit Rätseln und Ungereimtheiten gespickten Erzählung an. Mit jeder Folge taucht man ein kleines bisschen tiefer in die Abgründe der Schule und der Stadt ein und nicht selten lässt die nächste Wendung den Zuschauenden überrascht dasitzen.
Aber nicht für lange, denn sobald der Abspann kommt, klickt man auf „nächste Folge“, wenn die nächste kann nicht schnell genug begonnen werden.
Nicht zu vergessen: Ein Plottwist jagt den nächsten. Deswegen allein bleibt man schon im Atem!
Einmalige Elemente bringen mehr Leben in die Show
Begeistert hat mich das Gothic-Setting des Films. Die Elemente schmiegen sich in die Geschichte – natürlich, es handelt sich schließlich um eine Adaption aus dem The Addams Family-Universum! Dass es dennoch so gut funktioniert – bspw. mit dem harschen Kontrast zwischen Wednesday und ihrer Mitbewohnerin Enid – ist nicht immer selbstverständlich.
Ein interessanter Funfact an dieser Stelle ist sicherlich auch, dass Schauspielerin Jenna Ortega, die Wednesday verkörpert, aktiv bei der Entwicklung der Serie und der Figur mitgewirkt hat. Nicht nur hat sie die Tanzszene aus Folge 4 selbst choreografiert und wenn man selbst einmal auf einem Goth-Festival war, weiß, dass sie sich an echten Goth-Tänzen bediente. Sie teilte auch kürzlich in einem Interview mit Wired mit, dass sie als Kind Autopsien an kleinen Tieren in ihrem Garten durchgeführt hat. Das allein wirft noch einmal ein ganz eigenes Licht auf die Wahl der Schauspielerin für die Rolle Wednesday.
Schauspielerische Verkörperungen: Auf dem Punkt!
Ich zerbreche mir den Kopf darüber, welche Schauspielerin für Wednesday Addams infrage hätte kommen können. Nur fällt mir niemand ein, der besser in die Rolle gepasst hätte, als Jenna Ortega.
Sie spielt die Rolle von Wednesday einmalig gut. Einen Charakter wie Wednesday glaubwürdig rüberzubringen, ist eine Herausforderung an und für sich.
Wednesday zeigt autistische Merkmale: Sie mag keinen Körperkontakt, es fällt ihr schwer, Emotionen zu zeigen, sie zu verstehen oder nachzuvollziehen. Sie hat starke spezielle Interessen. Ist überdurchschnittlich intelligent und von ihrem Umfeld schnell gelangweilt, weil es sie nicht fordert. Deswegen scheint sie an dieser Stelle eine Herausforderung gefunden zu haben, als es um die Mordserie geht, die das kleine Dorf Jericho erschüttert. Sie kniet sich rein, die Lösung zu finden. Man könnte fast sagen, dass sie auf ihre Weise aufblüht.
Jenna Ortega bringt diese Facetten der Figur glaubhaft rüber.
Catherine Ceta-Jones als Morticia und Luis Guzmán als Gomez passen wie die Faust aufs Auge. Und auch, wenn sie „nur“ Nebenrollen spielen, spielen sie diese verdammt gut. Selbiges gilt für Isaac Ordonez, der in die Rolle des kleinen Bruders Pugsley Addams schlüpft.
Emma Myers, in der Rolle von Enid Sinclair, wächst einem über die Serie hinweg sehr ans Herz. Sie ist so quirlig und laut und das krasse Gegenteil zu Wednesday, aber vielleicht ist sie deswegen auch so wichtig und interessant.
Gwendoline Christie (Game of Thrones) schlüpft in die Rolle der Direktorin der Nevermore Academy Larissa Weems.
Christina Ricci, die in dieser Serie die „Normie“-Lehrerin Marilyn Thornhill übernimmt, wird einigen Zuschauern bekannt vorkommen: Sie hatte vor Jenna Ortega die Figur Wednesday verkörpert.
Fazit: Einmal alles auf den Punkt!
Mit Wednesday erhält die Alternative Szene eine weitere Repräsentation in den Mainstream-Medien, die sie sich viele bereits früher gewünscht hätten. Stranger Things legte mit Eddie Munson den Grundstein und Netflix legt mit Wednesday noch eine Schippe drauf.
Metaller und Gothics, die sich jetzt etwa in ihren frühen 30ern befinden werden, haben bereits auf Tiktok mitgeteilt, dass sie dankbar für die Repräsentation sind und sich gewünscht hätten, dass diese während ihrer Schulzeit schon zugegen gewesen wäre. Dem kann ich mich voll und ganz anschließen. Als Angehöriger einer Subkultur wie Gothic fühlt man sich mit der aktuellen Film- und Serienauswahl auf Netflix und Co. gesehen. Das hat die Serie auf jeden Fall geschafft!
Einziges Manko daran: Diejenigen, die damals das Gesicht verzogen und Subkulturen als irre abstempelten, tun nun so, als gehörten sie dazu. Aber das ist der Preis dessen, wenn Subkulturen eine Bühne bekommen. Und zu nichts anderem gehört die Addams Family. Damals in der Schule eine Beleidigung, heute etwas, auf das man doppelt stolz sein kann. Denn das Filmteam hat in der Umsetzung meiner Meinung nach alles richtig gemacht.
Anfangen bei der Schauspielerauswahl, hin zum Storytelling und dem Storysetting, hin dazu, dass etwas, das vor knapp zwanzig oder fünfzehn Jahren noch verhasst und verpönt war, endlich den Weg in die Akzeptanz findet.
Wer also auf düstere Mördermysterie steht und sich in einem Internat gefüllt mit Außenseitern (Vampiren, Werwölfen und anderen) an die Aufklärung einer Mordserie machen möchte, der ist mit dieser Serie bestens versorgt!
Bildquelle: Netflix