Nach 18 Jahren Wartezeit ist Samus Aran endlich zurück. Metroid Prime 4: Beyond für Nintendo Switch und Switch 2 will die Serie revolutionieren – doch gelingt das trotz turbulenter Entwicklungsgeschichte? Unser ausführlicher Test verrät, ob sich der Kauf lohnt.
Veröffentlicht: 04. Dezember 2025 | Plattformen: Nintendo Switch, Nintendo Switch 2 | Entwickler: Retro Studios | Genre: Action-Adventure / FPS
Das Ende einer langen Odyssee
Es grenzt fast an ein Wunder, dass dieses Spiel existiert. Nachdem die Entwicklung komplett neu gestartet wurde und Fans fast ein Jahrzehnt seit der ersten Ankündigung gewartet haben, ist Metroid Prime 4: Beyond endlich da.
Mit einem Metascore von rund 80-81 zeichnet sich das Bild eines Titels, der technisch brilliert, spielerisch jedoch die Community spaltet. Es ist ein sehr gutes Spiel, aber vielleicht nicht das makellose Meisterwerk, auf das viele nach der langen Wartezeit gehofft haben.
Gameplay: Klassische Stärken und moderne Experimente
Im Kern bleibt Metroid Prime 4 seinen Wurzeln treu. Wenn Samus isoliert Ruinen erkundet, Gegner scannt und Rätsel löst, erreicht das Spiel die höchsten Höhen, die die Serie je kannte. Das Gunplay, die Atmosphäre in den Dungeons und das Scannen haben uns sofort gepackt – vertraut, befriedigend und qualitativ hochwertig.
Doch Retro Studios geht Risiken ein, die für uns nicht immer zünden.
Die offene Welt und das neue Bike
Die größte und kontroverseste Neuerung ist die Einführung einer Hub-Zone namens Sol Valley sowie einem Motorrad namens Vi-O-La.
Das Wüstengebiet wirkte auf uns leer und uninspiriert – wie bloße Zeitstreckung, um die Spielzeit künstlich zu verlängern. Das Bike-Gameplay fühlte sich schwammig an und passt unserer Meinung nach nicht zu einem Metroid-Spiel, das traditionell auf Erkundung zu Fuß und Klaustrophobie setzt.
Andererseits bietet das Bike einen willkommenen Tempowechsel, auch wenn die Welt nicht so dicht vernetzt ist wie in früheren Titeln.
Linearität statt Labyrinth
Ein deutlicher Schwachpunkt ist die Linearität. Während Metroid traditionell für freies Erkunden und Backtracking bekannt ist, führt Prime 4 streng an der Hand. Das Gefühl, sich auf einem fremden Planeten zu verlieren, wich bei uns dem Abarbeiten einer Checkliste – ein Verlust gegenüber den Vorgängern.
Atmosphäre versus Hilfestellungen
Samus ist nicht mehr allein. Der NPC Myles MacKenzie, ein Ingenieur der Galaktischen Föderation, begleitet via Funk durch das Abenteuer.
Dies erwies sich im Test als zweischneidiges Schwert. Die ständigen Kommentare störten für uns das Gefühl der Isolation, das Metroid Prime einst definierte. Immerhin: Myles ist vor allem im Intro präsent und hält sich im späteren Spielverlauf zurück, sofern er nicht aktiv um Hilfe gebeten wird.
Technik: Nintendo Switch vs. Switch 2 im Vergleich
Hier spielt Metroid Prime 4 seine Trümpfe aus. Es handelt sich um ein technisches Wunderwerk, besonders auf der neuen Hardware.
Performance auf der Nintendo Switch 2
Die Switch-2-Version bietet zwei Modi: einen Qualitätsmodus mit hochskalierter Auflösung von 1440p auf 4K bei stabilen 60 FPS sowie einen Performance-Modus mit 1080p bei beeindruckenden 120 FPS.
Die Ladezeiten fielen im Test extrem kurz aus – fünfmal schneller als auf der alten Switch. Visuelle Effekte wie Licht und Partikel beeindruckten uns durchgehend. Zudem gibt es eine Maus-Steuerung, die gut funktioniert, auch wenn Optionen zum Invertieren der Y-Achse fehlen.
Performance auf der Original-Switch
Auch hier leistet Retro Studios Erstaunliches. Das Spiel läuft mit stabilen 60 FPS. Allerdings sind Abstriche bei der Auflösung nötig: Im Dock werden 900p erreicht, im Handheld-Modus fällt die Auflösung teils auf 540p. Texturen laden in offenen Arealen sichtbar nach.
Story und Sound
Die Geschichte fällt eher flach aus. Der lang erwartete Antagonist Sylux bleibt hinter den Erwartungen zurück und wirkt im Vergleich zu seinem Aufbau über die Jahre enttäuschend.
Der Soundtrack hingegen konnte uns überzeugen: Die Musik und das Sounddesign tragen maßgeblich zur dichten Atmosphäre in den klassischen Level-Abschnitten bei. Allerdings unterbricht das Gequassel der NPCs diese Stimmung regelmäßig.
Fazit: Lohnt sich Metroid Prime 4: Beyond?
Metroid Prime 4: Beyond ist ein exzellenter Shooter, der jedoch unter der Last seines eigenen Erbes und moderner AAA-Trends ächzt. Das Spiel versucht, sowohl alte Fans als auch ein neues Publikum anzusprechen – und läuft dabei Gefahr, keine der beiden Gruppen vollständig zufriedenzustellen.
Für Neueinsteiger bietet sich ein visuell beeindruckendes, zugängliches Action-Adventure. Die Linearität und die Hilfestellungen durch NPCs erleichtern den Einstieg. Die Grafik auf der Switch 2 ist ein echtes Showcase für Nintendos neue Hardware.
Veteranen werden die klassischen Dungeons, das Gunplay und die Bosskämpfe lieben – sich aber vermutlich an der leeren Hub-World, den Dialogen und der mangelnden Freiheit stören.
Wer ein Meisterwerk wie Metroid Prime 1 erwartet, könnte enttäuscht werden. Wer jedoch bereit ist, über einige Design-Schwächen hinwegzusehen, erhält einen der besten Shooter, die Nintendo je produziert hat.
Die Nintendo-Switch 2-Version von Metroid Prime 4: Beyond wurde Game2Gether für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Publishers oder Entwicklers auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.
