Marvel Cosmic Invasion Test/Review

    Quelle: Nintendo

    Retro-Beat’em-ups erleben seit einigen Jahren eine erstaunliche Renaissance. Titel wie TMNT: Shredder’s Revenge oder Mighty Morphin Power Rangers: Rita’s Rewind haben vorgemacht, wie man klassische Prügelspiel-Dynamiken erfolgreich ins moderne Zeitalter überführt. Marvel Cosmic Invasion reiht sich nun als besonders prominenter Vertreter in diese Bewegung ein und präsentiert ein Pixel-Art-Spektakel, das spürbar von den Arcade-Hochzeiten der neunziger Jahre inspiriert ist. Die Einflüsse reichen von Capcoms The Punisher bis hin zu Konamis legendärem X-Men-Automaten. Tribute Games knüpft daran an und liefert einen Titel, der in seiner Präsentation kaum nostalgischer sein könnte, zugleich aber einige neue Ideen einbringt.

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    Ein Rundflug durch das Marvel-Universum

    Das Grundprinzip ist klassisch. Spielende wählen aus einem Aufgebot von 15 Helden zwei Figuren aus, kombinieren sie frei miteinander und prügeln sich durch 15 Stages, die ikonische Schauplätze des Marvel-Universums abbilden. Der Schauplatz wechselt zügig von New Yorks Straßenschluchten in die Savage Land Wildnis und später ins tiefste Weltall. Hinter all dem steht eine direkte Anlehnung an das Annihilation-Wave-Comic-Event, das Antagonist Annihilus ins Zentrum rückt. Dieser nutzt seine Cosmic Control Rod, um eine Invasion zu starten, die Spielerinnen und Spieler selbstverständlich aufhalten sollen.

    Schon nach wenigen Minuten wird deutlich, dass Marvel Cosmic Invasion die Vorlage ehrt. Die Pixel-Animationen sind fein, detailverliebt, mit unzähligen kleinen Referenzen gefüllt und stilistisch unter den besten aktuellen Retro-Brawlern. Besonders Venom sticht heraus, dessen Transformationen eine beeindruckende Mischung aus Bedrohlichkeit und Cartoon-Überzeichnung bieten. Auch die einzelnen Levels sind voller Easter Eggs, die Fans vieler Marvel-Ären erfreuen.

    Tag-Team-Mechanik als frischer Impuls

    Der größte Unterschied zu klassischen Beat’em-ups besteht darin, dass jede Person im Team zwei Helden gleichzeitig auswählt. Ein Knopfdruck genügt, um zwischen ihnen zu wechseln, was den Spielfluss dynamischer macht und taktische Vielfalt eröffnet. Darüber hinaus stehen Team-Angriffe zur Verfügung, die beide Figuren kurzzeitig gemeinsam agieren lassen und den Bildschirm in ein Effektfeuerwerk verwandeln. Besonders in lokalen Sitzungen mit mehreren Spielern entfaltet sich hier ein herrlicher Over-the-Top-Chaosfaktor. Theoretisch können so bis zu acht Helden gleichzeitig auf dem Bildschirm stehen, was eine urkomische und zugleich fordernde Form von Kampfgewusel erzeugt.

    Jeder der 15 spielbaren Helden steuert sich unterschiedlich. She-Hulk etwa ist schwerfälliger, aber physisch stärker, während Storm oder Silver Surfer ihre Stärken in der Luft ausspielen. Hinzu kommen individuelle Spezialfähigkeiten, die den Helden Charakter verleihen. Black Panther wirft Vibranium-Speere, Rocket Raccoon hantiert mit einer Mischung aus Sprengstoff und Gadgets, Captain America beendet Kämpfe mit einem rotierenden Schildangriff. Angriffe bauen zudem Fokus auf, der für besonders mächtige Bildschirmattacken genutzt wird.

    Solo fordernd, im Koop ein Spektakel

    Obwohl Marvel Cosmic Invasion im Einzelspieler gut funktioniert, merkt man deutlich, dass der Koop-Modus der eigentliche Kern des Spiels ist. Drop-in/Drop-out funktioniert reibungslos, sodass Familie und Freunde jederzeit einsteigen können. Der Schwierigkeitsgrad ist im Solo-Modus spürbar höher, da Gegnerwellen sich gelegentlich als zäh erweisen. In Gruppen sinkt die Frustration jedoch deutlich, und der Titel entfaltet eine Art kooperative Hektik, die man aus modernen Actionspielen selten kennt.

    Die Helden lassen sich durch wiederholtes Spielen aufwerten. Jeder absolvierte Level bringt Erfahrung, wodurch neue Passivfähigkeiten und mehr Lebenspunkte freigeschaltet werden. Dies motiviert, bestimmte Charaktere weiterzuentwickeln, erschwert jedoch zu Beginn das Experimentieren. Neue Figuren fühlen sich spürbar schwächer an, bis sie einige Level hinter sich haben.

    Kleine Schwächen bei der Treffererkennung

    Einer der wenigen strukturellen Kritikpunkte ist die Tiefenwahrnehmung. Dies betrifft nahezu alle klassischen Brawler, fällt hier aber stärker ins Gewicht, da viele Gegner fliegen können. Ohne auf den Schatten zu achten – was bei all dem Bildschirmchaos schnell untergeht – verfehlt man häufig Schläge oder Sprungangriffe, obwohl man gefühlt in perfekter Position ist. Dies sorgt in hektischen Momenten für unnötige Frustration.

    Viel Wiederspielwert für Brawler-Fans

    Das erste Durchspielen dauert etwa drei Stunden, doch der Titel ist bewusst auf Wiederholung ausgelegt. Herausforderungen regen dazu an, bestimmte Helden oder Gameplay-Stile auszuprobieren. Zudem lassen sich Belohnungen in den Cosmic Matrix investieren, um Biografien, Farbvarianten und Arcade-Modifikatoren freizuschalten. Der enthaltene Arcade-Modus komprimiert das Spiel weiter und bringt zusätzliche Struktur.

    Fazit

    Marvel Cosmic Invasion ist kein Genre-Revolutionär, doch der Titel weiß genau, wo seine Stärken liegen. Es ist eine liebevoll gestaltete, hervorragend animierte Hommage an klassische Arcade-Brawler, die dank Tag-Team-System und Koop-Design eigene Akzente setzt. Die Helden unterscheiden sich angenehm deutlich, die Schauplätze sind voller Details und das Zusammenspiel mit mehreren Personen sorgt für ein Maß an Chaos, das schlicht Spaß macht. Kleinere Probleme mit der Tiefenwahrnehmung und gelegentliche Solo-Spitzen im Schwierigkeitsgrad ändern wenig an einem insgesamt äußerst unterhaltsamen Gesamtpaket.