Call of Duty ist eine Reihe, die sich ständig selbst neu erfinden will und gleichzeitig unter dem Gewicht ihrer eigenen Geschichte steht. Black Ops 7 trägt diesen Konflikt deutlicher denn je. Schon der erste Trailer wirkte wie ein Versuch, an die Energie von Black Ops 2 anzuknüpfen: futuristisch, kantig, voller Stil und erstaunlich mutig für eine Serie, die zuletzt eher im Kreis gelaufen ist. Doch was als hoffnungsvoller Kurswechsel begann, ist zu einem chaotischen Mix aus überambitionierten Ideen, fragwürdigen Entscheidungen und verlorenen Chancen geworden. Treyarch übernimmt hier eine undankbare Rolle. Das Studio sollte nicht nur den Mega-Erfolg des Vorgängers fortsetzen, sondern gleichzeitig das Black-Ops-Erbe modernisieren. Die Erwartungen waren gigantisch. Doch obwohl einzelne Elemente durchaus glänzen, stolpert Black Ops 7 über seine eigene Grundidee und das schon im Prolog.
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Eine Zukunft, die nichts zu sagen hat
Die Handlung versetzt die Black-Ops-Zeitlinie zehn Jahre nach vorne und eröffnet damit theoretisch Raum für neue Themen und Konflikte. Doch statt Visionen gibt es generische Sci-Fi-Gadgets, merkwürdige Waffenentwürfe und kaum echte Innovation. Die C-Link-Implantate mit futuristischen HUDs wirken wie ein Aufsatz auf bekannte Mechaniken, ohne dem Gameplay neue Tiefe zu geben.vWas wirklich überrascht, ist die Entscheidung, den zentralen Antagonisten wieder auszugraben. Ohne zu spoilern: Die Eröffnung erinnert an eine Meme-Variante von „irgendwie ist er zurückgekehrt“. Ohne starken erzählerischen Unterbau fühlt sich die Prämisse leer an, weniger Nostalgie, mehr verzweifelter Versuch, an den Ruhm früherer Jahre anzuknüpfen.

Der Kampagnenaufbau verstärkt dieses Problem. Black Ops 7 setzt vollständig auf Koop-Strukturen und wave-basierte Gegnergruppen mit Lebensanzeige. Das wirkt wie ein Hybrid aus Zombies und einem Live-Service-Shooter. Diese Richtung mag für Fans schneller Action funktionieren, doch sie entzieht dem Kern der Black-Ops-Reihe – düstere Spionage, dichte Atmosphäre, psychologische Tiefe – jegliche Grundlage. Spieler, die allein unterwegs sind, können nicht einmal pausieren, was zusätzlich irritiert.
Kampfgefühl zwischen Frust und Überraschung
Das Gameplay zeigt jedoch, dass Treyarch zumindest auf mechanischer Ebene zugehört hat. Die überbordende Mobilität und das extreme Movement-Chaos des Vorgängers wurden spürbar entschärft. Die Spielfiguren bewegen sich natürlicher, Gleitmanöver verlieren ihren Turbocharakter, und Waffen vermitteln endlich wieder ein sattes Feedback. Doch selbst hier hakt es. Die Time-to-Kill im gesamten Spiel wirkt ungewöhnlich hoch. Gegner absorbieren Magazine wie Granitblöcke, und selbst Standardgegner sind mitunter wahre Kugelschwämme. Ein paar tankige Elite-Einheiten wären als Akzent völlig ausreichend gewesen, aber in Black Ops 7 fühlt sich fast jeder Feind danach an. Das nimmt Tempo und Spannung – zwei Elemente, die für Call of Duty zentral sind.

Im Multiplayer sorgt das für gemischte Ergebnisse. Das Schussgefühl ist stark, viele Waffen spielen sich gut, und es gibt kein dominantes Meta, das alles überschattet. Gleichzeitig sind die Karten erneut klein geraten, was die neue Respawn-Mechanik mit Wingsuits oft absurd macht: Man gleitet über die Map und wird binnen Sekunden abgeknallt, bevor überhaupt ein Gefecht beginnt.
Zombies als Lichtblick
So chaotisch die Kampagne und Teile des Multiplayer auch sein mögen, Zombies ist der Modus, der Black Ops 7 am Leben hält. Die Balance stimmt, das Teamplay funktioniert intuitiv, die Gegner reagieren dynamisch, und das stetige Hochdrehen der Gefahr erzeugt genau die Mischung aus Panik und Adrenalin, die Fans lieben. In meinen ersten Runden erlebte ich sofort wieder dieses typische Zombies-Gefühl: Fremde, die innerhalb weniger Minuten zu Verbündeten werden, stille Übereinkünfte beim Überleben, verzweifelte Hilfsmanöver und kollektive Untergänge, die mehr Spaß machen als so mancher Sieg im Multiplayer. Der Modus ist nicht nur technisch sauber, sondern auch spielerisch überragend, vielleicht einer der besten Horde-Shooter dieses Jahres.

Wenn Präsentation und Vision auseinanderdriften
Black Ops 7 ist visuell beeindruckend. Animationen, Lichtstimmungen und Waffeneffekte gehören weiterhin zur Oberklasse des Genres. Doch dieser professionelle Eindruck gerät ins Wanken, sobald man die Menügestaltung und einige der Sammelkarten betrachtet, deren generische KI-Bilder fast schon parodistisch wirken. Dass Activision erklärt, dieser Einsatz von automatisch generierten Grafiken solle die eigenen Teams „unterstützen“, wirkt angesichts solcher Ergebnisse eher wie ein Fehltritt. Nicht weil KI per se in Spielen tabu sein müsste, sondern weil sie hier an Stellen zum Einsatz kommt, die eigentlich von Kreativität leben sollten.

Call of Duty hat über fast zwei Jahrzehnte hinweg immer wieder zwischen Innovation und Routine balanciert, oft mit beeindruckender Konsequenz und manchmal mit fragwürdiger Risikobereitschaft. Black Ops 7 versucht, beides gleichzeitig zu sein: ein mutiger Neustart und eine nostalgische Wiederbelebung. Doch genau dieser Spagat führt dazu, dass das Spiel in keiner Disziplin wirklich Klarheit findet. Treyarch zeigt mit starkem Gunplay, überarbeiteten Bewegungsmechaniken und einem herausragenden Zombies-Modus noch immer, dass es zu den talentiertesten Studios der Branche gehört. Gleichzeitig werden erzählerische Beliebigkeit, stilistische Unsicherheit und konzeptionelle Widersprüche sichtbarer denn je. Das Ergebnis ist ein Spiel, das handwerklich beeindruckt, emotional aber kaum etwas transportiert. Gerade weil Black Ops als Submarke traditionell für narrative Ambition steht, schmerzt dieser fehlende Fokus besonders. So bleibt Black Ops 7 ein Titel voller guter Einzelteile, der dennoch nicht das große Ganze erreicht, das sich viele nach dem starken Vorgänger erhofft hatten.
Fazit
Call of Duty Black Ops 7 ist ein Spiel, das handwerklich viel richtig macht, aber konzeptionell keinen Halt findet. Die Kampagne hängt zwischen Nostalgie und einer Zukunftsvision, die nie wirklich Form annimmt. Der Multiplayer hat starkes Gunplay, wird aber durch fragwürdige Mapentscheidungen und das TTK-Problem ausgebremst. Zombies hingegen überzeugt klar und dürfte viele Spieler allein durch seine Qualität binden. Doch am Ende bleibt der Eindruck, dass Black Ops 7 ein Produkt widersprüchlicher Ziele ist: technisch solide, spielerisch kompetent, erzählerisch verloren. Nach dem starken Vorgänger wirkt es wie ein Rückschritt, nicht katastrophal, aber erschreckend richtungslos. Für Fans der Zombies-Reihe lohnt sich ein Blick unbedingt. Wer jedoch auf eine starke Kampagne oder eine klare Identität im Multiplayer gehofft hat, wird hier eher eine Warnung als eine Weiterentwicklung finden.

